Hallo Liavana,
ich denke selbst viel über die Dinge nach und habe auch schon so manches erlebt. Ich bin also kein Psychologe oder so. Ich möchte Dir trotzdem antworten. Wir Menschen ticken häufig alle gleich. Und mit Problemen umzugehen heißt häufig in erste Linie, sich selbst zu verstehen, warum man als Mensch in einer Situation entsprechend handelt. Wer den Mechanismus kennt, kann ihn umgehen.
eine Lösung für alles gibt es natürlich nicht.
Aber auf essen fixiert zu sein, kann schon ausreichen. Auch wenn man sich anstrengt, nicht darauf fixiert zu sein. Das macht es eher noch schlimmer. Bei den Einen ist es Essen, bei den Anderen Zigaretten oder gar sex.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Probleme, in die man sich hineinsteigert, einfach nicht direkt lösen kann. Etwas auf keinen Fall machen zu wollen, macht die Lage noch extremer. Das betrifft auch das direkte bekämpfen, wie eben mit Sport (obwohl Sport an sich selbst gut ist!). Aber es wirkt ermüdent, wenn der hohe Einsatz sich einfach nicht lohnt. Es frustriert.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Probleme verschwinden oder sich mildern, wenn das drum herum sich aus der subjektiven Sicht ändert. Hier geht es um Dinge, die einen eigentlich stören.
Es gibt etwas in Deinem Leben, was nicht inordnung ist. Und das ist vermutlich nicht das Essen, wie man irgendwann selbst glaubt, wenn sich dieser Kreislauf bildet, aus dem man nicht mehr herauskommt.
Es könnte schon etwas einfaches sein. Z.B. wenn man einfach das Leben mehr genießen möchte. Manche steigern sich da in sex hinein, solange bis sie längst geistig stumpf sind, weil sie nichts mehr als erotisch empfinden aber unbedingt immer in dieser Lust-Welt leben wollen. Immer und wann sie wollen. Aber anstatt mit Dosierung zum erfolg zu kommen, versucht man den Komsum zu steigern, um permanente Befriedigung zu erleben. Die Folge ist allgemeiner Frust und unzufriedenheit mit einem selbst und dem Leben. Vielleicht trifft der Vergleich nicht ganz, aber die Psyche eines Menschen nimmt häufig den gleichen Weg. Nur die Dinge unterscheiden sich, die bei dem Menschen im Mittelpunkt stehen. Ich will also auf keinen Fall andeuten, dass hier Dein Problem liegt, sondern nur das Prinzip von menschlichen Problemen vergleichen und anfassbar machen.
Man kennt das Gefühl, wenn man es mal schafft, einen Schritt aus den Problemen raus zu machen. Komisch ist die Phase, in der die Dinge aufeinmal anders sind und sie sich nicht mehr vertraut anfühlen, weil die Probleme einen aufeinmal nicht mehr belasten. Dabei fällt mir häufig der Buchtitel „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ ein. Nicht wegen dem Inhalt des Buches, sondern weil an dem Satz was dran ist. Mit der Schwerelosigkeit die man im ersten Schritt verspürt, wenn man sich von seinem Problem entfernt, kann man häufig nichts anfangen. Obwohl man sich zuvor davon versprochen hat, dass alles schön ist, wenn die Probleme nicht mehr da sind.
Doch die Unsicherheit ist noch schlimmer und wenn man kurz darauf in den alten Trott zurück verfällt, nimmt man diesen gemachten Schritt hinterher nur noch als verrübergehende Laune wahr, die auch nicht hilft.
Wichtig ist nach dem ersten Schritt, sich ohne Angst die Zeit zu nehmen, die Dinge neu zu entdecken. Obwohl man sich natürlich vor den eigentlichen Problemen abschotten möchte, eigentlich nichts an sich ran lassen möchte. Aber dann gibt man letzten endes dem größten Druck nach und nicht empfänglich für die Kleinigkeiten, die in dem moment wichtig sind für Geist und Seele.
Der Körper ist nie lange süchtig. Es ist der Geist. Er möchte was tun, lernen, erfahren. In der heutigen Welt setzen wir dieses erfahren und lernen häufig mit übermäßigem Konsum gleich, als wäre er eine nie endende Erfahrung. Aber es ist nicht die Wahrheit. Übermäßiger Komsum ist nicht das, was wir suchen.
Wenn die erste Leere kommt, ist ein Schritt zurück aber in Wirklichkeit mühsamer, als dort zu bleiben und die Dinge anders zu betrachten. Achte in dem Moment auf Dich selbst und mach wieder Dinge, die man früher einfach so gemacht hat. Nichtigkeiten von denen man sich irgendwann angefangen hat zu sagen, dass sie keinen Sinn machen und das man sie deswegen nicht macht. Den kleinen Reizen nachgehen, anstatt den großen zu gehorchen. Das schafft eine neue Wahrnehmung der Dinge.
Dann füllt sich die Leere, die zuvor entstand stückweise wieder und die veränderte Welt fühlt sich nach und nach auch wieder vertraut an.
Im Kern sind die meisten von uns gleich. Auch wenn wir nach außen anderes darstellen. Ein anderes Leben zu führen heißt in meinen Augen nicht, sich selbst zu ändern. Sondern die Dinge anders wahrzunehmen und sie so zu leben. Das man sich „geändert“ hat, dass nehmen nur die Leute von außen so wahr. Man bleibt immer man selbst, auch mit einem anderen Leben.