Schnee im See, o Wehe! (bitte helfen...)

Ich habe gerade beschämt festgestellt, dass ich trotz meiner zehn Jahre in Deutschland nicht ganz sicher bin, ob Doppellaute, die keine Diphtonge sind (z.B. in „Schnee“ oder „See“) als ein Vokal oder als zwei ausgesprochen werden. Ich selbst spreche diese Wörten irgednwie anderthalbsilbig aus… Vielen Dank für eure Hilfe im Voraus!

Servus,

alles eine Silbe.

Die Schreibweise „zwei Vokale“ ist eine Möglichkeit, einen langen Vokal zu notieren. Sie ist genau gleichwertig mit dem Dehnungs-h nach dem Vokal:

Seeschlange

und

Sehrohr

haben gesprochen das gleiche lange e.

Abgesehen vom Dehnungs-h gibt es noch eine sehr seltene und bloß in norddeutschen Raum vorhandene Dehnung durch nachgestellten Konsonanten c:

In

Mecklenburg

heißt das c auch bloß: „e verlängern!“

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Ein langer Vokal.

Allerdings bestätigen Ausnahmen wie immer die Regel: Zo-ologie, initi-ieren, Ko-ordination, … das scheinen aber alles Fremdwörter zu sein.

Michael

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Abgesehen vom Dehnungs-h gibt es noch eine sehr seltene und
bloß in norddeutschen Raum vorhandene Dehnung durch
nachgestellten Konsonanten c:

… und im Westen Deutschlands das Dehnungs-e wie in Soest (gesprochen: „Sohst“)

Danke schön!

Wünsche süße Träume (bei dem Wetter wohl lieber von heißem Tee, als vom Schnee oder See)!

Merci!

Übrigens ist „Ausnahmen bestätigen die Regel“ eine Mißübersetzung aus dem Englischen: The exception proves the rule, wobei „prove“ hier vielmehr „auf die Probe stellen“ als „bestätigen“ bedeutet. Schade eigentlich, es ist so schön paradox…

Servus Michael,

ja, das ist wahr.

Kann es sein, daß die beiden (lateinisch kursiv ja ziemlich ähnlichen) Buchstaben in Wircklichkeit weder c noch e sind, sondern etwas Barockes, Tildenartiges, das bloß so ähnlich aussah und erst mit gedruckten Lettern duch c oder e wiedergegeben wurde?

Schöne Grüße

MM

Servus,

vom See immer - es gibt in D insgesamt einen See, der mit „der See“ zweifelsfrei identifiziert ist. Aber das führt woanders hin, Richtung West Virginia…

Um aber beim Sprachthema zu bleiben: An anderer Stelle tritt ein einzelnes e mit Konsonant zwar nicht im Standarddeutschen, aber im niederdeutschen Sprachraum als „zwei Silben“ auf: Im Nordwesten sind Berg und Zwerg als „Be-ag“ und „Zwe-ag“ zu vernehmen. Zum Leidwesen von z.B. Chordirigenten, die ihren Leuten nicht beibringen können, wo sie mit der überflüssigen Silbe hinsollen.

Schöne Grüße

MM

Hallo, ist das erste Mal, daß ich hier einen Beitrag schreibe.
Hoffentlich funktioniert das! Ich vermute, daß die Schreiber früherer
Jahrhunderte nicht systematisch e und c verwechselt haben, nur
gelegentlich. Ich habe einmal gelesen, daß das c in Mecklenburg daher
kommen soll, daß früher die Neigung bestand, k-Laute als ch zu
sprechen. Deshalb fügten die Mecklenburger das c ein, um die k-
Aussprache sicherzustellen und nahmen in Kauf, daß sie damit ein
falsches Signal bei der Vokallänge gaben.

Servus,

verwechseln meine ich nicht. Ich frage mich, ob Dehnungs-c und Dehnungs-e erst durch gedruckte Lettern als c und e wiedergegeben sind, und eigentlich ein Dehnungszeichen meinen, welches bloß so ähnlich wie etwa c oder e aussieht.

Und

ein falsches Signal

ists ja eigentlich nicht. Das e wird tatsächlich lang gesprochen, und es ist an dieser Stelle nicht allein: Buddenbrock, Bleckede, Schnackenburg haben alle den langen Vokal vor dem c, den sie sonst nicht hätten. Sonst wär das c zur Kenntlichmachung des k mit Lautwert k plausibel, das ist schon wahr. In allen diesen Fällen ist allerdings das k im Spiel, und auf diese Weise siehts aus wie ein den Vokal kürzendes ck wie in Brocken.

Schöne Grüße

MM

… und es lässt sich beides kombinieren, wie z.B. in meinem Namen Boeck ['bo’k] - Ableitung von Mittelnorddeutsch Bok (Buche). Ich hab’s allerdings aufgegeben, die Aussprache zu korrigieren. Um korrekt angesprochen zu werden, muss ich schon nach Dänemark fahren …

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

1 Like

Hallo Martin,

und es ist an dieser Stelle nicht allein:

Buddenbrock, Bleckede, Schnackenburg haben alle den langen
Vokal vor dem c, den sie sonst nicht hätten.

Ganz sicher heißt es „Buddenbrooks“, das lange „o“ wird also nicht von einem „c“ erzeugt.
Und als Norddeutsche würde ich Bleckede und Schnackenburg mit kurzen Vokalen sprechen. Wo hast Du die Aussprache mit langem Vokal gehört?

Grüße
MrsSippi

Spannend, danke! Wer-weiss-was erweckt wirklich einen Glauben an die Menschheit:smile:

Servus,

Ganz sicher heißt es „Buddenbrooks“, das lange „o“ wird also
nicht von einem „c“ erzeugt.

die literarischen Buddenbrooks schreiben sich mit „oo“, während das real existierende Freiherrengeschlecht (einschließlich bürgerlicher Abkömmlinge) sich mit „ock“ schreibt. Es handelt sich hier um vergleichsweise alten Adel, dessen Namen auf einen Stammsitz „Buddenbrock“ hinweist. Wo dieser liegt, und ob es ihn heute noch gibt, weiß ich allerdings nicht.

Wie nahe die -k und -ch Lautungen liegen, und als Dreingabe gleich noch ein Dehnungs -i dazu, sieht man beiläufig an den regional nicht so weit voneinander entfernten, freilich in verschiedenen Dialekträumen liegenden, Stuckenbrock und Grevenbroich: Wo bloß der Auslaut einen geringfügigen Unterschied ausmacht: Was für das c als Markierung für den Lautwert k und nicht ch spräche.

Die übrigen Dehnungs-c habe ich mehr oder weniger frei gegriffen, konkret „Schnackenburg“ ist mir in Erinnerung wegen einer entsprechenden Witzelei, es war ein Hochsommerabend, und es gab ständig Tieffliegerangriffe… Wobei die Witzelnde aus der Zentralheide kam und insofern nur bedingt authentische Quelle ist. Der Rest ist mir in diffuser Weise „im Ohr“, das kann gut auch falsch sein.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo Martin,

verwechseln meine ich nicht. Ich frage mich, ob Dehnungs-c und
Dehnungs-e erst durch gedruckte Lettern als c und e
wiedergegeben sind, und eigentlich ein Dehnungszeichen meinen,
welches bloß so ähnlich wie etwa c oder e aussieht.

es scheint in der Tat so etwas ähnliches gewesen zu sein:
"Neben Boec-hem oder Boichem, beides gesprochen wie Bookhem, steht in manchen Urkunden auch Buochem oder Bouchem, wobei der eine Vokal auch klein über dem anderen stehen kann. Teilweise wurde das Dehnungs-e auch klein über den Vokal o gesetzt, den heutigen ä/ö/ü-Strichen ähnlich, was in den angeführten Werken von Kortum und v. Steinen durchgängig nachzuschlagen ist. "

http://www.bochum.de/zeitpunkte/bz11_04.htm

Gruß,
Christian

Hallo, MrsSippi

Buddenbrock, Bleckede, Schnackenburg haben alle den langen
Vokal vor dem c, den sie sonst nicht hätten.

Ganz sicher heißt es „Buddenbrooks“, das lange „o“ wird also
nicht von einem „c“ erzeugt.
Und als Norddeutsche würde ich Bleckede und Schnackenburg mit
kurzen Vokalen sprechen.

auch der „Zwiebelfisch“ hat sich mit dem Thema befasst:

…Das Dehnungs-c findet man noch in vielen anderen norddeutschen Namen, die traditionell mit langem Vokal gesprochen werden: Schönböcken (gesprochen: Schönbööken), Bleckede, (gesprochen: Bleekede)…

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,363…

Gruß
Kreszenz

1 Like

Hallo Martin,

stimmt, jetzt erinnere ich mich auch daran.

die literarischen Buddenbrooks schreiben sich mit „oo“,
während das real existierende Freiherrengeschlecht
(einschließlich bürgerlicher Abkömmlinge) sich mit „ock“
schreibt. …

Aber auch für dieses und die weiteren von Dir angeführten Beispiele gilt - jedenfalls in meiner näheren und weiteren Umgebung - die kurze Aussprache des Vokals. Das Freiherrengeschlecht stammt aber offenbar aus Ostpreußen, da mag das wieder anders sein.
Danke für den Hinweis.

Grüße
MrsSippi

Servus,

Ebenso :wink:,

Um aber beim Sprachthema zu bleiben: An anderer Stelle tritt
ein einzelnes e mit Konsonant zwar nicht im Standarddeutschen,
aber im niederdeutschen Sprachraum als „zwei Silben“ auf: Im
Nordwesten sind Berg und Zwerg als „Be-ag“ und „Zwe-ag“ zu
vernehmen.

Was allerdings zunächst weniger mit dem „e“ zu tun hat, sondern damit, daß das „r“ vokalisch ausgesprochen wird => das gibt es auch in anderen Teilen Deutschlands. Im Niederdeutschen kommt dann halt „erschwerend“ hinzu, daß das „e“ gedehnt wird, deswegen fällt das vokalische „r“ so auf.
Herzliche Grüße,
Hedwig

Moin,

Und als Norddeutsche würde ich Bleckede und Schnackenburg mit
kurzen Vokalen sprechen. Wo hast Du die Aussprache mit langem
Vokal gehört?

Ich wohne nur ca. 20 km von Bleckede entfernt und kann Dir versichern, daß es hier mit langem „e“ gesprochen wird. Genauso „Bockelsberg“ und „Bockelmann“ sowie etliche andere Namen von Familien und Orten.

Gruß

Kubi

Hallo Kreszenz,

vielen Dank für den link - da hab ich einiges dazugelernt, und kurzweilig zu lesen war es auch!

Grüße
MrsSippi