'Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.....'

Hallo, liebe Liebende,

nicht so ganz ernst gemeint ist meine heutige Frage, aber vielleicht bietet sie doch Anlass für eine nette Diskussion.

Gott schuf also erst Himmel und Erde, dann die Berge, Flüsse, Seen, Bäume, Gräser, Halme, darauf die Spatzen, Giraffen, Rhinozerosse, die fleißigen Bienen und die lustigen Äffen und sodann den ersten Menschen Adam mitnebst Eva, seinem anvertrautem Weibe.

Warum aber heißet man den tollen Hecht dann „Schöpfer“ und nicht „Schüfer“? Er hat ja schließlich nicht geschöpft, außer vielleicht der Hoffnung, dass der Mensch sein eingebautes Gehirn regelmäßig und bestimmungsgemäß gebrauchet.

„Schaffer“ ginge auch noch, aber das assoziiert bei mir zu sehr den „Checker“ und den „Macker“.

Zu Schüfer hingegen haben wir den Küfer, der Wein und Sekt herstellt.

Also, Schüfer ist ein schönes, vornehmes Wort. Warum hat die Deutsche Sprache das nicht zum Tätigkeitswort „schaffen“ geschaffen?

Ein schönes Wochenende wünscht

Tokei-ihto

Moin,

auch wenn Deine Frage nicht ganz ernst gemeint ist, kriegste doch zuerst mal eine ernste Antwort bezüglich der Etymologie.

Kürzestfassung
schöpfen
Mittelhochdeutsch schepfen, Althochdeutsch scepfen
schaffen und schöpfen sind ursprünglich identisch; die Trennung erst in mhd. Zeit.

Schöpfer
mhd. schepfære, ahd. scepfâri, von ahd. scepfen, erschaffen
aus: Mackensen, Etymologisches Wörterbuch

Längere Fassung
Die eigentliche Bedeutung von „schaffen“ entspricht etwa dem heutigen „schaben“, „schnitzen“. Das mit ahd. „scaban“ verwandte ahd. „scepfen“, aus dem das heutige „schöpfen“ hervorging trug wohl zur Verallgemeinerung der Bedeutung von „schaffen“ bei, im Sinne von „etwas neues schaffen“. Damit erhält man auch eine Erklärung für die „Schöpfung“, die ja auch soviel wie „Erschaffung (der Welt)“ bedeutet. Und eines der Produkte dieses Schaffensprozesses sind die „Geschöpfe“, die „Geschaffenen“, „Geschnitzten“.

Un alldieweil isch e Saalänna sinn, kriegschde das doo aa noch gesaat:

Auf dem Hintergrund von „schappe“ = „schaben“, „schnitzen“, „(er)schaffen“ versteht man auch die - zumindest im Saarland bekannte Redensart: „Für jemanden eine Braut, einen Bräutigam schnitzen.“ (also „erschaffen“). („Deem passt kennie, dem muß ma eerscht ennie schnitze.“ = „Dem passt keine (Frau), dem muß man erst eine schnitzen.“)
http://www.etymologie.info/~e/d_/de-stoffe.html#Sch%…
(im Kopf des Artikels stehen noch mehr Wörter mit demselben Ursprung)

Wenn’s Dir jetzt immer noch nicht reicht, dann gibt’s (wo auch sonst?) bei den Grimm-Brüdern noch mehr dazu, mit einem ganzen Rattenschwanz von Kindern aus derselben etymologischen Wurzel

längste Fassung
http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/WBB2009/DWB…

Lebensmotto der Saarländer: Hauptsach, gudd gess – geschafft ham’mer schnell

Und nach seiner Schöpfung war Gott erschöpft, so wie ich jetzt.
Unernste Antworten phallen mir vielleicht noch ein.

Grüße
Pit

Hi,
ganz einfach

das Verb „schöpfen“ in der Bedeutung „neu herstellen“ bildet die Formen „schöpfen, schuf, geschaffen“

Es gibt allerdings auch das Verb „schöpfen“ in der Bedeutung „Flüssigkeit entnehmen“ da wird es allerdings dann schwach konjugiert: „schöpfen, schöpfte, geschöpft“.

Blah

Hallo,

Zu Schüfer hingegen haben wir den Küfer, der Wein und Sekt
herstellt.

Der Küfer macht u.a. Fässer, der andere ist der Winzer oder Kellermeister.

Cu Rene

Der doppelte Küfer
Hallo René,

so wie Du dachte ich auch, und wollte dies schon anmerken. Aber vorher habe ich im Wahrig nachgeschlagen, da gab es zwei Küfer.
Und hier gibt es ihn auch, den Küfer auf zwei Kufen:

Küfer , der; -s, -

  1. Kellermeister
  2. südwestdt. schweiz. Böttcher
    http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=K%C3%BCfer

Ha’m wer beide was gelernt.

Grüße
Pit

Servus, Blah:smile:

ganz einfach

wirklich?

schau ich mir das hier an:

http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/WBB2009/DWB…

finde ich das nicht wirklich „einfach“:smile:)

das Verb „schöpfen“ in der Bedeutung „neu herstellen“ :bildet
die Formen „schöpfen, schuf, geschaffen“

das wage ich zu bezweifeln.

Es gibt allerdings auch das Verb „schöpfen“ in der :Bedeutung „Flüssigkeit entnehmen“ da wird es :allerdings dann schwach
konjugiert: „schöpfen, schöpfte, geschöpft“.

d’accord!

Aber schöpfen - schuf - geschaffen???

Übrigens findet sich (mittlerweile?) „Erschaffer“ der Welt fast genauso oft, wie der Schöpfer.

Lieben Gruß aus Wien, jenny

Hallo.

Wer schafft, ist doch wohl ein Schaffner? :smile:

Beste Grüsse,
TR

Naja, liebe Freundin,
ich gebe Dir insofern recht, als die gesamte Wortgruppe aus „schöpfen“ und „schaffen“ eine recht komplexe Sache ist, reicht sie doch von der Nachsilbe „-schaft“, vom „Geschäft“ bis zum „Schiff“, vom „schaben“ bis zum „schippen“ und darüber hinaus.

Auch der Grimm führt für „schöpfen“ beide Bedeutungsfelder - „creare“ und „haurire“ an.

Einfach und einprägsam fand ich nur die Regel nach der man die Bedeutungen anhand der Konjugation trennen kann.

Lieben Gruß
Blah

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Servus, Du:smile:

Einfach und einprägsam fand ich nur die Regel nach der :man die Bedeutungen anhand der Konjugation trennen :kann.

Wieder was gelernt - ich hatte von dieser Regel noch nie was gehört (und sie jetzt auf die Schnelle auch nicht gefunden).

Dank und lieben Gruß aus Wien, jenny

Hallo, Jenny,

vielleicht können

http://books.google.de/books?id=BeMHoH2OEdMC&lpg=PP1…
http://home.arcor.de/nwalzenbach/schaffen.pdf
http://books.google.de/books?id=l8qeO7TofI4C&lpg=PP1…
http://books.google.de/books?id=wC3LWj8_uFUC&lpg=PP1…

zu weiteren Erkenntnissen (oder auch kompletter Verwirrung) beitragen?

Gruß
Kreszenz

Servus, Kreszenz,

wie immer sehr erhellend, deine Anmerkungen - danke!

Aber aus diesem link:

http://books.google.de/books?id=wC3LWj8_uFUC&lpg=PP1…

geht für mich hervor, dass die Form:
schepfen-schepfe-schuof-schuofen-geschaffen
obsolet ist.

Und wenn auch die Ableitung nachweisbar ist - könnte man denn heute tatsächlich „korrekt“ konjugieren: schöpfen-schuf-geschaffen?

Müßte man nicht auf die Ursprungsfrage antworten, dass „Schöpfer“ in der gefragten Form eigentlich ein Relikt aus dem Ahd. -> Mhd. ist (verkürzt erklärt)?

Wie immer reite ich die berühmten I-Tüpferln - aber ich find’s halt spannend.

Dank und lieben Gruß aus Wien, jenny

1 Like

Hi,
da könnte man sicher sich noch lange dran abarbeiten :smile:

Mir fiel gerade zu der ganzen Schöpferei noch ein, dass man ja früher das Wasser aus dem tiefen Brunnen schöpfte, es also hervorbrachte. Auch der künstlerische Akt des Schöpfens ist ja ein Hervorbringen, allerdings auf anderer Ebene.

Dass sich da dann der handfeste Akt des Schöpfens (schöpfte geschöpft) mit der schwachen Beugung zufriedengeben musste, hingegen der eher geistige Akt der Schöpfung (schuf, geschaffen) stark flektiert wird, mag vielleicht der allgemeinen Höherschätzung geistiger gegenüber menialer Tätigkeit zuzuordnen sein.

Aber das alles ist - wie meine obige "Regel"bildung übrigens auch - nicht in Stein gemeißelt.

Damit soll es aber nun wirklich - zumindest für mein Teil - sein Bewenden haben.
Blah

Hallo, Jenny,

könnte man denn
heute tatsächlich „korrekt“ konjugieren:
schöpfen-schuf-geschaffen?

diese Flexion ist nur auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Stärkung der Verben zu finden :wink:.
.

Müßte man nicht auf die Ursprungsfrage antworten, dass
„Schöpfer“ in der gefragten Form eigentlich ein Relikt aus dem
Ahd. -> Mhd. ist (verkürzt erklärt)?

Adelung schreibt dazu:

Die Schöpfung … von dem Activo schöpfen, und zwar in dessen veralteten dritten Bedeutung für schaffen, erschaffen, wo es doch nur in engerer Bedeutung von der unmittelbaren Hervorbringung eines Dinges, das vorher nicht da war, durch eine bloße Thätigkeit des Willens, gebraucht wird, welche denn nur Gott allein zukommt.

Und zur „veralteten dritten Bedeutung“:

3.* Hervor bringen, machen, bilden; gleichfalls als das Intensivum von schaffen. Auch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen veraltet, und kommt nur noch in einigen Oberdeutschen Gegenden vor. Ich habe die vom Herrn Baron von Wolf geschöpfte Nahmen und Ausdrücke beybehalten, sagt Klemm in seinem mathematischen Lehrbuche. Besonders gebrauchte man es ehedem in engerm Verstande von Gott, für schaffen, aus nichts hervor bringen, von welcher veralteten Bedeutung noch die Hauptwörter Schöpfer, Schöpfung und Geschöpf üblich sind, S. dieselben. So auch das Schöpfen, und in der letzten Bedeutung die Schöpfung …

Gruß
Kreszenz

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Servus, Kreszentia:smile:

diese Flexion ist nur auf der Roten Liste der Gesellschaft
zur Stärkung der Verben
zu finden :wink:.

wo hast du denn das her?! Ich lach noch immer…

Deine links haben sehr geholfen - danke!

Lieben Gruß aus Wien, jenny