Servus,
mir scheint es nahe zu liegen, wenn man mit Pilstulpen à 0,3 L und Weizengläsern anstößt.
Das „Nord-Süd“-Motiv dabei ist, dass die Pilstulpe à 0,3 L in den Gebieten Deutschlands, in denen von Haus aus „Halbe“ (= Export oder Helles à 0,5 L) getrunken werden, noch bis in die 1980er Jahre als „Preußenhalbe“ verschrien war und Schankwirte, die diese „zu kleinen“ Gläser benutzten, im Ruch der Betrügerei standen.
Als Rache für die Verbreitung der ungelittenen „Preußenhalbe“ wurde dann von den kleinen diebischen Bergvölkern später das dort lange Zeit so gut wie unbekannte Weizenbier in den nördlichen Teil Deutschlands gebracht, jedoch hinterfotzigerweise ohne den Hinweis, dass Weizen ein ausgesprochenes Sommerbier ist, so dass man sich seither daran weiden kann, wie die Erfinder der zu kleinen Biergläser zur Strafe im Februar schlotternd Weizenbier trinken müssen, das bei Wintertemperaturen eigentlich bloß fad ist.
Nun, der Gegenschlag folgte auf dem Fuße: Vegetarier und Modemacher aus dem Norden haben mittlerweile als „Trendsetter“ durchgesetzt, dass man auch in den angestammten Weizenbierregionen nach einem richtigen Champagner- bzw. Kristallweizen (mit einem Zitronenrädle drin, zum Klären eventuell verbliebener Hefereste) ewig suchen muss, und alle Welt bloß noch die schlampig gefilterte Hefesuppe trinkt, die im Februar genauso muffig schmeckt wie im August.
Soviel zur Wiederauflage von 1866 im kleinen Bierkrieg 1980 - 2010.
Ein anderes hübsches Nord-Süd-Motiv wäre ein Obstwasser, Kirschwasser oder Zwetschgenwasser aus dem Alten Land: Von Haus aus wird auch dort wie in der ganzen Umgebung der Klare aus Roggen gebrannt (der billige aus Kartoffeln), aber mit der Suche nach Aufwertungsmöglichkeiten für das hervorragende Obst aus dem Alten Land ist dort aus dem Süden das Brennen von mehr oder weniger edlen Stein- und Kernobstschnäpsen heute auch verbreitet - eigentlich eine genuin süddeutsche Angelegenheit.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder