Alkohol methanol

ich habe eine frage. in den kriegszeiten des letzten jahrhundert wurde vor allem in osteuropa spirituosen selber destilliert. dabei kahm es nicht selten zu erblindung oder todesfällen durch methanol und andere giftstoffe. wie schafft man es heute bei angesehenen schnapsherstellern diese stoffe zu trennen? sonst wäre es ja kreuzgefährlich zb. jägermeister zu trinken!

wie schafft man es heute bei angesehenen schnapsherstellern
diese stoffe zu trennen?

Das ist relativ einfach:
Methanol hat einen Siedepunkt von 65 °C und
Ethanol hat einen Siedepunkt von 78 °C.

Also erstmal Distille auf 65°C heizen, warten bis nix mehr rausläuft und Methanol ist draußen.

sonst wäre es ja kreuzgefährlich zb. jägermeister zu trinken!

ungefährlich ist es aber trotzdem nicht :wink:

Wikipedia weiß zum Schräggestellten noch deutlich mehr zu erzählen. (Es gibt auch noch viel mehr _Extraktion_sverfahren, aber Destillation reicht ja erstmal)

Hallo,

zur Methanol-Story wäre noch zu bemerken, dass sich dieser Alkohol normalerweise bei der Gärung von Zuckern nicht bildet. Methanol wird/wurde un manchen Ländern zur vergällung steuerfreien Ethanols verwendet das ist neben der Verwechslung die Hauptgefahr einer Methanolvergiftung.

gruss r

Prosit Grußloser,

ich habe eine frage. in den kriegszeiten des letzten
jahrhundert wurde vor allem in osteuropa spirituosen selber
destilliert.

das passiert fleißig jetzt noch und nicht nur dort.

dabei kahm es nicht selten zu erblindung oder
todesfällen durch methanol und andere giftstoffe.

Das passiert bei Dummen/gierigen auch heute noch.

wie schafft
man es heute bei angesehenen schnapsherstellern diese stoffe
zu trennen? sonst wäre es ja kreuzgefährlich zb. jägermeister
zu trinken!

Du erwähntest ja bereits das Destillieren.
Dabei werden Substanzen (vereinfacht gesagt) nach Siedepunkt ‚sortiert‘.
Das Methanol siedet bei einer deutlich niedrigeren Temperatur als Ethanol und wird im sog. Vorlauf entfernt. Sind nun besagte Schwarzbrenner dumm/gierig (bei einigen Obstsorten und Kartoffeln hast Du gerne mal gute 10 % Vorlauf) und werfen diesen Vorlauf nicht weg sondern belassen ihn im Destillat, dann vergiften sie sich mit dem Methanol.
Wenn sie zu lange Destillat abnehmen, destillieren die sog. Fuselalkohole über und erzeugen ‚nur‘ Kopfschmerzen.

Gandalf
P.S.
Leberkleister und andere Kräuterliköre würde ich auch unter ernsthafter Androhung von Gewalt nicht trinken!

Zusatzfrage

Wenn sie zu lange Destillat abnehmen, destillieren die sog.
Fuselalkohole über und erzeugen ‚nur‘ Kopfschmerzen.

Beim Vorlauf gibt es ja eine ziemlich klare Trennung, bei der die Dampftemperatur auch wieder runter geht, bevor sie dann erneut steigt.

Gibt es diese klare Trennung auch bei den „Nachlaufstoffen“ oder ist das mehr oder weniger ein fließender Übergang?

(Bis jetzt habe ich nur die Trennung des Vorlaufs gelernt, bei allen Destillationen wurde so lange destilliert, bis nur noch ein kleiner Sumpf übrigblieb, die Temperatur wurde kaum beachtet, da es für die entsprechenden Synthesewege wohl eher unerheblich war)

Grüße

Karana

Moin,

Beim Vorlauf gibt es ja eine ziemlich klare Trennung, bei der
die Dampftemperatur auch wieder runter geht, bevor sie dann
erneut steigt.

tut sie das?
Ist mir bisher noch nicht aufgefallen.

(Bis jetzt habe ich nur die Trennung des Vorlaufs gelernt, bei
allen Destillationen wurde so lange destilliert, bis nur noch
ein kleiner Sumpf übrigblieb, die Temperatur wurde kaum
beachtet, da es für die entsprechenden Synthesewege wohl eher
unerheblich war)

Wenn ich bei der Spirituosendestillation bis zum (fast) Trockenen destilliere, wäre das eine ziemliche Energieverschwendung. Man destilliert nur so lange, bis ein bestimmter Anteil Ethanol übergegangen ist (wegen der Fuselstoffe) und der Rest wird verworfen.

Die Trennleistung der Pot Stills ist nicht besonders hoch, günstigstenfalls zwei theoretische Böden.

Gandalf

Moin,

Beim Vorlauf gibt es ja eine ziemlich klare Trennung, bei der
die Dampftemperatur auch wieder runter geht, bevor sie dann
erneut steigt.

tut sie das?
Ist mir bisher noch nicht aufgefallen.

Ja, das ist zumindest dann so, wenn man große Fraktionen mit einem recht unterschiedlichen Siedepunkt hat (z.B. wenn man Ethanol aus Wasser destilliert).

Die Temperatur hält sich ziemlich konstant (je nach Luftdruck) bei 78°C, dann hört es irgendwann auf zu sieden, die Dampftemperatur fällt, und wenn der Sumpf dann heiß genug ist für die nächste Fraktion, steigt die Dampftemperatur wieder an, auf die Siedetemperatur des nächsten Stoffes.

Ich habe so gelernt, der Vorlauf endet, wenn die Dampftemperatur mindestens 15 Tropfen konstant geblieben ist, so als Faustformel für eine normale Liebig-Destillationsbrücke. Aber ich weiß halt nicht was mit dem „Nachlauf“ ist.

Gut… bei Ethanol kommt natürlich noch hinzu, dass es mit Wasser ein Azeotrop gibt, aber ich denke das ist hierfür zu vernachlässigen.

Beim Vorlauf gibt es ja eine ziemlich klare Trennung, bei der
die Dampftemperatur auch wieder runter geht, bevor sie dann
erneut steigt.
Gibt es diese klare Trennung auch bei den „Nachlaufstoffen“
oder ist das mehr oder weniger ein fließender Übergang?

Jain.
Also die „Dampftemperatur“ nimmt nicht ab, es ist grad kein Dampf am Thermometer, weil dieser nach dem alles verdampft ist, abgeführt wurde.
Stellt man die Temperatur darufhin höher und gelangt in einen Bereich, in dem wieder ein Stoff verdampft, ist wieder Dampf am Thermometer, der bei vernünftiger Dampfabführung auch die Siedetemperatur des aktuellen Stoffes hat. (Bei Dampfstau kann die Temp. natürlich ansteigen und bei Vakuumdestillation ist sie deutlich niedriger)
Und das passiert beim Siedepunkt jedes Inhaltsstoffes, also wenn man jeden für sich destilliert. Wenn man nur sagt, „alles unter 70 und über 90 will ich nicht haben“, hat man natürlich immer mehrere Stoffe in seinem Destillat.

mfg,
www2011

Zusatzantwort
Moin auch,

und wer mit Gandalf theoretischen Böden nix anfangen kann: http://de.wikipedia.org/wiki/Rektifikation_%28Verfah…

Ralph

Normale Gärungsprodukte enthalten nicht genug Methanol, um sich damit zu vergiften.
Die giftigen Mixturen wurden entweder mit purem Methanol verschnitten oder es wurde stark methanolhaltiger Vorlauf verwendet.

Gruß,
Franz