Deutscher Beispieltext (à la 'Please call Stella')

Hallo,
Ich glaube ich habe die Frage früher schon einmal irgendwann gestellt…

Ich möchte gerne eine Art Datenbank/Sammlung anlegen mit einem deutschen Text, den ich von möglichst vielen Muttersprachen und vor allem Nicht-Muttersprachlern vorlesen lassen möchte. Ich würde das danach gerne phonetisch analysieren.
So eine Seite gibt’s schon fürs Englische: http://accent.gmu.edu/

Die haben einen hübschen Sampletext genommen („Please call Stella…“), in dem möglichst viele Phoneme und Lautkombinationen des Englischen vorkommen — ich bräuchte so einen Text jetzt fürs Deutsche.

Gibt es so etwas? Wo könnte ich das finden? Oder möchte jemand gar selbst versuchen, so einen Text zu schreiben… braucht ja auch nur 3, 4 Sätze lang zu sein.

Würde mich über eine Antwort freuen,

  • André

Hallo André,

nein, habe ich auch nicht. Aber ich habe im Fernsehen mal ein feature über einen Sprachwissenschaftler gesehen, der auch schon von der Polizei eingesetzt wurde, um die Herkunft von Sprachproben (anonymer Anrufer o.ä.) zu bestimmen. Er sagte, dass es sehr hilfreich ist, wenn beispielhafte Sprachproben viele Substantive aus dem landwirtschaftlichen oder ländlichen Bereich enthalten, da sich bei diesen „alten“ Begriffen die ursprüngliche lokale Ausprache am besten erhalte. Wenn Du also Dialekte mit einbeziehen willst, wäre es also sicher vorteilhaft, solche Begriffe in den Beispieltext einzubauen. So sagt man z.B. in meinem Heimatdorf zu Hemd und Treppe [Hemmd] und [Trebb] und im kleineren Nachbarort [Himm] und [Trapp].

Grüße, Thomas

Das ist eine gute Idee, danke! Ich dachte mir auch schon, so wenig Fremdwörter wie möglich zu verwenden, weil’s dafür ja oft keine einheimischen Bezeichnungen gibt. Vielleicht bau ich ein Fremdwort oder einen englischen Namen ein, mal sehen…
Schwierig; vielleicht muss ich mir wirklich selbst was überlegen.

Grüße,

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

Ein zusammenhängender Text ist das nicht, aber meinst du vielleicht so etwas wie die Wenkerschen Sprachsätze?

http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/wenker.htm
http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/dial-aud.htm

lg

Kim

Hallo André,

  1. Ich weiß nicht, wie umfangreich Deine Untersuchung werden soll. Was aber sicher auch mal lohnenswert wäre, wäre die lokal unterschiedliche Aussprache von Namen, besonders von ausländischen. Ohne viel von der Sache zu verstehen habe ich den Verdacht, dass die Eltern eines hin und wieder auftretenden „Maikels“ Fans von Michael Douglas und des Englischen nicht mächtig waren.

  2. Was meines Erachtens häufig unterschätzt wird, ist die Bedeutung der Silbenbetonung für das Verständnis ('Münsterländer/Hin’sterbender). Ich habe in einem Restaurant in Estland mal verzweifelt nach einem ['tuhatos] verlangt und wurde partout nicht verstanden. Erst als ich vom Nachbartisch einen Aschenbecher genommen hatte, dämmerte es bei der Bedienung: Ah, [tu’hatos]. Betonungsregeln werden viel zu wenig gelehrt und beachtet. Man ist ja oft froh, wenn man die Aussprache der Buchstaben halbwegs über die Bühne bekommt, für die richtige Betonung reicht es dann nicht mehr. Andererseits ist die aber für das Verständnis sehr wichtig, auch wenn das meines Erachtens nach eher unbewußt abläuft.

Grüße, Thomas

P.S.: Es werden doch drei: Manchmal kann man etwas gar nicht richtig aussprechen, weil man die entsprechenden Laute nicht zuwege bringt. Durch entsprechendes Bimsen in der Schule kann ich ein englisches th aussprechen, ein gerolltes „rrrrrr“ werde ich nie hinbringen. Ein Bayer hätte mit dem Spanischen wohl weniger Probleme als ich. Aber das ist noch nicht das schlimmste; manche Laute kann man gar nicht erzeugen, weil man sie nicht hört. In den slawischen Sprachen gibt es sehr viele s-, c-, z-Laute, stimmhaft oder stimmlos. Mit ungeübtem Ohr hört man die Unterschiede manchmal gar nicht - dann kann man sie natürlich auch nicht reproduzieren. Ich glaube auch mal gelesen zu haben, dass das das Problem von Ostasiaten mit dem Unterschied zwischen „r“ und „l“ ist: nicht, dass sie den Unterschied nicht artikulieren könnten, sie können ihn nicht hören.

Das war’s jetzt aber.

Hallo André,

  1. Ich weiß nicht, wie umfangreich Deine Untersuchung werden
    soll. Was aber sicher auch mal lohnenswert wäre, wäre die
    lokal unterschiedliche Aussprache von Namen, besonders von
    ausländischen. Ohne viel von der Sache zu verstehen habe ich
    den Verdacht, dass die Eltern eines hin und wieder
    auftretenden „Maikels“ Fans von Michael Douglas und des
    Englischen nicht mächtig waren.

Danke, das sind interessante Tippse!
Bis jetzt ist es ja auch nur eine kühne Idee, in der ich mich mal in meiner Freizeit beschäftigen könnte. Aber vielleicht ließe sich das auch mal ausweiten und in ein echtes sprachwissenschaftliches Projekt umwandeln. Diese englische Webseite hatte es schon schön vorgemacht: inländische Sprecher (am besten mit starkem Dialekt) und ausländische — auf letztere Sprecher bin ich besonders „scharf“, ich achte gerne darauf, wie Nichtmuttersprachler und Nichtmutterdialektler einzelne Sachen aussprechen.
Wahrscheinlich werde ich also wirklich das ein oder andere Fremdwort oder auch einen bekannten ausländischen Namen einbauen. Meine Mutter z.B. sagt „Antonia Bánder-Rass“, so wie Bänderriss, nur mit 2×a. Sehr lustig, das. =)

  1. Was meines Erachtens häufig unterschätzt wird, ist die
    Bedeutung der Silbenbetonung für das Verständnis
    ('Münsterländer/Hin’sterbender). Ich habe in einem Restaurant
    in Estland mal verzweifelt nach einem ['tuhatos] verlangt und
    wurde partout nicht verstanden. Erst als ich vom Nachbartisch
    einen Aschenbecher genommen hatte, dämmerte es bei der
    Bedienung: Ah, [tu’hatos]. Betonungsregeln werden viel zu
    wenig gelehrt und beachtet. Man ist ja oft froh, wenn man die
    Aussprache der Buchstaben halbwegs über die Bühne bekommt, für
    die richtige Betonung reicht es dann nicht mehr. Andererseits
    ist die aber für das Verständnis sehr wichtig, auch wenn das
    meines Erachtens nach eher unbewußt abläuft.

Ich dachte immer, Estnisch hätte die Betonung immer vorne? Wie auch Finnisch und Ungarisch? Nettes Beispiel auch: Es heißt Télefon auf Deutsch, Télephone auf Englisch, aber die Originalbetonung des Griechischen ist eigentlich die, die’s im Spanischen heute noch hat: Teléfono.

Grüße, Thomas

P.S.: Es werden doch drei: Manchmal kann man etwas gar nicht
richtig aussprechen, weil man die entsprechenden Laute nicht
zuwege bringt. Durch entsprechendes Bimsen in der Schule kann
ich ein englisches th aussprechen, ein gerolltes „rrrrrr“
werde ich nie hinbringen. Ein Bayer hätte mit dem Spanischen
wohl weniger Probleme als ich. Aber das ist noch nicht das
schlimmste; manche Laute kann man gar nicht erzeugen, weil man
sie nicht hört. In den slawischen Sprachen gibt es sehr viele
s-, c-, z-Laute, stimmhaft oder stimmlos. Mit ungeübtem Ohr
hört man die Unterschiede manchmal gar nicht - dann kann man
sie natürlich auch nicht reproduzieren. Ich glaube auch mal
gelesen zu haben, dass das das Problem von Ostasiaten mit dem
Unterschied zwischen „r“ und „l“ ist: nicht, dass sie den
Unterschied nicht artikulieren könnten, sie können ihn nicht
hören.

Wobei das ja auch von Sprecher zu Sprecher unterschiedlich ist. Ich habe mit relativ wenigen Lauten Probleme. Gerollte Rs, Bs, exotische kaukasische Ejektive oder arabische Erstickgeräusche… keine Probleme, lediglich bei Klicklauten hört’s bei mir bei 3 auf.
Bei meiner Mutter allerdings habe ich den Eindruck, sie kann nichts aussprechen, was kein nativ-sächsischer Laut ist. Also auch keine spanischen oder englischen Rs. Allenfalls einen dentalen Klick bekommt sie hin, wenn sie enttäuscht ist. :wink:
Aber Spaß beiseite: Ich denke, es ist Übungssache. Es ist gewiss nicht unmöglich, für einen Chinesen, R und L richtig zu hören und auszusprechen. Es ist nur schwierig, weil sie eben nicht direkt diese Unterscheidung haben und nicht damit aufgewachsen sind. Insofern hast du recht: Es ist schwer lernbar für sie. Ähnliche Probleme haben ja auch Deutsche mit den englischen Vokalen… speziell „bad“ vs. „bed“. Manche machen da den Unterschied in der Tonhöhe und in der Vokallänge. :smiley:

Ich glaube, das alles rauszufinden zu versuchen wäre wohl ein bisschen viel. Aber das interessanteste von den Vorschlägen werde ich sicherlich mit einbauen.

Das war’s jetzt aber.

Liebe Grüße,

  • André

Hallo André,

Ich dachte immer, Estnisch hätte die Betonung immer vorne?

Das dachte auch ich (zumindest, nachdem ich ein wenig im einzigen estnischen Sprachführer geblättert hatte, dessen ich habhaft werden konnte). In Tallin hatte ich mit meiner Version auch keine Probleme, die geschilderte Szene ereignete sich aber auf Saarema. Und Insulaner scheinen überall etwas anders zu sein…

Grüße, Thomas

Hallo,

Ein zusammenhängender Text ist das nicht, aber meinst du
vielleicht so etwas wie die Wenkerschen Sprachsätze?

http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/wenker.htm
http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/dial-aud.htm

Ja, ich denke, das kommt der Sache schon sehr nahe, danke für die Links. Nur als Text wäre es schön. Einzelne Sätze vorzulesen fände ich für so eine kleine Hobbyuntersuchung ein bisschen zu viel verlangt von den Probanten. :S

Liebe Grüße,

  • André