Saure Bohnen und Wein?

Verehrte Wein-Fachleute,

bei uns ist für die nächsten Tage eine schönes alt-deutsches Essen geplant:
„saure Bohnen“ (mit Milchsäure vergoren), dazu Kotelette und Salzkartoffeln.

Ich bin nicht ganz sicher, welchen Wein ich dazu servieren soll: ich denke evtl. an einen kräftigen Grauburgunder oder auch an einen Silvaner aus Franken (Erste Lage oder Großes Gewächs).

Hat jemand noch einen passenderen Vorschlag?

Im Voraus vielen Dank für einen schönen Hinweis.

Gruß Walter VB

Hallo Walter,

„Saure Bohnen“ kenne ich sowohl als Eintopf wie auch als Beilage - ich würde sie im Prinzip in den „Sauerkraut-Bereich“ einordnen.

Zu fränkischer Hausmannskost, wozu auch oft Sauerkraut gehört, ist ein fränkischer Müller-Thurgau nicht zu verachten.

Zum „Choucroute garnie“ kann ein Elsässer Riesling nicht falsch sein, genauso wenig wie ein Elsässer Silvaner.

Badener Weißburgunder erscheint mir auch nicht zu verachten.

Allerdings: Als gebürtiger Westfale auf der Grenze zum Bergischen lege ich nahe, zum geplanten Tisch ein leckeres frisches „Export“ mindestens noch in Erwägung zu ziehen…

Herzliche Grüße

Helmut

Von Walsum nach Bacharach
Servus,

alldieweil die Schnippelbohnen den Rhein entlang auch noch ein ganzes Stück südwärts reichen, täte ich mich auf dem Schiefer an Mittelrhein und Mosel umschauen (da gibt es ja Parallelen zum Fränkischen).

Damit die Säure vom Riesling nicht schräg mit der Säure von den Schnippelbohnen kollidiert, wäre da - find ich - ein bissle Restsüße erlaubt, obwohl zumal beim Wein jeder Mode mit Misstrauen zu begegnen ist. Oder halt ein Kerner, der kommt auch ein bissle runder daher.

A propos: Weißt Du eigentlich, wer das Walsumer „Urfels“ macht? Steckt das irgendwie mit KöPi zusammen, sozusagen als Lockerungsübung für die Braumeister, damit sie nicht immer bloß Fernsehbier machen müssen?

Schöne Grüße

MM

Hallo M.,

wie immer sind Deine weiteren Informationen gut zu brauchen!

Thema Walsum:

Ob Königs da finanziell beteiligt oder beherrschend ist, kann ich leider nicht beantworten,

Was ich aber weiß, ist, daß es sich um eine eigenständige Fertigungsstätte mit einem ganz eigenen Brau- und Vermarktungskonzept handelt - mit mir, der ich die Gelegenheit hatte, die Binde von innen zu nässen, sehr wohlschmeckenden und -bekommenden Erzeugnissen!

Der Internet-Auftritt ist übrigens - m. M. n. - sehr ansprechend und informativ.

Herzliche Grüße

Helmut

Hallo Walter,

„saure Bohnen“ (mit Milchsäure vergoren), dazu Kotelette und
Salzkartoffeln.

zu solch einem deftigen Gericht würde ich persönlich einen einfachen rustikalen Durstlöscher bevorzugen - ein Dubbeglas Rieslingschorle, der Riesling natürlich ‚forzdrogge‘, am besten vom Lette (Lehmboden). Unvermischt wäre da jedoch sicherlich die Säure zu spitz. Daher liegst Du mit einem

kräftigen Grauburgunder

sicher nicht falsch. Alternativ würde ich einen Gewürztraminer (trocken natürlich, Elsässer Typ) vorschlagen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

das ist (wenn meine Vorstellungskraft nicht trügt) besser einleuchtend, um „Säure gegen Säure“ zu umschiffen.

Wenn man vom Ruländer aus adoleszentem Massenkonsum dauerhaft traumatisiert ist und zu Ehren der sauren Bohnen nördlich des Binger Lochs und damit ziemlich unvermeidlich auf Schäwer bleiben möchte: Könnte man da auch mit einem moseläner Elbling etwas machen, wenn er nicht zu sehr bizzelt, z.B. altmodisch lang auf Holz gelegen hat und drei Mal abgestochen wurde?

Schöne Grüße

MM

Moin Helmut,

:Allerdings: Als gebürtiger Westfale auf der Grenze zum

Bergischen lege ich nahe, zum geplanten Tisch ein leckeres
frisches „Export“ mindestens noch in Erwägung zu ziehen…

Sicherlich meinst du "Pils" oder …?

Gruß
Anguille

Hallo Claude,

nein -

in diesem Falle (Saure oder Faßbohnen oder auch Sauerkraut-Zubereitungen) meine ich ganz explizit und ausdrücklich kein Bier „nach Pilsener Brauart“, sondern ganz klassisches Dortmunder „Export“ (wie man’s seinerzeit problemlos von DAB oder UNION bekam - sollte heute in dieser Geschmacksrichtung auch wieder von diversen Brauereien zu bekommen sein), nämlich gut malzig und verhalten gehopft…

Herzliche Grüße

Helmut

DAB vor Schimanski-Zeiten
Hallo Helmut,

klassisches Dortmunder „Export“ (wie man’s seinerzeit problemlos von DAB oder UNION bekam

diese Ausprägung von Export stammt aus der Zeit, als das Herz von Ruhrort-Meiderich in drei Schichten schlug.

Das ist zusammen mit dem Bohnerwachs- und Ölofengeruch der Eisenbahnwartesäle 2. Klasse und mit dem irrlichternden Leuchten der Abstiche und der sanften Glut der Kokillenwagen versunken.

Schöne Grüße

MM

Hallo M.,

wie schön und treffend Du das mal wieder ausgedrückt hast…

„Wir sind von Duisburg nach Dortmund gefahren…“

Ich hatte das „schlagende Herz“ auf der „Henrichshütte“ und beim „Bochumer Verein“ - und da trank man (in dieser Reihenfolge) Schlegel, DAB und UNION - immer „Export“ und zumeist ausse „Bügelverschluß“ anne Bude - inne Kneipe gabet an’n Tresen „0,2 für 40“ - mann, wo is die Zeit abgeblieben…?

Schönen 1. Advent

Helmut

Guten Tag Weinfachleute,

wenn man hier im Forum eine Frage stellt und kompetente Mitglieder geben Antworten, dann sollte man nach meinem Empfinden auch ein kleines „Feedback“ geben, um darzustellen, dass diese Stellungnahmen zumindest angekommen sind – oder gar hilfreich waren.

Deshalb hier das Ergebnis meines heutigen kleinen Testes über „saure Bohnen und Wein“:

Ein fränkischer Silvaner mit Säure 5,6 g und Restzucker 1,9 g zeigte zum Essen zu viel Säure und wäre demnach nicht empfehlenswert.

Selbst bei einem weißen Burgunder von der Nahe war die Säure noch etwas zu lebhaft.

Ein fränkischer Weißburgunder von demselben Weingut in Randersacker mit Säure 5,5 g und Restzucker 2,8 g war gefällig und konnte diesem kräftigen Essen gut standhalten – von einer perfekten Kombination würde ich allerdings nicht sprechen.

Bei der nächsten Verkostung werden wir den Vorschlag des Freundes Ralf Tychiades aufgreifen und einen Gewürztraminer 2011 aus Bergheim/Elsass mit 1,5 g Restzucker probieren.

Prosit - und Gruß Walter VB
PS: von Bier nehme ich üblicherweise meistens Abstand, da mein Hausarzt meint, als Diabetiker sollte ich nach Möglichkeit Bier meiden.