Diabetiker

Moin,

ich bin leider nur unzureichend informiert. trotzdem versuche ich ier mal eine antwort zu erhalten.
es handelt sich um einen mann, so um die 30, der diabetiker ist. er spritzt mehrmals tgl. und ißt was ihm schmeckt. keine disziplin.
im allgemeinen und im besonderen. und - er hat offene beine. es blutet.
wie könnte da wohl die prognose sein ?
einsichtig ist er jedenfalls nicht.
t.

Hallo, Tamsel,
deine Fragen nach den Aussichten kann man mit einem Wort beantworten: besch…
http://www.diabetes-news.de/news/nachrichten/pm02050…
Oder um es noch deutlicher zu sagen:
Diabetische Augenerkrankung(Retinopathie)
Diabetische Nierenerkrankung(Nephropathie)
Diabetische Polyneuropathie (aber so weit ist er ja schon)
http://www.mdr.de/hauptsache-gesund/751842.html
Gruß
E.

Hallo!

Ich gehe davon aus, dass dieser Mann Typ1-Diabetes hat. Sonst sind meine Aussagen nur bedingt korrekt.

es handelt sich um einen mann, so um die 30, der diabetiker
ist. er spritzt mehrmals tgl. und ißt was ihm schmeckt. keine
disziplin.

Ich esse auch was mir schmeckt *lächel* Das alleine ist kein Kriterium für einen schlecht eingestellten Diabetes.
Früher war es tatsächlich noch so, dass man als Diabetiker keinen Zucker und kein dies und jenes und sonstewas essen durfte. Das steckt in den Leuten.
Aber, ein geschulter Diabetiker kann und darf alles essen, was ihm schmeckt. Er muss es nur entsprechend mit Insulin abdecken. Ansonsten steht ihm aber alles frei, was einem Gesunden auch mundet.

im allgemeinen und im besonderen. und - er hat offene beine.
es blutet.

Das ist natürlich sch***.

wie könnte da wohl die prognose sein ?

Die Prognose…kann man schlecht einschätzen. Es sind ja meistens nicht nur Folgekrankheiten (früher nannte man die mal Spätschäden), die man sehen kann, sondern auch viele versteckte.

einsichtig ist er jedenfalls nicht.

Und da liegt das Problem. Wieso meinst Du, er muss einsichtig sein? Ist es nicht sein Leben?
Diabetes bedeutet nicht nur spritzen und aufs Essen achten. Es bedeutet, jeden Tag damit leben zu müssen, dass irgendwann Probleme auftreten können. Es bedeutet, insgeheim zu wissen, dass man eine geringere Lebenserwartung hat als der Durchschnitt. Es bedeutet, dass man jeden verdammten Tag aufsteht und sich drum kümmern muss.
Das kann kein Gesunder nachvollziehen.
Das soll nun kein Mitleidsgeheische sein. Es ist nur so, dass man als Diabetiker oft falsch eingeschätzt wird. Von aussen sehen die Leute „keine Disziplin“, dass aber nicht jeder diese geforderte Disziplin so einhalten kann, wird gerne vergessen.
Bei mir hat es nur eine Person bisher geschafft, dass ich Disziplin halten kann. Das werdende Leben in mir. Seit ich schwanger bin, sind meine Werte bestens, der letzte Langzeitwert lag unter dem eines Gesunden.
Davor, und ich habe seit mittlerweile knapp 18 Jahren Diabetes, hat das keiner geschafft. Kein Arzt, kein Freund, kein Psychologe.
Es hat auch keine Begleiterscheinung, keine Folgekrankheit und kein Krankenhausaufenthalt geschafft.

Was ich damit sagen will ist, dass es nunmal Menschen gibt, die nicht fähig sind, diese Disziplin zu halten. Entweder haben sie ein wirklich einschneidendes Erlebnis, das ihnen einen so grossen Schrecken einjagt, dass sie vor lauter Angst sich dran halten. Oder sie haben auf einmal einen Grund (so wie bei mir, kann aber auch die grosse Liebe oder sonstwas sein), für den es sich zu kämpfen lohnt. Aber einfach so kommt man aus diesem Kreislauf kaum heraus.
Es gibt auch viele Krebskranke, die eine Chemo ablehnen, um mal bei sehr schwerwiegenden Fällen zu bleiben, oder Suchtkranke, die ihrer Sucht nicht entrinnen können.
Um Beispiele aus dem Alltag zu nennen…Übergewichtige, deren Gelenke den Geist aufgeben, notorische Zuschnellfahrer…
Auch die tun einfach, was sie eben tun, sei es nun gut für sie oder eben nicht.

Wenn dieser Mann möchte, kann er sich gerne mal mit mir in Verbindung setzen, ich bin weiss Gott niemand, der bekehren will (das steht mir auch gar nicht zu), aber ich kenne die Probleme, die man als Diabetiker haben kann, nur allzu gut.

Dir kann ich nur raten, rede mit ihm, zeige Interesse, reflektiere, was er Dir erzählt. Mein Mann ist mittlerweile fast genauso fit in Diabetesdingen wie ich, viele Freunde und Bekannte haben ein recht gutes Grundwissen, weil sie einfach zugehört haben. Es tut gut, wenn sich jemand ehrlich interessiert, aber es führt sofort zur Blockade, wenn jemand, der einfach nicht in so einer Situation wie man selbst ist, meint, er könnte Moralapostel spielen oder beurteilen, was man tut.
Lass ihm einfach sein Leben. Höre aufmerksam zu, oft sagt man schnellheraus, es geht einem gut, aber wenn der Zuhörer feinfühlig ist, erkennt er auch mal, wenn es nicht so ist, und kann vorsichtig nachfühlen, wieso es so sein könnte.

Liebe Grüsse
Bine

Huhu nochmal!

Kleiner Zusatz noch, vor lauter Nachdenken hab ich das prompt vergessen :wink:

Ich habe eine Mailingliste gegründet, die genau für solche Leute dasein soll, also für Menschen, die im Alltag mit ihrem Diabetes Probleme haben, seien es nun grosse oder kleine. Falls derjenige Interesse an sowas hat, gebe ich Dir gerne die entsprechende Adresse weiter, ich weiss nur nicht, ob es ok ist, wenn ich sie hier veröffentliche.
Es kann sich auch gerne jeder andere melden, egal ob selbst Diabetes oder einfach interessiert.

Liebe Grüsse
Bine :smile:

Hallo,

als „neu Diabetiker“ habe ich gerade erst letzte Woche in der Schulung gelernt: Ich kann essen, was ich will.
Zum Beispiel statt der überteuerten Diabetiker-Produkte (Schokolade u.ä.) die enorm viel Fett enthalten und nicht mal schmecken, lieber normale Schokolade. Ich muss mir eben nur ausrechnen wieviel Insulin ich dafür brauche und entsprechend spritzen.
Natürlich sollten übergewichtige Patienten etwas mehr aufpassen, aber das ist ja auch bei den „Nicht Diabetikern“ so.

Gruß!
Claudia

und - er hat offene beine.
es blutet.

Von meinen Vorredner ist ja schon ziemlich viel gesagt worden, daher hier nur der Hinweis zu den offenen Beinen: Hier muß unbedingt ein erfahrener Diabetologe zu Rate gezogen werden. Gerade bei Diabetikern kommt es bei offenen Wunden immer wieder zu Gangränen, die schnell chronisch werden. Es folgen Sekundärinfekte mit resistenten Bakterien (Staphylococcus aureus MRSA; Pseudomonas aeruginosa, Enterobacter cloacae, etc.), was die Wundheilung negativ beeinflusst und bei fortschreitender Chronifizierung/Gewebeschädigung u.U. die Amputation der betroffenen Gliedmaßen zur Folge hat (etwa 70% der Fußamputationen in Deutschland gehen auf einen Diabetis zurück!).
Fazit: Einsichtig oder nicht, hier muss gehandelt werden.
Viele Grüße,
Oliver

Moin, ich bin leider nur unzureichend informiert. und - er hat offene beine.

Hallo,
zu Diabetes und die Vermeidung der ueblichen Spaetfolgen empfehle das Diabetesbuch von Dr.Schnitzer.
Alles Gute

Hallo,

mein Freund ist genauso, er ist 35, hat Typ 1 Diabetes und isst, was er will , spritzt auch mehrmals täglich. Er hat die Krankheit seit 5 Jahren etwa, und jetzt schon eine eingeschränkte Nierenfunktion, demnächst wird er eine neue Bauchspeicheldrüse bekommen, in ein paar Jahren, kann man nicht genau sagen wann, erfolgt dann die Dialyse und möglicherweise eine Nierentransplantation. Nicht schön. Mittlerweile ist er etwas einsichtiger, hilft ihm aber jetzt auch nicht mehr wirklich, zudem die Ernährung durch die Kombination Niereninsuffizienz und Diaberes fast „unmöglich“ wird.

Liebe Grüße!!

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Hallo Claudia,

ich wollte nur mal eben anmerken, dass mein Freund das „ich-kann-essen-was-ich-will-Prinzip“ auch in einer Schulung vermittelt bekommen, hat, seine niedergelassene Diabetologin und auch einige andere Ärzte wiedersprechen dem. Wenn man sehr viele Kohlenhydrathe auf einmal isst, schiesst der Blutzucker ins Unendliche, auch mit den schnellwirkenden Insulinen, wie z.B. Novorapid, das senkt ihn wieder, aber erst mal geht er so hoch. Das ist nicht gesund und hat bei meinem Freund zur Folge, dass er seinen HB1c-Wert nie unter 7 bekommt.
Ich würde aus dieser Erfahrung heraus bezweifeln, dass man so viel essen kann wie man will.Lebensqualität kann man zwar auch über Essen definieren, aber doch auch über Gesundheit, und mein Freund hats bitter bezahlt, dass er nicht auf seine geachtet hat.

Liebe Grüße, Katrin

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Hallo Katrin!

Wenn man sehr
viele Kohlenhydrathe auf einmal isst, schiesst der Blutzucker
ins Unendliche, auch mit den schnellwirkenden Insulinen, wie
z.B. Novorapid, das senkt ihn wieder, aber erst mal geht er so
hoch.

Es kommt darauf an, in welchem Zeitraum welche Kohlenhydrate gegessen werden!
Wenn ich eine grosse Portion Brot esse, das verhältnismässig langsam „ins Blut geht“, ist das etwas anderes, als wenn ich mir den Bauch mit süssem Obst vollschlage.
Es gibt Insuline, die innerhalb von 15 Minuten wirken. Mit denen kann man auch sehr grosse Mengen an Kohlenhydraten wirksam abfangen.
Als kleines Beispiel wieder ich selbst, ich esse oft grosse Portionen Nudeln, da kommen locker 16 Broteinheiten (ca. 160g Kohlenhydrate) zusammen. Und ich bin eine Stunde nach dem Essen trotzdem weider auf einem Wert von unter 140mg/dl, wie für schwangere Typ1-Diabetikerinnen gefordert.
Mein Insulin (ein schnellwirksames Analoginsulin namens Humalog (Lispro)) wirkt dermassen rasant, dass ich grundsätzlich nur nach dem Essen überhaupt pumpen kann (genauso läuft es aber, wenn statt Insulinpumpe gespritzt wird), sonst gerate ich während der Mahlzeit schon in Unterzucker.
Ich esse übrigens auch süsses Obst problemlos, ohne dass der Zucker überschiesst. Und auch hier wirklich grosse Mengen auf einmal (drei Pfund Erdbeeren, ratzfatz weg…).

Das ist nicht gesund und hat bei meinem Freund zur

Folge, dass er seinen HB1c-Wert nie unter 7 bekommt.

Das alleine kann es nicht sein. Da spielen noch viel mehr Dinge eine Rolle, der Diabetes wird ja nicht allein durch Essen und dementsprechend Spritzen bestimmt.

Ich würde aus dieser Erfahrung heraus bezweifeln, dass man so
viel essen kann wie man will.

*lächel* Wenn man richtig eingestellt ist, d.h. weiss, wie der persönliche Spritz-Ess-Abstand sein muss, weiss, weiss, wie viele Einheiten Insulin man pro Broteinheit braucht, weiss, wie man auf bestimmtes Essen reagiert, dann lässt sichs durchaus essen wie ein Gesunder auch.
Übrigens, weil Du den HbA1C angesprochen hast, meiner liegt momentan bei 5,2…

Lebensqualität kann man zwar auch
über Essen definieren, aber doch auch über Gesundheit, und
mein Freund hats bitter bezahlt, dass er nicht auf seine
geachtet hat.

Natürlich gehört zur Lebensqualität mehr als nur essen, aber das gehört eben auch sehr mit dazu.
Und andersrum, wie oben gesagt, nicht (nur) die Essensmenge oder das, was man isst, macht die Probleme, sondern der Zusammenhang mit dem Insulin und anderen Körperfaktoren. Wenn man entstehende Probleme nur aufs Essen schiebt, macht man es sich definitiv zu leicht!

Liebe Grüsse
Bine