ÖLPEST: Rettungsvorschlag mit begutachten . . . bitte

Betrifft: Ölpest im Golf von Mexiko

Liebe ExpertIn,

ich überlege mich an dem „Preisauschreiben“ zu Rettungsmöglichkeiten bei der Ölpest im Golf von Mexiko durch BP zu beteiligen:

Idee: Über die Austrittsstellen einen Metall-, frühere Anfragen ergaben bereits das auch ein Plastik-Schlauch möglich ist, einzuführen; bis tief in die Öl-Lagerstätte und mit möglichst hohem Druck flüssigen Stickstoff (- 195°C) einzupressen.

Der Schlauch soll dann, wie ein herumwirbelnder Gartenschlauch, in der Öllagerstätte herumflitzen und durch das Kältemittel das Öl verfestigen. Also zu einer Klumpenbildung führen die das Austrittsloch dann verstopft.

Jetzt suche ich jemanden, der sich vorstellen kann was genau passiert! Wenn kleine Klumpen entstehen fließen die genauso ab wie das Öl selbst oder die eingeschossenen Tennisbälle. Eine Fadenbildung, möglichst lange dicke Fäden, mehr Seile aus Öl und Fest-Weich-Anhaftungen wäre wohl das beste und m.e. auch vorstellbar. Kann sich da jemand hineindenken, hat jemand evtl. einen parallelen Versuch im Auge, gibt jemand eine qualifizierte Prognose oder die Frage an entspr. Fachperson weiter ?
Ggf. Danke im voraus: Jürgen Tholl

Hallo Herr Tholl,

auf den ersten Blick hört sich die Idee mit dem fl. N2 ganz gut an, aber sie ist leider nicht
durchführbar.
Gründe dafür sind wie folgt:

  1. würde man eine extrem große Menge flüssigen Stickstoffs an die Bohrlöcher bringen müssen.
    Die größten Mengen fl. N2, die bisher industriell erzeugt und gebraucht wurden, stammen z.B.
    aus der Raumfahrt. Selbst diese Mengen würden nicht ausreichen, um ein unter Druck stehendes
    Bohrloch aus dem jede Sekunde Tausende Liter Öl hausschießen, zu schließen.
  2. müßte man einen extrem langen und gut isolierten Schlauch von einem Versorgungsschiff
    kontrolliert in das Bohrloch leiten und dabei verhindern, daß das umgebende Wasser mit
    durchschnittlich 4 °C Temperatur nicht das ganze fl. N2 während der Verweilzeit schon wieder
    gasförmig macht.
  3. sollte dennoch genügend fl. N2 unten ankommen und tatsächlich ein paar sehr langsam
    fließende Ölanteile verfestigen können, so wäre das ja nur von sehr kurzer Dauer, da sowohl der
    fl. Stickstoff als auch die kurzfristig erhärteten Ölanteile in wenigen Sekunden bis max. Minuten
    wieder auf normale Umgebungstemperatur erwärmt würden.
  4. Der gasförmige Stickstoff würde dann für extreme zusätzliche Turbulenzen sorgen, wenn nicht
    sogar für eine Explosion, die die Kontrolle des Ganzen noch mehr erschweren würde.

Das Öl wäre also wieder in die alte Konfiguration zurückgeführt und nichts gewonnen.
Was wir bewirkt hätten, wäre lediglich eine riesige Energieverschwendung, die der „Umwelt“
einen weiteren erheblichen Schaden zufügen würde.

Wenn selbst Experten die Verschließung der Bohrlöcher mit flüssigem Beton wegen des Drucks
und der Turbulenzen in der genannten Meerestiefe für undurchführbar halten, dann kann fl. N2
ganz sicher nichts ausrichten.

Was das bereits ausgetretene Öl und seine Umwandlung in biologisch verwertbare Substanzen
(und damit Nahrung für die Pflanzen und Tiere des Meeres) angeht, so habe ich von einem Pilz
gehört, der das zumindest in bestimmten Biotopen bisher erfolgreich getan hat. Wenn die
Biologen also einen Plan haben, wie man die Ölpest wirkungsvoll und ohne Nebenwirkungen mit
den Kulturen dieses Pilzes impfen könnte, dann hätte man da vielleicht eine Chance. Aber das
sollte eine guter Pilz-Biologe mit etwas Phantasie beantworten.

Viel Spaß beim Weiternachdenken!

Knufftz

Hallo Knufftz

Habe „meinen Kram“ auf englisch verschickt.
Falls es Dich interssiert frage hier oder unter meiner email: jurgentholl(at)hotmaildotcom nach; die komplizierte Schreiweise, weil viele Formulare z.B. at nicht akzeptieren LG; :smile: J.T:

Du hast dir wohl viel arbeit gemacht, auch die mir bekannten 4°C wurden eben erst im TV mit 5°C bestätigt.

Jetzt ist aber die Technik auch schon durch die praktizierte Rettungstechnik mit ihren Möglichkeiten viel transparenter:

Man pumpt bereits in großen Mengen und ein Stickstoffinjektionsmittel müßte nicht unbedingt von über Wasser herabgeleitet werden, sondern in einem isolierten „Bottich“ an Bohrlochnähe.

Hallo Herr Tholl,

auf den ersten Blick hört sich die Idee mit dem fl. N2 ganz
gut an, aber sie ist leider NACH MEINER MEINUNG nicht
durchführbar.
Gründe dafür sind wie folgt:

  1. würde man eine extrem große Menge flüssigen Stickstoffs an
    die Bohrlöcher bringen müssen. . . . Wenn 100 bis zunächst - 1000 l viel sind könnte es sein, ist aber nicht viel. . . .
    Die größten Mengen fl. N2, die bisher industriell erzeugt und
    gebraucht wurden, stammen z.B.
    aus der Raumfahrt.

. . . Und da machen große Mengen nicht´s ?. . .

Selbst diese Mengen würden nicht

ausreichen, um ein unter Druck stehendes
Bohrloch aus dem jede Sekunde Tausende Liter Öl hausschießen,
zu schließen.
2. müßte man einen extrem langen und gut isolierten Schlauch
von einem Versorgungsschiff
kontrolliert in das Bohrloch leiten und dabei verhindern, daß
das umgebende Wasser mit
durchschnittlich 4 °C Temperatur nicht das ganze fl. N2
während der Verweilzeit schon wieder
gasförmig macht.
3. sollte dennoch genügend fl. N2 unten ankommen und
tatsächlich ein paar sehr langsam
fließende Ölanteile verfestigen können, so wäre das ja nur von
sehr kurzer Dauer, da sowohl der
fl. Stickstoff als auch die kurzfristig erhärteten Ölanteile
in wenigen Sekunden bis max. Minuten
wieder auf normale Umgebungstemperatur erwärmt würden. . . . bin ich drauf eingegangen . . .
4. Der gasförmige Stickstoff würde dann für extreme
zusätzliche Turbulenzen sorgen, wenn nicht
sogar für eine Explosion, . . . mit inerten Gasen wird Brandbekämpfung gemacht, wie kommst Du auf Deine Explosionsgefährdung?. . . die die Kontrolle des Ganzen noch
mehr erschweren würde.

Das Öl wäre also wieder in die alte Konfiguration
zurückgeführt und nichts gewonnen.
Was wir bewirkt hätten, wäre lediglich eine riesige
Energieverschwendung, die der „Umwelt“
einen weiteren erheblichen Schaden zufügen würde.

Wenn selbst Experten die Verschließung der Bohrlöcher mit
flüssigem Beton wegen des Drucks
und der Turbulenzen in der genannten Meerestiefe für
undurchführbar halten, dann kann fl. N2
ganz sicher nichts ausrichten.

Was das bereits ausgetretene Öl und seine Umwandlung in
biologisch verwertbare Substanzen
(und damit Nahrung für die Pflanzen und Tiere des Meeres)
angeht, so habe ich von einem Pilz
gehört, der das zumindest in bestimmten Biotopen bisher
erfolgreich getan hat. Wenn die
Biologen also einen Plan haben, wie man die Ölpest
wirkungsvoll und ohne Nebenwirkungen mit
den Kulturen dieses Pilzes impfen könnte, dann hätte man da
vielleicht eine Chance. . . . Von der Exxon-Valdez weiß ich noch, das als einzige mir bekannt gewordene positive Nachricht war: Das Öl tatsächlich an der Meereoberfläche zu einem erheblichen Teil verdunstet. . . Aber das
sollte eine guter Pilz-Biologe mit etwas Phantasie
beantworten.

Viel Spaß beim Weiternachdenken! DANKE GLEICHFALLS

Knufftz

Jürgen

Hallo Jürgen,

ich kann ehrlich gesagt nicht genau abschätzen, was passiert, wenn man flüssigen Stickstoff in das Ölloch hereinpressen würde. Was auf jeden Fall zu bedenken ist, dass der Stickstoff (fl) erstmal wie verrückt anfängt zu verdampfen, bis das Öl eine ausreichend tiefe Temperatur hat. Ähnlich wie wenn man Wasser auf eine glühende Herdplatte gibt. Es wäre möglich, dass dadurch eine zunächst verklumpende Oberfläche immer wieder aufreißt. Meine Zeiten bei der Uni sind auch vorbei, in der ich immer ein Dewar voll Stickstoff neben mir stehen hatte, um Handversuche zu machen. Nicht desto trotz kann es auf keinen Fall schaden, mal den Vorschlag zu machen.

Viel Glück

Gruß Bernd Lüssem