Alles vs. alle

Gibt es einen Unterschied in der Bedeutung der folgenden Sätze?

„Alles lief nach der Tür“
„Alle liefen nach der Tür“

(Ganz abgesehen davon, dass ich nie nach, sondern immer zur Tür laufe)

Gibt es einen Unterschied in der Bedeutung der folgenden
Sätze?

„Alles lief nach der Tür“
„Alle liefen nach der Tür“

nach Duden (1. c.) und Bertelsmann ist „alles“ für alle Leute hier; jeder Anwesende; jeder Einzelne eine umgangssprachliche Form.

Gruß
Kreszenz

OT nach der Tür
Hallo Kreszenz,

ist „nach der Tür laufen“ tatsächlich korrektes Deutsch?
Ich würde „zur Tür“ oder „in Richtung Tür“ oder „auf die Tür zu“ laufen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo, Jule,

ist „nach der Tür laufen“ tatsächlich korrektes Deutsch?

es ist ein Regionalismus (wie auch „nach Aldi gehen“).

Der Duden (1. c.)sagt:

_zu … hin, in

Grammatik
räumlich

Gebrauch
landschaftlich

Beispiele
nach dem (_
in den_) Süden fahren
nach (_ zur_) Oma gehen_

Siehe auch http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,398751,00… und http://www.philhist.uni-augsburg.de/de/lehrstuehle/g…

Gruß
Kreszenz

Hallo Jule, der erste Satz ist ein Originalzitat aus Emil und die Detektive von Erich Kästner.
Gruß, Martina

Würde es mal einfach sagen. Der Sprachgebrauch hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Die Bedeutung des Satzes ist die bereits genannte. Aber ein schöner Hinweis mal wieder die alten Bücher verauszukramen und die ‚orginal‘ Versionen zu lesen. Es wird nicht das einzige Buch sein, das sprachlich überarbeitet wurde. (Manche wurden gravierent verfälscht, sie die Bibel).

Schiller
Hallo Kreszenz,

Gibt es einen Unterschied in der Bedeutung der folgenden
Sätze?

„Alles lief nach der Tür“
„Alle liefen nach der Tür“

nach Duden (1. c.) und Bertelsmann ist „alles“ für alle Leute
hier; jeder Anwesende; jeder Einzelne
eine umgangssprachliche
Form.

das würde dann ja bedeuten, daß „Alles rennet, rettet, flüchtet, …“
Umgangssprache wäre?

Gruß G. *leicht entsetzt*

Moin Gudrun,

weißde, dat sind zum einen so 'ne Art Taschenspielertricks von den Intellektuellen. Wenn Schillerlöckchen umgangssprachlich schreibt
Alles rennet, rettet, flüchtet,
dann denkt das gemeine Volk, dass er genau so schwätzen kann wie das Volk, und der Dichter erweckt einen Eindruck so in Richtung ei klar doch, wir sind auch das Volk.

Zum anderen schlägt er dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Eigentlich wollte er richtig Hochdeutsch schreiben Alle rennen, retten, flüchten,,
aber er hatte die nächste Zeile schon im Kopf:
Taghell ist die Nacht gelichtet. Auf die war er sehr stolz und wollte um keinen Preis daruf verzichten. Da fiel ihm der bereits genannte Fliegendoppelschlag-Trick ein, und er schuf das schaurig-schön-berühmte Reimpaar

Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet

Zusammen mit noch vielen anderen Schauerschönheiten kam das deutsche Volk auf diese Weise zum feurig brennenden Glockenstilblütensalat.

Einen fröhlichen Arbeitstag!
Frisch Gesellen, seid zur Hand!

Pit

3 Like

Es wird nicht das einzige Buch sein, das sprachlich
überarbeitet wurde. (Manche wurden gravierent verfälscht, sie
die Bibel).

Dazu: In der neuesten englischen Version von Huckleberry Finn wurde das Wort „Nigger“ ersetzt.

Gruß

Anwar

nach Duden (1. c.) und Bertelsmann ist „alles“ für alle Leute
hier; jeder Anwesende; jeder Einzelne
eine umgangssprachliche
Form.

das ist (mal wieder, sehr typisch für den Duden) verkürzt. „Alles“ für „alle Personen“ kann natürlich auch ein Stilmittel sein.

Gruß

Anwar

das ist (mal wieder, sehr typisch für den Duden) verkürzt.
„Alles“ für „alle Personen“ kann natürlich auch ein Stilmittel
sein.

Schon, aber im Grunde kann doch alles, was nicht der aktuellen Standardsprache entspricht, als Stilmittel eingesetzt werden, von der Mundart bis zum „schtzngrmm“.

Gruß
Kreszenz

Hallo!

nach Duden (1. c.) und Bertelsmann ist „alles“ für alle Leute
hier; jeder Anwesende; jeder Einzelne
eine umgangssprachliche
Form.

Das mag ja sein.
Aber wie sagt man denn streng hochsprachlich dann für: „Und wer geht jetzt alles mit?“
Oder handelt es sich da um dieses ominöse „als“?
Regionalsprachig oder umgangssprachlich wäre wohl auch das.

Schönen Gruß!
H.

Hallo,

Aber wie sagt man denn streng hochsprachlich dann für: „Und
wer geht jetzt alles mit?“

das wird (wie btw auch dem bereits oben verlinkten http://www.duden.de/rechtschreibung/all zu entnehmen) vom Duden nicht als umgangssprachlich bezeichnet:

"1. b. stärker vereinzelnd, die Einzelglieder einer Gesamtheit betrachtend

wem alles (welchen Leuten insgesamt und im Einzelnen) hat er wohl diese Geschichte erzählt!"

(Ich verweise übrigens nicht deshalb regelmäßig auf den Duden, weil sich meine Auffassung in jedem Fall mit der der Duden-Redaktion deckt, sondern weil er einfach nach wie vor als „offizielle“ Quelle allgemein akzeptiert wird. Für kritische und zweifelnde Anmerkungen zu Duden-Einträgen bin ich also die falsche Adresse.)

Gruß
Kreszenz

alles & jemand
Ehrlichgesagt klingt das für meine Ohren auch recht umgangssprachlich - egal, was der Duden dazu sagt. Auf Schriftdeutsch würde ich schreiben: „Kommt jemand mit?“

Wobei „jemand“ ja wohl auch ein Singularis ist, das einen Plural ausdrücken kann, oder nicht? Es scheint mir ziemlich genau die Dudenerklärung für „alles“ zu treffen: 1. b. stärker vereinzelnd, die Einzelglieder einer Gesamtheit betrachtend.

„Im Wald joggt noch jemand“ - Da joggen nicht gerade viele im Wald, würde ich sagen, aber es muss auch nicht nur einer sein.

„Alles lief nach der Tür“
„Alle liefen nach der Tür“

Mit alles betrachtet man die Masse an sich bewegenden Lebewesen als ein Stück - alles = Singular.
Mit alle betrachtet man eher die Menge an Lebewesen, ohne sie direkt zu zählen - alle = Plural.

So haben wir das auch gelernt …
… von unserer Deutschlehrerin (jaja, ich weiß, böse Zungen werden wieder behaupten, deutsch sei nicht ihre Muttersprache gewesen …)

Hanna

Hi,

so klang es in Wien bis vor einigen Jahren aus den Öffis-Lautsprechern:

„Endstation! Alles aussteigen, bitte!“

Ich dachte immer, das sei ein „Wienismus“, nun lese ich es auch im Duden hier (unter „Endstation“)

http://www.duden.de/suchen/dudenonline/aussteigen

Also umgangssprachlich und nicht nur in Wien, wobei die Wiener Öffis auf „Alle aussteigen“ korrigiert haben:smile:

Gruß, bumpfi

Hi,

„alles, was Rang und Namen hat“

…gerade keine Zeit, weiter drüber nachzudenken, aber das als umgangsprachlich zu bezeichnen, käme mir nicht in den Sinn.

Und das, wo ihr mir beigebracht habt, dass es korrekt ist, zu sagen „ich bin am grübeln“
Gruß

Jo

Moin Pit,

danke, ich habe mich köstlich amüsiert. :wink:

weißde, dat sind zum einen so 'ne Art Taschenspielertricks von
den Intellektuellen. Wenn Schillerlöckchen umgangssprachlich
schreibt
Alles rennet, rettet, flüchtet,
dann denkt das gemeine Volk, dass er genau so schwätzen kann
wie das Volk, und der Dichter erweckt einen Eindruck so in
Richtung ei klar doch, wir sind auch das Volk.

Psst - unter uns Pfarrerstöchtern:
Er konnte so schwätzen wie das Volk!
Du weißt schon, wo Marbach liegt (neinnein, nicht das mit den Pferden!) und wie dort gesprochen wird?

Das Beispiel „Alles, was Rang und Namen hat“ (von JoCor, eins drüber) hat mich aber überzeugt, daß es doch keine Umgangssprache ist.

Einen fröhlichen Arbeitstag!

Einen fröhlichen Rosenmontag!

Frisch Gesellen, seid zur Hand!

Gehab’ Dich wohl und sei gegrüßt G.

Hallo, Gudrun,

Er konnte so schwätzen wie das Volk!

wie es scheint, konnte er nicht anders (was den „Fiesko“ beinah schon vor der ersten Aufführung zum Flop werden ließ. - Andreas Steicher zitiert den Regisseur Meyer: „Aber wissen Sie auch, was Schuld daran ist, daß ich und alle Zuhörer es für das elendeste Machwerk hielten? Schillers schwäbische Aussprache, und die verwünschte Art, wie er alles declamirt.“).

Siehe auch http://books.google.de/books?id=w64ZVfFXcFIC&lpg=PA9… (unten) und http://books.google.de/books?id=w64ZVfFXcFIC&lpg=PA9… (oben).

Gruß
Kreszenz