Meine Erfahrungen
Guten Morgen Ralph,
ich bin seit 13 Jahren selbststĂ€ndig (ohne Angestellte/ohne separates BĂŒro).
Ich schlieĂe mich Plem an: Ich habe etwas Besseres zu tun, als mich um meine Steuersachen zu kĂŒmmern - dafĂŒr bezahle ich gern meinen Steuerberater.
Das, was ich ihm liefere, ist eine Excelltabelle mit durchnummerierten Rechnungsaus- und -eingĂ€ngen (netto, MwSt, brutto) sowie ein Kassenbuch und natĂŒrlich die entsprechenden Belege.
Die Excel-Tabelle erwartet er nicht von mir, aber damit behalte ich selbst den Ăberblick und kann schon im Voraus bei der Umsatzsteuer einkalkulieren, wie viel anfĂ€llt und mit welchen Einnahmen ich in welcher Zeit rechnen kann.
DarĂŒber hinaus hat mich mein Steuerberater stets darĂŒber beraten/berĂ€t mich, was absetzbar ist und was nicht, und hĂ€lt mir bei âProblemenâ das Finanzamt vom Hals.
Das, was darĂŒber hinaus ansteht/was Du bedenken solltest:
1.) Krankenversicherung : Willst Du freiwillig in der Gesetzlichen bleiben oder in die Private wechseln (falls Du noch nicht privat versichert bist).
2.) Haftplichtversicherung : HĂ€ngt etwas davon ab, was fĂŒr eine Leistung Du anbietest. Derartige Vericherung sind aber zumeist sehr teuer.
3.) Stets einen Geldpuffer schaffen: Du musst mit allen laufenden Kosten und Deinen Einnahmen mindestens sechs Monate voraus kalkulieren. Das Finanzamt wird Dich sicherlich (so war es bei mir) in der Einkommenssteuervorauszahlung vorerst auf Null setzen, da ja keine Daten vorliegen. Dann kann aber das âErwachenâ im zweiten/dritten Jahr sehr heftig ausfallen.
4.) Ich weiĂ zwar nicht, ob es noch so aktuell ist, aber ich hatte damals sehr viel âNevereienâ mit der Deutschen Rentenversicherung wegen der PrĂŒfung auf ScheinselbststĂ€ndigkeit.
5.) KnĂŒft an 4.): Du musst Dir ein Konzept fĂŒr Deine Alterssicherung ĂŒberlegen. Ich habe recht frĂŒh in Immobilien investiert (selbst genutzt ist natĂŒrlich noch besser). Mein Mann hatte in seiner Zeit als SelbststĂ€ndiger die Möglichkeit, bei der Presseversorgung eine Kapitallebensversicherung in Verbindung mit einer BerufsunfĂ€higkeitsversicherung abzuschlieĂen. Die KĂŒnstlersozialkasse bietet fĂŒr bestimmte Berufe auch attraktive Angebote. Kommt eben darauf an, was Du vorhast.
6.) Dann gibt es noch die âBaustellenâ: Girokonto (muss nicht zwingend ein GeschĂ€ftskonto sein, solange Du âEinzelunternehmerâ unter Deinem Namen bist), Marken- und Patentamt , falls Du eine Wortmarke anmelden möchtest (dann aber Vorsicht bei den Banken, falls die Kunden die Ăberweisung ĂŒber Deine Wortmarke vornehmen) sowie eventuell/wahrscheinlich Gewerbeanmeldung.
SelbststÀndig sein hat aber auch noch andere Facetten , die man bedenken sollte:
1.) Trotz aller Freiheit der Zeiteinteilung: Du wirst sicherlich (besonders am Anfang) mehr arbeiten als Freizeit/Wochenende/Urlaub genieĂen. Das heiĂt, dass Deine Partnerin/Deine Freunde da auch âmitziehenâ mĂŒssen. Ich bin in der Anfangszeit âWeltmeister im Verabredungen absagenâ geworden.
2.) KnĂŒpft an 1.): Du musst eine enorme Disziplin aufbringen/klare Arbeitszeiten ausmachen und Dir auch regelmĂ€Ăig Auszeiten schaffen. Ein Urlaub ist eben immer doppelt teuer (Einkommensausfall und Kosten).
3.) Falls Du in Deinem âstillen KĂ€mmerleinâ (so wie ich) arbeiten solltest, bisher aber den persönlichen Kontakt zu Kollegen genossen hast, such Dir ein GemeinschaftsbĂŒro. Ich kenne viele, die âeingegangenâ sind, weil sie mit dem âAlleinseinâ nicht klarkamen.
4.) Es wird immer mal wieder Momente geben, in denen Du denkst: HĂ€tte ich mal nicht! Du musst schon auch innerlich mit allen Konsequenzen von Deiner SelbststĂ€ndigkeit ĂŒberzeugt sein (nicht nur von Deiner Dienstleistung), sonst wird Dich das erste âFrusterlebnisâ runterreiĂen.
5.) Apropos Frust: Kunden haben eine andere Erwartungshaltung als ein Chef. Da wird an vielen Stellen auch mal genörgelt, an denen der Chef es nicht getan hĂ€tte. Das heiĂt: Man benötigt einen recht ausgeprĂ€gten Dienstleistungsgedanken/Diplomatie und manchmal auch ein sehr dickes Fell.
Ich denke, die oberen Punkte bekommt man schnell in den Griff, an den unteren kann man schneller scheitern.
Viel GlĂŒck/Erfolg wĂŒnscht
Kathleen