Wie entsteht Empathie in der Evolutionstheorie?

Hallo zusammen,

ich hätte mal eine Frage die mich brennend interessiert. Ich hatte vor einiger Zeit ein interessantes Gespräch mit Freunden und dabei bin ich auf eine Frage gestoßen die ich mir so nicht erklären kann. Ausschlaggebend war die Aussage eines Bekannten, dass sich die Hinweise mehren, dass auch Tiere zur Empathie fähig sind. Z.b. soll es anscheinend sowohl bei Ratten, Elefanten (Totenwache), etc. beobachtungen geben die Empathisches Verhalten nahelegen. Ich sollte vorher vielleicht erwähnen, dass ich Laie in sachen Biologie bin, daher bitte ich um Nachsicht :smile: In der Schule haben wir es so gelernt, dass in der Evolution der Grundsatz „survival of the fittest“ lautet. Soweit so gut. Allerdings stelle ich mir die Frage wie sich daraus die Empathiefähigkeit von Lebewesen entwickeln konnte?
Dass sich Lebewesen und sozialen Verbänden organisieren (Rudel, Herden, etc…) kann ich ja noch nachvollziehen. Gruppen können die Gesamtfitness und Überlebenschance erhöhen und in Gruppen lässt sich der Nachwuchs und auch die Rasse selbst wohl am besten gegen Feinde verteidigen. Sicherlich ist es auch Ressourcenschonender in sozialen Gruppen zu leben als wenn jeder auf aufeinander los geht. Aber was ich mir so garnicht erklären kann ist die Sache mit der Empathie. Gibt es Forschungen Studien dazu, weshalb Tiere zumindest Vorstufen der Empathie zeigen können? Als aktuelles Beispiel hätte ich mal Ratten anzubieten:
http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Einfuehls…

Oder ist es vielleicht sogar umgekehrt, dass Empathie letzendlich die Vorraussetzung für soziales Zusammenleben in Rudel darstellt?

Sorry für die vielleicht unter profis dämlich klingende Frage, aber wenn man als Laie darüber nachdenkt ist es nicht einfach zu beantworten warum es überhaupt dieses „Mitgefühl“ Gefühl gibt. Immerhin greift die Empathie am Beispiel des Menschen ja auch Artübergreifend (Das ist ja noch viel weniger erklärbar…). Menschen leiden mit kranken Haustieren, etc…

Liebe Grüsse

Hallo,

die Diskussion wurde hier bereits im Sept. 2013 von _lucky_luke angestoßen. Siehe im Archiv von w-w-w:

http://www.wer-weiss-was.de/zoologie/empathie-mitgef…

Gruß

Tankred

Herzlichen Dank für den Hinweis :smile: Hatte mich auf die Vorschlagautomatik verlassen und da wurde kein ähnliches Thema genannt^^ Dann werde ich mich mal durch das Thema klicken :smile:

Grüsse :smile:

Empathie = Kooperation
Hallo an alle,

also jetzt bin ich auch neugierig geworden. In dem älteren Thread wird Empathie mit Kooperation praktisch gleichgesetzt. Das halte ich für eine unzulässige Vereinfachung, da es zwar soherum funktioniert, dass Empathie Kooperation nach sich zieht, aber umgekehrt braucht Kooperation keine Empathie.
Es ist doch auch denkbar, dass Tiere die Kooperation der Defektion im Allgemeinen vorziehen, weil das z.B. Insiktverhalten ist. Die evolutionäre Kosten-Nutzen-Rechnung bleibt die gleiche, aber man kann Empathie außen vor lassen. Instinkte hin oder her; ich kann auch mit Menschen zusammenarbeiten, die ich nicht mag, also kann ein Tier das prinzipiell auch können.
Das Problem, welches sich hieraus ergibt ist allerdings: Die Empathie gibt es immer noch (sonst würde z.B. die Ratte nicht lieber mit ihrem Käfiggenossen kooperieren als mit einer anderen Ratte), die evolutionstheoretische Erklärung fehlt dann allerdings wieder.

Gruß,
Nix_schlecht

Hallo.

Mach dich am besten mal schlau über Spiegelneuronen.
Die zwingen einen sozusagen, den Gemütszustand anderer mit- bzw. nachzuempfinden.

Dass selbige nur bei Primaten vorhanden sein sollen, ist eine Annahme menschlicher Überheblichkeit, die sich bei näherer Betrachtung als haltlos erweisen dürfte.

Primaten, speziell wir Menschen können nichts, was nicht, zumindest in Grundzügen, auch schon bei anderen Tieren vorhanden ist. Das ergibt sich übrigens auch ganz automatsch aus der Evolutionstheorie.

Außerdem sind wir eh nur Roboter.

Input -> Verarbeitung -> Output

Aber das nur am Rande.

Gruß, Nemo.

Absolut richtig, genau an dem Punkt hänge ich und dafür finde ich keine Erklärung. Die Kooperation lässt sich noch wunderbar erklären in dem eben die Gesamtfitness erhöht wird. Ausserdem schont es Ressourcen wenn ich in sozialen Gruppen lebe und mich nicht mit allem was mir über den Weg läuft bekriege. Aber wie du schon richtig sagst brauche ich daher grundsätzlich keine Empathie.
Ist Empathie vielleicht ein Folge aus Kooperativen verhalten um die Gruppenzusammengehörigkeit zu stärken?
Oder haben wir vielleicht einen komplett falschen Denkansatz und die Empathie entstammt irgendwie aus der Brutaufzucht (Mutter Kind Bindung) und hat sich gewissermaßen „zweckentfremdet“ evolutionär ausgeweitet. Wobei dann immer noch die Frage nach dem warum im Raum steht…
Eine ganz schön schwierige Angelegenheit…

Liebe Grüsse

Spiegelneuronen, das ist ein interessantes Stichwort. Mal sehen was da Google noch dazu rauswirft, vielleicht gibt es ja dafür Hinweise welchen Evolutionsvorteil diese darstellen.

Ja da hast du recht. Wenn man ein wenig googelt, dann mehren sich die Hinweise dass die Grundzüge der Empathie offenbar in sehr vielen Lebewesen vorhanden ist. Sogar in Hühner habe ich jetzt endteckt.

Liebe Grüsse

Hallo,

Spiegelneuronen, das ist ein interessantes Stichwort. Mal
sehen was da Google noch dazu rauswirft, vielleicht gibt es ja
dafür Hinweise welchen Evolutionsvorteil diese darstellen.

mal ganz simpel gedacht: Es ist durchaus hilfreich, wenn es eine Möglichkeit gibt, zu erfassen, in welcher Stimmung mein Gegenüber gerade ist. Ich kann damit besser voraussagen, wie es sich mir gegenüber gleich verhalten wird.

Und dass es in einem Sozialverbund auch vorteilhaft ist, entsprechend zu handeln, liegt, finde ich, auch auf der Hand. Es dient dem Überleben des ganzen Sozialverbunds.

Viele Grüße,

Jule

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Spiegelneuronen, das ist ein interessantes Stichwort. Mal
sehen was da Google noch dazu rauswirft, vielleicht gibt es ja
dafür Hinweise welchen Evolutionsvorteil diese darstellen.

Jule hat’s im Prinzip schon beschrieben.
Es ist halt ein Vorteil, wenn ich die Stimmungen meines Nächsten mitempfinde.

Nehmen wir als Beispiel einen Wurf Wölfe, aus dem ja dann im Endeffekt der Sozialverband entsteht.

Alle schlafen zur gleichen Zeit, alle spielen zur gleichen Zeit, alle essen zur gleichen Zeit.
Dass das für die Gruppe auf Dauer sicher vorteilhafter ist, als wenn einer grad spielen, einer essen und einer schlafen möchte. Ich kann nicht gut schlafen, wenn mein Nachbar
mich dauernd anstupst, weil er spielen möchte.

Oder das Verhalten in Gefahr. Wittert der Eine eine Gefahr, so ist es sicher von Vorteil, wenn der Andere sein Verhalten übernimmt, auch wenn er selbst die Gefahr noch nicht erkannt hat. Dass sich dabei durch die Evolution Prioritäten zur sicheren Seite hin entwickelt haben, ist, denke ich klar.

Ein weiterer Vorteil liegt natürlich im Lernen von erfahrenen Alttieren. Wenn der Altwolf sich vorsichtig benimmt, weil ihm etwa die Gegend nicht geheuer ist, dann kann das Jungtier das lernen (gefährliche Gegend !) auch wenn zur fraglichen Zeit nichts passiert.

Übrigens sind die Spiegelneuronen auch der Grund, warum wir bei Unfällen und Katastrophen so gern „glotzen“. Die Spiegelneuronen brauchen Input. Ohne Input kein Lernen, aber auch kein Mitgefühl, keine Empathie.

Nur Psychopathen können sie abschalten.

Gruß, Nemo.

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Vielen herzlichen Dank, das sind wirklich sehr gute Argumente und klingen für mich auch sehr logisch und nachvollziehbar. Gerade der Lernfaktor finde ich ist sehr interessant. Wenn sich jemand an nem spitzen Gegenstand verletzt dann muss ich diese Erfahrung nicht auch noch machen um zu lernen dass das weh tut. Diese Aspekt finde ich besonders interessant. Aber auch die dass die Empathie den Gruppenzusammenhang stärkt finde ich ein sehr gutes Argument. Vielen herzlichen Dank dafür.

Liebe Grüsse :smile: