Sture Großeltern lassen mich verzweifeln

Hallo zusammen,

vielleicht wäre ich im Plauderbrett besser aufgehoben, aber ich muss meiner Frustration mal ein bisschen Luft machen.

Meine Großeltern (Opa: 86, Oma 84) sind so stur und fangen nun an, sich auch noch zu zerfleischen. Ich liebe die beiden sehr und es geht mir sehr ans Herz. Dabei bin ich selbst psychisch nicht gerade stabil.
Mein Opa ist eigentlich ziemlich krank … die Ärztin im KH sprach gegenüber meiner Mutter wohl sogar von Monaten und nicht mehr von Jahren. Und wir machen uns alle tierische Sorgen. Letzte Woche hab ich mir z.B. ordentlich den Kopp zerbrochen, was er denn noch essen könnte, weil ich diese Woche zu Besuch bin und meine Oma damit völlig überfordert war. Auch meiner Oma geht das alles sehr nahe.

Sie leben beide in einem relativ großen Haus mit großem Garten (das ein und alles für meinen Opa) mitten in der Provinz. Seit Mai plagte sich Opa mit Wasser in den Beinen rum, wollte aber partout nicht ins KH. Erst Mitte Juni als er schon einen Wasserbauch (Aszitis) hatte und auch ein wenig verwirrt war (hepatische Enzephalopathie), war er endlich dazu bereit.
Bei den Untersuchungen kam raus, dass er eine Herzinsuffizienz hat (das Herz läuft noch mit einer Leistung von 30 % und ist deutlich vergrößert, im März waren es wohl noch 60 %). Infolge dessen wurde die Leber nicht richtig durchblutet und ist nun zirrhotisch und auch die Niere (nur noch eine?) ist geschädigt.

Ich glaube, er weiß gar nicht wirklich, wie es um ihn steht. Oder will er es überhaupt nicht wissen. Er behauptet jedenfalls, die Ärzte würden ihm nicht alles sagen. Er fragt aber auch nicht mehr groß nach. Das Vertrauen in das KH und die Ärzte dort hat er sowieso verloren (nachdem, was sie sich dort so alles geleistet haben, kann ich das sogar verstehen).

Nunja, Fakt ist jedenfalls, dass er sich schonen sollte und mit dem Essen aufpassen muss. Wahrscheinlich haben wir es mit unserer Sorge ein wenig übertrieben. Da meine Oma auch nicht mehr so fit ist, haben wir auf die Beantragung einer Pflegestufe gedrängt, haben eine Ernährungsberaterin ins Haus geholt (die sich durch ihre Art bei meinen Großeltern aber eher unbeliebt gemacht hat), haben das Schlafzimmer vom 1. Stock ins Erdgeschoss verlegt (als er noch im KH war), denn er kommt kaum noch die steile Treppe hoch, im Bad Griffe in Dusche und an der Toilette angebracht usw.
Auch das Autofahren würden wir gern unterbinden, denn sein Reaktionsvermögen ist schon etwas eingeschränkt. Aber auf dem Land ist man leider auf das Auto angewiesen und er ist ja schließlich „über 60 Jahre immer unfallfrei gefahren“ und hatte „noch nie einen Strafzettel“. Er wird es wohl freiwillig nie aufgeben, falls nicht mal wirklich etwas Schlimmes passiert (seufz).

Jetzt zankt er sich auch noch ständig mit meiner Oma. Vermutlich fühlt er sich entmündigt und frustriert (er merkt ja selbst, dass er nicht mehr so kann wie noch vor 2 Monaten). Doch leider lässt er seinen Frust an meiner Oma aus, die es doch nur gut mit ihm meint. Das ging schon soweit, dass er ihr vor den Kopf knallte, er würde das Haus verkaufen und sich eine eigene Wohnung nehmen und sie würde davon nichts abbekommen! Das hat uns alle total schockiert!
Meine Oma ist leider auch ziemlich direkt und auch noch schwerhörig. So kommt es oft zu Missverständnissen, die dann schnell in einem ziemlich harten Tonfall ausarten.

Beiden fällt es extrem schwer Hilfe anzunehmen. Sie machen sich lieber kaputt. Meine Oma hat z.B. Schmerzen in der Hüfte und kann oft kaum schlafen. Aber statt deswegen zum Arzt zu gehen oder es wenigstens beim nächsten Besuch zu erwähnen sagt sie, sie will ihm nicht „die Zeit stehlen“ wegen so einer Kleinigkeit und es wird ja schon irgendwie gehn… (bei meinem Opa ist es genau so)

Nun steht Ende der Woche der Medizinische Dienst vor der Tür, wegen der Begutachtung für die Pflegestufe. Ich fürchte sehr stark, dass gerade mein Opa dabei vorschwärmen wird, wie gut es ihm geht, wie schön er sich immer noch um seinen Garten kümmern kann, dass er immer noch Auto fahren kann, einkaufen, selbst zum Arzt fahren…
Dass aber seit etwa 2 Monaten jedes Wochenende jemand von der Familie kommt, seit 3 Wochen sogar unter der Woche einen Tag (obwohl wir alle mehrere Stunden weit weg wohnen), um beim Einkaufen, beim Saubermachen, im Garten oder beim Medikamente einsortieren (!!!) zu helfen - das sieht nur meine Oma. Aber auch sie wird wahrscheinlich auf ihrer Selbständigkeit beharren wollen und wird dem MDK die Fitte vorspielen.

Ich werde bei dem Termin wohl dabei sein, da ich zu der Zeit gerade da bin. Auch mein Onkel will sich dafür extra frei nehmen. Wir wollen sie ja gar nicht entmündigen sondern nur unterstützen, dass sie noch so lange wie möglich (mit Hilfe) im eigenen Haus wohnen bleiben können. Im Pflegeheim werden sie wohl „eingehen“, das möchten wir alle nicht.
Wie kann man also den MDK überzeugen, dass hier wirklich Hilfe von Nöten ist und wie kann man die beiden überzeugen, die ihnen zustehende Hilfe auch mal anzunehmen???

Viele Grüße,
ente

Hallo,

das wird eine harte Nuss…

Ich kenne das gut, meine Eltern sind 80 und 81. Das läuft anscheinend immer irgendwie gleich…

Also die Sache mit dem MDK ist ein Risikospiel, das kann klappen, aber auch nicht.
Da habe ich schon Sachen gehört, da fällt einem nichts mehr ein (ich war ein paar Tage mit einer mobilen Pflegerin liiert).

Aber selbst wenn die Pflegestufe kommt, müssen  Oma und Opa das ja erst akzeptieren, da müsst Ihr sehr behutsam vorgehen, also die Pflegekraft ganz langsam heranführen, sonst ist kein Vertrauen da. Und da sind die älteren Semester dann sehr erfinderisch, Gründe zu finden, warum das mit der Pflege überhaupt nicht geht…

Also eine „Gebrauchsanleitung“ kann ich da nicht geben.
Aber man kann sich im web durchaus über verschiedene Foren informieren, einfach googeln.

Viel Glück für Euch

Gruß

Hallo Ente,

es ist mir in - im weitesten Sinn - vergleichbaren Situationen aufgefallen, wie schwer es ist, in Betracht zu ziehen, dass die betreffenden Personen die Situation, die man von außen als untragbar oder unerträglich empfindet, so wünschen, wie sie ist.

Wie wärs, wenn es bloß von außen so aussähe, als sollte hier etwas geändert werden, und die beiden, um die es geht, gar nicht möchten, dass etwas geändert wird?

So gibt es z.B. keine Verpflichtung, so lange wie möglich zu leben und alle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, die vorhanden ist.

Es gibt auch keine Verpflichtung, sich helfen zu lassen, um einen bestimmten Standard von Haushalt, Kleidung, Hygiene usw. zu erhalten - es steht jedem frei, diesen Standard so zu setzen, wie er es möchte.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

auch der MDK kennt die fehlende Krankheitseinsicht älterer Patienten.

Zum anderen würde ich auch mal mit dem Hausarzt einen Gesprächstermin vereinbaren.
Ich glaube nicht, dass es diesem Klar ist, wie es bei Opa und Oma zuhause bestellt ist.
Vielleicht hat er auch einen besseren Draht zum Opa und kann diesem doch besser ins Gewissen reden als die Jungspunde im Krankenhaus.

Grüße
miamei

Hallo,

Es ist wirklich schön von Dir und Deiner Familie, den Großeltern so sehr zu helfen und sich Sorgen um ihr Wohlbefinden zu machen.

Nur ist es bei dem doch hohen Alter eine Tatsache, daß die Lebensuhr Deiner Großeltern schon weitgehend abgelaufen ist - traurig für Menschen, die sie lieben und noch lange haben möchten. Aber vielleicht solltest Du ihr Bemühen akzeptieren, noch selbständig zu sein, den Garten betreuen zu können, etc. Was das Essen betrifft - natürlich wäre eine passende Diät vermutlich schonender - aber warum sollen sie sich während der letzten Lebensphase abquälen und essen, was ihnen nicht schmeckt. Mit einem so hohen Alter wollen sie sich wohl eine längere Lebenszeit nicht gerne mit verminderter Lebensqualität erkaufen.

Nun ja, wie heißt es :„man soll weder alt werden noch jung sterben“!

Alles Gute und viel Kraft Dir und Deinen Großeltern
Mannema

Hallo,

vielleicht wäre ich im Plauderbrett besser aufgehoben,

Eher Psychologie

Meine Großeltern (Opa: 86, Oma 84) sind so stur

Sagt wer?

und fangen nun
an, sich auch noch zu zerfleischen.

Sie werden sich sicher nicht gegenseitig verletzen

Dabei bin ich selbst psychisch
nicht gerade stabil.

Und somit der Sache nicht gewachsen?

Und wir machen uns alle tierische
Sorgen.

Wie lange sollen sie eurer Meinung noch leben?

Letzte Woche hab ich mir z.B. ordentlich den Kopp
zerbrochen, was er denn noch essen könnte,

Warum? Was sagt der Arzt? Muß er bestimmte Essensregeln beachten?

Bei den Untersuchungen kam raus, dass er eine Herzinsuffizienz
hat (das Herz läuft noch mit einer Leistung von 30 % und ist
deutlich vergrößert, im März waren es wohl noch 60 %). Infolge
dessen wurde die Leber nicht richtig durchblutet und ist nun
zirrhotisch und auch die Niere (nur noch eine?) ist
geschädigt.

Woher weißt du das alles trotz ärztlicher Schweigepflicht?

Oder will er es überhaupt nicht wissen.

Das darf doch jeder Mensch für sich entscheiden

Er fragt
aber auch nicht mehr groß nach.

Warum sollte er? Es ist doch seine freiwillige Entscheidung.

Das Vertrauen in das KH und
die Ärzte dort hat er sowieso verloren

Wenn er wollte, könnte er doch den Arzt wechseln.

Nunja, Fakt ist jedenfalls, dass er sich schonen sollte und
mit dem Essen aufpassen muss.

Jeder Mensch ist frei in seinen Entscheidungen und darf sich so verhalten wie er möchte - auch wenn dies zu einem früheren Ableben führt.

Wahrscheinlich haben wir es mit
unserer Sorge ein wenig übertrieben.

Ja, gewaltig

Da meine Oma auch nicht
mehr so fit ist, haben wir auf die Beantragung einer
Pflegestufe gedrängt,

Aha: Noch eine Bevormundung

haben eine Ernährungsberaterin ins Haus
geholt

Gegen den Willen deiner Großeltern?

(die sich durch ihre Art bei meinen Großeltern aber
eher unbeliebt gemacht hat),

War doch vorauszusehen

Vermutlich fühlt er sich entmündigt und frustriert

Das ist doch völlig nachvollziehbar bei soviel Bevormundung

Doch leider lässt er seinen Frust an meiner Oma aus, die es
doch nur gut mit ihm meint.

Sie möchte ihn auch bevormunden.

Das ging schon soweit, dass er ihr
vor den Kopf knallte, er würde das Haus verkaufen

Wem gehört das Haus?

Nun steht Ende der Woche der Medizinische Dienst vor der Tür,
wegen der Begutachtung für die Pflegestufe. Ich fürchte sehr
stark, dass gerade mein Opa dabei vorschwärmen wird, wie gut
es ihm geht, wie schön er sich immer noch um seinen Garten
kümmern kann, dass er immer noch Auto fahren kann, einkaufen,
selbst zum Arzt fahren…

Diese Tätigkeiten nicht mehr zu können führt zu keiner Pflegestufe.

Aber
auch sie wird wahrscheinlich auf ihrer Selbständigkeit
beharren wollen und wird dem MDK die Fitte vorspielen.

Ist ihr gutes Recht.

Wie kann man also den MDK überzeugen, dass hier wirklich Hilfe
von Nöten ist

Indem man ein Pflegetagebuch führt, Muster hier http://www.vdk.de/kv-soemmerda/ID112341

und wie kann man die beiden überzeugen, die
ihnen zustehende Hilfe auch mal anzunehmen???

Alles vermeiden, das nach Bevormundung klingt, so wie sie hier geschildert ist. Auch der ältere Mensch darf nach seiner Fasson selig werden.

Gruß
Otto

Hallo Ente,

einerseits kann ich verstehen, dass Du Deine Großeltern noch gerne eine Weile bei Dir haben möchtest.

Andererseits: wenn Du sie nicht entmündigen möchtest, dann sollten die beiden auf jeden Fall ernst genommen, angehört und in jegliche Aktionen einbezogen werden.

Die Pflegestufe allein macht ja nun keine Entmündigung oder so. Und wie auch schon erwähnt wurde, der MDK kennt derartiges Verhalten durchaus, dass die Betroffenen eher gern nicht „bedürftig“ sein möchten und alles daran setzen, um fit zu wirken.

Für Euch Angehörige gilt glaube ich einerseits, den freien Willen der beiden zu akzeptieren und ihnen auch ihre Selbstbestimmung zu lassen. Aber dennoch ihnen zu zeigen, dass Ihr da seid und gerne unterstützt, wenn es benötigt wird. Ebenso müsst Ihr Euch mit dem Gedanken abfinden, dass die beiden in der „letzten Phase“ ihres Lebens sind (wann immer man sagen will, wann die anfängt :wink:. Sie wollen ganz sicher diesen Rest ihres Lebens ja auch noch genießen. Vielleicht könnt Ihr Hilfsaktionen irgendwie „verpacken“.

Vor allem hilft stur gegen stur nicht. Vielleicht findet Ihr einen fachkundigen Gesprächspartner (vielleicht mal im Pflegestützpunkt nachfragen), der da moderierend unterstützen kann? Das ist nur so eine Idee, falls es gar nicht geht.

Genießt die beiden, so lange sie noch da sind und lasst sie das Essen und ihr Umfeld genießen so lange das geht. Das wäre meine Devise (und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das schwer ist). Mit Geduld und Spucke kann man ihnen vielleicht ein paar Hilfsleistung wie z.B. einer Haushälterin, damit Deine Oma sich einfach mit schöneren Dinge als Putzen beschäftigen kann „unterjubeln“. etc. pp. Ich habe erst kürzlich meiner 89jährigen Mutter wieder verboten, dass sie nicht mehr die Altbaufenster auf der hohen Leiter selbst putzt (keine Ahnung, ob das irgendeine Wirkung zeigt - ich werde rechtzeitig zur Stelle sein müssen, um DAS zu verhindern!:smile:.

Viel Kraft und Erfolg und vor allem „Langmut“!

A.A.

Hallo MM,

natürlich wollen die beiden nicht, dass sich irgendwas ändert. Am liebsten würden sie 100 Jahre alt werden, bis dahin rumspringen wie mit 20 und dann einfach friedlich einschlafen. Leider können sie aber eben diesen Standard nicht aufrecht erhalten und das ist ihnen selbst SEHR unangenehm! Hilfe wollen sie aber NICHT annehmen.

Ich weiß, dass es vielen (auch älteren) Menschen so geht, dass sie keinem zur Last fallen wollen, immer alles selbst gemacht haben und sehr stolz sind, ohne Hilfe immer alles hinbekommen zu haben. Ich fürchte sogar, ich habe die gleiche Veranlagung :wink:
Das ist eben mein Dilemma. Ich würde ihnen gern helfen, denn einfach zugucken, wie sie sich quälen kann ich auch nicht.

Viele Grüße,
ente

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Hallo miamei,

die Hausärztin ist leider relativ neu, nachdem die alte in Rente gegangen ist. Sie ist durch einen unvollständigen/fehlerhaften Entlassungsbrief vom KH informiert worden (den Rest hat sie über uns und nach Nachfrage beim KH erfahren). Mein Opa war inzwischen auch nochmal bei ihr vorstellig geworden, hat aber wohl auch nicht richtig nachfragen wollen.
Mein Opa scheint inzwischem keinem der Ärzte mehr so richtig zu vertrauen. Früher hatte er Ärzten als Respektspersonen immer sehr stark vertraut, va. auch der Stationsärztin im KH, die er schon sehr lange kennt…

Vielleicht weiß er doch, wie es um ihn steht und er will es nur nicht wahrhaben und zugeben.

Viele Grüße,
ente

Hallo Mannema,

wir wollen ja gar nicht längere Lebenszeit mit verminderter Lebensqualität erkaufen. Sie sollen ja in ihrem Heim wohnen bleiben. Die Diätvorschläge, die der Ernährungsberater gemacht hat, lassen sich alle relativ gut umsetzen. Und im Garten rumspringen (sich um die Tomaten, Gurken kümmern, Stachelbeeren vom kleinen Bäumchen ernten - dabei setzt er sich inzwischen auf einen Stuhl, Blumen hochbinden, …) soll mein Opa ja auch noch, aber er soll sich dabei etwas schonen (keine Leiter mehr besteigen, so wackelig wie er ist, Bäume fällen soll er dem Nachbarn überlassen, ab und zu mal eine Pause einlegen…).

Aber die beiden können sich dabei doch helfen lassen…

Viele Grüße,
ente

Hallo Otto,

Meine Großeltern (Opa: 86, Oma 84) sind so stur

Sagt wer?

Jeder in der Familie und sie selber auch.

und fangen nun an, sich auch noch zu zerfleischen.

Sie werden sich sicher nicht gegenseitig verletzen

Naja, nur verbal. Aber diese Wunden gehen meist noch tiefer und verheilen nie.

Und wir machen uns alle tierische Sorgen.

Wie lange sollen sie eurer Meinung noch leben?

Solange sie noch können. Was ist denn das für eine Frage?

Letzte Woche hab ich mir z.B. ordentlich den Kopp zerbrochen, was er denn noch essen könnte,

Warum? Was sagt der Arzt? Muß er bestimmte Essensregeln beachten?

Der Arzt (im KH) sagte gar nix, nur dass Leber und Niere kaputt sind und dass er salzlos essen soll (das KH-Essen war allerdings ziemlich versalzen, es gab dort keine spezielle Diät!). Außerdem bekam er dort ein Nahrungsergänzungsmittel, welches sich jedoch hinterher als genau verkehrt herausstellte.
Wir haben dann einen Ernährungberater hinzu gezogen, da wir von den Inkonsequenzen im KH völlig irritiert waren - JA, er muss bestimmte Essensregeln beachten.

Bei den Untersuchungen kam raus, dass er eine Herzinsuffizienz hat (das Herz läuft noch mit einer Leistung von 30 % und ist deutlich vergrößert, im März waren es wohl noch 60 %). Infolge dessen wurde die Leber nicht richtig durchblutet und ist nun zirrhotisch und auch die Niere (nur noch eine?) ist geschädigt.

Woher weißt du das alles trotz ärztlicher Schweigepflicht?

Pst! (da hat sich ein Arzt darüber hinweg gesetzt und den engsten Familienangehörigen auf Nachfrage geantwortet)

Oder will er es überhaupt nicht wissen.

Das darf doch jeder Mensch für sich entscheiden

Er fragt aber auch nicht mehr groß nach.

Warum sollte er? Es ist doch seine freiwillige Entscheidung.

Jupp, aber dann soll er sich nicht bei mir beschweren, dass ihm die Ärzte ja nix sagen und er nur deswegen keine Ahnung hat.

Das Vertrauen in das KH und die Ärzte dort hat er sowieso verloren

Wenn er wollte, könnte er doch den Arzt wechseln.

Hm, zu wem denn?

Nunja, Fakt ist jedenfalls, dass er sich schonen sollte und mit dem Essen aufpassen muss.

Jeder Mensch ist frei in seinen Entscheidungen und darf sich so verhalten wie er möchte - auch wenn dies zu einem früheren Ableben führt.

Ja, versteh ich. Trotzdem fällt es einem als Angehörigen sehr schwer. Wenn ich wüsste, dass er dies aus Überzeugung macht und nicht aus Unwissenheit oder einfach nur um meine Oma zu ärgern, würde es mir vielleicht leichter fallen.

Wahrscheinlich haben wir es mit unserer Sorge ein wenig übertrieben.

Ja, gewaltig

Hm, gewaltig?

Da meine Oma auch nicht mehr so fit ist, haben wir auf die Beantragung einer Pflegestufe gedrängt,

Aha: Noch eine Bevormundung

Nee, Verzweiflung.

haben eine Ernährungsberaterin ins Haus geholt

Gegen den Willen deiner Großeltern?

Nein, mit Zustimmung. Denn sie wußten ja selbst nicht mehr, was mein Opa noch essen darf/kann/verträgt und waren völlig verunsichert.

(die sich durch ihre Art bei meinen Großeltern aber eher unbeliebt gemacht hat),

War doch vorauszusehen

Nee, nicht unbedingt. Aber wer meine Großeltern 2x sitzen lässt, macht sich bei ihnen eben keine Freunde. Da sind sie zu korrekt.

Vermutlich fühlt er sich entmündigt und frustriert

Das ist doch völlig nachvollziehbar bei soviel Bevormundung

Doch leider lässt er seinen Frust an meiner Oma aus, die es doch nur gut mit ihm meint.

Sie möchte ihn auch bevormunden.

Das ging schon soweit, dass er ihr vor den Kopf knallte, er würde das Haus verkaufen

Wem gehört das Haus?

Beiden. Es ist aber ihr Elternhaus, in dem SIE aufgewachsen ist.
Er wird das nicht machen, er wollte sie aber damit ganz klar verletzen (s.o.)

Nun steht Ende der Woche der Medizinische Dienst vor der Tür, wegen der Begutachtung für die Pflegestufe. Ich fürchte sehr stark, dass gerade mein Opa dabei vorschwärmen wird, wie gut es ihm geht, wie schön er sich immer noch um seinen Garten kümmern kann, dass er immer noch Auto fahren kann, einkaufen, selbst zum Arzt fahren…

Diese Tätigkeiten nicht mehr zu können führt zu keiner Pflegestufe.

Aber auch sie wird wahrscheinlich auf ihrer Selbständigkeit beharren wollen und wird dem MDK die Fitte vorspielen.

Ist ihr gutes Recht.

Klar.

Wie kann man also den MDK überzeugen, dass hier wirklich Hilfe von Nöten ist

Indem man ein Pflegetagebuch führt, Muster hier
http://www.vdk.de/kv-soemmerda/ID112341

Danke!

und wie kann man die beiden überzeugen, die ihnen zustehende Hilfe auch mal anzunehmen???

Alles vermeiden, das nach Bevormundung klingt, so wie sie hier geschildert ist. Auch der ältere Mensch darf nach seiner Fasson selig werden.

Sollen sie doch! Aber für mich ist es ganz klar, dass sie v.a. zu stolz sind, Hilfe von außen anzunehmen. Da ich dies selbst gerade mühsam lerne, frustriert es mich wahrscheinlich um so mehr, dass sie sich ihr Leben nicht ein bisschen erleichtern können, indem sie Hilfe eben auch einmal annehmen…

Gruß
Otto

Viele Grüße,
ente

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Hallo A.A.,

vielen Dank für die ermunternden Worte. Neinnein, „entmündigen“ wollen wir sie auf keinen Fall! Wir wollen, dass sie so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung mit ihrem gewohnten Tagesablauf leben.

Allerdings sind aus gesundheitlichen Gründen eben einige Einschränkungen zu machen, wie z.B. bei der Ernährung oder das Fällen des riesigen Baumes im Vorgarten dem Nachbarn zu überlassen. Und wenn es Hilfsangebote gibt, die ihnen das Leben noch erleichtern können…

Naja, ein bisschen tricksen tu ich auch schon. Z.B. wenn meine Oma sagt, dass sie morgen die Treppe wischen will, damit das Haus ordentlich aussieht, wenn der MDK kommt, dann greif ich schnell selbst zum Wischer. Mit der steilen Treppe hat sie nämlich immer ordentlich Probleme und wenns gemacht ist, ist sie mir dann doch sehr dankbar.
Oder wenn mein Opa von den Äpfeln erzählt, dann stell ich mich (unter Aufsicht!) auf die Leiter und pflücke :wink:

Nur bin ich leider nicht immer da. Nur jetzt ein paar Tage und sonst wohne ich 3 h entfernt. Auch sonst wohnt keiner von der Familie in unmittelbarer Nähe. Und wenn wir wüßten, dass sich, wenn nötig jemand um sie kümmert, wäre uns allen leichter. Sicherlich können sich meine Großeltern z.Z. noch einigermaßen kümmern und wenn regelmäßig zum Wochenende jemand kommt, geht es auch noch. Aber mein Opa baut zusehens ab, ob das in einem Monat auch noch geht???

Viele Grüße,
ente

Hallo, Ente!

Es ist richtig, was Du hier schreibst - leider weiß Ich (da klopfe ich an meine Brust!!): es ist oft leichter zu helfen als sich helfen zu lassen und Hilfe anzunehmen!

Alles Gute - liebe Grüße
Mannema

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Servus,

einfach zugucken, wie sie sich quälen kann ich auch nicht.

ja, es ist fummelig, in so einer Situation herauszuhören, ob und ggf. welche Hilfe der Betroffene wünscht - aber es geht nichts daran vorbei, weil erwünschte Hilfe und/oder Unterstützung das einzige ist, was hier legitim geleistet werden darf: Auch wenn man sich selber anderes vorstellt.

Schöne Grüße

MM

Guten Morgen,

ja - verstehe. So ist das bei uns auch.

Vielleicht kann man Kompromisse finden, die Deine Großeltern akzeptieren. Auch z.B. dass es jemanden vor Ort gibt, den man einfach anrufen kann, damit er/sie bei irgendwas hilft.

Das ist nicht einfach, ich weiß. Wie gesagt, hab Geduld. Sie werden ja vielleicht auch einsichtiger mit der Zeit. Und ein bisschen Schicksal muss man leider auch walten lassen…

Schön, dass Du Dich kümmerst!

Grüße
A.A.

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moin,

hab alles gelesen. Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass der Opa einfach nur sauer auf sich selbst ist weil er weiß, dass er so krank ist und das Ende absehbar ist? Es gibt Menschen, die meinen, es den Angehörigen leichter zu machen wenn sie sich unbeliebt machen um den Abschied emotional zu vereinfachen.

Ich frage mich was du eigentlich mit dem Pflegedienst bezwecken willst.
Beide Großeltern werden sich wohl kaum von einer fremden Person etwas sagen und sich anfassen lassen wenn schon die Weißkittel keinen Einfluss mehr haben.
Könnte mir vorstellen, dass dieser Person sogar der Zutritt zum Haus verwehrt würde.
Was nützt da also eine Pflegestufe?

Ich betreue zwei ältere Damen, eine ist 78, die andere 89 jahre alt. Bei der jüngeren Dame haben wir Pflegestufe beantragt und auch anstandslos genehmigt bekommen. Die ältere Dame ist finanziell gut betucht, leistet sich eine Putzfrau, Gärtner und mich als Gesellschafterin, Chaufferin und Botin für Besorgungen. Ich würde aber niemals auch nur irgendetwas über deren Köpfe hin entscheiden oder veranlassen. Mein Tipp: Vorschläge ja, aber entscheiden müssen sie selbst. Diese Entscheidungen solltest du akzeptieren und wenn sie dir noch so sauer aufstossen.

Wünsche gute Nerven
seute