Kochsprache

Hallo Forum,

mir gehen die nachmittäglichen Kochsendungen auf den Keks wie sonst kaum etwas. Vornehmlich junge Köche mit offenbar stark reduziertem Sprachzentrum, vereinzelt auch zusätzlich mit hörbar beschädigtem Sprechappatat, dürfen eine halbe Stunde lang ihre wirren und teilweise falschen Aussagen verbreiten. Das kotzt mich an! Naja, es geht schließlich um die Kochrezepte und da verzeiht man gerne den einen oder anderen Lapsus.

Was mir aber regelmäßig Tränen in die Augen treibt, ist die Tatsache, dass statt Parme’san 'Parmesan gehobelt, statt Vinai’grette 'Vinaigrette zubereitet und statt Bordel’laise, Hollan’daise und Bolog’nese 'Bordellaise, 'Hollandaise und 'Bolognese gekocht wird. Das Ganze natürlich mit 'gratinierten 'Auberginen und 'Frikassee in 'Gelatine. Als Nachspeise gibt’s dann 'Nektarinen in 'Karamell. Natürlich wird’s nicht im Restau’rant, sondern im 'Restaurant gegessen. Mir wird übel.

Nun meine Frage: Macht kochen blöd?

Lieben Gruß
Huttatta
(SCNR)

Nun meine Frage: Macht kochen blöd?

Eventuell, wie gehts dir?:wink:

Jetzt im Ernst. Wie kommst du auf die „richtige“ Aussprache.
Französisch sprech ich nicht aber Parmesan kommt aus Ita, da müsste es eigentlich
Parmigiano heissen, oder?
Grüße
Dusan

Hi Dusan,

müsste es eigentlich
Parmigiano heissen, oder?

im Original schon. Hier liegt die Betonung auch eindeutig auf „gian“, was sich mit dem eingedeutschten Parme’san deckt.

LG
Huttatta

Hallo,

Nun meine Frage: Macht kochen blöd?

Eventuell, wie gehts dir?:wink:

Wohl nicht so gut, wenn er sich darüber aufregt, daß Köche die Dinge nicht mit verdeutschter Betonung aussprechen, sondern so wie sie wirklich heißen.

Jetzt im Ernst. Wie kommst du auf die „richtige“ Aussprache.

Gottseidank hast du „richtige“ in Anführungszeichen gesetzt…

Französisch sprech ich nicht

ich aber, deshalb auch obiger Kommentar.

aber Parmesan kommt aus Ita, da
müsste es eigentlich
Parmigiano heissen, oder?

Parmigiano oder Parmegiano? Da zweifel ich jetzt…

Gruß
Sticky

Parmigiano oder Parmegiano? Da zweifel ich jetzt…

Zweifel du nur:wink:
http://www.parmigiano-reggiano.it/home.cfm

Grüße
Dusan

Zweifel ausgeräumt owt

http://www.parmigiano-reggiano.it/home.cfm

Hallo stickyams,

Wohl nicht so gut, wenn er sich darüber aufregt, daß Köche die
Dinge nicht mit verdeutschter Betonung aussprechen, sondern so
wie sie wirklich heißen.

dann hast du mein Posting aber überhaupt nicht verstanden, denn genau diese verdeutschte Betonung prangere ich an. Lies mal genau und verstehe, dass das ’ die nachstehende Silbe als betont kennzeichnet, wie es in Wörterbüchern auch zu finden ist. Oder sagst du etwa auch hollandaise statt hollandaise? (Vielleicht hättich’s besser mit Unterstreichungen darstellen sollen.) *verwundert*

LG
Huttatta

nur noch Bahnhof
Hallo Huttatta,

momentan versteh ich nur noch Bahnhof. Werd dein Posting mal auseinanderwurschteln und sehen, ob ich deine Frage einfach nur falsch verstanden habe.

Gruß
Sticky

‚Schniposaco‘ betonen alle richtig
In der Schweiz betonen wir Gallizismen auf der letzten und
Italienismen auf der zweitletzten Sprechsilbe der Ursprungssprache.
Oft ziehen wir – vor allem bei Menues - auch die Schreibweise der
Ursprungssprache vor:

AubergIne
BordelAIse
CaramEl, KaramEll
CasserOlle, KasserOlle
ChampignOn
ChocolAt, SchokolAde
CourgEtte
FricassEE, FrikassEE
GelatIne
HollandAIse
MayonnAIse
MenUe, MenÜ
MirabElle
NektarIne
OmelEtte
Pommes frItes
RatatOUille
Reine-clAUde
RestaurAnt
VinaigrEtte

BolognEse
OssobUcco
ParmegIAno, ParmesAn
RisOtto
SaltimbOcca

‚SchniposAco‘ ist übrigens kein Italienismus. So bestellt man in der
Schweiz ‚Schnitzel mit Pommes frites, Salat und Coca Cola‘.

Hallo Huttatta,

mir ist das auch schon aufgefallen, vor allem bei einem ansonsten - als Koch - ganz respektablen Menschen. Aber der, den ich meine, ist Franke, und die sprechen halt so. Und andere haben vielleicht wieder einen anderen Dialekt.

Das Problem ist nicht, dass Kochen blöd macht, sondern dass Köche Handwerker sind und keine Akademiker. Die sprechen im besten Sinne eben so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und wie sie es von zu Hause her gewöhnt sind. Schlimm finde ich es immer dann, wenn sie versuchen, geschraubte Formulierungen einzuflechten, weil die dann meistens schief gehen.

Aber persönlich und ohne jemanden bestimmten zu meinen, muss ich doch sagen, dass mir ein nicht redegewandter Koch, der am Herd zaubern kann, deutlich lieber ist als ein nichtssagender Vielsprecher.

Gruß

Irene

Hallo,

Das Problem ist nicht, dass Kochen blöd macht, sondern dass
Köche Handwerker sind und keine Akademiker.

Genau so ist es. Und es kommt noch hinzu, dass die Lehrmeister auch in den seltensten Fällen über ausreichende Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Also wo sollen es die jungen Köche her haben? Wer nicht gerade Abitur, oder wenigstens Mittlere Reife mit einer für das Kochhandwerk brauchbaren zweiten Fremdsprache hat, der lernt während der Ausbildung keine Sprache mit Grammatik und Betonung, sondern einfach nur Begriffe. Und wenn der Lehrmeister immer nur vom „Gratteng“ oder „Baggett“ spricht, dann wird der Stift es übernehmen. Und selbst im Bereich der Sternegastronomie ist es eben nicht selbstverständlich, dass jemand mal einige Jahre ins Ausland geht und die Dinge richtig auszusprechen lernt.

Ich habe auch mal einige Wochen in so einer Küche verbracht, weil ich überlegte die Schule aufzugeben und habe mich trotz ebenfalls fehlender passender schulischer Sprachwahl durchaus auch mehrfach über die Meister und Azubis amüsiert, weil ich die Begriffe aus dem Elternhaus kannte, aber damit war ich da schon die absolute Ausnahme. Der Küche tat es aber keinen Abbruch, der Laden stand damals bundesweit an Platz 50.

Gruß vom Wiz

Hallo Irene,

ansonsten - als Koch - ganz respektablen Menschen. Aber der,

ich gebe zu, dass ich mir die Frage, die eigentlich eher scherzhaft gemeint war, hätte sparen können. Ich wollte auch keineswegs Köche im Allgemeinen runtermachen. Falls das so rübergekommen ist, will ich mich entschuldigen.

den ich meine, ist Franke, und die sprechen halt so. Und
andere haben vielleicht wieder einen anderen Dialekt.

Bei den Köchen, die ich meine, handelt es sich um die jüngeren Exemplare, die eigentlich halbwegs normales Hochdeutsch sprechen. Dabei macht mir Dialekt überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil: Bei manchen macht gerade der Dialekt den Reiz der Sendung aus (z.B. Horst Lichter). Komischerweise sprechen diese „Dialektköche“ trotz ihres Dialekts die Fachbegriffe „normal“ aus.

Das Problem ist nicht, dass Kochen blöd macht, sondern dass
Köche Handwerker sind und keine Akademiker. Die sprechen im
besten Sinne eben so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und
wie sie es von zu Hause her gewöhnt sind.

Dagegen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Mich stört nur, dass es unter den Fernsehsendern offenbar schick ist, einen eigenen TV-Koch (oder besser eine ganze Armee davon) unter Vertrag zu haben, nicht zuletzt weil Kochsendungen seit geraumer Zeit boomen. Manche lassen darum jeden Hinz und Kunz vor die Kamera, weil die wirklich Guten alle schon weg sind. Da fand ich die Idee von der völlig unmoderierten, nur mit Untertitel kommentierten Kochsendung (Was für ein Sender war das überhaupt?) einfach prima. Da wurde kein Müll verzapft und auf diese Art rückte die eigentliche Zubereitung so sehr in den Mittelpunkt wie sonst nirgends.

Aber persönlich und ohne jemanden bestimmten zu meinen, muss
ich doch sagen, dass mir ein nicht redegewandter Koch, der am
Herd zaubern kann, deutlich lieber ist als ein nichtssagender
Vielsprecher.

Vielsprecher oder Wenigsprecher, im Grunde ist mir das egal. Kochsendungen sollen ja auch gerne einen gewissen Unterhaltungswert haben und wissenschaftlich fundiert müssen sie natürlich auch nicht sein, sonst könnte man ja gleich das „nano-Kochstudio“ oder „Quarks & Koch“ ins Leben rufen. Wichtig ist, was hinten rauskommt. Als Gourmant und Gourmet lasse ich mich gerne hin und wieder von einer Kochsendung inspirieren. Mich stört lediglich die permanente, verschobene Silbenbetonung einzelner Fernsehköche, die das offenbar für cool halten, was ich persönlich allerdings überhaupt nicht nachempfinden kann.

Lieben Gruß
Huttatta

Ich wollte auch
keineswegs Köche im Allgemeinen runtermachen. Falls das so
rübergekommen ist, will ich mich entschuldigen.

Ich bin kein Koch, ist mir auch wurscht. Aber wenn die deutsche Aussprache fremder Wörter ein Kriterium für Dummheit ist, dann schaut es für ganz Deutschland schlecht aus.

Michelin! Colgate!

Grüße
Dusan
*spassig*

1 Like

falsches Brett
Hi,

mit anderen Worten: du bist im falschen Brett.
Die Frage lautet eigentlich: warum geben sich
Fernsehsender so wenig Mühe, besonders mit Sendungen,
die auf einem momentanen Boom fußen?

Gruß
Elke

Hallo Elke!

Die Frage lautet eigentlich: warum geben sich
Fernsehsender so wenig Mühe, besonders mit Sendungen,
die auf einem momentanen Boom fußen?

Nö. Es geht um die ungewohnte Silbenbetonung bestimmter, im deutschen Sprachraum gebräuchlicher Worte aus dem Nahrungsmittelbereich. Um sonst nix. Dass dieses Vokabular im Fernsehen ausgerechnet besonders oft in Kochsendungen vorkommt, ist ja wohl kein Wunder und ändert nichts daran, dass es dort Leute gibt, die sie IMHO einfach falsch aussprechen.

Gruß
Huttatta

Verselbständigte Kochsprache
Hallo Huttatta,

ich glaube, dass die Betonung vorwiegend französischer Begriffe im Kochbereich
daher kommt, dass sie seit Generationen dort so weitergegeben werden. Und das
kommt m. E. da her: Meine Eltern (Jahrgänge 1912/13) haben Französisch in der
Schule noch mit dieser Betonung gelernt. Ich habe diese betonung auch schon oft
von Schweizern gehört. Und dazu kommt, dass man sie teilweise sogar in Frankreich
hören kann, vor allem bei leuten, die etwas affektiert sprechen. Die französische
Sprechweise hat so eine Eigenart, oft auch auf die erste Silbe so eine Art
Nebenbetonung zu setzen, die, wie gesagt, bei etwas affektierter Spechweise
stärker werden kann als die Hauptbetonung am Ende, vor allem, wenn man dieses
Wort herausheben möchte (Je suis FRANcais). Wenn nun der Koch seinen Zöglingen
erklärt, dass er heute mit ihnen eine HOLLandaise macht oder ein CASSoulet, dann
hört sich das eben so an, wird so gelernt und so weitergegeben.

Und dann hat sich das als Kochsprache (schon vielfach gehört!!) verselbständigt.

Gruß
Bolo2L

Hallo Bolo2L,

mich wundert nur, dass mir im Alltag bisher nur die Betonung gegnet ist, wie wir sie im Französischunterricht lernten, und nun plötzlich immer öfter die in meinen Ohren ziemlich komisch klingende, verschobene Betonung durchbricht. Das machen ja bei weitem nicht alle Köche so, sondern gefühlsmäßig eher eine Minderheit.

In einigen Regionen Frankreichs (und nicht nur Frankreichs) wird aber tatsächlich vieles anders betont als im Hochfranzösischen. Vielleicht kommt’s ja wirklich daher. Ich tue mich bloß schwer damit. Gewohnheiten (auch Hörgewohnheiten) sind bekanntlich schwer zu überwinden. Wenn du einem Dancefloor-Junkie und Pop-Fan plötzlich und unvermittelt feinsten Jazz vorspielst, wird er mit Sicherheit auch erst mal die Nase rümpfen - und umgekehrt. :wink:

LG
Huttatta