Lizenz und Lizensierung?

Hallo liebe www user

Meine Frage:
Wie schreibt man „Lizensierung“?

Dank eines freundlichen Hinweises fand ich bereits heraus, das man nicht „Lizens“ schreibt, sondern es soll „Lizenz“ heißen.
Bei „Lizensierung“ soll ich auch mit z schreiben, ist das richtig?
Im Internet finde ich sowohl „Lizensierung“ wie auch „Lizenzierung“.

Vielen Dank für Hinweise.
Matthias

Hallo, Matthias!

Wie schreibt man „Lizensierung“?

So nicht!

Bei „Lizen s z ierung“ soll ich auch mit z schreiben, ist das richtig?

Genau so!

Das Nomen, das übrigens noch gar nicht so lange in Gebrauch zu sein scheint, da es der kleinen Duden gar nicht nennt, ist durch Suffigierung mit „-ung“ abgeleitet vom Verb „lizenzieren“.

Und das geht so:

Man streicht vom Verb die Infinitivendung „-en“: lizenzier en
und hängt da das Suffix „-ung“ an.

=> Lizenzierung! Woala!

Im Internet finde ich sowohl „Lizensierung“ wie auch „Lizenzierung“.

Was man im Internetz finden kann, ist doch bekannt: Viel Unsinn! :wink:

Gruß Fritz

Hallo Mathias,
die Verwirrung ist wohl darin begründet, dass ‚Lizenz‘ und ‚lizensieren‘ Lehnwörter unterschiedlicher Herkunft bzw. unterschiedlichen Alters sind.

‚Lizenz‘ stammt vom lateinischen licentia (Freiheit, Erlaubnis) und ist mit dem ‚z‘ am Ende phonetisch ganz gut wiedergegeben.

‚Lizensieren‘ bzw. ‚Lizensierung‘ (in der Tat die übliche Schreibweise) wiederum ist ein relativ junger Anglizismus, dem englischen ‚to license‘ / ‚licensing‘ (von der englischen Lehnwort-Variante license abgeleitet) nachgebildet. Nicht-anglizistischer deutscher Sprachgebrauch wäre ‚Lizenz erteilen‘ entsprechend dem lateinischen ‚licentiam dare‘ (bevollmächtigen).

Freundliche Grüße,
Ralf

Bongschur Fritz,
hatte gerade mal so aus der Lamäng geantwortet, ohne den (gerade nicht greifbaren) Duden zu Rate zu ziehen. Steht da tatsächlich ‚lizenzieren‘? Logisch wär’s ja …

Greuß,
Ralf

Bongschur, Ralf,

so im Rechtschreibduden:

_li|zen|zie|ren (Lizenz erteilen);

© Dudenverlag._

so im Fremdwörterduden:

_li|zen|zie|ren álat.-nlat.ñ: Lizenz erteilen.

© Dudenverlag._

Und wie gesagt, fehlt da die „Lizenzierung“.

Im Universalwörterbuch dagegen findet sich:

Li|zen|zie|rung

Orewoa, Fritz

Hallo Matthias,
wie sprichst du denn das Wort?
Danach sollte sich auch deine Schreibung richten.
Grüße
Michael

Nein, Michael, das wäre höchst unklug, diese Vorgehensweise zu empfehlen – außer du bist Fan von Ausspracheschreibweisen wie „tollerant“, „assozial“ oder „Stehgreif“. Das Problem ist, dass „Lizenz“ häufig [-ns] – statt [-nts] – gesprochen wird, wodurch die Illusion entsteht, es handele sich nur um ein entstimmtes „s“, das im Silbenanlaut (li|zen|zie|ren) stimmhaft werden muss.

Der erste Schritt wäre, zu fordern „Schreib es richtig und sprich es aus, wie du es schreibst“, denn „tolerant“ kann man durchaus mit einem geschlossenen „o“ und [e] statt Schwa sprechen, „asozial“ mit einem stimmhaften „s“ und „Stegreif“ mit einem auslautverhärteten [g] am Silbenende. Davon wird die Welt nicht gut, aber ein bisschen DUDEN-Treue schmerzt schließlich nicht.

Gruß
Christopher

2 Like

Hallo Fritz!

Das Nomen, das übrigens noch gar nicht so lange in Gebrauch zu
sein scheint, da es der kleinen Duden gar nicht nennt, ist
durch Suffigierung mit „-ung“ abgeleitet vom Verb
„lizenzieren“.

Das scheint so zu sein. In meinen beiden alten Fremdwörterbüchern erscheinen eine Unmenge von Ableitungen des lateinischen ‚licet‘. Aber es ist kein Nomen für die ‚Erteilung der Erlaubnis‘ dabei.
Der Genius (1913) schreibt: Liceat, Licentia o. Lizenz (17.Jh.) = Erlaubnis, Genehmigung, Befugnis. licentiieren [ii!] = Erlaubnis erteilen.
Der Engel (1918) schreibt: Lizenz (17.Jh.), lizentieren [i!].
Auch der Kienle (1972) kennt nur das Verb lizenzieren, aber kein zugehöriges Nomen.
Gruß Alexander

Njein

Nein, Michael, das wäre höchst unklug, diese Vorgehensweise zu
empfehlen – außer du bist Fan von Ausspracheschreibweisen wie
„tollerant“, „assozial“ oder „Stehgreif“. Das Problem ist,
dass „Lizenz“ häufig [-ns] – statt [-nts] – gesprochen wird,
wodurch die Illusion entsteht, es handele sich nur um ein
entstimmtes „s“, das im Silbenanlaut (li|zen|zie|ren)
stimmhaft werden muss.

Gut, Christopher, da das [t] in -nz eher schwach artikuliert wird und andererseits in einer Endung -ns sehr leicht ein schwacher Sproßkonsonant [t] entstehen kann, liegen in diesem Fall beiden Varianten sehr nahe. Aber darum ging es ja nicht, sondern um „lizenzieren“ oder „lizensieren“. Und da sollte ein Unterschied in der Aussprache deutlich zu hören sein, zumindest, wenn man die hochdeutsche Unterscheidung zwischen simmhaftem und stimmlosem /s/ beachtet.

Und nur darauf habe ich abgehoben, da ich prinzipiell ein Problem darin sehe, daß
a) häufig „Sprache“ und „Schrift“ verwechselt werden (Beispiel „Lautsprache“) und
b) die Schrift einen Vorrang vor der gesprochenen Sprache bekommt, der ihr meiner Meinung nach nicht zusteht. Zumindest nicht in phonetisch relevanten Fällen (also keine Sorge, nichts gegen eine etymologisierende Orthographie).

Wie du allerdings

„Stegreif“ mit einem auslautverhärteten [g] am Silbenende

von einem „Stegreif“ mit entsonorisiertem [g] zu Beginn einer Silbe unterscheiden willst, ist mir allerdings schleierhaft. :wink: (Das Fehlen von voll stimmhaften Explosiven am Silbenanfang ist ja ein typisches Merkmal des Deutschen.)

Gruß
Michael

Ich weiß, daß es im Deutschen generell problematisch ist, so
eine Empfehlung auszusprechen. Nur in diesem konkreten
Fall geht es eben gar nicht um eine Rechtschreibfrage, sondern
darum, wie das Wort klingt! Und auf diesen (für mich
wesentlichen) analytischen Unterschied, der in der
Fragestellung nicht erkennbar war, wollte ich -
zugegebenermaßen stark verkürzt - das Augenmerk lenken.

Hallo,

Aber darum ging es ja nicht, sondern um „lizenzieren“ oder „lizensieren“.

noch einmal klarer, was ich meinte: Das Wort „Lizenz“ wird laut DUDEN /liːˈtsɛnts/ ausgesprochen. Wenn das Wort nun die Wortart wechselt, rutscht der Akzent eine Silbe weiter und man erhält /liːtsɛnˈtsiːrɛn/. Wenn man allerdings „Lizenz“ als /liːˈtsɛnz/ ausspricht, das aufgrund der Auslautverhärtung phonetisch [liˈtsɛns] ist, die ja im Silbenanlaut nicht mehr greift (siehe unten), kommt beim Wortartwechsel [litsɛnˈziːrɛn] zustande. Da es im Deutschen eher unproblematisch ist, aus einem „z“ geschriebenen [ts] im Auslaut [s] zu machen, kommen solche „Konsonantenelisionen“ eben zustande.

Wie du allerdings „Stegreif“ mit einem auslautverhärteten [g] am
Silbenende von einem „Stegreif“ mit entsonorisiertem [g] zu Beginn
einer Silbe unterscheiden willst, ist mir allerdings schleierhaft.

Ich sehe durchaus einen Unterschied zwischen [ˈʃteːk.raɪf] mit einem in jedem Fall völlig stimmlosen „g“, einem infolgedessen stimmlosen „r“ sowie einer möglichen, minimalen Pause dazwischen und [ˈʃteː.graɪf] mit einem potenziell stimmhaften „gr“ und einer Silbenpause davor. Während die Auslautverhärtung in den weitesten Teilen des deutschen Sprachraums obligatorisch ist, unter anderem in der bundesdeutschen Standardsprache, handelt es sich bei der „Anlautverhärtung“ um ein Phänomen einzelner Varietäten kleinerer Zahl. Dass du gerade in einer Ecke wohnst, in der die Auslautverhärtung weniger Stellenwert hat und entstimmte Konsonanten im Anlaut nichts Ungewöhnliches sind, ist mir schon klar :wink:

Gruß
Christopher

Hi Christopher :smile:

Wenn man allerdings „Lizenz“ als /liːˈtsɛnz/ ausspricht,
das aufgrund der Auslautverhärtung phonetisch
[liˈtsɛns] ist, die ja im Silbenanlaut nicht mehr
greift (siehe unten), kommt beim Wortartwechsel
[litsɛnˈziːrɛn] zustande.

Und ich meine, daß entweder

  1. es zwei verschiedene Etymologien geben könnte (z.B. „Lizenz“ aus dem Lateinischen mit [ts] vs. „lizensieren“ aus dem Englischen mit [s]/[z] - wo es doch wahrscheinlich auch herkommt)
    oder
  2. sich durch den Sprachgebrauch zwei verschiedene Formen (des Verbs „lizen.ieren“) entwickelt haben könnten. Denn der richtet sich ja nicht immer nach den „korrekten“ Etymologien, Duden hin oder her…
    Wobei ich dieses Wort (glaube ich) noch nie gebraucht und dies auch nicht vor-habe - jetzt erst recht - und daher auch gar kein Urteil drüber fällen kann, welche Form denn nun die richtige sei. Mir geht’s halt nur ums Prinsip :wink:

à propos „Stegreif“:

Ich sehe durchaus einen Unterschied zwischen
[ˈʃteːk.raɪf] mit einem in jedem Fall
völlig stimmlosen „g“, einem infolgedessen stimmlosen „r“
sowie einer möglichen, minimalen Pause dazwischen und
[ˈʃteː.graɪf] mit einem potenziell
stimmhaften „gr“ und einer Silbenpause davor.

„möglich“, „minimal“, „potentiell“ …
Übrigens habe ich beim stimmlosen „r“ auch Bedenken.
Jedenfalls ist doch der Unterschied zwischen [ts] und [z] signifikant deutlicher als der zwischen [k] und (mindestens teil-)entsonorisiertem [g].

[dagegen] handelt es sich bei der „Anlautverhärtung“ um ein Phänomen einzelner Varietäten kleinerer Zahl.

Na ja, ich sehe das mehr im Verhältnis zu anderen Sprachen, wie z.B. den romanischen oder dem russischen. In Vergleich dazu sind die deutschen Konsonanten schon stark entstimmt.

Dass du gerade in einer Ecke wohnst, in der
die Auslautverhärtung weniger Stellenwert hat und entstimmte
Konsonanten im Anlaut nichts Ungewöhnliches sind, ist mir
schon klar :wink:

Ich verbitte mir hiermit die indirekte Herabwürdigung meiner Wahlheimat, hierzulande wird so hart gesprochen, daß dir die Ohren um die Augenhöhlen fliegen, hehe, außerdem besitze ich hier den Ausländerausweis B mit fünfjährigem Aufenthaltsrecht und habe mir noch keine Anlaut-Verstimmung zuschulde kommen lassen!

Es liäbs Grüessli :wink:
Michael

Hi Michael,

ich glaube, ein bisschen haben wir beide Recht, mit der Konsonantenelision, den zwei Etymologien, den Varietäten und den anderen Sprachen. Weißt du was? Wir erklären einfach „lizensieren“ zur gültigen Form und legen unsere linguistischen Theorien ad acta. Die „Süddeutsche“ schreibt’s manchmal so, die „WELT“, der „Tagesspiegel“, die „Frankfurter Rundschau“, die „Financial Times Deutschland“, die „ZEIT“, die „taz“, die „Frankfurter Allgemeine“ – und alle verstehen’s. So what?

Ich verbitte mir hiermit die indirekte Herabwürdigung meiner Wahlheimat …

Sehr nett geschrieben :smile:

Schöne Grüße
Christopher

1 Like

Hallo, Michael,

Und ich meine, daß entweder

  1. es zwei verschiedene Etymologien geben könnte (z.B.
    „Lizenz“ aus dem Lateinischen mit [ts] vs. „lizensieren“ aus
    dem Englischen mit [s]/[z] - wo es doch wahrscheinlich auch
    herkommt)

zur Etymologie des englischen licenc/se (falls es denn von Interesse ist):

Licence 1362, „liberty (to do something), leave,“ from O.Fr. licence, from L. licentia „freedom, liberty, license,“ from licentem (nom. licens). prp. of licere „to be allowed, be lawful,“ from PIE base *leik- „to offer, bargain.“ Meaning „formal (usually written) permission from authority to do something“ (marry, hunt, drive, etc.) is first attested 1433. Meaning „excessive liberty, disregard of propriety“ is from c.1450. The verb is first attested 1398. Licence is preferred for the noun, license for the verb, on model of advice/advise, etc.
http://www.etymonline.com/index.php?term=licence

Gruß
Kreszenz