Winkel steigern?

Hi!

Gestern habe ich wieder diesen merkwürdigen Werbespot der Deutschen Bank gesehen, in dem man aufgefordert wird, seinen „Ertragswinkel zu steigern“.

Kann man einen Winkel steigern (winkel, winkeliger, am winkeligsten)?

Oder ist der Werbebranche mal wieder die deutsche Sprache davongaloppiert (ähnlich wie den Sportreportern, bei denen Torleute immer mal wieder „den Winkel verkürzen“)?

Winkel kann man vergrößern und verkleinern.
Kann man Winkel jetzt auch steigern?

Grüße
Heinrich

Oh, Heinrich,

Bänkerjargon und Deutsch! Zwei, die nie zusammen kommen können!

Kann man einen Winkel steigern (winkel, winkeliger, am
winkeligsten)?

Nein!
Nur winkelig, wink(e)liger, am wink(e)ligsten

Oder ist der Werbebranche mal wieder die deutsche Sprache
davongaloppiert (ähnlich wie den Sportreportern, bei denen
Torleute immer mal wieder „den Winkel verkürzen“)?

Du sagst es! Siehe oben.

Winkel kann man vergrößern und verkleinern.
Kann man Winkel jetzt auch steigern?

Bänker schon, aber wir lassen das lieber.

Grüße
Fritz

Heut ist scheints Komparationstag und ich hab nichts anderes zu tun.

Hi Heinrich,

haben wir in der Schule denn nicht vom Steigerungswinkel der Tangente gesprochen?

Gruß Ralf

Hi, Ralf,

haben wir in der Schule denn nicht vom Steigerungswinkel der
Tangente gesprochen?

hieß das nicht „Steigungswinkel“?

Aber du wirst es kaum glauben, bei google gibt es 4 (vier) Belege für Steigerungswinkel, aber so weit ich sehe im Bereich Wirtschaft und Finanzen.

Gruß Fritz

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Wirtschaft…
Hi Fritz,

aber so weit ich sehe im Bereich
Wirtschaft und Finanzen.

Die haben ja sowieso ihre eigene Sprache. Wenn ich schon „Zuwächse“ höre, wird mir schlicht schlecht (auch wenn es im Duden so stehen mag *g).
Gruß,
Anja

Selbst wenn es einen „Steigerungswinkel“ wirklich gäbe (ich nehme an, du meinst den Steigungswinkel, den es in der Mathematik gibt - erste Ableitung einer Funktion, so weit ich mich erinnern kann), so ist das immer noch der „Steigungswinkel der Tangente“ - und nicht der „gesteigerte Winkel der Tangente“.

Grüße (besonders an alle Deutschbänker)
Heinrich

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Darf ich auch mal?

Nur winkelig, wink(e)liger, am wink(e)ligsten

Das kenne ich nur mit ek(e)lig … Winklig ist in der Technik etwas, oder auch nicht, nämlich rechtwinklig. Und winkliger als wie* 90° geht in diesem Raumzeitkontinuum nicht.
*ich weiß!

Gruß kw

Darf ich auch mal?

Kalaro!

Nur winkelig, wink(e)liger, am wink(e)ligsten

Das kenne ich nur mit ek(e)lig … Winklig ist in der Technik
etwas, oder auch nicht, nämlich rechtwinklig. Und winkliger
als wie* 90° geht in diesem Raumzeitkontinuum nicht.

ich weiß!*gut, und bin so klug als wie zuvor! :wink:

Nun, aber neben der Technik gibt es z. B. winklige Stadtteile, auch in der Planstadt Karlsruhe. Konstanz, wo ich vorher lebte war viel winkliger. Am winkligsten aber war wohl Tübingens Altstadt, wo ich während des Studiums lebte.

Gruß Fritz

1 Like

Hi kw,

… Winklig ist in der Technik
etwas, oder auch nicht, nämlich rechtwinklig.

Und spitzwinklig. Oder stumpfwinklig.

Und winkliger als wie* 90° geht in diesem Raumzeitkontinuum nicht.

Doch!
Spitzwinkliger als wie* 90° —> kleiner als 90°
Stumpfwinkliger als wie* 90° —> größer als 90°

*ich weiß!*ich auch!

Gruß Gudrun

die Sprache der neuen Priester

Oh, Heinrich,

Bänkerjargon und Deutsch! Zwei, die nie zusammen kommen können!

Ich glaube nicht einmal, dass die bankers (ehedem Bankiers)
– die ich keinesfalls in Schutz nehmen will –
in diesem Fall die „Übeltäter“ sind; dies sind die, die sich
Creative (mit „C“) nennen und oft auch so genannt und als solche
angesehen werden. Sie haben in unserer „NeoLib“-Gesellschaft eine
quasi priesterliche Funktion und werden für ihre Beschwörungen
entsprechend honoriert – u.a. von den Bänkern, und zwar, weil sie
messbaren Erfolg haben.
Gleichwohl:
Man braucht eigentlich nicht besonders sprachsensibel zu sein
(oder mittlerweile doch ?), um zu sehen, dass wohl noch zu keiner
Zeit der pure Schwachsinn derart dreist öffentlich aufgetreten
ist (gelegentliche intelligent und witzig gemachte Reklame ist die
Ausnahme) und von der Gesellschaft hingenommen oder gar goutiert
wird. Belege kann ich mir wohl ersparen. Man wird mit ihnen visuell
und akustisch molestiert, sobald man das Haus verlässt. Der gute
Bürger tut das mit der Bemerkung ab: Werbung muss sein. Aaaarrrrgh !
Aber das ist ein Thema, das ins Forum Psychologie gehörte.

Die hier angesprochene TV-Reklame für die Deutsche Bank ist mir auch
als eine aufgefallen, die Versatzstücke der herrschenden Ideologie
besonders auffällig in Szene setzt: für mich auf unglaublich
plumpe und dämliche Weise; für die Mehrzahl der karrierebeflissenen
Adressaten aber offenbar attraktiv bis faszinierend (da haben die
„Creativen“ viel Erfahrung).
Schon der Slogan „Leistung aus Leidenschaft“; dann „Erfolg ist die
Summe richtiger Entscheidungen“ oder so, das Ambiente, das
Schachbrett, die Blicke etc. – was da alles mitschwingt… Wer
darauf anspringt, den stört auch die „Steigerung des Ertrags- oder
Erfolgswinkels“ samt Graphik nicht, im Gegenteil: er will sie ja mit
Hilfe der Bank erreichen.

Gute Nacht !
Nescio

winklig?
Guten Morgen, Fritz,

Nun, aber neben der Technik gibt es z. B. winklige Stadtteile,
auch in der Planstadt Karlsruhe. Konstanz, wo ich vorher lebte
war viel winkliger. Am winkligsten aber war wohl Tübingens
Altstadt, wo ich während des Studiums lebte.

wäre bei Städten nicht „verwinkelt“ zu bevorzugen? (Mich packt auch schon die Altersmilde - früher hätte ich einfach ein rotes S für „Stil“ hingedonnert).

Gruß Ralf

Und dann war da noch…
…Cherrart Winkel aus Lütgeneder, der nach dem 7. Pils jeder, die es hören wollte oder auch nicht, ins Ohr flüsterte: „Ich bin kein rechter, ich bin kein linker, auch kein stumpfer, nein, ich bin ein SPITZER Winkel!“

Gruß Ralf

Guten Morgen auch dir, Ralf,

wäre bei Städten nicht „verwinkelt“ zu bevorzugen?

Meiner Ansicht nach nicht! Und von mir würde dein „zu bevorzugen“ ein rotes „S“ bekommen! Alternative ist: „vorzuziehen“.

Aber du weißt: De gustibus …

Aber zu „winkelig“ und „verwinkelt“. Ich bin sicher, dass es da einen feinen Bedeutungsunterschied gibt.

Das ist einmal:

_ win|ke|lig, winklig [älter: winklicht]: viele Winkel (2) aufweisend: ein altes, -es Haus; eine -e Wohnung; ein -es Städtchen.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Hier handelt es sich um eine ganz simple, normale Ableitung vom Nomen „Winkel“ durch das adjektivbildende Suffix „-ig“, die einfach nur sagt: Es gibt Winkel.

Und da ist zum anderen:

_ ver|win|kelt : eng u. mit vielen Ecken, ohne geraden Verlauf o.Ä.: ein -es Gässchen; ein -er Flur.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Schon an der Angabe der Bedeutung siehst du, dass durch „eng“ und „ohnen geraden Verlauf“ hier negative Assoziationen auftreten.
Auch die Bildung dieses Adjektivs - es ist ein zum Adjektiv erstarrtes Partizip II vom Verb „verwinkeln“, das heute ungebräuchlich geworden ist; das Nomen: die Verwink(e)lung dagegen kann man noch hören - weist auf diese negariven Seiten hin.

Die Vorsilbe „ver-“ macht oft - nicht immer - , verbunden oft mit dem Reflexivpronomen, aus der Handlung des einfachen Verbs eine Handlung, zu der dieses Verb gehört, zu etwas Falschem, Schlechtem, UNgewolltem.

rechenen => sich verrechnen, wählen => sich verwählen, laufen => sich verlaufen etc. Ob „lieben => sich verlieben“ auch hierher gehört?

Ebenso: schlafen => verschlafen, schütten => verschütten etc.

Wenn ich also sage: „Tübingen ist eine verwinkelte Stadt“, dann schwingt da ein Missfallen der Verwinkelung mit, während die Bezeichnung „winkelig“ ausdrückt, dass man Tübingen „malerisch, romantisch“ und ähnliches mehr findet.

Ich möchte diese Unterscheidung nicht zum Dogma erheben, nicht in einer Zeit, da für eine positive Kennzeichnung fast nur noch „Cool und geil“ übrig geblieben sind.

Sprache ist zum einen wirklich nur ein Kommunikationswerkzeug; und men versteht mich auch, wenn ich beim Beck auf die Brezeln zeige und zwei Finger hebe.
Aber es gibt die Möglichkeit zu sagen: „Ach bitte, geben Sie mir doch zwei von den herrlich duftenden, die knusprigen dunkelbraunen Ärmchen so nett verschlingenden, sonst aber angenehm hellbraunen und gerade richtig weichen Brezeln.“

That’s the difference! Auch wenn die Verkaüferin dich wie ein Mondkalb anschaut. Also nicht du sie, sondern sie dich für so eins anschaut.

Zu Altersmilde möchte ich nichts sagen! ;-}

Gruß Fritz

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Schtümmt
Hi Fritz,

ein bisschen vorbei ist auch daneben; ich hätte es nur aussprechen müssen:

„Tübingen ist eine verwinkelte Stadt“

das scheppert. Nur als „verwinkelte Gässchen“ passt es, ganz ohne Ränzeln.

Gruß Ralf