Braunschweiger

Liebe Deutschleute,

ich habe im Urlaub in Südtirol beim Schlachter eine Wurstsorte mit dem Namen „Braunschweiger“ entdeckt, die aber nicht mit der Wurstsorte der bekannten Braunschweiger im norddeutschen Raum übereinstimmt. Nun frage ich mich: Wie kommt der Name „Braunschweiger“ nach Südtirol ?
Kann da jemand helfen ?

Mit Dank im Voraus

Günter

Hallo, Günter!

Das dürfte ähnlich zugegangen sein wie die Frankfurter nach Wien kamen.

Da heit ein Frankfurter Metzgergeselle, den es nach Wien verschlagen hat, eine Metzgerei aufgemacht und das Rezept der Frankfurter Rindsbratwurst ein wenig verändert. Heute kannst du die als Wienerle kaufen.

Kann da jemand helfen ?

Ich hätt’ den Metzger gefragt.

Gruß Fritz

Servus Günter,

nach Südtirol kommt die Bezeichnung mit einiger Wahrscheinlichkeit über Österreich, wo es eine Brühwurst dieses Namens gibt, die mit der ungebrühten Braunschweiger Mettwurst fast bloß noch den Namen gemein hat.

Ganz lustig ist, daß die US-Braunschweiger eine feine Streichmettwurst ist, die von der eigentlichen Braunschweiger bloß noch die Streichfähigkeit hat, die bei letzterer gar nicht so übertrieben entwickelt ist.

Als gemeinsamen Nenner täte ich eine wenig getrocknete, leicht geräucherte, rein schweinerne Mettwurst im Naturdarm benennen. Wobei das „wenig getrocknet“ auch schon wieder mit einem Fragezeichen steht, wenn die Braunschweiger (was sie auch in BS darf) Richtung Schlackwurst geht.

Der Brüh-Streit um die Thüringer kann bei der Braunschweiger nicht entstehen, weil die Bezeichnung nicht geschützt ist. Man wird aber wegen der Transportwege und -systeme eine nicht gebrühte „echte“ Braunschweiger schon südlich von Fulda kaum bekommen.

Schöne Grüße

MM

Tach Günter,

die Wanderwege der Namen sind abenteuerlich und manchmal einfach nicht mehr aufzuklären.
Bei uns in der Gegen gibt es eine Wurst, die „Krakauer“ heißt - in Krakau hat man von dieser Wurst noch nie etwas gehört.

Gruß - Rolf

Hi Fritz,

Da heit ein Frankfurter Metzgergeselle, den es nach Wien
verschlagen hat, eine Metzgerei aufgemacht und das Rezept der
Frankfurter Rindsbratwurst ein wenig verändert. Heute kannst
du die als Wienerle kaufen.

Was hat die Frankfurter Rindswurst (kreiert von der Metzgerei Gräf Völsings zu einer Zeit, als die Schweine knapp waren, es aber Rinder im Überfluss gab) mit den Frankfurter Würstchen gemein? Rein gar nichts, außer, dass beide zur Gattung „Wurst“ gehören.

Gleichsam ist die Rindswurst eine Brüh- und keine Bratwurst, auch wenn sie leider auf Jahrmärkten und in Currywurstbuden auf dem Grill gemartert werden.

Und nicht zuletz wurden die Frankfurter Würstchen nicht in Frankfurt „erfunden“, sondern in Neu Isenburg, einem kleinen Städtchen vor den Toren Frankfurts. Der besagte Metzger, der nach Wien ging, mischte zudem Rinds- und Schweinefleisch und vergaß, dass die echten „Frankfurter“ geräuchtert werden - ein Affront !

*soifz*

Adlergruß

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Frankfurter Wiener Saiten
Guten Abend, Anja,

seufze du nur.

Was hat die Frankfurter Rindswurst (kreiert von der Metzgerei
Gräf Völsings zu einer Zeit, als die Schweine knapp waren, es
aber Rinder im Überfluss gab) mit den Frankfurter Würstchen
gemein? Rein gar nichts, außer, dass beide zur Gattung „Wurst“
gehören.

Dies und auch das andere mag ja richtig sein; aber darf ich dir einen Ausschnitt eines Artikels zum 200-jährigen Jubiläums des Wiener/Frankfurter oder - wie sie bei mir heißen: Saitenwürstchen vorlegen.

Ich kann dir gern den ganzen Artikel mailen, denn hier darf man ja gar nichts mehr richtig zutieren. Hoffentlich fällt mein jetziges Zitat nicht der Schere zum Opfer.

Zitat:


Die Qualität von Frankfurter und Wiener ist durchweg Ia, bzw. ff. Die Wiege all dieser Leckerei stand in Frankfurt am Main. Von dort aus trat das Würstchen im 13. Jahrhundert seinen Siegeszug um die Welt an.

Die Frankfurter Würstchen waren bis zu Goethes Zeiten Bratwürste und keineswegs Siedewürste wie heute. In ihrem 1845 erschienenen Standardkochbuch nannte Henriette Davidis folgendes Rezept einer Frankfurter Siedewurst: „Durchwachsenes Schweinefleisch, ohne Sehnen, auch etwas Fett wird fein gehackt, mit Salz, Muskatblüte, Koriander, wenig Pfeffer und etwas rotem Wein gewürzt und in Schweinsdärme gefüllt. Frisch ist diese Wurst am feinsten, doch auch leicht geräuchert sehr gut. Man hängt sie in der Luft auf.“

Aus der Bratwurst wurde also im Verlauf des 19. Jahrhunderts in Frankfurt am Main eine Siedewurst.

Doch wie geriet das „Wiener“ ins Wurst-Vokabular? Nicht die Globalisierung, sondern ein Geselle auf „Walz“ war schuld und die k. u.k. Monarchie. Als Gabelfrühstück liebte Kaiser Franz Joseph I. heiße Würstchen, hergestellt von der Wiener Metzgerei Lahner, die im siebten Gemeindebezirk eine Wurstküche betrieb. Der Fleischhauer Johann Georg Lahner hatte sein Handwerk im Frankfurter" Worschtquartier" erlernt , bevor er auf Wanderschaft ging. Den Hessen verschlug es schließlich in die Donaumetropole. Zuerst arbeitete er als Aufhackknecht, bevor er eine Selcherei aufkaufte. Der Metzger aus Hessen unterstand nicht der Zunft; die schrieb nämlich den Wiener Fleischhauern vor, jeweils nur eine Tiersorte zu verwerten.

1805 lieferte er erstmals eine eigene Wurst aus, die die Vorzüge einer Schweinswurst mit den Vorzügen einer Rindswurst kombinierte. Lahner hatte die mitgebrachte Rezeptur durch Beimischung von Kalbfleisch und durch Reduzierung der Räucherung verfeinert.

Seine Kreation nannte er in Erinnerung an seine Gesellenzeit " Wiener Frankfurter". Die kannte man noch nicht. 1845 starb Lahner, da hatten sich seine Würstl bereits als Delikatesse durchgesetzt. Grillparzer, Nestroy und Franz Schubert schätzten die langen Dinger, deren Ruf schnell über die über die Grenzen der Donaumonarchie hinaus drang.

Beliebt ist die Wurst in Wien immer noch, auch in besseren Kreisen: In Paaren zu 180 Gramm abgedreht, werden die Brühwürste heute noch als Spezialität des Nobelhotels Sacher serviert.

Zitat Ende

Und man darf sie mit den Fingern essen, seit unser Kaiser Wilhelm II. dies bei einem Bankett in Wien tat.

Gruß Fritz

Hi Fritz,

Dies und auch das andere mag ja richtig sein; aber darf ich
dir einen Ausschnitt eines Artikels zum 200-jährigen Jubiläums
des Wiener/Frankfurter oder - wie sie bei mir heißen:
Saitenwürstchen vorlegen.

Diese labbrigen Saitenwürschtle mit Frankfurtern zu vergleichen, kommt einer Beleidigung gleich :wink: (Habe 10 Jahre im Schwäbischen gelebt und habe zwei schwäbische Söhne, erlaube mir also, mitzureden.)

Ich kann dir gern den ganzen Artikel mailen, denn hier darf
man ja gar nichts mehr richtig zutieren.

Gott sei Dank - wurde auch Zeit.
Aber die Quelle darfst Du doch nennen? (Man sollte es sogar!)

Dennoch:

_"Der berühmteste und erfolgreichste Metzger hieß Wirth, war im benachbarten Neu-Isenburg ansässig und bot seine Erzeugnisse, die „Frankfurter Würstchen“ an. (Eigentlich hätten sie aufgrund ihrer Herkunft „Neu-Isenburger“ heißen müssen, aber diese Bezeichnung ist zugegebenermaßen etwas schwerfällig und von daher wohl kaum verkaufsfördernd).

Die „Frankfurter“ des Metzgers Wirth entpuppten sich als wahre Verkaufsschlager, ja, viele Menschen pilgerten allein ihretwegen allwöchentlich auf den Römerberg. Schon bald wurde die Rezeptur dieser unnachahmlichen Spezialität von Auswanderern nach Amerika exportiert, wo von sie wenig später, als „Hot Dogs“ getarnt, ihren Siegeszug um die Welt antraten.

Die Familie Wirth ist immer noch in Neu-Isenburg ansässig und betreibt ihr Handwerk mittlerweile in der x-ten Generation. Die einstige Metzgerei hat sich inzwischen zu einer hochmodernen Fleischfabrik gemausert."_

aus:
http://reisen.ciao.de/Schirn_Kunsthalle_Frankfurt_am…
Habe mich mit dem ersten Link begnügt.

Was Du schreibst, ist einfach falsch. Auch damit muss man leben können, dass das gedruckte Wort nicht immer der Wirklichkeit und damit der Wahrheit entspricht.

Nur weil irgendein Metzger eine Idee klaut und damit ins Ausland geht, muss das nicht heißen, dass er den Stein der Weisen, hier: das Frankfurter Würstchen, erfunden hat.

Und mit den Rindswürsten hast Du Dich ja total vertan. Aber dazu schreibst Du dann ja natürlich nix mehr …

Gruß,
Anja, Frankfurterin, die sich mit Stadtgeschichte durchaus auskennt

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Hallo, Anja, du allwissende „Frankfurterin, die sich mit Stadtgeschichte durchaus auskennt“ und offensichtlich besonders mit der Geschichte der Frankfurter Würstchen,

mir scheint, dass du einfach nicht sehen willst, dass es einen Unterschied zwischen Frankfurter, oder besser Neu-Isenburger, Frankfurter Würstchen und Wiener Frankfurter Würstchen gibt.

Dass dies deine lokalpatriotischen Gefühle beleidigt, ist dein Problem.
Solche, dem stark entwikeltem Lokalpatriotismus geschuldete Betriebsblindheit kommt vor. Wenn man „Frankfurter Würstchen“ definitionsgemäß als Namen nur für eine bestimmte Art von Frankfurter Würstchen festlegt, und zwar für die, die man selber am liebsten mag, und alle anderen als labbrige Plagiate abtut, befindet man sich in einer unschlagbaren Position.

Ich weiß nicht, warum mir da Wörter wie Fanatiker, Fundamentalist, Orthodoxie, alleinseligmachende Lehre einfallen.

Sag in Maulbronn niemandem, dass die Maultaschen nicht in Maulbronn erfunden wurden; erzähle keinem Uracher, dass es Brezeln schon in der Römerzeit gab; versuche nicht, einem Italiener zu erklären, dass Nudeln schon tausend Jahre vorher in langer dünner Form hergestellt wurden in China, verlange in einem griechischen Lokal, keinen Türkischen Kaffee, in einem türkischen keinen Grischischen.
Sprich im Hause des Gehenkten nicht vom Strick.

Und ich werde mich hüten, dir weiterhin in dieser Sache zu widersprechen.

Gruß Fritz

Fritz hat immer Recht … ok

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Meine ganz persönlich Tragik … ohje!
Dass du mich aber zwingst auf Wikipedia züruckzugreifen, kränkt mich nun doch. :-[

=> http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_W%C3%BCrstchen

=> http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_W%C3%BCrstchen

=> http://www.hr-online.de/website/rubriken/freizeit/in…

Und besonders dies => http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?TabI…

Gruß Fritz