Dialektwörter aus dem Französischen

Als Kostprobe:

_„Bua“, hot d´Muatter gsait. „dees Mädle, wo du so flattierscht, ond mit dere du so rompussierscht ond romflanierscht, an dere han i scho gar koi Pläsier. Dere ihr Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants Mensch ka i net äschtimiere. Dr Vatter isch au a Kanallje, sonscht isch er ganz passabel. I an deinere Schtell hett net d´Kurasch, ´s Bordmanne uffzmache ond schpendabel z´sei. Dia ganz Sach isch mer scho arg schenant.“

„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han! Mir pressiert´s jo net so grantig mit´m Heirote. Aber bei meiner letschte Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch, ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia a Madam.“_

Dass alles im Dialekt erzählt ist, macht die Sache extra schwer.

Und noch eine Zugabe:

Was ist ein: Petäterle

  • als Sache?
  • als weibliche Person?

Gruß Fritz

hallo fritz

ein petäterle

ist eine „halbe sache“ die weder hand noch fuss hat

als frau? weiss ich nicht: ein flittchen? oder einfach keine seriöse frau?

cu

laurent

Hallo
Hallo, ich bin in der Lage, den Zext zu übersetzen. Hast du ihn als ‚Rätsel‘ für die anderen hineingesetzt oder möchtest Du ihn übersetzt haben?

Den Text habe ich auf Veranlassung von Antennaria eingefügt.

Er soll als Anstoss - in beiderlei Sinn - wirken.

  • Ihn zu entschlüsseln!
    Wenn du das kannst, spare es noch ein Weilchen auf, damit auch andere noch ein bisschen raten können.

  • Eine Sammlung anzulegen von Wörtern aus dem Französischen, die nicht allein in die Hochsprache geraten sind, wie etwa die Jalousie oder das Journal, sondern wie diese in diesem Text auch im Dialekt, oft kaum noch kenntlich, eine Heimat gefunden haben.

Meine Großmutter, eine durchaus ungebildete Frau, kannte den Plafon, den Sutterein, die Lavur, das Ridikü (auch zum Raten), hätte aber nicht sagen können, woher diese Wörter kommen.

Gruß Fritz

Hallo Laurent,

du bleibst zu allgemein. Das lässt sich ganz konkret machen.
Aber der Ansatz stimmt in beiden Fällen!
Gruß Fritz

Être peut-être?
Hallo Fritz,

Was ist ein: Petäterle

  • als Sache?
  • als weibliche Person?

kenne ich lautähnlich aus dem Saarländischen als „ötepetöte sein“. Damit ist dort eitles oder unangemessen empflindliches Gehabe gemeint. Kommt wohl vom Französischen „être peut-être“, „vielleicht (etwas) sein“, also mehr scheinen als sein.

Damit würde ich das „Petäterle“ sehr frei übersetzen mit „Prinzeßchen auf der Erbse“ oder „(überempflindliches) Seelchen“ (wobei ich nicht weiß, ob auch dieser Begriff allgemein üblich ist). Trifft es das sinngemäß bezüglich der Person?

Auf eine Sache bezogen, kann ich mir unter dem Begriff überhaupt nichts vorstellen.

Gruß

Otto

pffffffffffff, hä?

ich fühl mich als deine oma … ein paar worte kenne ich ja, aber …

Oiso…des ganze auf boarisch…

Als Kostprobe:

„Bua“, hot d´Muatter gsait. „dees Mädle, wo du so
flattierscht, ond mit dere du so rompussierscht ond
romflanierscht, an dere han i scho gar koi Pläsier.

"Bua, hot d’Muatta gsagt, des Deandl, dem du a so schee duast und mit der du a so umanandaschmust und umanandastrawanzt, de gfoit ma fei iwahaupts net.

Dere ihr

Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr
bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants
Mensch ka i net äschtimiere.

Dera ihra Famil is a Gschwerl. D’Muatta is a -?- , schau da bloos amoi dera ihra -?- und Wisaasch o. A so a eibuids Wei hob i gfressn.

Dr Vatter isch au a Kanallje,

sonscht isch er ganz passabel. I an deinere Schtell hett net
d´Kurasch, ´s Bordmanne uffzmache ond schpendabel z´sei. Dia
ganz Sach isch mer scho arg schenant.“

Da Vatta is a a Lump, owa sinst passt a scho. Wenn i du war, dat i mi net traun, dass i an Geidbeitl aufmachat und wos springa lassat. De ganze Sach is ma scho recht arg.

„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I
schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han! Mir pressiert´s
jo net so grantig mit´m Heirote.

Muatta, hot da Bua gsagt, varrenn di net, mach mi net -?-. I hau d’Erna net weida. Wenns ma do gfoit! Mir pressierts mim heiratn ja eh net.

Aber bei meiner letschte

Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch,
ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre
Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a
Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia
a Madam.“

Oba bei meim letzten Bsuach hob i gsegn, dass d’Muatta ganz wif und sauba is, wenns in ihram -?- aufm Kanape hockt hinta ihra -?- mit ihram Leiberl und ihrana -?- und a -?- hots ma a scho gschenkt -, nachad schaut di aus wiara Madam.

d’Uschi :wink:

Als Kostprobe:
[…]
Dass alles im Dialekt erzählt ist, macht die Sache extra
schwer.

Na ja, für mich geht’s noch (obwohl Niedersachse) - aber ich werd
das Ganze mal einer französischen Freundin von mir vorlegen, die
hat Deutsch gelernt - und mal sehen, ob die mit auch nur einem
Wort daraus irgendetwas anfangen kann… Ein wenig schmunzeln
wird sie in jedem Fall müssen…

Was ist ein: Petäterle

… Hmmm, da bin ich allerdings jetzt überfragt. Gab ja schon
einige Vorschläge in der Hinsicht, aber so richtig überzeugt bin
ich noch nicht… Vielleicht weiß meine Freundin da ja was…

Stefan :smile:

Als Kostprobe:

Den Text tu ich verstehn…

Was ist ein: Petäterle

  • als Sache?

?

  • als weibliche Person?

ein Mimöschen?

Gruß Kubi

Täfftäää! 99 Punkte
für die Kandidatin!
Bei hundert Punkten gibt es eine aufblasbare Waschmaschine!

Gut, sehr gut, liebe Uschi, bei den Lücken, die bei dir blieben, musste ich auch nachsehen. Die Wörter sind heute gar nicht mehr bekannt und damals, als der Text entstand, waren sie auch nicht mehr geläufig.
Ich nehme an, dass auch der Autor - Thaddäus Troll, Preisend mit viel schönen Reden, Deutschland deine Schwaben für Fortgeschrittene - selber nachgeschlagen hat.
Gruß Fritz

Petäterle
kommt von „peut-être“, was ja bekanntlich „vielleicht“ heißt.

Ein „Vielleichtle“ als Sache ist irgendwas, das nur vielleicht funktioniert: Also etwa ein Benzinfeuerzeug, das bei 100 Versuchen 17 Mal zündet.

Als Frau ist es auch so:

Vielleicht krieg ich sie rum, vielleicht auch nicht, denkt sich der Kerl, wenn er eine anschaut, von der er weiß, dass sie schon andere …

Gruß Fritz

bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants

bloos amoi dera ihra -?- und Wisaasch o. A so a eibuids Wei

„Döz“ (Kopf) vielleicht? Wäre aber dann ein deutsches Wort…

?Muatter?, hot dr Bua gsait, ? no dusma, mach me net schalu. I

Muatta, hot da Bua gsagt, varrenn di net, mach mi net -?-. I

„Jalous“, was frz. ist und „eifersüchtig“ bedeutet. Ist die Sache
mit der Jalousie, hinter der sich die alten Damen verstecken und
lästern… :wink:

Bei den restlichen drei musste ich dann auch passen…

Stefan :smile:

„Döz“ (Kopf) vielleicht? Wäre aber dann ein deutsches Wort…

*lach* Döz ist gut…da muss ich an meinen Sohn denken, als er noch ganz klein war (so ca. 2 Jahre)…der konnte „Zug“ nicht aussprechen, stattdessen sagte er: Döz

aber jetzt wo du das schreibst, könnte „Däz“ doch tatsächlich „Kopf“ heißen, frz. téte …oder?

?Muatter?, hot dr Bua gsait, ? no dusma, mach me net schalu. I

Muatta, hot da Bua gsagt, varrenn di net, mach mi net -?-. I

„Jalous“, was frz. ist und „eifersüchtig“ bedeutet. Ist die
Sache
mit der Jalousie, hinter der sich die alten Damen verstecken
und
lästern… :wink:

genau! genau! engl: jealous…

Gruß
Uschi :smile:

Dere ihr

Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr
bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants
Mensch ka i net äschtimiere.

Däz

Getue ???

„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I

schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han

solange sie mich noch reizt ?

Aber bei meiner letschte

Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch,
ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre
Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a
Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia
a Madam.“

Oba bei meim letzten Bsuach hob i gsegn, dass d’Muatta ganz
wif und sauba is, wenns in ihram -?-

Salettle…ist für mich ein kleines Haus ?

aufm Kanape hockt hinta

ihra -?- mit ihram Leiberl und ihrana -?- und a -?

Fazinettle ? …kann das ein Bild sein ?

Ondertallje…nicht geschnürrt… ungekünstelt ?

Kerbi

Däz? Döz? Kennt das wer?

*lach* Döz ist gut…da muss ich an meinen Sohn denken, als er
noch ganz klein war (so ca. 2 Jahre)…der konnte „Zug“ nicht
aussprechen, stattdessen sagte er: Döz

:wink: Ist in meiner Familie aber wirklich gebräuchlich. Kommt
vielleicht aus dem tiefen Westen, kann das sein?
Vielleicht auch aus dem Norden, bin mir da aber nicht so sicher.
Meine Eltern sind oft umgezogen…

aber jetzt wo du das schreibst, könnte „Däz“ doch tatsächlich
„Kopf“ heißen, frz. téte …oder?

Fast: tête. Spricht sich dann allerdings „Tätt“, und ob das so
viel mit „Däz“ zu tun hat… Na ja, ein bisschen…

Im Zusammenhang des Textes hieß es das aber bestimmt.

Stefan :smile:

Guuuut!
Däz oder auch Döz kommt in der Tat von tête! Vermutlich von der Form „têtes“, was ein Süddeutscher eben: „Däädz“ ausspricht.
Schalu von jaloux! Wobei es weniger „eifersüchtig“, sondern eher „verärgert, verwirrt“ bedeutet.
Und das „Salettle“ ist ein Teil des Hauses!

Gleich habt ihrs!
Fritz

gehts um Wahrsagerinnen und Taschenspieler ???

Däz oder auch Döz kommt in der Tat von tête! Vermutlich von

der Form „têtes“, was ein Süddeutscher eben: „Däädz“
ausspricht.
Schalu von jaloux! Wobei es weniger „eifersüchtig“, sondern
eher „verärgert, verwirrt“ bedeutet.
Und das „Salettle“ ist ein Teil des Hauses!

Gleich habt ihrs!
Fritz

Falls es noch jemanden interessiert:
Französisch im Schwäbischen. Hier noch einmal das Ganze mit einer Eindeutschung und einigen Anmerkungen:

„Bua“, hot d´Muatter gsait. „dees Mädle, wo du so flattierscht, ond mit dere du so rompussierscht ond romflanierscht, an dere han i scho gar koi Pläsier. Dere ihr Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants Mensch ka i net äschtimiere. Dr Vatter isch au a Kanallje, sonscht isch er ganz passabel. I an deinere Schtell hett net d´Kurasch, ´s Bordmanne uffzmache ond schpendabel z´sei. Dia ganz Sach isch mer scho arg schenant.“

„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han! Mir pressiert´s jo net so grantig mit´m Heirote. Aber bei meiner letschte Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch, ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia a Madam.“

„Junge“, sagte die Mutter, „das Mädchen, um das du dich bemühst und mit dem du umgehst und ausgehst, das macht mir gar keine Freude. Die Familie ist ein rechtes Pack. Die Mutter ist ein Luder (racaille = Pack, Gesindel) - schau dir nur einmal ihren Kopf (tête) und ihr Gesicht an! So eine bösartige (méchante) Frau kann ich nicht schätzen. Der Vater ist zwar ein Lump, aber er geht noch. Ich an deiner Stelle hätte nicht den Mut, den Geldbeutel aufzumachen und geschenkfreudig [großzügig] zu sein. Die ganze Sache lässt mich mich genieren (gênant). [Das meint etwa: Ich schäme mich deswegen. Was werden die Leute dazu sagen.]“

„Mutter“, sagte der Sohn, „mach mich nicht ärgerlich (jaloux). Ich jage (chasser) die Erna nicht davon. Wenn ich nur meinen Spaß habe. Mir eilt es ja nicht so sehr mir dem Heiraten. Aber bei meinem letzten Besuch habe ich gesehen, dass Ernas Mutter ganz regsam (körperlich fleißig und geistig fit) und gepflegt ist, und wenn sie in ihrem kleinen Salon (salle ?) im Sessel (fauteuil) hinter ihren Stiefmütterchen (pensée) sitzt, mit ihrem Hemdkrägelchen (chemisette) und ihrem Unterrock - und ein Ziertüchlein (?) hat sie mir auch schon geschenkt - sieht sie wie eine richtige Dame aus.

Französische Elemente konnten leicht in die deutsche Sprache eindringen, zu der Zeit da Frankreich die führende Kulturnation Europas war, als Friedrich II regierte, der besser Französisch sprach als Deutsch, als Voltaire nach Paris meldete: Hier in Berlin sprechen alle Französisch, nur die Kutscher und die Pferde wiehern Deutsch. Damals gelangten viele französische Wörter in die Sprache der Gebildeten, der Literaten, der Geschäftsleute.

Im Westen aber, wo mehrmals in der Geschichte französische Besatzungen im Land lagen, zur Zeit Ludwig XIV. und Napoleons und nach dem 2. Weltkrieg, trat auch das „einfache Volk“ in engen Kontakt mit Franzosen und übernahm manches aus der Alltagssprache, aus dem Berufs- und Arbeitsleben und der Landwirtschaft.
Legüm = Gemüse, Gugommere = Gurken, Schardän = Garten, Lavur = Waschschüssel, Ridikü = Handtäschchen (von „ridicul“ = lächerlich!), schassa = jagen, batta = passen, geeignet sein, von battre mit der Bedeutung: das haut hin!, äschtimiera = schätzen, mögen, Seschtlavie! = Seufzer: So ischs halt em Läba! von c´est la vie!

Damals soll auch das allseits beliebte „Fisitematenten“ aufgekommen sein, dessen Ableitung von „Visitez ma tente!“ - der Einladung französischer Soldaten an brave Schwabenmädchen - wohl nicht stimmt.

Ich füge noch einige bei:

Kelleretle für „Uhr“ von: Quelle heure est-it?
Boggedeherz für „vollbusig“ von: beaucoup de Herz
Allabonee für „rechtzeitig“ von: à la bonne heure
Alla für „Auf, gehen wir!“ und „Auf Wiedersehn“ von: allez!
Alla widdersee! verabschiedet man sich hier im Nordbadischen.
verbasseiere für „Zeit vergeuden“ von: passer l´heure
Tutegal für „ganz egal“
Tutmämchoos für „das ist ghupft wie gspronga von: toute la même chose
Tutswit für „sofort“ von: toute de suite

Die meisten dieser Ausdrücke sind längst der Anglisierung zum Opfer gefallen und nur noch ältere Leute, vor allem Stuttgarter Geschäftsfrauen der Vorkriegszeit, kennen die noch.

Thaddäus Troll aus dessen Buch, Preisend mit viel schönen Reden, ISBN 3-455-07739-0 Buch anschauen, ich das meiste übernommen habe, hat sich verdient gemacht um die Bewahrung dieses Wortschatzes. Aber er gehört inzwischen zur Folklore.

Beste Grüße
Fritz

eine nette sache habe ich soeben im duden entdeckt: soigniert, franz. veraltend für gepflegt. das sagen wir hier in wien gerne, habe es aber falsch verstanden. dachte immer, wir sagen: so, jetzt hab ich mich saniert! dabei sollte es heißen: so, jetzt habe ich mich soigniert!
*freude*
barbie