Was bleibt vom Umsatz?

Moin!

Hab mich mit dem Thema Existenzgründung noch nicht sooo weit auseinandergesetzt, weil ich nicht dachte, dass es für mich in Frage kommt. Jetzt könnte ich allerdings in folgende (glückliche?) Situation kommen:

Kosten: Büromiete von ca. 500 Eur/Monat, PC, Tel, … das Übliche.
Umsatz: voraussichtliche Einnahme: min. 4.000 Eur; max. ca. 11.000 Eur.

Weitere Vorkosten von mir sind nicht fällig; die Einnahmen dürften (im Jahresmittel) im oberen Drittel der angeg. Zahlen liegen.

Gibt´s sowas wie ne Faustformel, wieviel davon an Steuern abzuführen ist, bzw. für Krankenversicherung usw. fällig ist? Als Arbeitnehmer kann man ja meistens sagen, netto = brutto-50%. Vielleicht gibt´s sowas ja auch für Selbständige …

Danke für Eure Infos!
Vince.

P.S.: Keine Angst; es handelt sich um keines der weitverbreiteten „Super Angebote“, bei denen man bei 4 Stunden Arbeit 2.000 Eur verdient; hat wirklich Hand und Fuß …

so uebern daumen:
dir bleibt 1/3 KAUFKRAFT uebrig nach allen abzuegen.
gruss - digi

Kosten: Büromiete von ca. 500 Eur/Monat, PC, Tel, … das
Übliche.
Umsatz: voraussichtliche Einnahme: min. 4.000 Eur; max. ca.
11.000 Eur.

Gibt´s sowas wie ne Faustformel…

Hallo Vincent,

nein, eine Faustformel gibts nicht. Deine Angaben sind einfach zu dürftig. Es wäre z. B. interessant, ob es um Versicherungsvermittlung, Stahlhandel, eine Personalagentur oder Chemikalienhandel mit Brasilien geht. Je nach Branche „verbrät“ mancher Einzelkämpfer monatlich 1.000 Euro an Telefonkosten oder auch mehr. Außerdem enthalten die zu knappen Angaben mindestens einen Fehler, nämlich die minimalen Einnahmen, die tatsächlich exakt Null Euro betragen. Oder erzielst Du auch Einnahmen, wenn Du das Büro von draußen abschließt und Urlaub machst? Oder krank wirst? Dabei laufen die Kosten von Miete, über Büroreinigung, Strom, Heizung, Müllentsorgung, Telefon und und und… in weitgehend voller Pracht weiter.

Bevor hier wieder der Einwand kommt, man möge Gründungswillige nicht mit zu vielen Bedenken verunsichern: Das ist nicht meine Absicht. Wer schon einmal eine meiner gelegentlichen Antworten gelesen hat, wird bemerkt haben, daß ich in der beruflichen Selbständigkeit eine elementare Freiheit sehe. Aber ich werbe eben auch dafür, daß sich jeder Gründungswillige vorher schlau macht und ein Unternehmenskonzept erstellt. Das Zahlenwerk ist als grobes Gerüst mit Excel in längstens einer Stunde hingezaubert. In Kleinigkeiten, wie die 5 Euro fürs Autowaschen, muß man sich dabei nicht verlieren. Zahlen, die einem Angestellten zumeist nicht so geläufig sind, wie z. B. die Kosten der freiwilligen Krankenversicherung, sind mit einem Anruf bei der KK zu beschaffen. Um Steuern braucht man sich im ersten Durchgang nicht zu kümmern, wie überhaupt die Steuern für Gründer die geringsten Sorgen sein sollten. Sogar dann, wenn man die Umsatzsteuer zunächst überhaupt nicht berücksichtigt, macht man schlimmstenfalls einen Fehler von 16%. Wenn eine Ertragsvorschau nur solch geringen Fehler aufweist, ist es ein Meisterstück an Präzision.

Also: Die Stunde für ein Zahlenwerk muß übrig sein. Sonst sind keinerlei Aussagen möglich. Immerhin gibt es Gewerbe, in denen von 2% des Umsatzes gelebt wird. Bei anderen bleiben 3/4 des Umsatzes beim Inhaber hängen.

Bevor ich’s vergesse: Plane bitte 8 Wochen lang je einen Abend für einen Buchführungskursus an der VHS ein. Egal wie klein das Geschäft ist, sind die dabei erworbenen Kenntnisse von Begriffen und Systematik für jeden Selbständigen überlebenswichtig.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

in (fast) allen Punkten stimme ich Dir zu, aber…

Das Zahlenwerk ist
als grobes Gerüst mit Excel in längstens einer Stunde
hingezaubert.

Für einen alten Hasen in Sachen Existenzgründung schon, so mancher „Frischling“ tut sich hier jedoch sehr schwer. Ich rate in diesem Fall, es nicht auf die allzu leichte Schulter zu nehmen, sondern Basisrecherchen anzustellen (z.B. bzgl. Zwangsbeiträge der IHK, nötige Versicherungen, Lohnnebenkosten bei Angestellten (sofern notwendig) usw.)

Um Steuern braucht man
sich im ersten Durchgang nicht zu kümmern, wie überhaupt die
Steuern für Gründer die geringsten Sorgen sein sollten.

Steuern zahlt man i.A. ja auch nur, wenn man Gewinn macht. Allerdings sollte man sich bei der Frage, was man zum Lebensunterhalt mindestens verdienen sollte, auch Gedanken bzgl. den fälligen Einkommenssteuern machen. Wenn man etwas Größeres plant, gibt’s ja auch noch die regional unterschiedlichen Gewerbesteuern…

Sogar
dann, wenn man die Umsatzsteuer zunächst überhaupt nicht
berücksichtigt, macht man schlimmstenfalls einen Fehler von
16%. Wenn eine Ertragsvorschau nur solch geringen Fehler
aufweist, ist es ein Meisterstück an Präzision.

Viele Handwerker (und auch andere Existenzgründer) scheitern aber
oftmals daran, dass sie die Umsatzsteuer nicht zurücklegen, sondern denken, es würde ihnen gehören. Bis dann mal nach ca. 1 Jahr das Finanzamt anklopft und man auf einen Schlag pleite ist.

Bevor ich’s vergesse: Plane bitte 8 Wochen lang je einen Abend
für einen Buchführungskursus an der VHS ein. Egal wie klein
das Geschäft ist, sind die dabei erworbenen Kenntnisse von
Begriffen und Systematik für jeden Selbständigen
überlebenswichtig.

Sehr wichtig ! Auch wenn man die Buchhaltung später vom Steuerberater machen läßt, Basiswissen ist unerlässlich. Ausserdem: Bei der VHS einen Kalkulations-/ Controllingkurs besuchen, da 1. Kalkulation Buchhaltung und 2. Steuerberater Controller.

Grüsse

Sven

1 Like

Hallo Digi,

so uebern daumen:
dir bleibt 1/3 KAUFKRAFT uebrig nach allen abzuegen.

In Deinem Gewerbe vielleicht, wenn in der Industrie nachher eine Umsatzrendite von 7% (Geschäftsführergehalt bereits abgezogen) übrigbleibt, dann ist das schon sehr viel.

Übrigens: 60% aller Textilreinigungen leben am absoluten Existenzminimum, obwohl die Franchisegeber oftmals Umsatzrenditen von bis zu 35% (allerdings inkl. Inhabergehalt) versprechen.

Grüsse

Sven

Hi Sven.

In Deinem Gewerbe vielleicht, wenn in der Industrie nachher
eine Umsatzrendite von 7% (Geschäftsführergehalt bereits
abgezogen) übrigbleibt, dann ist das schon sehr viel.

das ist auch gut so, dass nicht mehr uebrig bleibt;
denn sonst wuerde von dem was ‚der industrie‘ uebrig bleibt,
ja wieder abgeknapst werden.
also -aus einem geschaeft als solchem darf eigentlich
garnichts bis sehr wenig uebrig bleiben.
die leute dabei sollten allerdings fette kohle machen.
und von DIESER kohle spreche ich.

ist mir durchaus klar, dass 35 % marge heute ‚eher selten‘ sind.
und franchising mit der spanne zu versprechen …?
nun ja, muss halt derjenige vorher genau pruefen.
und sich nicht allzu blauaeugig da reinhaengen.
und es gibt einige -mir bekannte- denen es mies geht.
und ich kenne auch den ehem geschaeftsfuehrer der ebenso
ehem m+s, niedernberg. die sind platt seit einem jahr.
auf anraten der banken aufgeblasen und dabei schrott
auf empfehlung gekauft…

wie auch wolfgang d immer sagt:
ich moechte hier niemandem ein vorhaben vermiesen,
aber ich moechte dazu beitragen, dass aus der
sache dann auch was wird - und nicht nur frust.

gruss - digi

Übrigens: 60% aller Textilreinigungen leben am absoluten
Existenzminimum, obwohl die Franchisegeber oftmals
Umsatzrenditen von bis zu 35% (allerdings inkl. Inhabergehalt)
versprechen.

Grüsse

Sven