Alkoholsucht meines Onkels und deren Folgen

Guten Abend,

ich schreibe Ihnen, da ich ein großes Problem mit meinem Onkel habe. Er ist 58 Jahre alt und ist schon über Jahre hinweg Alkoholiker. Er lebt mit meiner Großmutter (90 Jahre alt) auf einem Hof und betreibt dort eine Landwirtschaft. Er hat weder eine Frau noch Kinder. Wir, also meine Familie und ich, haben schon oft versucht ihn vom Alkohol abzubringen, sei es durch Gespräche oder auch mit Einlieferungen ins Krankenhaus als es wieder einmal zuviel war. All das hat rein gar nichts gebracht - im Gegenteil, er hat uns beschimpft, dass wir die Alkoholiker sind und uns vom Hof gejagt.
Meine Großmutter hat mittlerweile eine handfeste Co-Abhängigkeit entwickelt und beschwört, dass er auch wirklich nie was trinkt… Dagegen spricht jedoch, dass er regelmässig im Stall umfliegt und dort dann ein paar Stunden schläft, bevor er wieder zu sich kommt. Auch immer wenn man ihm begegnet stinkt er nach Schnaps und Wein. Dies war nun erstmal die Einleitung.
Letzte Woche wurde mein Onkel nun im Straßenverkehr von der Polizei aufgegriffen. Er musste den Atemalkoholtest machen, bei welchem ein Wert von 1mg/l Alkohl rauskam, sprich 2 Promille. Als er von meinem Vater, also seinem Bruder, darauf angesprochen wurde, meinte er, dass er zum Mittagessen nur ein Glas Radler hatte und sonst nichts - erst als mein Vater die aktuelle Zeitung mit dem Polizeibericht auf den Tisch legte gab er die Sache zu. Nun ist es so, dass der Hof meines Onkels sehr weit abgelegen liegt und mit dem Führerscheinentzug auch der Traktorführerschein weg ist. Er und auch wir haben jetzt das Problem, dass er ohne Traktor seine Landwirtschaft nicht weiter führen kann. Als er auf die Konsequenzen seines Handelns angesprochen wurde (z.B. MPU), war, wie schon so oft, die Antwort, dass er sich ja dann gleich einen Strick holen kann. Meine Frage ist nun, was ich unternehmen kann. Es kann ja nicht sein, dass mein Vater, welcher sein gesamtes Leben hart gearbeitet hat und mittlerweile zu 80% behindert ist nun die gesamte Landwirtschaft übernehmen muss. Meine Mutter arbeitet und mein Bruder und ich studieren. Es kann doch wirklich nicht sein, dass wirklich alle wegen meinem Onkel ihr Leben umstellen müssen und wenn etwas nicht so läuft wie er es will mit dem Strick gedroht wird! Das Schlimme an der ganzen Sache ist ja auch noch, dass besonders ich von meinem Onkel immer wieder angemacht werde - weil ich Abitur gemacht habe und nun studiere. Bitte helfen Sie mir, geben Sie mir bitte einen Rat - Was soll ich machen?

Hallo Hamburger Shift. Eine bekannte Schilderung eines bekannten Ablaufes. Sie können leider gar nichts machen, da ihr Onkel die Problematik ja ganz offensichtlich verdrängt. Die Schwelle ist bei jedem auf einem anderen Niveau angesiedelt. Sie dürfen sich vom Onkel nicht länger gängeln lassen. Es sieht so aus, dass ihr Onkel wohl komplett im Dreck liegen muss und alles verloren haben muss, um aufzuwachen und sich seines Problems zu stellen. Vielleicht nicht mal dann. Hören sie und ihre Familie auf helfen zu wollen, das kann ihrem Onkel noch am ehesten helfen. Seien sie für ihn da wenn er sie braucht, aber nehmen sie nicht seine von ihm verursachten Probleme auf sich. Dann geht die Landwirtschaft halt in die Binsen, die hat doch ihr Onkel versoffen und nicht sie oder ihr Vater. Das ist sicher jammerschade, aber manche Säufer kapieren es nicht eher.

Wenn alles kaputt ist und ihr Onkel Hilfe annehmen kann, dann können sie ihm helfen in dem sie eine Therapie organisieren und ihn danach zu Hilfsorganisationen wie z.Bsp. Den AA begleiten. Mehr können sie nicht tun. Und die selbstmorddrohung müssen sie ignorieren können, das ist natürlich nicht einfach, vor allem wennner es wahr macht. Aber das haben sie sowieso nicht in der Hand.

Sie helfen sich und ihrem Onkel am meisten, wenn sie ihn hangen lassen, zur Not den Kontakt abbrechen und warten bis die scheiße für ihren Onkel hoch genug ist.

Hallo Hamburger Shift,
Deine Diagnose „Alkoholiker bzw. Alkoholkrank/süchtig“ mag zwar richtig sein und sie ist es bestimmt auch, aber solange der Betroffene davon selbst nicht überzeugt und entsprechend einsichtig ist, kann man beim besten Willen nichts tun!
Nun ist der Führerschein weg und damit die Existenz bedroht, das ist natürlich sehr schlimm aber einerseits auch nur konsequent, denn die Unfallgefahr für ihn selbst und vor allem für unbeteiligte Verkehrsteilnehmer ist einfach unkalkulierbar.
Solange Dein Onkel nichts entsprechendes unternimmt, sei es eine qualifizierte Entgiftung, Therapie und Besuch einer Selbsthilfegruppe, geht eine MPU garantiert negativ für ihn aus, selbst dies garantiert keinesfalls eine erfolgreiche MPU.
Traktor fahren darf er jetzt noch auf seinem eigenen Grund und Boden, dazu ist keine Fahrerlaubnis notwendig, also auf dem Hof und seinen Äckern dürfte er auch ohne Pappe fahren.
Muss er aber um aufs Feld zu kommen öffentliche Strassen und Wege benutzen, dann geht das nur mit Führerschein.
Das ist blöde.
Oder er baut ein 6km/h Schild dran, diese Kfz dürfen auch ohne FS bewegt werden, wird er aber dabei erwischt, dass er so ein Schild dran hat, aber die technischen Voraussetzungen, (Getriebe blockieren auf einen Gang vorwärts und rückwärts), aber nicht erfüllt, gibts massiv Ärger.
Ausserdem muss das vom TÜV abgenommen werden und das Getriebe wird verplombt.
Leider ist es fast immer so, dass es erst zu einer Katastrophe kommen muss, bevor ein Alkoholkranker zur Raison kommt, in diesem Fall ist es noch nicht einmal das, er streitet immer noch ab und versucht Ausflüchte zu nehmen, seine Frau steckt voll in der CO-Rolle und die ganze Geschichte sieht zur Zeit sehr hoffnungslos aus.
Solange er nichts konstruktives tut, wird sich daran leider auch nichts zum Guten wenden.
Du willst etwas unternehmen, das ehrt Dich, aber es ist sinnlos und vertane Zeit, es geht niemals ohne dass der Betroffenen es selbst, von sich aus auch wirklich will.
Ich hätte gerne etwas anderes geschrieben, aber das wäre dann gelogen.

Danke für Ihre offenen Worte und die gute Beschreibung der Situation.
Sie sind in der ganz „normalen“ Zwickmühle, wie es in vielen Alkoholfamilien so geht.
Sie haben total recht, dass Sie nicht den Hof übernehmen können (bzw. Ihr Vater). Was passiert, wenn Ihre Familie sich jetzt heraushält und nichts tut und abwartet, was passiert? Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Ihr Onkel weiter trinken und der Hof wird den Bach runter gehen. Die Tiere müssen verkauft werden, Ihre Großmutter muss in eine andere Wohnstatt gehen, Ihr Onkel wird die Entscheidung haben, entweder sich zu ändern (Therapie machen) oder er wird sich tot saufen bzw. umbringen. Das ist leider die Realität.
Sie können Ihrem Onkel nur helfen, indem Sie ihn loslassen, schauen Sie auf sich und lassen Sie Ihre Familie nicht an diesem Problem zu Grunde gehen.
Sie können ihm anbieten, ihn zu einer Selbsthilfegruppe zu begleiten. Welche Sie aufsuchen, liegt daran, wo Sie wohnen. Die AA (Anonymen Alkoholiker) haben auch Angehörigen-Gruppen, die ich Ihnen und Ihrer Familie sehr empfehle. Jeder hat seinen persönlichen Tiefpunkt. Ihr Onkel kann nur Hilfe annehmen, wenn er selber zugibt, dass er dem Alkohol gegenüber machtlos ist und nicht mehr weiß, wie es weiter geht. Solange Sie und Ihre Familie ihm immer wieder helfen, sind auch Sie co-abhängig verstrickt. Daher ist es ganz wichtig, loszulassen und sich nur noch auf sich zu konzentrieren. Sie können Ihrem Onkel immer wieder sagen, dass Sie ihn mögen, aber seinen Alkohol ablehnen und nur noch Kontakt mit ihm haben wollen, wenn er aufgehört hat zu trinken. Geben Sie ihm Adresse und Telefonnummer von AA oder einer anderen Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe, so kann er selber entscheiden, was er macht.
Denken Sie immer daran, dass Sie nicht verantwortlich sind für das Leben Ihres Onkels, es gibt eine Höhere Macht, manche sagen auch Gott, der die Schritte lenkt und auch Ihnen hilft, damit zurecht zu kommen. Geben Sie es ab und lösen Sie sich von dem Druck, helfen zu müssen. Wenn Sie und Ihre Familie weiter helfen, wird Ihr Onkel nie den Tiefpunkt erreichen, den er braucht, um frei zu werden.
Ich weiß, dass dies schwer zu verstehen ist, aber gehen Sie selber mal zu Alanon (Angehörigengruppe der AA) oder einer anderen Angehörigengruppe (Blaues Kreuz, Guttempler, Freundeskreis etc.) und fragen Sie dort nach. das wird Ihnen gut tun und Sie werden den richtigen Weg für sich finden. Ebenso sollten die Familienmitglieder in Ihrer Familie verfahren.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf diesem Weg. Es haben schon viele Tausend Menschen diesen Weg geschafft, Angehörige und Abhängige, geben Sie die Hoffnung nicht auf!
Wenn Sie weitere Fragen haben, dann schreiben Sie mir einfach noch einmal.
Herzliche Grüße
U.

In diesem Fall bin ich keine Fachkraft um darauf zu antworten. Sie sollten sich unbedingt in einer der vielen Suchtberatungsstellen Rat holen, wie Sie selbst mit dieser Situation fertig werden können. Und nun zum Onkel: Ein Alkoholiker muss oft sehr tief fallen, um aus eigenen Antrieb etwas gegen seine Sucht zu tun. Rückschläge bleiben aber da auch nicht aus. Ich denke, dass er es bereits weiß, dass er die MPU nicht schaffen wird. Allein schon die medizinische Untersuchung wird beweisen, dass er alkoholabhängig ist. So lange, wie er selbst nichts gegen seine Sucht dauerhaft etwas machen will, ist und bleibt er eine Gefahr im Straßenverkehr.Das wird die MPU im Interesse unschuldiger Verkehrsteilnehmer verhindern.
Die Familie sollte sich nun zusammen setzen und gemeinsam beraten was mit dem Hof passieren soll. Vielleicht das Vieh reduzieren und das Land an andere Bauern verpachten.Oder einen „Knecht“ gemeinsam finanzieren, der das Vieh versorgt und den Acker bestellt. Es gibt ja viele gelernte Landwirte, die von Hof zu Hof ziehen und ihre Arbeitskraft anbieten - als selbstständige Unternehmer. So zu sagen ein Dienstleistungsunternehmen für Bauernhöfe, die wegen Krankheitsausfall oder Ernte Hilfe benötigen. In Bayern gibt es s. g. Zugangsfrauen, die den Haushalt und das Vieh versorgen.

Ebenfalls guten Abend,

nun, was Sie da schildern ist eigentlich ein recht komplexes „Gebilde“, das sich in den Jahren gefestigt hat.

Einerseits die Alkoholabhängigkeit, die Großmutter die, vermutlich aus Verlustangst, das Ganze toleriert oder unterstützt, und die Familie, die funktioniert wenn etwas „schief“ läuft.

Jedes Verhalten der einzelnen Personen ist nachvollziehbar und begründet. Dennoch ist dies das tragische an der ganzen Geschichte: jeder hat seinen Standpunkt mittlerweile eingenommen und „es“ hat so lange funktioniert, bis die Obrigkeit eingegriffen hat.

Was jetzt kommt hört sich hart an (aber als Außenstehender kann ich mir es auch erlauben, so konsequent zu sein), aber der Kreislauf muss unterbrochen werden! Entweder geben die Familienangehörigen ihre Co-Abhängigkeit auf, oder der Betroffene – also Ihr Onkel – sieht ein, dass sein Trinkverhalten nicht in Ordnung ist. Aber wie mache ich einem Alkoholiker klar, dass er derjenige ist, der sich ändern muss? Da gibt es in dieser Konstellation meiner Meinung nach nur den Weg, dass man, WENN ES GEHT GEMEINSAM, eine Beratungsstelle aufsucht. Geht es nicht gemeinsam, so sollte einer aus der Familie sich Rat bei einer Suchtberatungsstelle in der Nähe holen. Meine eigene Suchtkarriere hat gezeigt, dass dies ein viel versprechender Weg ist.

Dieser Schritt wird sowieso erforderlich sein wenn es später darum geht den Führerschein wieder zu bekommen.

Wenn Sie sich nicht professionellen Rat holen, so werden sie in der Familie immer der Entschuldigungsproblematik ihres Onkels unterliegen. Er wird mit allen Mitteln versuchen, sein Trinkverhalten zu verharmlosen:
Hab ja keinen Führerschein, kann also trinken wann ich will
Ihr seid ja alle gegen mich, da muss man ja saufen
usw…

Bitte bedenken Sie aber auch den wichtigen Punkt: Alkoholismus ist eine Krankheit, die sich in der Regel im Laufe der Jahre entwickelt (hat). Ihr Onkel braucht Hilfe, die sie ihm zum großen Teil nicht unmittelbar geben können. Sie können ihn aber dann auf dem richtigen Wege begleiten (Suchtberatungsstelle).

Ich hoffe, Sie können meinen Ausführungen folgen und wünsche Ihnen und Ihrer Familie Kraft auf diesem mühsamen Weg.
Vielleicht noch ein kleiner Trost: ER IST KEIN EINZELFALL!!!

Guten Morgen,

erstmal möchte ich mich sehr bei Ihnen für Ihre Antwort und Ihre Mühe bedanken. Sie haben natürlich ganz Recht damit, dass dieser Kreis durchbrochen werden muss. Dass habe ich auch meinen Eltern schon klargemacht und sie haben dies eingesehen. Der Umgangston mit ihm hat sich extrem verändert, d.h. sein Problem wird konkret und ohne Angst vor Verlusten angesprochen – auch die Großmutter, welche von dieser Sache gar nichts mitbekommen will wird sozusagen zum „aktiven Zuhören“ verpflichtet.

Die Schwierigkeit liegt nun eben darin, dass die Großmutter bei meinem Onkel wohnt, oder besser – er bei ihr. Wenn man nun komplett aufhören würde den Mist, den mein Onkel im Suff, anrichtet auszubaden, würde das die 90 Jahre alte Frau wohl nicht überstehen. Dieses Ausbaden fängt damit an, dass meine Tante 2 mal in der Woche mit dem Bus vorbeikommt und sauber macht oder mein Vater den Stall ausmistet wenn mein Onkel im Selbigen ohnmächtig wird (was anscheinend erst bei einem Wert von 2,5-4 Promille geschieht?!).

Ich denke nicht, dass mein Onkel den Führerschein wieder bekommt und das ist auch gut so, mit 2 Promille erwischt zu werden und sich bis heute keiner Schuld bewusst zu sein würde eine unkalkulierbare Gefahr für alle Mitmenschen bedeuten.

Er trinkt seit ca. 40 Jahren und bei einem Wert von 2 Promille ist auf jeden Fall eine MPU angesagt, welche er garantiert nicht besteht. In dieser MPU und besonders den Laborergebnissen sehe ich persönlich die Chance, dass man ihm aufgrund z.B. der Leberwerte jede Möglichkeit der Ausflüchte nimmt und er zu seinem Problem stehen muss.

Guten Morgen,

Sie haben natürlich Recht, dass diese Person im Straßenverkehr eine Gefahr für die Mitmenschen darstellt, aus diesem Grund bin ich auch froh, dass er von der Polizei aufgegriffen worden ist. Das einzige Problem ist eben die Sache mit dem Hof und im Extremfall muss, wie Sie schon angeführt haben, Vieh oder Grund verkauft werden. Punkt, aus Amen. Dass meine Eltern, die ihr gesamtes Leben lang geschuftet haben, noch eine Arbeitskraft für meinen Onkel - im Grunde für seinen Hof anstellen, steht wohl außer Frage. Vielen Dank für Ihre Mühe und schnelle Antwort!

Guten Morgen,

ich möchte mich erstmal herzlich bei Ihnen für Ihre Antwort bedanken, es ist keine Selbstversändlichkeit!
Die Sache raubt mir mittlerweile den Schlaf, es wäre alles eben viel einfacher wenn meine Großmutter nicht bei ihm wohnen würde - genau gesagt wohnt er ja bei ihr! Man weiß halt nicht wie eine 90 Jahre alte Frau darauf reagiert, wenn der Sohn das gesamte Lebenswerk versäuft und einfach wegschmeißt. Gleichzeitig habe ich persönlich auch wenig Hoffnung, dass mein Onkel jemals vom Alkohol wegkommt - er trinkt ja schon seit ca. 40 Jahren. Anfangs war er als Koch tätig, doch dann wurde er wegen seinen Eskapaden rausgeworfen und mein Großvater hat ihn wieder auf den Hof genommen. Dort ist er auch Alleinerbe, mein Vater und meine Tante haben sogar auf den Pflichtanteil verzichtet, da sie dachten, dass dies ein Ansporn sei um im Leben richtig aufzuräumen. Wenn ich mir das jetzt nochmal durch den Kopf gehen lasse, war das aber dann wohl doch in die falsche Richtung gearbeitet.

Guten Morgen,

ich danke Dir für deine Antwort und deine offenen Worte! Du hast natürlich Recht, so ein Mensch darf nicht hinter das Steuer und aktiv in den Straßenverkehr eingreifen. Wer mit 2 Promille Auto fährt und sich bis heute keiner Schuld bewusst ist, hat dort nichts zu suchen.
Es wäre von mir gelogen, wenn ich behaupten würde, es ginge nur um meinen Onkel. Das was dort geschieht ist zwar Schade, aber wie schon gesagt kann man nicht viel dagegen machen, wenn er selbst nichts unternehmen will. Primär geht es mir um meine Mutter und meinen Vater, welche ihr gesamtes Leben von früh bis abends gearbeitet haben und dies immernoch zu tun um sich und vor allem uns (mir und meinen Geschwistern) ein gutes Leben zu ermöglichen. Nun wollten die Beiden auch mal was von Ihrem Leben haben, aber das ist ja schier unmöglich. Alles muss mit meinem Onkel und der Großmutter koordiniert werden, weil z.B. Einkäufe usw. für die Beiden nun unmöglich sind, da die nächste Bushaltestelle von dem Hof ca. 3 km entfernt ist. Es hört sich jetzt vielleicht banal an, aber es ist nur ein Beispiel unter vielen, welche zusammen eine ganz schöne Summe ausmachen. Ich finde es einfach nicht in Ordnung, dass nun jeder sein Leben wegen meinem Onkel umstellen muss.
Entschuldigen Sie bitte meine Rumjammerei, aber das Thema lässt mich mittlerweile nicht mehr schlafen. Vielen Dank nochmal für Ihre Hilfe!

Guten Morgen,

vielen Danke für Ihre Mühe und Ihre schnelle Antwort! Das Hauptproblem in der gesamten Sache ist, dass mein Onkel ja mit meiner Großmutter zusammenwohnt.
Die Frage ist, ob sie das mit ihren 90 Jahren überstehen würde wenn man die Hilfe einstellt.
Mein Vater übernimmt z.B. die Stallarbeit wenn mein Onkel wieder on Ohnmacht fällt - auch der Rettungsdienst wurde öfters gerufen um ihn einliefern zu lassen. Die Sache ist eben nur die, dass mein Onkel immer wieder wach wird bis der Rettungsdienst eintrifft und dann verweigert mit zu gehen. Meine Tante fährt 2-3 mal mit dem Bus zum Hof und putzt dort. Wenn also die Hilfe eingestellt werden würde, so würde der Hof im Chaos versinken. Für den Onkel wäre das natürlich die notwendige Therapie, aber die Großmutter würde wohl daran zu Grunde gehen.

Ein nettes Hallo in den schönen Norden.

Puh, das klingt ja ziemlich schlimm.

Also:

(a) es geht überhaupt nicht, dass Sie oder einer Ihrer angehörigen ihr Leben oder gar Zukunft umkrempeln oder aufs Spiel setzen um es Ihrem Onkel zu ermöglichen (weiter) zu trinken.

(b) So hart es klingt: Aber die einzige „Therapie“, die Ihrem Onkel hilft, ist: Ihn fallen lassen. ALLERDINGS:

© Holen Sie sich professionelle Hilfe (ich bin kein Lebensberater) z.B. bei der Lokalen Suchtberatung. Und: Da Sie „Fachbegriffe“ wie „Co-Anhängig“ verwenden, scheinen Sie mit dem Thema ja schon etwas vertraut zu machen.

Bis hier her meine knappe Antwort.

Wenn Sie möchten, können wir gerne kurzzeitig im Dialog bleiben. Melden Sie sich.

Aber ich schreibe keine langen Texte (mehr) die dann vielleicht doch nicht gelesen werden [Erfahrung spart Tipp-Arbeit :wink:].

Ich helfe aber gerne, wenn es jemand ernst meint.

Meine Quelle des Rates: Eigene Erfahrung.

Nette Grüße, viel Kraft, und: Alkis sind keine Versager, es sind liebe, intelligente und sensible Menschen denen man helfenkann, wenn sie es denn zulassen.

sony

Guten Morgen!

Ja, also die Lage ist ziemlich verzwickt. Den Onkel fallen lassen wäre natürlich die beste Methode damit er merkt, dass es so nicht weitergehen kann. Dagegen spricht eben, dass meine Großmutter bei ihm wohnt und diesen Absturz - welcher dann über kurz oder lang mit ihren 90 Jahren wohl nicht überstehen wird. Es müssen schließlich Einkäufe erledigt werden oder sie muss zu Arztbesuchen - der Hof liegt so in der Pampa, dass alleine die nächste Bushaltestelle 3 Kilometer entfernt ist!
Das nächste Problem stellt sich, wenn meinem Onkel irgendwann der Alkohol ausgeht,er in den kalten Entzug kommt und meine Großmutter nicht weiß was sie nun antellen soll.
Ich denke darüber nach selbst zu einer Suchtberatung zu gehen, mich informieren und dann alle an den Tisch zu holen und die gesamte Angelegenheit zu besprechen.

Viele Grüße und Dankeschön für die Antwort

Moin,

Ihre Großmutter ist so willensstark, dass sie die Alkoholkrankheit ihres Onkels verdrängen kann, ich meine dann kann sie noch ganz andere Dinge ab. So lange sie und ihre Familie brav dafür sorgen dass sich die Rädchen weiterdrehen hat ihr Onkel doch gar keinen Grund sich zu ändern und kann sich völlig entspannt zu Tode saufen - was er wahrscheinlich tun wird. Und daran wären sie dann ja schuld, weil sie vor lauter helfen nicht geholfen haben.

Investieren sie und ihre Familie mal ein oder zwei Abende bei AlAnon.
Gruß und viel Erfolg
UB

Ja, das sehen Sie wohl richtig, immer wurde Ihr kranker Onkel „unbewußt“ in seiner Krankheit unterstützt und dies hat ihm im Endeffekt nicht viel geholfen, er hat immer bekommen, was er brauchte und so nie seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht. Leider ist der Alkoholismus, wie jede Suchterkrankung, eine Familienerkrankung und ALLE in der Familie sind betroffen. Da stehen Sie nicht alleine da. Sie haben aber jetzt die Chance, aus dem System auszusteigen, indem Sie sich um sich selber kümmern. Ihre Schlaflosigkeit ist ein äußeres Zeichen, ein Alarmzeichen, das Ihr Körper Ihnen gibt. Es ist Zeit, etwas zu ändern. Sie müssen sich das alles wie ein Uhrwerk vorstellen, ein Rädchen greift in das andere über, nur so geht die Uhr, wenn an einem Rädchen ein einziger Zacke fehlt, dann bleibt die Uhr stehen. Sie sind jetzt an dem Punkt, einen neuen Weg einzuschlagen und aus dem System auszusteigen - anders gesagt, sie halten das Uhrwerk an. Wenn nur einer in der Familie aussteigt, verändert sich das ganze System. Damit können Sie Ihrer Großmutter am meisten helfen. Wenn sie noch nicht dement ist, hat sie einen eigenen, freien Willen. Sie selber kann entscheiden, was geschieht. Ebenso Ihre Eltern, auch sie können neue Entscheidungen treffen. Jede neue Entscheidung hat Auswirkungen auf das ganze Familiensystem. Es wird sich etwas verändern, lassen Sie los, holen Sie sich Hilfe durch eine Selbsthilfegruppe oder auch einen Therapeuten. Das steht Ihnen zu, denn Sie sind Kind einer Suchtfamilie.
Gehen Sie weiter auf diesem Weg, gerne begleite ich Sie da ein Stück, wenn Sie es möchten.
Viel Mut und Erfolg und herzliche Grüße
U.

guten morgen,
die situation kann ich sehr gut verstehen und sehe auch die brisanz die sich aus der situation für die familie ergibt.
den weg den ich ihnen nun beschreibe, ist nicht einfach zu gehen, aber wenn sie ihrem onkel helfen wollen, wirklich helfen wollen, dann gibt es keinen anderen weg.:

alle beteiligten sollten sich darüber im klaren sein, dass ihrem onkel nur geholfen werden kann, wenn sie nix tun. keine unterstützung geben, sei es auch immer was er von der familie verlangt.

man nennt das hilfe geben durch nicht helfen.

der onkel ist für sich selber verantwortlich, alle diskussionen, alle ratschläge wurden in der vergangenheit ignoriert, was für einen alkoholiker typisch und normal ist
aber der onkel ist „nur“ alkoholkrank und kann durchaus sein leben selber bestreiten. er ist nicht gebrechlich, sondern alkoholkrank.

wenn er seine sucht überwindet, dann wird sich das problem von selber lösen.

helfen sie ihn lediglich, wenn er in eine klinik für alkoholkranke gebracht werden will.
den entschluss dazu muss er selber fassen.

sie können mit einem alkoholiker nicht über sein problem diskutieren, weil er dieses problem immer abstreiten wird.
einem alkoholiker kann man nur helfen, wenn der mensch wirklich selber einsieht, dass er krank ist.

die aufgezeigte problematik und die folgen gehen bereits so weit, dass der onkel die gesamte familie in ein co-abhängigkeit bringt.
jeder art von hilfe ist eine co-abhängigkeit, darüber sollte sich jeder bewusst sein.

sicherlich ist es dramatisch, wenn nun der führerschein weg ist. aber auch das hat sich der onkel selber zuzuschreiben. alle mahnungen haben nix bewirkt. nun mit dem „strick“ zu drohen, ist auch eine typische reaktion, um die familie zur hilfe und unterstützung zu bewegen. hat der onkel mit dieser erpressung erfolg, wird die nächste flasche schnaps getrunken, weil er widerum alles erreicht hat, ohne dass er seine sucht bekämpft hat. der alkohol hat dann wieder gesiegt.
es ist leider so, dass die alkoholsucht nur ein ziel hat, die nächste flasche zu trinken. dazu ist jedes mittel recht, insbesondere, seine mitmenschen ein schlechtes gewissen einzureden und zu suggerieren.

sie müssen sich darüber im klaren sein, das es keine bessere lösung gibt, gerade in der jetzigen situation, als nicht zu helfen.

wenn von der familie der leidensdruck auf ihren onkel richtig aufgebaut wird, dann wird er sicherlich von alleine seine sucht bekämpfen, einsichtig sein und in eine klinik gehen. diskutieren sie nicht, machen sie nur einmal ihren standpunkt gegenüber ihren onkel klar, wenn er nüchtern ist und auch begreifen kann. aber nicht in diskussionen verstricken lassen.

auch der großmutter sollten sie helfen. gehen sie mit ihr zu den lukaswerken damit die großmutter informiert wird. mehr können sie nicht tun.
ihr vater sollte sich nicht in die verantwortung drängen lassen. der onkel sollte dafür sorgen, dass evtl. lohnunternehmer die arbeiten ausführen.
hart, aber andere lösungen gibt es nicht.

die fahrerlaubnis ist sicherlich für 12 monate oder länger weg. anschließend wird eine mpu angeordnet. diese mpu kann der onkel nus bestehen, wenn er mindestens 6 - 12 monate absolut trocken ist und das auch durch regelmäßige urinkontrollen beweisen kann und muss.
ohne hilfe ist das nicht zu schaffen.
also bedenken sie wie lange der vater den hof bewirtschaften muss, wenn er sich nun vor „den karren spannen“ lässt.

ich wünsche ihnen und der gesamten familie die kraft, diese situation zu meistern.
gehen sie bitte mit der gesamten familie in eine einrichtung für co-abhängige familienmitglieder und lassen sich dort beraten.
es ist für alle wirklich wichtigt!!
die lukaswerke oder andere soziale einrichtungen helfen jeden.

mit freundlichem gruß
mpu24
hans-hermann rüpp

Moin,

Ich finde diese „Rumjammerei“ nicht schlimm, sondern sehe sie als Ausdruck der Hilflosigkeit und dem grossen Wunsch und das Bedürfnis nach Veränderung.
Ich erlebe dies sehr oft und habe gelernt, damit umzugehen und versuche stets die Person dahinter zu verstehen und richtig wahrzunehmen.
Es ist nie einfach, seine Hilflosigkeit, im Grunde ist es eigentlich eine Machtlosigkeit, einzugestehen und mehr oder weniger tatanlos dabei zusehen zu müssen, wie sich jemand langsam selbst zu Grunde säuft.
Resignation ist nun aber auch keine Lösung, die Hoffnung stirbt zuletzt!
Alkoholismus ist eine schlimme Seuche, diese Krankheit betrifft nämlich nicht nur den, der säuft, sondern die Folgen der Sucht beeinflussen das gesamte nähere persönliche Umfeld des Suchtkranken, DAS ist das besonders perfide an dieser Krankheit.
Im Grunde genommen lässt sie sich relativ einfach zum Stillstand bringen, „einfach“, indem der Betroffene aufhört zu trinken und nie wieder damit anfängt, so funktionieren trockene Alkoholiker.
Die Sucht an sich ist aber unheilbar, man bleibt lebenslänglich abhängig.
Das Entscheidende ist, dass sich der Betroffene selbst dazu entschliesst, diesen Schritt in die dauerhafte Abstinenz zu machen und dies auch wirklich aufrecht zu erhalten.
Aber die meisten scheuen davor zurück, verschiedene Ängste, vor allem vor dem Entzug und den Entzugserscheinungen, die Tatsache, einzugestehen, dass man „versagt“ hat, die Alkis fühlen sich als Looser und haben Angst in die entsprechende Ecke abgedrängt zu werden.
Das alles passt einfach nicht in ihr Selbstbild und daher weisen sie stets von sich ab, kommt das Thema auf Alkohol zu sprechen.
Ein Alkoholiker hat genau drei Möglichkeiten offen:

  1. sich bekloppt saufen
  2. sich totsaufen
  3. trocken werden und bleiben
    Lass den Onkel entscheiden, welche dieser Möglichkeiten er wählt.
    Hilfe und Unterstützung sollte er nur für den dritten Weg zugesagt bekommen, alles andere ist indiskutabel und SEIN Ding.
    Stellt ihn kompromisslos vor diese Wahl.
    Gute Unterstützung bieten auch Drogenberatungsstellen und insbesondere Selbsthilfegruppen die sich auch um die Angehörigen kümmern.

Hallo

Bei Fragen zu Suchtproblematiken ist eminent wichtig, dass es „die“ richtige Antwort nicht gibt.

Nachdem ich einmal mit einer besorgten Mutter eine Woche lang hin und her geschrieben hatte und sich bei jedem Schreiben wieder und wieder neue Fragen stellten, habe ich beschlossen ihr meine private Telefonnummer zu geben, um die Möglichkeit zu haben im Gespräch rückzufragen, Hintergründe aufzudecken usw.
Nach einer 1/2h Gespräch am Telefon waren wir weiter als nach der ganzen Woche, in der wir uns nen Wolf getippt hatten !

Nach dieser ersten positiven Erfahrung habe ich beschlossen bei Problemen mit der Psyche und
Fragen aus dem Suchtbereich wenn möglich weiter so zu verfahren.

Um den Dingen wirklich auf den Grund gehen zu können, brauche ich wesentlich mehr Information und da ich Ihnen wirklich gerne weiterhelfen möchte, mache ich Ihnen, wie schon vielen zuvor das gleiche Angebot.
Wenn Sie daran interessiert sind, schreiben Sie mich einfach noch einmal kurz an und ich werde Ihnen meine Telefonnummer geben und dafür sorgen, dass Sie mich zeitnah erreichen können !

Abhängigkeit, ob stoffgebunden oder nicht ist ein so vielschichtiges Thema, dass es meiner Meinung nach unseriös wäre Ihnen hier eine Antwort zu konstruieren, die es evtl. nicht auf den Punkt bringt.

Mit feundlichem Gruß

Detlef Nonn

Hallo und guten Morgen.

Das ist natürlich verzwickt, weil die Oma mit dranhängt.

Also zunächst: Kalter Entzug ist natürlich eine gefährliche Sache, evtl. sogar lebensgefährlich.

Dann hast du richtig erkannt, dass der richtige und einzige Weg darin besteht, deinen Onkel fallen zu lassen - nicht weil man ihn nicht mag aber weil er es sonst nicht kapiert.

ich will dazu mal ein „Bild“ zeichnen:

Dein Onkel will sicher mit Trinken aufhören, aber er weiß nicht wie und er KANN es wirklich nicht - so denkt er.

Das ist so (jetzt kommt das Bild) wie wenn er sich von seinem rechten Arm trennen müsste weil er eitrige Geschwüre hat und in Wirklichkeit amputiert werden müsste. Diese Geschwüre werden von ihm und den Co-Abhängigen immer wieder mit einer Schmerzstillenden Salbe versorgt so dass es Erleichterung bringt.

Nach jedem auftragen der Salbe denkt sich die Person: Wozu soll ich den Arm amputieren lassen - es ist doch wieder für ein paar Stunden gut.

Und schon allein die Vorstellung, den Arm amputieren zu lassen ist UNERTRÄGLICH - was verständlich ist.

In Wahrheit geht aber kein Weg an der Amputation vorbei - oder die Person wird sterben.

So ist es mit dem Alkoholiker: Der Alkohol ist sein Lebensanker! Er weiß beim besten Willen nicht, wie er ohne Alkohol leben soll. In Wahrheit wird (!) ihn der Alkohol umbringen umbringen, und zwar Stück für Stück, körperlich und sozial quälend langsam!

Es GIBT nur einen Weg: Konsequentes Aufhören. Das muss er mit aller Wucht der Deutlichkeit erkennen, sonst wird er sich nie von seinem „Arm“ trennen.

Da hilft kein Schönreden usw. (Nochmals Stichwort Co-Abhängigkeit welche die Ursache des Problems nicht bekämpft sondern fördert).

Wie erwähnt: Die Oma ist natürlich ein anderes „Problem“.

Ohne professionelle Hilfe werdet ihr das nicht schaffen! Holt sie euch, es gibt sie.

Viel Kraft euch allen, vergesst nicht: Es GEHT, wenn es auch kein Spaziergang ist.

Netter Gruß, Sony

Hallo,ich habe alles gelesen.
nicht grad berauschend jedoch das normale wie man alkoholkern begegnet.ihr könnt euch in einer suchtberatung die auch für angehörige da ist schlau machen ,dem betroffenen ist nur zu helfen wenn er will.
grüße herbert.