Sozialversicherung bei Selbständigkeit

Hallo!

Ich habe eine ganz grundlegende Frage: wie sieht es mit der sozialen Absicherung bei Selbständigkeit aus? Eventuell könnte man sogar eine FAQ hierzu einrichten.

Sind Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung für Selbständige ebenso vorgeschrieben wie für Angestellte? Sollte dies nicht der Fall sein, was ist dann beispielsweise für einen Einzelkaufmann oder OHG-Gesellschafter empfehlenswert? Was für Kosten entstehen monatlich bei einer angemessenen Versicherung ungefähr? Mindern diese Kosten den Gewerbeertrag?

Was ist, wenn ein selbständiger so geringe Gewinne oder Verluste einfährt, dass er sich nichts davon leisten kann? Die Selbständigkeit wird ja sicherlich nicht automatisch bei den Zeiten für die Rentenversicherung angerechnet, im Alter bliebe dann womöglich nur die Sozialhilfe.

Auch Links zu dem Thema fände ich hilfreich.

Axel

Hallo Axel,

es gibt keine gesetzliche Pflicht, diese Versicherungen als Selbstständiger zu haben.

Empfehlen kann ich dir dennoch nur dringend:

  1. die Krankenversicherung (+ Pflegeversicherung, soweit ich weiß, gibt es das immer als Paket)

  2. eine private Rentenversicherung (da musst du am besten mit deinem Vermögensberater sprechen, das muss ja nicht RV heißen, das können ja auch LVs oder sonstige Anlagen sein) - sicher fürs Alter abzusichern zu können, sollte immer Teil deines Umsatz bzw. Gewinnziels sein.

Ich habe außerdem

  1. eine Berufsunfähigkeitsversicherung sowie

  2. eine Betriebshalftpflicht.

Je nach Job, den du machst, ist das aus meiner Sicht die Reihenfolge der relevanten Versicherungen auch für Selbstständige.

Kosten sind sehr unterschiedlich - gerade bei der Rentengeschichte ist das ganz dir und deinem Budget überlassen, wie viel du zur deiner Absicherung beiträgst. Ich würde da mit einem guten, unabhängigen Vermögensberater reden und einen langfristigen Plan entwerfen. Am Anfang wird es sicher noch weniger sein, weil du sicher viel wieder in die Firma und den Aufbau investieren willst und musst, später wird das mehr sein. Pauschal kann man da gar nix raten. Es sollte ein guter Mittelweg sein zwischen „jetzt leben“ und „an später denken“:smile:.

Bei den Kosten der KV kann ich dir auch nicht viel sagen, denn ich zahle als Frau Mitte dreißig sicher etwas anderes Summen als du es zahlen müsstest:smile:.

Hier mal ein paar erste Links:

http://akademie.de/existenzgruendung/existenzgruendu…

viele grüße,

Barbara

Hallo Axel!

Es kommt darauf an, ob du dich mit Existenzgründerzuschuss/Ich-AG oder vielleicht nebenberuflich selbständig machst. Bist du im Moment hauptberuflich arbeitslos gemeldet? Falls dies nicht zutrifft, ist noch die Frage, ob du bisher angestellt warst und bei einer Ersatzkasse versichert?

Bei den Ersatzkassen (oder bei der AOK) kann man sich freiwillig in Kranken- und Pflegeversicherung weiterversichern. Bei meiner Ersatzkasse kostet das einen Mindestbeitrag von rund 280 € pro Monat. Bei höheren Einkünften wird es prozentual berechnet. Privatversicherungen haben den Nachteil, dass du im Alter mehr zahlen musst und bei Familiengründung jedes Kind einzeln versichern musst.

Arbeitslosenversicherung entfällt für Selbständige. Im Arbeitslosenfall bekommt man dann auch nichts, so ist das halt.

In der Rentenversicherung kann man sich in manchen Fällen freiwillig weiterversichern. Das entscheiden BfA oder LVA auf Antrag. Der Mindestbeitrag beträgt ca. 78 € pro Monat. Dann bekommt man später (hoffentlich) eine Mindestrente. Besser ist es, sich privat zu versichern und die Angebote der verschiedenen Versicherungen zu prüfen.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung würde ich auf abschließen, denn die private Rentenversicherung gibt es glaube ich erst ab 60 Jahre.
Du musst eben so viel verdienen, dass es auch für diese Kosten reicht.
Sonst würde ich das Gewerbe nur nebenberuflich ausüben und mich hauptberuflich arbeitslos melden, so lange es geht. Über das Arbeitslosengeld ist man kranken-, pflege- und rentenversichert.

Die Kosten für diese Versicherungen sind nur bei der privaten Einkommensteuer, aber nicht vom Gewerbeertrag absetzbar.

Tipps gibt es unter www.existenzgruender.de und auf den Seiten der Krankenkassen.

Viel Glück, bin selbst auch Existenzgründer,
Brigitte

Hallo Axel,

KV:
Hier kannst Du übrigens Krankentagegeld etc. dazuwählen kostet aber fürchtbar viel. Nach meinen Erfahrungen wird man als Existengründer warum auch immer eher nicht mehr krank oder definiert das Wort krank neu.;o) Auf jeden Fall, egal ob PKV oder GKV: Du benötigst ein gewisses Polster für Ausfälle.

BU:
Habe hier nur eine Erwerbsunähigkeitsversicherung abgeschlossen. Die kann preiswerter sein (Muß es nicht) und zum anderen ahbe ich mir gesagt, dass ich im NOtfall auch Toiletten putze oder ähnliche Aufgaben erledige, wenn ich meinen Job nicht mehr ausüben kann. Auch hier gibt es Unterschiede bei den Versicherungen. Habe eine EU die ich innerhalb von 10 Jahren z.B. einfach aufstocken kann oder aber in eine LV umwandeln kann, sollte sich die familiäre Situation ändern etc… Das kostet etwas mehr, gibt mir als Frau da aber etwas mehr Spielraum, der mir persönlich wichtig war. Laß Dich hier also gut beraten.

Haftpflicht:
Wichtig ist eine Haftpflicht für die Firma!!! Hier bietet die R&V günstige Staffelverträge und Rabatte für Existenzgründer an.

Berufsgenossenschaft:
Habe mich bei der Berufsgenossenschaft versichert. Da zahlt man dann auch Einkommensabhängig seine Beiträge bzw. nur den Mindestbeitrag der liegt so um die 90 Euro (je nach Eingruppierung) und ist dann im Job sehr gut abgesichert. Informier Dich hier mal. Da sind auch so Geschichten wie Erwerbsunfähigkeit, Reha etc. gedeckt.

Hallo Alex,

Zur Krankenversicherung empfehle ich Dir als erstes den Gang zu einer gesetzlichen Krankenkasse für eine Beratung zum Vergleich Thema GKV/PKV.
Je nach Familienplanung und „Sozialempfinden“ solltest Du dann entscheiden. Vorsicht, im Alter kann (Muss aber nicht) die PKV sehr teuer werden.

Zur Rentenversicherung kannst Du Dir eine kostenlose Beratung bei einem Versichertenältesten holen.(Anschriften bekopmmst Du über Deine Krankenkasse) Das sind ehrenamtlich arbeitende Rentenberater der LVA bzw. BfA oder jetzt Deutsche Rentenversicherung.
HIer kriegst Du Deine bisherige Rente berechnet, Hinweise zur Weiterversicherung (freiwillig/pflichtig), Hinweise zum Erhalt der Berufsunfähigkeits- und Erwerbsunfähigkeit und der entsprechenden Fristen. Sonst unbedingt privat vorsorgen, wie nunmal jeder der gesetzlich rentenvesichert ist.

Die Arbeitslosenversicherung kriegt kein Selbständiger. Also nicht pleite machen.:smile:) Hast Du aber sicherlich aucgh nicht vor.

Bei der Berufsgenossenschaft kannst Du Dich für die Arbeitszeit unfallversichern. Je nach Branche gibt es eine bestimmte BG. Hier informieren. Die meisten BG`S haben schon Unfallversicherungen. Wenn Du nicht ganz sicher bist, welche zuständig ist, mal bei Deiner Krankenkasse fragen.

Sämtliche Sozialversicherungsträger sind per Gesetz zur Auskunft verpflichtet, also nicht mit ein paar Broschüren abwimmeln lassen!

Und zu allerletzt, wenn Du genug Geld hast geh zu einem guten Steuerberater. Es gibt Steuerberater, die bieten Sonderkonditionen für Existezgründer. Eigenintresse, Chance auf ein neues Mandat undeventuell mehr Honorar nach einer Anlaufphase.

Gruß
grigubaldi