Latwerge

Liebe Experten,

Pflaumenmus heißt bei uns im Spessart „Latwerge“. Weiß jemand, woher das Wort kommt? Und: Gibt es zwischen Zwetschgen und Pflaumen einen Unterschied, oder sind das verschiedene Dialekte für dasselbe Obst?

Ally

Hi,
ich unterscheide zwischen Zwetschken und Pflaumen, wobei die
heimische (österreichische) gemeine Gartenzwetschke etwas kleiner
und länglicher als die Pflaume ist. Dickes Pflaumenmus wird
hiererorts Powidl genannt.

Gruß
Gerald

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Liebe ally,

Pflaumenmus heißt bei uns im Spessart „Latwerge“. Weiß jemand,
woher das Wort kommt?

Latwerge ist ein Wort, das einfach bloß eine bestimmte Konsistenz bezeichnet. Ähnlich wie Mus, Brei, Pambs, Bapp oder englisch jam.

Latwerge kann also für viele Dinge verwendet werden. So etwa auch für Kraut oder Schießpulver.

Hierzu Kluge:

_ Latwerge

Substantiv Femininum „Dicksaft“ (mundartlich auch andere Bedeutungen) peripherer Wortschatz regional (12. Jh.), mhd. latwArje (u.a.)

Entlehnung. Entlehnt aus l. Elect(u)Arium n. „Heilsaft“ aus gr. ekleiktón n. „(flüssige) Arznei“ (zu gr. ekleíchein „auslecken“).
Ebenso ne. electuary, nfrz. électuaire, nschw. latverg._

Zu Pflaumen und Zwetschgen gibt es kompetentere als mich.

Gruß Fritz

Hallo, Ally,

Pflaumenmus heißt bei uns im Spessart „Latwerge“. Weiß jemand,
woher das Wort kommt?

Grimm weiß das :wink:

LATWERGE , f. arznei in breiform. das mittellat. electarium, auch electuarium, auf griech. εκλεικτον zurückgehend, wird in romanische und deutsche sprachen in verschiedener form übernommen: franz. lectuaire, électuaire, prov. lactoari, lectoari, span. lectuario, electuario, ital. lattovaro, lattuaro, niederländ. lactuarie …

Den ganzen Artikel findest du im DWB:

http://germa83.uni-trier.de/DWB/welcome.htm

Gruß
Kreszenz

Gibt es zwischen Zwetschgen und
Pflaumen einen Unterschied, oder sind das verschiedene
Dialekte für dasselbe Obst?

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruß
Kreszenz

OT Ergänzung:

Hi,
ich unterscheide zwischen Zwetschken und Pflaumen, wobei die
heimische (österreichische) gemeine Gartenzwetschke etwas
kleiner
und länglicher als die Pflaume ist. Dickes Pflaumenmus wird
hiererorts Powidl genannt.

Und ist lecker und wird bevorzugt in Tatschkerl verpackt! :wink:)
Livia

Hallo Fritz

Latwerge ist ein Wort, das einfach bloß eine bestimmte
Konsistenz bezeichnet. Ähnlich wie Mus, Brei, Pambs, Bapp oder
englisch jam.

Kannst du einen Beleg liefern?

Latwerge kann also für viele Dinge verwendet werden. So etwa
auch für Kraut oder Schießpulver.

Ist nicht der Fall. M.W. strikt auf Konfitüre beschränkt.
In der Ostschweiz kennt man z.B. „Latweri“ für Konfitüren aller Art. Die dazu verwendete Frucht wird vorangestellt. z.B. Zwetschgelatweri.
Ich sehe Fritz, wie er mit Latwerge auf Latwergefässer schiesst und dabei ein Latwergeglas trifft. :smile:

Gruss
Mäni

zu Hülfe eilend

Kannst du einen Beleg liefern?

Hallo, Mäni,
hier der entsprechende Eintrag aus dem „Kluge“:

Latwerge Sf »Dicksaft« (mundartlich auch andere Bedeutungen) per. reg (12.Jh.) mhd. latwarje (u.a.) Entlehnt aus l. elect(u)arium n. »Heilsaft« aus gr. ελεικτον n. »(flüssige) Arznei« (zu gr. εκλειχειν »auslecken«).

Gruß
Eckard

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Kannst du einen Beleg liefern?

Ist das einer?

_ Kraut

Substantiv Neutrum „eine Gemüsepflanze“ Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. krUt, ahd. krUt, as. krUd Stammwort. Ursprünglich „Blattpflanze“, dann im Süden zu „Kohl“, sonst „Gemüse“, auch „Latwerge“, „Schießpulver u.a.“; Pl. „Küchen- und Heilkräuter“. Außergermanisch vergleicht sich vielleicht gr. brYO „ich sprosse“, dessen Sippe aber ebenfalls isoliert ist. Vorauszusetzen wäre in diesem Fall (ig.) *gwrue-to-. - Kraut „Latwerge“ als ursprüngliche Bezeichnung von Heilkräutersirup; in der Bedeutung „Schießpulver“ Anlehnung an die Herstellung in der Alchimistenküche. Kreude, Unkraut.
Teepe-Wurmbach, A. WF 13 (1960), 164-168;
Röhrich 2 (1992), 883-885. J. Koivulehto: Jäten (Helsinki 1971), 109-110 (auch zur Entlehnung ins Finnische). deutsch

Fritz_

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Hallo Fritz, hallo Eckard

Da ich mich mit den Mehrfachbedeutungen, speziell mit dem Schiesspulver, schwer tue, habe ich meine schlauen Bücher konsultiert.
Das Meyer’s Konversationslexikon von 1897 vermeldet:
lat. electuarium, Arzneiform von dickbreiiger musartiger Beschaffenheit, besteht aus PULVERN, die mit Pflaumenmus…

Ob aus diesen nicht näher bezeichneten PULVERN Schiesspulver wurde? Ich vermute es, bzw. ich bin mir so gut sicher.

Das Fremdwörterbuch von Orelli, 1847, vermeldet lakonisch:
Dicksaft, Saftmus

Gruss
Mäni

Hallo, Scriptor,

ich vervollständige aus der Auflage 1905:

Das Meyer’s Konversationslexikon von 1897 vermeldet:
lat. electuarium, Arzneiform von dickbreiiger musartiger
Beschaffenheit, besteht aus PULVERN, die mit
Pflaumenmus…

… , Tamarindenmark, Zuckerlösung oder Honig zu einem dicken Brei angerührt worden sind. Von den zahlreichen früher gebräuchlichen Mischungen hat sich nur noch die Sennalatwerge (Sennesmus) und der Theriak erhalten. In Süddeutschland nennt man L. überhaupt musartige Fruchtsachen.
[Lexikon: Latwerge, S. 1. Digitale Bibliothek Band 100: Meyers Großes Konversations-Lexikon, S. 114277 (vgl. Meyer Bd. 12, S. 230)]

Gruß Fritz

Danke für die anregende Diskussion :wink:
o.w.t.

Liebe Experten,

Gibt es zwischen Zwetschgen und

Pflaumen einen Unterschied, oder sind das verschiedene
Dialekte für dasselbe Obst?

Hi,
ich unterscheide zwischen Zwetschken und Pflaumen, wobei die
heimische (österreichische) gemeine Gartenzwetschke etwas
kleiner
und länglicher als die Pflaume ist. Dickes Pflaumenmus wird
hiererorts Powidl genannt.

Ich bin aus dem Rheinland (Mainz in Richtung Idar-Oberstein). Die wildwachsenden ‚Pflaumen‘ bezeichnet man hier als Quetsche (Zwetschgen) und die veredelten, größeren Früchte als Pflaumen. Aber verarbeitet beibt sich das wieder gleich - als „Ladwersch“ (siehe andere Anfrage) oder „Quetschekuche“ (>lecker).

BlG

Friedhelm