Qualifizierungsmaßnahmen durch den Jobcenter

Was haltet Ihr von Qualifizierungsmaßnahmen durch den Jobcenter?

Ich habe vor zwei Jahren so etwas gemacht und die meisten fanden es bis auf den Anfang mit den zwei Seminaren total langweilig.

Habt Ihr so etwas auch gemacht?

Dann hätte ich gerne einmal gewusst, welche Erfahrungen Ihr damit gemacht habt.

Hallo,

wer keine Lust hat, dem wird langweilig, vielleicht weil man es auch schon kennt.

Sinnvoll ist es allemal, da du in diesem Moment nicht zu Hause rumhängst.

Beruflich könnte es dich weiter bringen- dies ist meine Meinung.

Schönes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch.

Tja…was halte ich davon. Als einer,der sowas insgesamt schon 5x machen durfte, würde meine Antwort am ehesten „Abstand“ lauten. Diese Maßnahmen sind nicht mal das Papier wert,auf dem sie stehen,man lernt üblicherweise nicht die Bohne,sie dienen allein der Statistikschönigung. In der Regel werden die Teilnehmer sich selbst überlassen,es findet gar kein Unterricht mehr statt. Bei manchen Maßnahmeträgern basiert die ganze Maßnahme auf Onlineseminaren. Uralte Onlineseminare. Ich war zuletzt 2012 in so einer Maßnahme,damals sollten wir uns Onlineseminare aus dem Jahr 1995 (!) anschauen. Schon geil,wenn man sich heutzutage als IT´ler noch anhören darf,daß der einzige Weg,auf dem sich Computerviren verbreiten können, Disketten (!) sind.
Daß bei solchen Maßnahmen nichts rauskommt,kann man als Teilnehmer meist schon ziemlich schnell erkennen,indem man sich einfach mal die Teilnehmerstruktur anschaut,da sitzen Leute der unterschiedlichsten beruflichen Herkunft zusammen. Wenn das *offizielle* Ziel der Maßnahme eine Qualifizierung in den Bereich Buchhaltung, Kalkulation usw ist und die Hälfte der Teilnehmer nicht mal den Computer ankriegt,kann man sich ausrechnen,was wohl bei so einer Maßnahme rauskommt. Das klingt übertrieben ? Nun,genau das hab ich miterleben müssen. Und das ist noch eins der harmloseren Beispiele.

Hallo,

wer keine Lust hat, dem wird langweilig, vielleicht weil man
es auch schon kennt.

Ich hab schon 5x solche Maßnahmen mitgemacht…oder besser: abgesessen. Und ja, sie sind langweilig,weil es in solchen Maßnahmen keineswegs um Qualifizierung,sondern allenfalls um Statistikschönigung geht. Im Grunde sind solche Maßnahmen eine Beschäftigungsmaßnahme für diejenigen,die sie durchführen. Schau dir mal die Dozenten in solchen Maßnahmen an…die haben durch die Bank große Fresse,wie gefragt sie doch in der freien Wirtschaft sind und welche Honorare sie da kassieren. Nun,ich habe bei einem Maßnahmeträger gesehen,was der seinen (freiberuflichen) Dozenten zahlt…dafür würde keiner,der wirklich gefragt ist,überhaupt den Fuß aus dem Bett rühren.

Sinnvoll ist es allemal, da du in diesem Moment nicht zu Hause
rumhängst.

Nicht jeder Erwebslose hängt den ganzen Tag faul vor der Glotze. Da selbst Leute mit Kindern, einem Minijob u.ä. zu solchen Maßnahmen verdonnert werden, entpuppt sich auch das Argument des „Erlernens eines regelmäßigen Tagesablaufs“ als vollkommen irrsinnig.

Beruflich könnte es dich weiter bringen- dies ist meine
Meinung.

Inwiefern bringt es jemanden,der keinerlei Ahnung von Lagerwirtschaft hat irgendwie weiter,wenn er zum Erwerb eines Staplerscheins genötigt wird ? Inwiefern bringt es Analphabeten weiter,wenn sie was über Buchhaltung lernen sollen ? Inwiefern bringt es langjährige Schlosser weiter,wenn sie die Bedienung von Powerpoint lernen sollen ? Klingt übertrieben ? Nun,genau so ist die übliche Teilnehmerstruktur. Will sagen: die wenigsten Teilnehmer lernen da irgendwas,was sie mal in ihrer beruflichen Laufbahn irgendwie nutzen können. Ich habe 5x solche Maßnahmen mitgemacht und kenne keinen,der nachweislich auf Basis solcher Maßnahmen einen Job gefunden hat.

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Moin,

MarcoW hat schon die wichtigsten Punkte angeführt.

Meiner Erfahrung nach, ist die Qualität drastisch gesunken. Es werden einfach zusammengeschmissen damit die Maßnahme durchgeführt werden kann.

Nach einigem Kampf habe ich mal ein Existenzgründer-Seminar mitgemacht, selbst gesucht! Das war die Zeit (sechs Wochen) wirklich wert, ich habe viel gelernt, es waren Dozenten, die qualifiziert waren.

Später musste(!) ich ein Seminar mitmachen. Ich greife nur zwei Beispiele heraus:

ich musste mit einer Einkaufsliste in die Stadt zu Aldi, Famila und Edeka(?) und sollte feststellen wo die Artikel am günstigsten zu erwerben sind. Da ich eh einkaufen wollte, konnte ich dies während der Seminarzeit erledigen.

Als Nichtraucher habe ich vergessen auf die Hausmarken und deren Preise zu achten, tja, das gab Minuspunkte.

Der Freitag war der PC-Arbeit gewidmet, ich sollte zeigen, dass ich in der Lage bin Jobangebote zu finden.

Kein Problem, nur konnte ich die gefundenen Seiten nie darstellen, da sie gesperrt waren.

Nachfrage bei der Dozentin: „da kann ich nichts machen, der Admin muss garantieren, dass wir uns keine Viren einfangen“. Die PCs waren weiters dermaßen langsam, dass man zwischendurch Kaffee kochen und trinken konnte.

In der ganzen Gruppe, 16(?) Leute, war nur eine junge Frau, die das Seminar gut fand. Der Hintergrund war, das sie stark drogenabhängig war und jetzt wirklich wieder eine Struktur finden musste.

Gruß Volker

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Hallo,

es hängt viel vom Konzept und von dem Träger ab, der die Maßnahme durchführt.Langweilig muss es nicht unbedingt sein; es kann auch etwas bringen. Sie lassen sich am besten mal konkret erklären, was genau in der Maßnahme gemacht wird und was das Ziel ist. Ich denke aber, lernen kann man immer wieder etwas und man kommt dann auch mal aus dem normalen Alltagstrott heraus.
Ich hoffe, das hilft etwas.

Meiner Erfahrung nach, ist die Qualität drastisch gesunken. Es
werden einfach zusammengeschmissen damit die Maßnahme
durchgeführt werden kann.

Oh ja. Manchmal fragt man sich allen Ernstes,wer auf die Idee kommt,die bestimmte Leute überhaupt in solche Kurse zu stecken. Als ich in der bereits erwähnten Maßnahme 2012 war,saß neben mir eine Frau,die Analphabetin war. Hinter mir saß ein Vietnamese,der außer „Guten Tag!“ kein Wort deutsch sprach. Das war übrigens ein Kurs zur einführung in BWL. In der Werkstatt eine Etage tiefer sah es auch nicht besser aus. Die war vollgestopft mit allerlei elektrischen Geräten,die in einem technisch fragwürdigen Zustand waren. Daran arbeiteten Leute,die frühs schon mit einem deutlich zu riechendem Alkoholpegel erschienen und auch teilweise entsprechende Ausfallerscheinungen hatten. Da wundert es es auch nicht,daß in dieser ca 90m² großen Werkstatt ganze 11 (!) Sanikästen hingen. Gottseidank waren in meiner Zeit dort Holzsplitter die schwersten Verletzungen.

ich musste mit einer Einkaufsliste in die Stadt zu Aldi,
Famila und Edeka(?) und sollte feststellen wo die Artikel am
günstigsten zu erwerben sind. Da ich eh einkaufen wollte,
konnte ich dies während der Seminarzeit erledigen.

Das kommt mir doch irgendwie sehr bekannt vor. Wir sollten allerdings die Regalaufstellung in den einzelnen Märkten aufzeichnen. Da es in dem Ort aber nur 4 der üblichen Discounter gab, kannte praktisch irgendein Teilnehmer immer die Aufstellung der Regale,wodurch wir uns überflüssige Lauferei ersparten. Die Ergebnisse dieser „Aufgabe“ hat eh keiner kontrolliert.

Der Freitag war der PC-Arbeit gewidmet, ich sollte zeigen,
dass ich in der Lage bin Jobangebote zu finden.

Auch das kenne ich nur zu gut. Außer der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit waren praktisch alle anderen gängigen Jobbörsen (MeineStadt.de, Indeed usw) gesperrt. Aber macht auch nix, denn da inzwischen Bewerbungen per Mail gängig sind,hätte es auch nix gebracht,da auch die gängigen Mailprovider gesperrt waren.

Nachfrage bei der Dozentin: „da kann ich nichts machen, der
Admin muss garantieren, dass wir uns keine Viren einfangen“.

Der Admin des Maßnahmeträgers bei uns war fachlich eine absolute Flachpfeife. Einer vom Typ „Ich will auf jeden Fall gefragt werden, lasse mir zur Erledigung wochenlang Zeit und werde stinksauer,wenn die User die Probleme dann inzwischen selbst gelöst haben!“.

Die PCs waren weiters dermaßen langsam, dass man zwischendurch
Kaffee kochen und trinken konnte.

Naja…bei uns waren das damals Laptops aus dem Low Budget-Bereich. Ansich für die dortigen Zwecke ausreichend,denn der Flaschenhals war dort eher der 1Mbit-DSL-Anschluß,den sich ca 40 Leute im ganzen Gebäude teilen mussten.

Dafür war die restliche IT-Infrastruktur ein Brüller…zumindest für jemanden,der davon ein bißchen Ahnung hat. Man war dort ganz stolz auf den achsotollen „Server“, mit dem wir alle „überwacht“ werden könnten. Nun,der Server war genaugenommen ein 2m hoher Serverschrank, ein Patchfeld, ein Switch und eine oben drauf liegende Fritz-Box. Genaugenommen also das,was die meisten User im etwas kleineren Maßstab auch privat nutzen. Nix Server, nicht mal ein VPN zum Hauptsitz des Maßnahmeträger existierte.

Die „Überwachung“ bestand aus RealVNC,mit welchem der „Chef“ dort in der Maßnahme den ganzen Tag die Leute beobachtete. Naja…mit einigen technischen Tricks habe ich ihm dann ausgetrieben,das auf meinem Rechner auch zu tun :stuck_out_tongue:

Der Hintergrund war, das sie stark
drogenabhängig war und jetzt wirklich wieder eine Struktur
finden musste.

Ist ja schön,wenn die Frau dahingehend profitieren konnte,daß sie ein wenig Struktur in ihren Tagesablauf bekommen hat. Das ist aber nur ein kleiner Nebeneffekt,denn die Eingliederung in den Arbeitsmarkt wird dadurch letztendlich ja noch nicht erreicht.

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Moin,

wir haben also sehr ähnliche Erfahrungen gemacht.

Ist ja schön,wenn die Frau dahingehend profitieren konnte,daß
sie ein wenig Struktur in ihren Tagesablauf bekommen hat. Das
ist aber nur ein kleiner Nebeneffekt,denn die Eingliederung in
den Arbeitsmarkt wird dadurch letztendlich ja noch nicht
erreicht.

Das weiß ich nicht, sie hat zumindest ein Praktikum bei einem Discounter bekommen.
Eigentlichlich nicht schlecht, der Kontakt besteht aber nicht mehr.

Gruß Volker

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Hallo,

bitte schauen Sie sich die Inhaltsbeschreibung des Seminares an und prüfen Sie, ob es Ihnen grundsätzlich nützen kann.

Wenn nein, sprechen Sie mit Ihrem SachbearbeiterIn/FallmanagerIn.
Wenn ja, können die Seminare in der Qualität stark schwanken. Trotzdem kann man bei solchen Seminaren immer etwas lernen und wenn es (im ungünstigen Fall) von den anderen TeilnehmerInnen ist.

Mit freundlichen Grüßen