Etymologie: Törn, antörnen, abtörnen

Hallo liebe Menschen!
Es gibt die Wörter „Segeltörn“, „antörnen“ und „abtörnen“ im Deutschen. Sind das eingedeutschte Anglizismen? Oder kommen die vielleicht aus dem Friesischen oder Plattdeutschen? Im etymologischen Wörterbuch von Pfeifer hab ich’s nicht finden können, auch im Grimm (online) nix… und auch 'ne Google-Suche brachte mich nicht wirklich weiter.
Würde mich auch interessieren, seit wann es das Wort bei uns gibt.

Gruß,

  • André

Hallo, liebe André,

nach Kluge:

_ Törn
Substantiv Maskulinum „Fahrt mit einem Segelboot“ peripherer Wortschatz Erkennbar fremd (20. Jh.) Entlehnung.
Entlehnt aus ne. turn, dieses aus afrz. to(u)rn „Drehung, Wendung“, aus l. tornus „Drehscheibe, Drechseleisen“, aus gr. tórnos.
Ebenso nschw. törn, nnorw. torn; Tour.
Carstensen 3 (1996), 1547. englisch_

Gruß Fritz

Moin, André,

„Segeltörn“

wie Fritz schon schreibt, ein Begriff aus der christlichen Seefahrt.

„antörnen“ und „abtörnen“

kommt aus der Drogenszene, gehört habe ich das etwa 1972 zum ersten Mal.

Gruß Ralf

Tach André und Fritz,

ich vermute, das ist eine Wendung, die aus dem Englischen übernommen worden ist: turn on heißt anschalten und turn off also abschalten.

Gruß - Rolf

Hallo, Ihr!

„antörnen“ und „abtörnen“ kommt aus der Drogenszene,

die es - wie Rolf sagte - von der Techniksprache nahmen.

John Lennon - ca 1965/66 .: Turn off your mind, relax and float downstreams …

Gruß Fritz

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Moin, Rolf,

ich vermute, das ist eine Wendung, die aus dem Englischen
übernommen worden ist: turn on heißt anschalten und turn off
also abschalten.

da hat sich der Sinn der Redewendung aber kräftig verbogen - antörnen heißt ja nun keineswegs anschalten. Und abtörnen kann mich so mancher Anblick, aber ich kann weder mich noch ein Radio abtörnen.

Gruß Ralf

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Moin, Rolf,

ich vermute, das ist eine Wendung, die aus dem Englischen
übernommen worden ist: turn on heißt anschalten und turn off
also abschalten.

da hat sich der Sinn der Redewendung aber kräftig verbogen -
antörnen heißt ja nun keineswegs anschalten. Und abtörnen kann
mich so mancher Anblick, aber ich kann weder mich noch ein
Radio abtörnen.

Aber „you turn me on“ wird doch immer mit „Du machst mich an“ quasi
übersetzt - und da ist wiederum auch kein großer Unterschied. Ich
kann auch ein Radio anschalten oder anmachen. Ich halte das nicht für
zu weit hergeholt.

(Im übertragenen Sinne geht es doch auch dabei darum, gewisse „Dinge“
beim Menschen (über gewisse „Knöpfe“ o.ä.) anzuschalten…)

Judy

Hi Judy,

„Du machst mich an“ quasi übersetzt

dem halte ich entgegen: „Mach mich nicht an!“ Was Du meinst, heißt nicht an, sondern scharf. Oder so. Oder „Du törnst mich an.“

Ich kann auch ein Radio anschalten oder anmachen.

Bestimmt. Kannst Du es auch antörnen? Bestimmt nur, wenn es Alfred heißt :smile:

Gruß Ralf

Lieber Ralf,
selbst Dir Jungspund sollten doch di3e Lichtschalter nicht unbekannt sein, die bis vor einigen Jahrzehnten praktisch die einzigen waren, die es gab: http://www.handelsblatt.immowelt.de/wohnen/moebel/im…
und auch das Radio drehte man an, weil es eben einen Drehschalter hatte.
Zu dieser Zeit wurde der Begriff „to turn on/off“ geprägt.
Gruß
Eckard

kommt aus der Drogenszene, gehört habe ich das etwa 1972 zum
ersten Mal.

‚Antörnen‘ ist ganz offensichtlich eine Eindeutschung von ‚turn on‘ welches wiederum zum klassischen psychedelischen Dreisatz gehört: turn on, tune in, drop out - in den 60’ern geprägt von einem gewissen Dr. Timothy Leary (Yep, der Harvard-Professor und LSD-Papst) und bereitwillig von der Flower-Power-Suppkultur übernommen und banalisiert. Auch beim zweiten Teil des Slogans - ‚tune in‘ - ist die Radio-Metapher unübersehbar.

Dr. Leary schrieb 1983 in ‚Flashbacks: An Autobiography‘ (J. P. Tarcher 1983, ISBN 0874771773 Buch anschauen):

„‚Turn on‘ meant go within to activate your neural and genetic equipment. Become sensitive to the many and various levels of consciousness and the specific triggers that engage them. Drugs were one way to accomplish this end. ‚Tune in‘ meant interact harmoniously with the world around you - externalize, materialize, express your new internal perspectives. Drop out suggested an elective, selective, graceful process of detachment from involuntary or unconscious commitments. ‚Drop Out‘ meant self-reliance, a discovery of one’s singularity, a commitment to mobility, choice, and change.“

‚Abtörnen‘ bzw. ‚turn off‘ („this turns me off“) ist einfach eine analoge Bildung zum antörnen / turn on.

Peace,
Ralf

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Gruß

Dir,

Eckard

und Dank!
Endlich begreif ich, warum die Bayern sagen „Drah den Radio auf!“, wenn sie es eingeschaltet haben wollen.
H.

Hi Statler,

wenn wir mal so weit sind, dass uns jemand auf- und zudreht, dann isses soweit, dann kriegen wir hier unseren Balkon.

Greets, Waldorf

Habt Dank!
Danke fein! Besonders an Fritz & Ralf, jetzt bin ich klüger. :smile:

Gruß,

  • André