Dieses Elaborat stammt einmal mehr von Fritz:
Regeln für das Geschlecht deutscher Wörter
Wir unterscheiden im Deutschen zwischen dem
A. natürlichen Geschlecht und B. dem grammatischen Geschlecht.
A. Das natürliche Geschlecht wird bestimmt durch das Geschlecht der Person oder des Wesens, das gemeint ist, unabhängig von den grammatischen Regeln.
Also: der Vater, der Onkel, der Pate, der Witwer, der Neffe, der Bruder, der Schwule, der Arbeiter, der Hengst, der Stier, der Kater …
und: die Mutter, die Schwester, die Tante, die Hexe, die Witwe, die Amme, die Kusine, die Stute, die Kuh, die Färse, die Katze …
und: das Kind, das Kalb, das Fohlen, das Kitz, das Ferkel …
Hält die deutsche Sprache keine eigene Femininform bereit, wird diese mit dem Suffix (der Nachsilbe) -in gebildet: die Arbeiterin, die Kollegin, die Fernfahrerin, die Ministerin …
Für manche Fremdwörter haben wir die Ableitungen:
der Friseur => die Friseuse, der Direktor => die Direktrice (heute auch üblich: die Direktorin).
Interessant ist hierbei, dass normalerweise zuerst die Maskulinform besteht und davon die Femininform abgeleitet wird. Diese Ableitung gelingt immer, selbst bei solchen: Der Landamann => die Landamännin (Schweiz), Amtmann => Amtmännin, der Kaufmann => die Kaufmännin, der Soldat => die Soldatin.
Den Feministinnen verdanken wir Formen wie Bürokauffrau, Landfrau.
Es gibt einige wenige, wo dies umgekehrt zu sein scheint: die Hexe => der Hexer, die Hure => der Hurer, die Witwe => der Witwer. Kurios ist, dass die Schlampe negativer betrachtet wird als der Schlamper und die Schlamperin, dass es zwar die Nutte, aber keinen Nutter gibt; während es logisch scheint, dass es keinen Hebammer und keinen Ammer gibt.
Der Grund für dieses Phänomen, dass es einmal sowohl die Maskulin- als auch die Femininform gibt, das andere mal nicht, ist darin zu sehen, dass es die Verben „hexen, huren und schlampen“ gibt, und von diesen die männliche und weiblich Form des Täters genannt werden können. Die Verben „*nutten und *ammen“ dagegen gibt es nicht. Es gibt aber auch kein Verb „*witwen“ und doch gibt es davon das männliche und das weibliche Nomen.
Bei den Tiernamen bleibt dabei oft unerklärbar, warum die Gattungsbezeichnung das jeweilige Geschlecht hat. Warum heißt es: das Pferd, das Rind, das Kamel, die Katze, die Ziege, die Gämse, der Bär, der Bison (auch: das), der Hase, der Elefant? Niemand weiß es! In diesen Fällen muss der richtige Artikel mit dem Wort gelernt werden; von den Deutschen in der Kindheit durch Imitation und während der Schulzeit als vorhandene Festlegungen, von Ausländern im Deutschkurs.
Und so ist es bei allen Wörtern, die nicht durch ihr „Wesen“ geschlechtlich festgelegt sind. Bei manchen dieser Wörter hilft die Etymologie bei der Bestimmung des Geschlechts. Verlassen kann man sich nicht darauf.
Dass das Weib Neutrum ist, ist auf eine völlig rätselhafte Herkunft, über die keine Übereinstimmung besteht, zurückzuführen. Hierzu kann man zum eigenen Vergnügen die Artikel in den etymologischen Wörterbüchern befragen.
Bei anderen wird durch die Semantik (die Bedeutung) das Geschlecht festgelegt.
Dies wird in der untenstehenden Tabelle in den ersten drei Feldern dargestellt.
Alkoholika sind bis auf das Bier maskulin, selbst la grappa wird deutsch der Grappa, Wodka (das Wässerchen) wird der Wodka. Ob das so ist, weil Alkohol nur was für Männer ist, ist fraglich. Autos sind - sowohl was Marken, als auch Typen angeht - männlich; Motorräder und Schiffe sind weiblich, auch wenn der Namengeber ein Mann war, z. B die Bismarck. Wetterphänomen sind auch meist Maskulina, bis auf das Gewitter.
Aber das hat seine Gründe.
B. Damit wären wir bei dem grammatischen Geschlecht. Dies tritt auf, wenn es sich um Nomen (Substantive, Hauptwörter) handelt, die durch Ableitungen mittels Präfixen (Vorsilben) oder Suffixen oder durch Weglassen der Endung aus anderen Wortarten entstanden sind.
Beispiele:
Verb =\> Nomen: wohnen =\> Wohn **ung** (feminin)
Verb =\> Nomen: springen =\> Sprung- (maskulin)
Verb =\> Nomen: schreien =\> **Ge** schrei (neutrum)
Verb =\> Nomen: essen =\> **E** ssen (neutrum)
Adjektiv =\> Nomen: schön =\> Schön **heit** (feminin)
Adjektiv =\> Nomen: jung =\> Jüng **ling** (maskulin)
Adjektiv =\> Nomen: groß =\> Größ **e** (feminin)
Adverb =\> Nomen: heute =\> **H** eute (neutrum)
Verb =\> Nomen: meckern =\> Mecker **ei** (feminin)
Nomen =\> Nomen: Bäcker =\> Bäcker **ei** (feminin)
daher auch: Türke =\> Türk **ei**
Nomen =\> Nomen: Bank =\> Bänk **chen** (neutrum)
hierher gehört auch das Mädchen , das aus Magd => das Mägdchen entstanden ist, ebenso das inzwischen so gut wie ausgestorbene Fräulein und die Hunde besitzenden Herrchen und Frauchen.
Dass es dabei immer auch Ausnahmen gibt, macht die deutsche Sprache so interessant.
So heißt eine Regel, dass Nomen mit der Endung -er , die von Verben gebildet sind, männlichen Geschlechts sind; also arbeiten => der Arbeit er. Dennoch gibt es die Trauer, die Dauer, die Lauer. Man muss also annehmen, dass diese Nomen nicht von den Verben abgeleitet wurden, sondern umgekehrt, die Verben von den Nomen.
Ebenso sagt eine andere Regel, dass Nomen, die aus Verben durch das Abtrennen der Infinitivendung entstanden sind, maskulin sind; also kaufen => der Kauf. Und doch gibt es das Spiel, das Ziel
Wörter mit der Endung -e sind meist feminin; dennoch gibt es eine Reihe von Maskulina auf -e : der Kund e , der Bot e , der Griech e , der Russ e , der Löw e , der Has e.