Kind eifersüchtig?

Hallo,

letztes Wochenende habe ich den Sohn meines Freundes das erste Mal kennengelernt. Er ist fast 8 und wohnt bei seiner Mutter, bei seinem Vater ist er alle zwei Wochen für das Wochenende.

Mein Freund und seine (noch) Frau sind seit ca. 1,5 Jahren getrennt, sie hat schon lange wieder einen Freund, das scheint der Junge zu akzeptieren. Und er hat sich auch interessiert, mich kennenzulernen, als sein Vater ihm sagte, daß er eine Freundin hat.

Leider war das Wochenende ein Fiasko, mein Freund sagt auch, so mies drauf ist der Sohn sonst nicht. Nix konnte man ihm recht machen. Das Fernsehprogramm war doof, das Essen, der Nachtisch, wenn er nicht fernsehen durfte, war das doof, die Spiele waren doof, die Schule war blöd, alles war _grundsätzlich_ blöd!

Er hat sich immer zwischen uns gedrängt, selbst wenn wir nur nebeneinander standen und geredet haben.

Ich habe selbst keine Kinder, deshalb bin ich vielleicht nicht soo geduldig, wenn einer wirklich zwei Tage lang durchgehend bockig ist. Und Montag auch den Nachmittag und Abend. Habe aber nicht geschrieen, sondern nur so reagiert: „Ja dann ist das eben doof, war ja klar.“

Mittlerweile hab ich mich dazu entschlossen, die nächsten Wochenenden, wenn der Sohn da ist, nicht auch da zu sein und Weihnachten die beiden alleine zu den Eltern meines Freundes fahren zu lassen. Obwohl ich natürlich lieber bei ihm wäre. Aber ich kann für uns alle was schöneres vorstellen, als daß es dann vier Tage lang so geht. Da hat keiner was von. So hat er wenigstens mit seinem Sohn hoffentlich schöne Feiertage und wir holen das dann nach.

Oder wäre es besser, ihn öfter zu sehen, damit er das besser akzeptieren kann, daß sein Vater jemanden hat?

Wär schön, wenn Ihr mir ein paar Tips geben könntet, wie ich mich am besten verhalten soll. Mein Freund weiß irgendwie auch nicht weiter.

Danke!

Tanja

Hallo Tanja,
erst mal ruhig bleiben und nicht gleich die Flinte ins… na Du weißt schon…
Ich habe selbst auch keine Kinder, aber vom Bauch heraus würde ich es vielleicht so versuchen.

Sieh es mal aus der Sicht des Kleinen. Plötzlich ist der Vater weg und er darf ihn nur jedes 2.Wochenende sehen. Seine Mutter hat jemand neues, Sie wird ihre Aufmerksamkeiten jetzt wohl aufteilen.
Also weniger Zeit für Sohnemann.
Heile Welt-ein Trümmerhaufen.

Dein Freund hat sich vermutlich in der kurzen Zeit die sie zusammen waren komplett nach dem Jungen gerichtet,verständlich.
Der Sohn weiß also, wenn er bei Papa ist dann spielt er auch die erste und einzige Geige.
Und jetzt kommst Du ins Spiel, jemand neues der Papas Aufmerksamkeit auf sich zieht die er sonst allein hatte.
Jetzt hatte er sich gerade in der veränderten Situation zurecht gefunden, nun geht das ganze wieder los.

Leider war das Wochenende ein Fiasko,
mein Freund sagt auch, so mies drauf ist
der Sohn sonst nicht.

Du bist immer noch die Fremde,die Gefahr.

Nix konnte man ihm
recht machen. Das Fernsehprogramm war
doof, das Essen, der Nachtisch, wenn er
nicht fernsehen durfte, war das doof, die
Spiele waren doof, die Schule war blöd,
alles war _grundsätzlich_ blöd!

Er hat sich immer zwischen uns gedrängt,
selbst wenn wir nur nebeneinander standen
und geredet haben.

Wie würdest Du reagieren wenn Du Deine Machtstellung in Gefahr siehst?

Ich habe selbst keine Kinder, deshalb bin
ich vielleicht nicht soo geduldig, wenn
einer wirklich zwei Tage lang durchgehend
bockig ist. Und Montag auch den
Nachmittag und Abend. Habe aber nicht
geschrieen, sondern nur so reagiert: „Ja
dann ist das eben doof, war ja klar.“

Immerhin was, aber mußte es gleich das gesamte Wochenende sein, hätten es nicht erstmal ein paar Stunden getan um dem Jungen nicht das Gefühl zu geben, das er jetzt wiedermal abgeschoben wird…

Mittlerweile hab ich mich dazu
entschlossen, die nächsten Wochenenden,
wenn der Sohn da ist, nicht auch da zu
sein

Laß Dir und dem Kind Zeit euch kennenzulernen, räum nicht gleich ganz das Feld! Immer ein paar Stunden mehr zusammen sein und nicht auf das Blöd-Spiel eingehen.

und Weihnachten die beiden alleine
zu den Eltern meines Freundes fahren zu
lassen. Obwohl ich natürlich lieber bei
ihm wäre.

Ich würde sagen fahr mit, denn dann hat er ja noch Oma und Opa die er drangsalieren :wink:kann und euch bleibt noch gemeinsame Zeit.

Aber ich kann für uns alle was
schöneres vorstellen, als daß es dann
vier Tage lang so geht.

Das weiß Du doch vorher gar nicht. Der Junge hat Angst, das sein Vater ihn nicht mehr so lieb hat wie vorher, versuch ihm zu zeigen das Du keine Bedrohung bist.

Ich weiß, ab einem gewissen Alter wird es schwierig sich sich selbst als 8Jahre alt zu sehen, aber versuche Dich mal in seine Situation zu versetzen.

Was Ihr ganz konkret tun könnt, das können Dir bestimmt Die Eltern hier besser sagen.
Viel Glück euch dreien.
MfG
MW

Hallo,

wegzulaufen, oder die beiden alleine laufen lassen ist wohl der schlechteste weg.

ich habe einen lebensgefährten mit sohn aus 1. ehe und ich habve ein eigenes kind. die beiden waren wie feuer und wasser, mit geduld geht es mitlerweile ganz gut. probleme gibt es hin und wieder mal, aber…

ich denke weihnachten, beim fest der „liebe“ solltest du dabei sein, wenn du dich zurück ziehst, hat das kind „gewonnen“ und du bist draussen, also solltest du die situation versuchen zu meistern.

prinzipiell sollte man sich immer gedanken darüber machen, ob man, frau auch eine beziehung mit vorhandenen kindern führen kann.
das ist nicht immer einfach, aber wenn man den partner will, dann muss man irgendwie einen ehrlichen draht zu dem/den kind/ernbekommen oder die beziehung wird kaputt gehen…

also solltest du dir gedanken machen, ob du bereit bist die probleme zu meistern…

toi toi toi und viel glück

gruß

sonja

Hallo Tanja,

ich kann das sehr gut nachvollziehen, was du da erzählst. Ist mir auch mal so gegangen. Andererseits habe ich das aber auch aus Sicht des Kindes selbst erlebt…

Ich fuerchte, da mußt Du einfach durch - freundlich und bestimmt. Der Junge ist eifersüchtig und versucht, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen - und wenn es nur dadurch ist, daß er an allem etwas zu meckern hat. Laß dich nur nicht provozieren ! Auch nicht mit Bemerkungen wie „ist ja eh klar, daß alles doof ist“ - frag ihn doch lieber, was er gerne machen würde ! Finde heraus, was seine Hobbies sind, unternimm was mit ihm !

Ich denke, daß hier vor allem auch der Vater des Kindes gefordert ist - zum einem muß er dem Kind klarmachen, daß er weiterhin genauso wichtig ist für ihn wie bisher; zum anderen aber auch, daß Du jetzt für ihn auch wichtig bist, daß das eine das andere ja aber nicht ausschließt ! Dem Jungen muß unmißverständlich klar sein, daß der Vater es nicht hinnimmt, wenn er versucht, Dich zu sabotieren.

Mittlerweile hab ich mich dazu
entschlossen, die nächsten Wochenenden,
wenn der Sohn da ist, nicht auch da zu
sein und Weihnachten die beiden alleine
zu den Eltern meines Freundes fahren zu
lassen. Obwohl ich natürlich lieber bei
ihm wäre. Aber ich kann für uns alle was
schöneres vorstellen, als daß es dann
vier Tage lang so geht. Da hat keiner was
von. So hat er wenigstens mit seinem Sohn
hoffentlich schöne Feiertage und wir
holen das dann nach.

Ich glaube auch nicht, daß das eine gute Idee wäre - für den Jungen heißt das: Runde 1 gewonnen, ergo machen wir mal munter weiter so!

Aber Ihr solltet darauf achten, ihn möglichst viel einzubeziehen, ihm das Gefühl zu geben, daß er dazugehört und nicht von etwas ausgeschlossen ist. Ich denke, es wäre auch ganz sinnvoll, wenn z.B. während der Weihnachtstage Vater und Sohn zwischendrin auch mal was alleine unternehmen, damit das Kind weiß, daß er auch weiterhin eine ganz persönliche Beziehung zu seinem Vater haben kann, daß er ihn nicht nur noch im „Doppelpack“ bekommt.

Natürlich ist hier auch ganz viel Fingerspitzengefühl angesagt, denn einerseits muß man der Verlustangst des Kindes Rechnung tragen, andererseits dem von Dir beschriebenen Verhalten (was ja noch recht harmlos ist:wink: ) mit aller Bestimmtheit entgegenwirken…

Die Welt des Kindes ist aus den Fugen geraten, nur durch bestimmtes, konsequentes Verhalten Eurerseits - vor allem Deines Freundes - kann er sich nach und nach an die neue Situation gewöhnen und wieder Sicherheit gewinnen.

Ich wuensche Dir viel Glueck und gute Nerven und laß Dich bloß nicht gleich ins Bockshorn jagen + denk immer daran, daß der Junge genauso verunsichert ist wie Du - wenn nicht noch mehr :wink:

Viele Grüße
Martina

Hallo Tanja,

kann es sein, dass Dein Freund und Du von vornherein mit der Einstellung „dies Wochenende wird alles entscheiden“ in die Situation gegangen seid?

Mit diesem „verdeckten Auftrag“ an das Kind - wenn es denn so ist - ist der Junge überfordert. Übrigens lassen mich Deine aus meiner Sicht heftigen Rückzugsreaktionen auf diese Idee kommen.

Wie hat Dein Freund die Kinderwochenenden vorher gestaltet? Welche Beziehung hat er zu dem Jungen? Wie klar habt ihr die Situation vorher untereinander besprochen? Wie redet ihr jetzt darüber? Gemeinsam? Deine Entscheidung scheint ziemlich einsam getroffen worden zu sein. Welche Haltung hat Dein Freund dazu? Was will er? (Du schreibst er weiß irgendwie auch nicht weiter…)
Wie hat er eigentlich auf das Genöle reagiert?

Ich habe selbst eine Tochter, 10, und meine relativ neue Beziehung hat zwei Söhne, knapp 8 und 10 Jahre alt. Die Kids checken im Moment auch die Situation, die Grenzen, die neuen Regeln und was das alles sonst noch bedeutet. Auch für uns als „frische“ Partner heißt das Wege zu finden, Zeit für uns als Paar, Zeit für die Kids und auch noch Zeit für uns persönlich zu ermöglichen.

Erwartungshaltungen jeder der Beteiligten sind zu klären und auch Ängste im Umgang mit der neuen Situation.

Habt Ihr den Jungen mal gefragt, wie er die Situation erlebt? Welche Vorstellungen er von dem Wochenende hatte und welche Wünsche er hat?

Du merkst schon, worauf das hinausläuft: reden, reden, reden.

Irgendwie kommt zwischen Deinen Zeilen für mich ziemlich viel Traurigkeit ´rüber. Entschuldige, wenn ich überinterpretiere.

Vielleicht ist es eine Möglichkeit für Dich, Dir darüber klar zu werden, was Dich an dem Gejaule des Kindes so verletzt/aufgebracht/geärgert hat. Du schreibst, daß das Kind Dich gerne kennenlernen wollte. Wie war Deine Erwartungshaltung an das Wochenende? Vermutlich war es ein Wunsch, daß der Kleine Dich zumindest supernett findet. So eine vermeintliche Zurückweisung tut ja auch weh, geht ans Selbstwertgefühl. Allerdings denke ich, daß das Kind nicht Dich, sondern die Situation als solche (nichts macht soviel Angst wie Veränderungen) erstmal abgelehnt hat. Und noch eine weitere Interpretation: Es kann sein, daß er Eure Unsicherheit in der Situation gespürt hat und das durch sein Verhalten gespiegelt hat.

Ich hoffe, daß ich Dir Anregungen geben konnte, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu reflektieren.

Vielleicht höre ich von Dir. Auf jeden Fall wünsch ich Dir ganz viel Mut, Durchhaltevermögen und vor allem Klarheit.

Liebe Grüße
Sylvia

Danke für die Tips…
…und Ratschläge!

Wir sind wahrscheinlich falsch an die Situation rangegangen, aber wenn beide nicht wissen, was am besten für alle ist, irgendwie, kann schon viel schiefgehen.

Wie hat Dein Freund die Kinderwochenenden
vorher gestaltet? Welche Beziehung hat er
zu dem Jungen? Wie klar habt ihr die
Situation vorher untereinander
besprochen? Wie redet ihr jetzt darüber?
Gemeinsam? Deine Entscheidung scheint
ziemlich einsam getroffen worden zu sein.
Welche Haltung hat Dein Freund dazu? Was
will er? (Du schreibst er weiß irgendwie
auch nicht weiter…)
Wie hat er eigentlich auf das Genöle
reagiert?
Habt Ihr den Jungen mal gefragt, wie er
die Situation erlebt? Welche
Vorstellungen er von dem Wochenende hatte
und welche Wünsche er hat?

Viele Fragen, die Du da stellst, aber natürlich alles richtig. Als ich mir die Fragen beantwortet habe, hab ich die „Knackpunkte“ gesehen. Nun werden wir daran arbeiten.

Irgendwie kommt zwischen Deinen Zeilen
für mich ziemlich viel Traurigkeit
´rüber. Entschuldige, wenn ich
überinterpretiere.

Stimmt ja auch. Ich habe aber nicht erwartet, daß der Junge mich supernett findet, nur gehofft, daß nicht alles ganz so „blöd“ ist. Erwartungen hatte ich keine großen. Der Nachteil bei mir ist, daß ich leicht verletztlich bin. Und daß ich unsicher war, hat er bestimmt gemerkt.

Allerdings denke ich, daß das Kind nicht
Dich, sondern die Situation als solche
(nichts macht soviel Angst wie
Veränderungen) erstmal abgelehnt hat.

Ich denke, mein Freund sollte am nächsten Wochenende, wo sie sich sehen, wenigstens einen Tag mit seinem Sohn allein verbringen, um mit ihm zu reden, auch über die anderen Tips und Ratschläge, die ich bekommen habe. Und dann fragen, ob er lust hat, am Sonntag was mit mir zu unternehmen, für einige Stunden…

Vielleicht höre ich von Dir. Auf jeden
Fall wünsch ich Dir ganz viel Mut,
Durchhaltevermögen und vor allem
Klarheit.

Danke. Den Mut habe ich, das Durchhaltevermögen auch, schon deshalb, weil mir unheimlich viel an meinem Freund liegt. Die Klarheit kriegen wir schon hin, da bin ich doch optimistisch!

Gruß, Tanja