Wie soll ich mit dem Kind - ja sie ist noch ein Kind -
umgehen? Ist dieser vermehrte Schweißgestank schon der
komplette Einstieg in die Pubertät?
Hallo,
ja, das würde ich auch sagen, und aus den Erfahrungen mit meiner (noch jüngeren) Tochter und den Kindern meiner Freundinnen denke ich, dass deine Tochter sich - warum auch immer - im Augenblick vielleicht nicht so gut fühlt und gar nicht attraktiver sein möchte. Dass sie vielleicht eine „ich bin eben so mies und hässlich“-Rolle hat und daher auch gar nichts dagegen tun kann.
Davon sind wir ja auch als Erwachsene nicht frei: Von mir selbst kenne ich die Überwindung, mich ordentlich anzuziehen, da ich mit meiner Figur - oben 34, unten - na, schweigen wir drüber - anziehen kann, was ich will, es wird nie sonderlich gut aussehen. Wozu also dann die Mühe? Natürlich wird man älter und etwas vernünftiger, d. h. man sieht 1.) die Sachen differenzierter und 2.) denkt nicht mehr ausschließlich von seinem eigenen Standpunkt aus. So sehe ich jetzt ein, dass es schon einen Unterschied macht, ob man einen Jogginganzug oder etwas Hübscheres anhat, aber als Teenager (ich war erklärtermaßen das hässlichste Mädchen der Klasse) hatte meine Mutter ihre liebe Mühe, mich von meinen selbstgenähten, sehr exzentrischen Blümchengewändern abzuhalten. Mit denen wollte ich mich vollends unmöglich machen.
Reden nützt nichts. Ich glaube, meine Natascha trägt Ohrstöpsel… Manchmal kann man „by proxy“ kritisieren (ich erzähle z. B. im Beisein meiner Tochter von einem Kind, das so störrisch war, dass es beim Sportfest nicht mittanzen durfte), aber ich glaube, mit 12 sind die schon zu clever, als dass so etwas noch funktionieren könnte.
Der einzige Tipp, den ich geben kann, ist zu versuchen, die Umgebung des Mädchens etwas zu ändern. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dass sie etwas anderes anfängt -Pfadfinder? Freiwillige soziale Arbeit? Ein anderer Sport? - um die vorhandenen Beziehungen ein wenig aufzulockern und sie ein wenig von einem Freundeskreis zu distanzieren, in dem sie vielleicht die Rolle des „Stinkers“ übernommen hat. Eine Freundin von mir hat ihren Sohn sogar die Schule wechseln lassen, weil er in seiner Clique so fest als Witzbold, Idiot, Alki (mit 17) und Klassenclown etabliert war, dass es für ihn unmöglich gewesen wäre, sich anders zu verhalten. Jetzt erkennt man ihn gar nicht wieder, und das Abi verspricht gut zu werden.
Natürlich ist das Nicht-Waschen nur eine Kleinigkeit dagegen, aber für deine Tochter ist diese Haltung möglicherweise mit einem seelischen Druck verbunden, der viel schlimmer ist, als man von außen sieht. Vielleicht kann sie sich ja bei irgend etwas engagieren, was sie interessiert, und einen ganz kleinen neuen Anfang machen.
Gruß, und alles Gute,
Claudia