Solidaritätsfloskeln

Jeder wird sie schon einmal gehört oder sogar selber benutzt haben, die so genannten „Solidaritätsfloskel“.
Ein paar Bsp. für Solidaritätsfloskeln: Woll?, Ne?, Gel?

Diese Worte sind in unserer deutschen Sprache nicht vorhanden, trotzdem werden sie genutzt.
Zu mir meinte einer mal, es seien Solidaritätsfloskeln, der Arbeitergruppierung. Um Zustimmung für ihr richtiges Handeln zu erhalten.
Ist dies richtig?
Sollte man diese Floskeln Beachtung schenken?

sich der Zustimmung versichern ‚gell, wa, woll?‘
Hallo mein 6.Sinn,

Jeder wird sie schon einmal gehört oder sogar selber benutzt
haben, die so genannten „Solidaritätsfloskel“.

?

Ein paar Bsp. für Solidaritätsfloskeln: Woll?, Ne?, Gel?

Ich kenne diese Wörter schon, nutze sie auch :wink:
aber als „Solidaritätsfloskel“ habe ich noch nie von ihnen gehört…
Hier wird ganz gut erklärt, wozu sie dienen, nämlich um sich für etwas zuvor gesagtes ( rhetorisch) der Zustimmung des Gesprächspartners zu versichern.
http://de.wiktionary.org/wiki/gell

Sollte man ihnen Beachtung schenken?

Wie meinst Du das bitte?
Gruß
Finjen

Sollte man ihnen Beachtung schenken?

Wie meinst Du das bitte?

Mein Lehrer meinte dazu, dass man nicht einmal darauf antworten muss. Weil die Antwort schon klar ist. Deswegen sind sinnlich gesehen, auch diese Wörter unnüzt.

Hallo 6Sinn,

http://de.wiktionary.org/wiki/gell

Sollte man ihnen Beachtung schenken?

Mein Lehrer meinte dazu, dass man nicht einmal darauf
antworten muss. Weil die Antwort schon klar ist. Deswegen sind
sinnlich gesehen, auch diese Wörter unnüzt.

Nein, da stand dein Lehrer wohl auf der Leitung, woll?

Du kannst sehr wohl auch auf derlei Fragen, die im Sandard-Englischen sogar als Tag-Questions grammatikalisiert sind,

http://en.wikipedia.org/wiki/Tag_question

auch ablehnend antworten,

  • im Standard-Deutschen etwa mit:
    Da bin ich aber ganz anderer Meinung!

  • oder auf Kölsch z.B. mit:
    Dat wöss isch äwwer!
    (Das wüsste ich aber!)

Gruß Gernot

Hallo nochmal,
und vielleicht erstmal Herzlich willkommen hier bei www!
Eine Bitte gleich zu Beginn:
Es wäre für die Leser einfacher, wenn Du nicht den ganzen Text des Vorpostings stehen ließest, sondern lediglich das Stück, auf was Du Dich beziehst, guck mal, so:

Sollte man ihnen Beachtung schenken?

Wie meinst Du das bitte?

Mein Lehrer meinte dazu, dass man nicht einmal darauf antworten muss.

Da hat Dein Lehrer erstmal recht, das ist ja auch der Sinn einer rhetorischen Frage…
Sie wird als sprachliches Mittel eingesetzt, um die Zuhörer zu binden und um die Wirkung der eigenen Worte zu unterstreichen.
Aus diesem Grunde sollte man ihnen durchaus Beachtung schenken, wie ich finde.

Weil die Antwort schon klar ist. Deswegen sind sinnlich gesehen, auch diese Wörter unnütz.

*Jaja*… :wink:
Nein!
Sprache dient ja nicht lediglich einem reinem Sachzwang zwecks Autausches von Informationen, sondern auch der Verständigung und Beziehungsgestaltung von Menschen untereinander.
http://de.wiktionary.org/wiki/rhetorisch
http://de.wikipedia.org/wiki/Rhetorische_Frage
Was mir noch eingefallen ist,
nachdem ich meine erste Antwort abgeschickt hatte:
War der Begriff „Solidaritätsfloskel“ bei Dir Thema in Deutsch oder in Soziologie?
Zu Basil Bernstein und Soziolekte könnte man tatsächlich etwas zum Thema woll/ nä/ gell/ nich wahr? etc. finden.
Aber das wäre ein anderes Thema…
Gruß von Finjen

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Sprache dient ja nicht lediglich einem reinem Sachzwang zwecks
Autausches von Informationen, sondern auch der Verständigung
und Beziehungsgestaltung von Menschen untereinander.

Danke erst einmal für Begrüßung und Informationen :smile:

Kann man die Herleitung dieser Floskeln durchaus in die „Arbeiterschicht“ bringen?!

Meines Wissens, braucht ein Mensch, der sich zu 100% sicher über etwas ist, keine Zustimmung.
Dieser Mensch setzt den so genannten „Punkt“.
Sehe ich das falsch?

War der Begriff „Solidaritätsfloskel“ bei Dir Thema in Deutsch
oder in Soziologie?

Ne, dass nicht. Mein Lehrer hat es nur einmal aufgegriffen und fand es doch sehr lustig, sich über diese Floskeln lustig zu machen.

Gruß

dein6Sinn.

Meines Wissens, braucht ein Mensch, der sich zu 100% sicher
über etwas ist, keine Zustimmung.
Dieser Mensch setzt den so genannten „Punkt“.
Sehe ich das falsch?

Hallo,
nun, das wurde ja schon angedeutet, diese Interjektionen dienen der Rückversicherung, der Herstellung sozialen Konsenses. Solange sie nicht übermäßig verwendet werden, nicht wahr, kann man sie durchaus als hilfreich für den (gesprochenen) Dialog ansehen, da sie ja beim Gegenüber eine Reaktion hervorrufen sollen, einen Gesichtsausdruck oder Körpersprache, die Zustimmung oder Ablehnung des Gesagten durch den Zuhörer ausdrückt.

Allerdings werden solche Floskeln gern als „Denkpause“ verwendet und dann entsprechen sie einem „äh“, oder einer ähnlichen Verlegenheitssilbe.

Gruß
Eckard

Hallo!

Kann man die Herleitung dieser Floskeln durchaus in die
„Arbeiterschicht“ bringen?!

Nein. Meiner Meinung nach sind sie dialektal.

Meines Wissens, braucht ein Mensch, der sich zu 100% sicher
über etwas ist, keine Zustimmung.
Dieser Mensch setzt den so genannten „Punkt“.
Sehe ich das falsch?

Ich denke schon. Gerade wer sich sicher ist, könnte dazu neigen, seine Ansicht zu verallgemeinern - nach meinem Empfinden kann „gell!“ ja auch bedeuten, daß man Zustimmung voraussetzt, was nicht gerade für unsicherheit spricht.

Max

Servus Gernot,

Ich bin dieses Jahr ein paar Tage in der Schweiz gewesen. Dabei bin ich zu dem Schluß gekommen, daß die Verwendung des ‚Tags‘ (danke für die Aufklärung) „Oddr?“ dort wohl fast eine soziale Verpflichtung darstellt. Sie scheint mir die eigenen Aussagen und Meinungen von der implizierten Zustimmung des Gesprächspartners abhängig zu machen. Ich glaube, daß man in der Schweiz als Grobian empfunden wird, wenn man das regelmäßige „Oddr?“ ausläßt.

Oddr?

Gruß

Kai