'alles (ist) in Butter'

hallo,

kennt jemand den Ursprung der Redewendung „alles (ist) in Butter“?

Eine Erklärung, die ich gehört habe, lautete, dass man in früheren
Zeiten zerbrechliche Kostbarkeiten wie Kristalllüster u. ä. in mit
Butter gefüllten Fässern transportiert habe, um sie so zu schützen.
Dies erscheint mir aber nicht sehr glaubwürdig.

Hat jemand eine plausiblere Erklärung?

MfG,
*renardo*

Hallo, Renardo!

Hat jemand eine plausiblere Erklärung?

Röhrich erklärt es so:

Es ist alles in (schönster) Butter: es ist alles in bester Ordnung, d.h., es ist alles mit guter Butter zubereitet, nicht mit billigerem Fett. Wahrscheinlich versteckt sich hinter der in Berlin aufgekommenen Redewendung der Konkurrenzkampf zwischen Butter und Margarine, die erst nach 1875 fabrikmäßig in Deutschland hergestellt und vor allem nach dem 1. Weltkrieg im deutschen Haushalt eingeführt wurde.
Aus der Fülle mundartlicher Redewendungen seien erwähnt: elsässisch ›Dem will i sagn was de Butter giltet‹, ich will ihm gründlich die Meinung sagen; niederrheinisch ›Dat es Botter an den Galgn geschmert‹, das ist Hilfe für einen Unwürdigen; vgl. niederländisch ›Boterje tot de Galg toe‹; obersächsisch ›Dir wird keene (braune) Butter drangetan‹, es werden keine besonderen Umstände mit dir gemacht: schleswig-holsteinisch ›He kriggt Botter in die Brie‹, er bekommt ein gutes Essen; ostpreußisch ›He ös so flau as ongesolten Botter‹, er ist fade und langweilig, von der Vorliebe
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Butter. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 1109
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 1, S. 286) © Verlag Herder]

Klingt das plausibler?
Gruß Fritz

Hi,

Eine Erklärung, die ich gehört habe, lautete, dass man in
früheren
Zeiten zerbrechliche Kostbarkeiten wie Kristalllüster u. ä. in
mit
Butter gefüllten Fässern transportiert habe, um sie so zu
schützen.
Dies erscheint mir aber nicht sehr glaubwürdig.

Es ist aber tatsächlich so. Habe ich hier auf einer Führung bei der Höchster Porzellanmanufaktur als kleines Anekdötchen am Rande erfahren.

Gruß,
Anja

Hallo, Fritz und Renardo,

die Erklärung mit der sicheren Verpackung wurde - u. a. - im „Galilexikon“ gegeben:

Der Ursprung dieser Redensart liegt im Mittelalter. Wenn damals die teuren Gläser aus Ventien über die Alpen zu uns transportiert werden sollten, gingen sie anfangs oft zu Bruch. Bis die Fuhrleute die entscheidende Idee hatten. Sie legten die Gläser in große Fässer und gossen heiße, flüssige Butter dazu. Wurde sie fest, hielt sie die Gläser an Ort und Stelle und dämpfte Stöße der Kutsche. Selbst wenn ein Fass vom Wagen fiel, zerbrachen die Gläser nicht. „Alles“ war eben „in Butter“.

Ein zweifelnder Leser wandte sich an die Duden-Redaktion und wurde wie folgt beschieden:

_1. Gegen Ende des Mittelalters ist Butter zum wichtigen Volksnahrungsmittel geworden und spielt in der Ernährung auch der einfachen Bevölkerung eine große Rolle. … . Es gab aber bei weitem nicht solch große Buttervorräte, dass größere Mengen problemlos als Verpackungsmaterial ste[t]s bereitstanden. Auch das Verhältnis der damaligen Zeit zu (von Gott gegebenen!) Nahrungsmitteln hätte einen solchen „Missbrauch“ wohl kaum zugelassen.

  1. Es ist auch fraglich, ob ein solches Prozedere wirklich den gewünschten Effekt gehabt hätte. Die flüssige heiße Butter hätte beim Erkalten und Festwerden (Volumenvergrößerung) die empfindliche Glasware, insbesondere die Hohl- und Flügelgläser aus venezianischer Produktion, beschädigen können. Sodann stelle man sich den Aufwand vor, die so geschützte Ware wieder von ihrer „Verpackung“ zu befreien. … Außerdem hätte der Transport nur bei niedrigen Temperaturen erfolgen können. Durch Wärmeeinwirkung weich gewordene Butter hätte nur schwerlich einen sicheren Transport gewährleistet.

  2. Die Gefahr, dass die Fettsäuren der Butter mit den Emailfarben der venezianischen Glasprodukte chemisch reagiert hätten, ist auch nicht auszuschließen._

(Kompletter Text auf http://www.ciao.de/Galileo__Test_2503620 )

Gruß
Kreszenz

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Guten Morgen, Kreszenz,

auch hier http://www.redensarten-index.de/suche.php

wird die für mich auch sehr unwahrscheinliche Buttertransporttheorie vorgestellt. In einer Variante freilich und offensichtlich von einem Nutzer, der das nette Geschichtchen irgendwo hörte.

Alles in Butter! Alles in Ordnung! umgangssprachlich, salopp; Wenn der Adel im Mittelalter von Hofsitz zu Hofsitz zog, musste der ganze Hausrat mit. Dazu wurden die wertvollen Porzellane in Butter eingelassen. Kamen die Pferdekarren über die holprigen Wege am Zielort an, war die erste Frage: „Ist noch alles in Butter?“ (Hinweis eines Nutzers)

Dass Adel von Hofsitz zu Hofsitz zieht hört sich seltsam an. Man muss wohl eher an die Reisekaiser des frühen Mittelalters denken.

Aber wie bei den Fisimatenten ist die Erklärung aus Visite ma tent hübscher als die wahrscheinlichere.
Man soll ja eine gute Geschichte nicht mit der Wahrheit verderben.

Gruß Fritz

1 Like

[ot] Gute Butter
Moin, Kreszenz,

wer Galileo guckt, hat es nicht besser verdient.

Anfang der Siebziger war ich im Weserbergland von Tür zu Tür unterwegs, um Margarine zu verticken. Da waren zwei Sorten im Angebot: Die einfache für 62 Pfennig und die bessere teurere für 67, die nur als „gute Butter“ beworben wurde. Was mich am meisten verblüffte: Die Kundinnen hatten diesen Sprachmissbrauch angenommen.

Gruß Ralf

Vielen Dank an Euch alle! (o.w.T.)

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