Woher kommt das 'ei'?

Bei Handwerkern endet die Bezeichnung des Geschäftes fast immer mit „ei“, Metzgerei, Schreinerei, usw.
Beim Maurer und Frisör aber nicht.
Auf was läßt sich das zurückführen? Hat dies eine spezielle Bedeutung?

hi,

Bei Handwerkern endet die Bezeichnung des Geschäftes fast
immer mit „ei“, Metzgerei, Schreinerei, usw.
Beim Maurer und Frisör aber nicht.
Auf was läßt sich das zurückführen? Hat dies eine spezielle
Bedeutung?

das ist eine ur-deutsche endung.
du vergleichst in den beispielen nicht-vergleichbares: im einen fall die gewerbe, im anderen fall die berufsbezeichnungen (wie es auch den metzger und den schreiner gibt). auch beim „maurer“ träte das -ei auf, wenn man das gewerbe meint: maurerei. (dass es keine maurereien mehr gibt, sondern nur mehr baufirmen, die nicht bloß mauern, ist eine andere sache.) der „frisör“ ist ein fremdwort; da geht die alte silbe nicht dran. auch (z.b.) beim webdesigner tut sie’s nicht.

m.

Lieber Wolfgang,

das Suffix „-ei“, bisweilen auch „-erei“ hat mehrere Funktionen.
Dazu gleich.

Beim Maurer und Frisör aber nicht.

Hierzu hat Michael schon das Entscheidende gesagt. Der Maurer ist der Beruf; der Ort, wo er arbeitet, wäre eine „Maurerei“. Und im Großen Duden findest du das Wort noch.
Der Frisör ist ein Fremdwort; deutsch wäre es ein Haarschneider, was man auch noch im Duden findet, oder Barbier und seine Werkstatt hieße Haarschneiderei oder Babiererei (nicht Barbarei!), die der Duden nicht mehr nennt.

Auf was läßt sich das zurückführen? Hat dies eine spezielle Bedeutung?

Nun also zu „-ei“ bzw. „(er)ei“:

Dies Suffix wird für drei Wortbildungen gebraucht.

  1. Bei intransitiven Verben wird einer Tätigkeit eine Inhaltskomponente zugelegt, die ein wiedrholtes und andauerndes Tun ausdrückt, die meist etwas Negatives meint.
    Beispiel: bummeln => Bummelei, schreien => Schreierei.

  2. Bei transitiven Verben wird der Ort, wo diese Tätigkeit stattfindet genannt.
    Beispiel: schreinern => Schreinerei, nähen => Näherei.
    Man kann aber hier auch von der Berufsbezeichnung ausgehen und von da zu der Werkstatt kommen, wo dieser atbeitet.
    Beispiel: Metzger => Metzgerei, Schneider => Schneiderei.

  3. Schließlich wird das Verhalten oder der Aufenthaltsort von Personen und auch Tieren durch dies Suffix bezeichnet werden.
    Beispiel: Schurke => Schurkerei, Rüpel => Rüpelei, Besserwiiser => Besserwisserei, Mongole => Mongolei, Türke => Türkei, Ferkel => Ferkelei, Sau => Sauerei.

Das Suffix ist vermutlich vom Lateinischen „-tia“ („prophetia“) über das altfranziösischen „-ie“, wie in „profezie“ in mittelhochdeutscher Zeit entlehnt worden.

Vgl. dazu Duden-Grammatik §§ 913, 924, 953 und Kluge, Etymologisches Wörterbuch, S. 229.

Beste Grüße Fritz

BTW. Schmied
Hallo Fritz,

Weisst du zufällig gerade wieso der Schmied in der Schmiede und nicht in der Schmiederei arbeitet ???

Ich kenne zwar Schmiederei als Abteilungsbezeichnung seit der industrialisierung aber im Zusammenhang mit einem Dorfschmied ist mir diese Bezeichnung noch nie begegnet.

MfG Peter(TOO)

Hi Peter,

Weisst du zufällig gerade wieso der Schmied in der Schmiede
und nicht in der Schmiederei arbeitet ???

nach der Logik, die dahinter steckt, müsste der Schmied in einer Schmiedei schmieden, schließlich gibt es ja keinen Schmieder. Da fällt mir gerade ein, dass es im Allgäu ursprünglich keine Bäckerei gab, sondern nur die Backstub - logisch, wo kein Bäcker backt, sondern der Bäck.

Gruß Ralf

Hallo, Peter!

Weisst du zufällig gerade, wieso der Schmied in der Schmiede und nicht in der Schmiederei arbeitet?

Ich weiß nie was zufällig! Wissen fällt einem nicht zu. Das muss man sich erarbeiten.

Anders als Bäcker, Schreiner, Schneider, Schuster, Maurer, Müller, etc., die alle von den entsprechenden Verben und dem Suffix „-er“, das aus dem lateinischen „-arius“, (mhd.: -aere) herzuleiten ist, leitet sich der „Schmied“ ganz offensichtlich nicht von einem Verb her, sondern ist als Nomen - vermutlich im Gotischen, vermutlich sogar gesamtgermanisch - entstanden.

Dazu Kluge:

_ Schmied
Substantiv Maskulinum Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. smit, ahd. smid, as. smith Stammwort. Aus g. *smiTa-/On m. „Schmied“, auch in gt. aiza-smiTa, anord. smidr, ae. smiT, afr. smith. Die Bedeutung war ursprünglich wohl allgemeiner; vgl. ahd. smeidar „Künstler, Bildner“ und Geschmeide. Außergermanisch vergleicht sich allenfalls gr. smílE f. „Schnitzmesser“. Weitere Herkunft unklar.
Gysseling, M. FS de Smet (1986), 183f. (anders);
Hildebrandt, R. FS Alinei 1 (1986), 105-115;
Ejskjaer, I./Brink, K.-E. FS Alinei 1 (1986), 298-303;
Röhrich 3 (1992), 1375;
Levickij (1998). gemeingermanisch_

Dies könnte dazu geführt haben, dass hier der Ort, wo der Schmied arbeitet, nicht auf die sonst übliche Art benannt wurde.

Es sieht so aus, als ob die Schmiede nicht als Ort betrachtet wurde, sondern als technisches Gerät wie Mühle, Presse oder Fräse.

Man müsste jetzt noch andere Arbeitsstellen, die nicht auf „-ei“ gebildet werden zum Vergleich heranziehen.

Weißt du noch andere Beispiele? Mir fallen grad keine ein.

Und verzeih bitte die späte Antwort. Ich habe so weit unten nicht geschaut. Erst heut früh oder spät.

Gruß Fritz

Man müsste jetzt noch andere Arbeitsstellen, die nicht auf
„-ei“ gebildet werden zum Vergleich heranziehen.

Hallo, Fritz,
vielleicht die Mühle, die Zeche, die Darre?
Gemeinsam mit der Schmiede haben diese, dass es sich um sehr frühe, notwendigerweise ortsfeste Einrichtungen/Gebäude handelt, die zudem im Wesentlichen aus einer mechanischen Vorrichtung bestehen.

Die anderen Werkstätten auf -ei, scheinen mir später entstanden zu sein, denn die Verrichtungen, die man dort vornimmt, können - wegen der Transportabilität des Werkzeuges - jederzeit und an jedem Ort ausgeübt werden.

Weiter gibt es ja durchaus Berufe, die ganz auf eine Werkstatt verzichten können oder müssen: der Maurer z.B.

Grüße
Eckard

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Hallo und Danke für diesen weiterbringenden Gedanken, lieber Eckard!

vielleicht die Mühle, die Zeche, die Darre?

Bei Mühle und Darre hast du vermutlich Recht; diese bezeichnen ja einmal die Vorrichtung, dann die Tätigkeit der Vorrichtung und schließlich eben auch der Ort dieser.

Bei der Zeche liegt eine andere Grundbedeutung vor und diese bezieht sich auf die Organisationsform, die gesellschaftliche Verfassung der Betreiber einer Grube oder Bergwerks.

Grüße auch dir
Fritz

Hallo Fritz,

Weisst du zufällig gerade, wieso der Schmied in der Schmiede und nicht in der Schmiederei arbeitet?

Ich weiß nie was zufällig! Wissen fällt einem nicht zu. Das
muss man sich erarbeiten.

Nicht immer. Ich habe für manche Dinge ein recht gutes Gedächtnis und da ist vieles einfach so hängen geblieben.

Aber im Allgemeinen ist Wissen schon mit arbeit verbunden.

MfG Peter(TOO)