Weingläser mit Stil

Guten Tag, 

gerade gönne ich mir ein edles Tröpfchen, da stellt sich mir die Frage:

Warum haben Weingläser eigentlich einen dünnen Stiel und keinen Henkel?

Hallo
Ganz einfach weil man Wein geniessen soll und nicht saufen wie Bier .
viele Grüße  noro

Moin,

Warum haben Weingläser eigentlich einen dünnen Stiel und
keinen Henkel?

haben sie durchaus auch.
Z.B.
http://www.ebay.de/itm/like/371061396848?lpid=106&ch…

Genauso wie es Biergläser mit Stiel gibt
https://www.google.de/search?hl=de&output=search&tbm…

Gandalf

Servus,

das hängt vom Wein und davon ab, wo er herkommt.

Für Weine aus dem Remstal, vom Neckar, aus dem Zabergäu, vom Stromberg nimmt man Viertelesgläser.

In der einzigen Weingegend Deutschlands, in der man Wasser nicht heimlich in den Wein gießen muss, trinkt man den Schobbe aus dem Dubbeglas.

Der „Römer“, ab Rheinhessen rheinabwärts benutzt, hat auch keinen dünnen Stiel.

Gibt übrigens auch Gegenden, in denen Wein aus Keramiktassen getrunken wird.

Wichtiger als der Stiel ist allemal die Form des Glases. Von Cleebourg über Beaune bis Listrac gibt es viele Keller, und überall sind die Gläser verschieden.

Schöne Grüße

MM

Hallo „noro“,

ich kann mich aber an viele Gelegenheiten in meinem Gargantua-Leben erinnern, wo ich mit Freude Weine gesoffen und Biere genossen habe…

Aber eigentlich war mir es gleich, ob das Trinkgefäß auf einem Stengel stand oder nicht - Hauptsache, man konnte es händeln und es war auch was drin!!!

Herzliche Grüße

Helmut

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Servus,

und inwiefern hängt das von der Form des Glases ab?

Und sind schwäbische Viertelesschlotzer tumbe Säufer?

Und warum „soll“ man Bier „saufen“?

Fragen über Fragen. Ich glaube, bei dem „ganz einfach“ war das Plappermäulchen ein bissle schneller als der Verstand, kann das sein?

Schöne Grüße

MM

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Stielgläser
Servus,

noch zur Funktion des Stiels:

  • Das Glas, und was darinnen ist, wird auf einem dünnen Stiel langsamer warm.
  • Sein Inhalt befindet sich, auch wenn es grad auf dem Tisch steht, näher an den Nüstern.
  • Es hat einen klareren Klang als ein am Henkel gehaltenes oder ein Römer.

Schöne Grüße

MM

Kann es vielleicht sein dass der Herr Aprilfisch keinen Spaß versteht ?

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Späßle gmacht? - glaub idda
Servus,

kann es sein, dass Du nicht weißt, warum Stielgläser einen Stiel haben? Ich bin mir mit den möglichen Motiven, die ich angegeben habe, keineswegs sicher - sie kommen mir einerseits zu mager für diesen Aufwand vor, andererseits erklären sie zu viel: Sie müssten ja dort, wo Wein nicht aus Stielgläsern getrunken wird, unwichtig sein.

Kommt mir vor, als sei die Frage nicht so banal, dass man sich drüber lustig machen sollte. Wenn sie für Dich banal ist, kannst Du sicherlich ohne weiteres kurz erklären, wie es zu den Stielgläsern für Wein gekommen ist.

Übrigens: Wenn Du Deine Antwort an den Beitrag dranhängst, auf den Du antwortest, kann man besser verstehen, wen und was Du meinst.

Schöne Grüße

MM

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Hi,

ergänzend zu den bisherigen Antworten noch ein wenig weitere Informationen.

Ich arbeite seit langem in einer nicht ganz kleinen Glasfabrik, es gibt tatsächlich Kunden, die Weingläser ganz ohne Stiel bestellen - also nur das Oberteil. Das sieht dann so oder ähnlich aus: https://www.google.de/search?q=weinglas+ohne+stiel&s…
Und wo ich hier gerade schreibe und nachdenke, ich habe auch tatsächlich schon mal Weinseidel eingekauft. Mit blauem Henkel. Muss noch in den 90ern gewesen sein.

Auch gibt es genügend Biergläser mit „Stiel“ genannt Tulpe, Kelch oder Schale. Es gibt auch Nosing-Gläser, die in der Verkostung eingesetzt werden, diese sehen Weingläsern recht ähnlich, sind aber doch eher eine Sonderform.

Stiel- oder Henkelglas sind übrigens 2 unterschiedliche maschinelle Fertigungsformen! Ein Stielglas ist in den meisten Fällen ein 2-teiliges Glas bestehend aus dem Oberteil (wo das Getränk reinkommt) und dem Stiel. Das Oberteil wird, ähnlich eines Ballons, in einer Form aufgeblasen, der Stiel wird gepresst und anschließend an das Oberteil gesetzt. Ein Henkelglas wird maschinell idR ebenfalls geblasen, dann wird aber der Henkel (gepresst) darangesetzt. Das geht so nicht mit den gleichen Maschinen, hierfür sind entweder eine Stielpresse oder eine Henkelmaschine notwendig.

Bei Mundblasartikeln sieht das natürlich wieder ganz anders aus, aber der Anteil dieser Fertigungsform dürfte gegenüber dem Maschinenglas recht gering sein. Was ganz feines sind übrigens (Blei)Kristallgläser mit gezogenem Stiel. Das ist echte Handwerkskunst.

Wie so häufig spielt imho auch hier der persönliche Geschmack eine nicht ganz unerhebliche Rolle.

Gruss,
Little.
(nutzt privat 1/2 pint Gläser für Alltagsgetränke, nur Bier gibt’s aus der Flasche)

Stielgläser Statussache?
Servus,

Was ganz feines sind übrigens (Blei)Kristallgläser mit gezogenem Stiel.

kann es sein, dass das „feine“ Stielglas seinen Ursprung darin hatte, dass man es sich leisten konnte? Sowas wie heute z.B. Sportwagen, deren installierte Leistung niemals zu mehr als einem Drittel genutzt wird?

Weißt Du, von wann die ersten Stielgläser waren? Wenn es sich um eine Entwicklung der italienischen Renaissance handelt, würde „zeigen, dass man es sich leisten kann“ schon als Grund für ihren Gebrauch reichen.

Schöne Grüße

MM

Hi,

kann es sein, dass das „feine“ Stielglas seinen Ursprung darin hatte, dass man es sich leisten konnte? Sowas wie heute z.B. Sportwagen, deren installierte Leistung niemals zu mehr als einem Drittel genutzt wird?

Bezogen auf die heutige Zeit: Ja. Ich habe selbst ein paar solcher Gläser und benutze sie nur als Staubfänger (und vielleicht mal um zu demonstrieren, wie flexibel Glas ist). Gut, ich bin aber auch kein Connoisseur, eher eine Ab-und-an-Weintrinkerin. Wenn mir ein Wein schmeckt, kann er auch schon mal aus Tetrapaque :wink: kommen.

Weißt Du, von wann die ersten Stielgläser waren? Wenn es sich um eine Entwicklung der italienischen Renaissance handelt, würde „zeigen, dass man es sich leisten kann“ schon als Grund für ihren Gebrauch reichen.

Nein, leider nicht. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass venizianische Glasmacher schon vor der Renaissance Trinkgläser hergestellt haben, die auch zum Weingenuss dienten. Ob diese eine ähnliche Form etc. unserer heutigen Stielgläser haben, weiß ich wiederum auch nicht. Aber auf beides trifft „ich zeige was ich mir leisten kann“ zu. Vermutlich wurden die Weingläser erst so Ende des 18. Jahrhunderts langsam erschwinglicher. Ich war vorhin mal neugierig im Archiv, konnte aber leider nicht herausfinden, seit wann wir Weingläser produzieren, nur die Glasproduktion läuft seit 1800, inzwischen leider nur noch vollautomatisch (Mundblasstelle nur zur Musterzwecken).

Gruss,
Little.

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Hallo

Trinkgläser haben selten einen Henkel - das „Henkel-ankleben“ ist eben ein Schritt mehr und bei kalt zu geniessenden Getränken nicht so notwendig, wie bei Tassen für Heissgetränke (Ausnahmen gibt es natürlich immer, siehe zB Boccalinos, Weinseidel etc).

Trinkgefässe mit (kurzem) Stiel gibt es aus Keramik/Ton mindestens seit den alten Ägyptern und kannte man auch bei den Römern und Griechen - sofern ist es nicht verwunderlich, das mit Aufkommen der Glasbläserkunst man den erst kurzen, dicken Stil in die Länge zog - als Zeichen des geschickten Handwerks und entsprechend teuer - möglicherweise fand man das auch eleganter, als die eher rustikalen, rein zweckmässigen Gläser ärmerer Leute - und wie so oft setzt sich die einstige Mode bei Hofe etwas verspätet bei den Bürgern und nochmal verspätet bei den Bauern durch.

Vielleicht gibt es noch einen zweiten Grund, wozu ich aber nichts gefunden habe und deshalb vielleicht auch an den Haaren herbeigezogen ist (also eher "wer-ahnt-was, als wer-weiss-was…): Zeitweise waren nördlich der Alpen Trinkhörner aus Glas modern - der Schritt von einem gläsernen Trinkhorn zu einem selbständig stehenden Glas mit Stil erscheint mir nicht so gross - vielleicht ist es aber auch nur eine zufällige Kongruenz http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/…

Gruss, Sama

Der Stiel hat noch zusätzlich den Nutzen, dass, wenn man das Glas in der Hand hält, man den Inhalt des Glases nicht so schnell durch die Körperwärme der Hand erwärmt. Vorausgesetzt, man hält das Glas auch am Stiel,

Viele halten ja auch das Gefäß des Glases, was nicht nur unschön aussieht, sondern auch den Weingeschmack verfälscht…