Hallo!
Ich gehe davon aus, dass dieser Mann Typ1-Diabetes hat. Sonst sind meine Aussagen nur bedingt korrekt.
es handelt sich um einen mann, so um die 30, der diabetiker
ist. er spritzt mehrmals tgl. und ißt was ihm schmeckt. keine
disziplin.
Ich esse auch was mir schmeckt *lächel* Das alleine ist kein Kriterium für einen schlecht eingestellten Diabetes.
Früher war es tatsächlich noch so, dass man als Diabetiker keinen Zucker und kein dies und jenes und sonstewas essen durfte. Das steckt in den Leuten.
Aber, ein geschulter Diabetiker kann und darf alles essen, was ihm schmeckt. Er muss es nur entsprechend mit Insulin abdecken. Ansonsten steht ihm aber alles frei, was einem Gesunden auch mundet.
im allgemeinen und im besonderen. und - er hat offene beine.
es blutet.
Das ist natürlich sch***.
wie könnte da wohl die prognose sein ?
Die Prognose…kann man schlecht einschätzen. Es sind ja meistens nicht nur Folgekrankheiten (früher nannte man die mal Spätschäden), die man sehen kann, sondern auch viele versteckte.
einsichtig ist er jedenfalls nicht.
Und da liegt das Problem. Wieso meinst Du, er muss einsichtig sein? Ist es nicht sein Leben?
Diabetes bedeutet nicht nur spritzen und aufs Essen achten. Es bedeutet, jeden Tag damit leben zu müssen, dass irgendwann Probleme auftreten können. Es bedeutet, insgeheim zu wissen, dass man eine geringere Lebenserwartung hat als der Durchschnitt. Es bedeutet, dass man jeden verdammten Tag aufsteht und sich drum kümmern muss.
Das kann kein Gesunder nachvollziehen.
Das soll nun kein Mitleidsgeheische sein. Es ist nur so, dass man als Diabetiker oft falsch eingeschätzt wird. Von aussen sehen die Leute „keine Disziplin“, dass aber nicht jeder diese geforderte Disziplin so einhalten kann, wird gerne vergessen.
Bei mir hat es nur eine Person bisher geschafft, dass ich Disziplin halten kann. Das werdende Leben in mir. Seit ich schwanger bin, sind meine Werte bestens, der letzte Langzeitwert lag unter dem eines Gesunden.
Davor, und ich habe seit mittlerweile knapp 18 Jahren Diabetes, hat das keiner geschafft. Kein Arzt, kein Freund, kein Psychologe.
Es hat auch keine Begleiterscheinung, keine Folgekrankheit und kein Krankenhausaufenthalt geschafft.
Was ich damit sagen will ist, dass es nunmal Menschen gibt, die nicht fähig sind, diese Disziplin zu halten. Entweder haben sie ein wirklich einschneidendes Erlebnis, das ihnen einen so grossen Schrecken einjagt, dass sie vor lauter Angst sich dran halten. Oder sie haben auf einmal einen Grund (so wie bei mir, kann aber auch die grosse Liebe oder sonstwas sein), für den es sich zu kämpfen lohnt. Aber einfach so kommt man aus diesem Kreislauf kaum heraus.
Es gibt auch viele Krebskranke, die eine Chemo ablehnen, um mal bei sehr schwerwiegenden Fällen zu bleiben, oder Suchtkranke, die ihrer Sucht nicht entrinnen können.
Um Beispiele aus dem Alltag zu nennen…Übergewichtige, deren Gelenke den Geist aufgeben, notorische Zuschnellfahrer…
Auch die tun einfach, was sie eben tun, sei es nun gut für sie oder eben nicht.
Wenn dieser Mann möchte, kann er sich gerne mal mit mir in Verbindung setzen, ich bin weiss Gott niemand, der bekehren will (das steht mir auch gar nicht zu), aber ich kenne die Probleme, die man als Diabetiker haben kann, nur allzu gut.
Dir kann ich nur raten, rede mit ihm, zeige Interesse, reflektiere, was er Dir erzählt. Mein Mann ist mittlerweile fast genauso fit in Diabetesdingen wie ich, viele Freunde und Bekannte haben ein recht gutes Grundwissen, weil sie einfach zugehört haben. Es tut gut, wenn sich jemand ehrlich interessiert, aber es führt sofort zur Blockade, wenn jemand, der einfach nicht in so einer Situation wie man selbst ist, meint, er könnte Moralapostel spielen oder beurteilen, was man tut.
Lass ihm einfach sein Leben. Höre aufmerksam zu, oft sagt man schnellheraus, es geht einem gut, aber wenn der Zuhörer feinfühlig ist, erkennt er auch mal, wenn es nicht so ist, und kann vorsichtig nachfühlen, wieso es so sein könnte.
Liebe Grüsse
Bine