Wie umgehen mit 'Überflieger'-Geschwister?

Hallo liebe Wissenden,

wir haben zwei Kinder: Ein Mädchen (7) in der zweiten Klasse und einen Sohn (5), der im kommenden Herbst zur Schule kommt.

Unsere Tochter ist sehr gut in der Schule und ein glückliches Kind seit sie eingeschult ist (auch schon davor, aber seit sie zur Schule geht ist sie deutlich fröhlicher, lockerer, einfach besser drauf als im letzten Kindergartenjahr, auch die Rückmeldungen von außerhalb der Familie bestätigen das). Das hängt evt. auch mit ihrer Lehrerin zusammen, mit der sie sehr gut „kann“.

Unser Sohn ist jetzt im letzten Kindergartenjahr und seit gestern kommt die Kooperationslehrerin, welche die von meiner Tochter so geliebte Klassenlehrerin ist, für 4 Vormittage im Abstand von einer Woche in den Kindergarten, um die kommenden Erstklässler kennen zu lernen.

Unser Sohn hat schon mehrfach gesagt, er habe „Muffe“ vor der Schule und Angst vor strengen Lehrern und „wenn ich da einen Fehler mache???“. Wir sagen ihm dann, daß es normal ist, in der Schule Fehler zu machen (die Kinder lernen ja dort) und auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von ihm erwarten.
Nebenbei: Wir machen bisher auch keine „Vorschulübungen“ o.ä., weil er bislang kein Interesse zeigt und ich das auch nicht für notwendig erachte.

Ich dachte, wenn er die Lehrerin mal selbst kennenlernt und quasi offiziell Vorschüler wird und erste Erfahrungen macht wird seine „Muffe“ weniger aber leider scheint das nicht der Fall zu sein. Er scheint mir deutlich angespannt und verkrampft wenn es um das Thema Schule geht. Dabei finde ich es so wichtig, daß er mit einer positiven Einstellung dorthin geht. Und seine Schwester schwärmt ja auch jeden Tag von der tollen Schule…

Ich hätte gerne Erfahrungsberichte von Eltern, bei denen die Ausgangslage ähnlich war und deren jüngere Kinder nun in der Schule sind.
Auch gerne von Erwachsenen, die so ein „Überflieger-großes-Geschwister“ haben/hatten.

Was haltet Ihr für einen guten Umgang mit diesem Problem? Wie nehme ich ihm den Druck, an die Super-Leistungen seiner großen Schwester rankommen zu müssen, bzw. was kann ich tun, damit er sich diesen Druck nicht macht?

Ich danke Euch vorab für´s Lesen, Mitdenken und Antworten!

LG! Tine

Hai!

und auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Wenn ich das lese, weiß ich das ihr viel zu viel Wert auf die
Leistungen der Schwester gelegt habt und dieses auch entsprechend
kommuniziert habt.
Was soll der kleine Knirps denn jetzt anderes haben außer Muffe, so
wie die Schwester wird er in seinem Verständnis nie!

Der Plem

Hallo Tina,

eventuell interpretiert er euren - absolut berechtigten und verständlichen - Stolz auf euer Überfliegerkind dahingehend, dass er davon ausgeht, dass ihr euch denkt „Ach ja, kann halt nicht jeder so schlau sein wie deine große Schwester“ oder ähnliches. Und so etwas kann schon wesentlich älteren Kindern völlig den Mut nehmen als einem 5jährigen.

Dann fühlt er sich halt dem Konkurrenzdruck nicht so gewachsen, sie ist ja eh schon die „Große“. Wenn dem so sein sollte, solltet ihr vielleicht ein wenig ressourcenorientiert an seinem Selbstbewußtsein arbeiten. Denn dann wäre ja nicht die Angst vor der Schule ausschlaggebend, sondern das Gefühl der Unzulänglichkeit gegenüber den Eltern.

Alles Gute für euch

Annie

Hallo,

zur Schule geht ist sie deutlich fröhlicher, lockerer, einfach
besser drauf als im letzten Kindergartenjahr, auch die

bei uns hatte es nichts mit der Lehrerin zu tun. Mein Sohn fand das letzte Kindergartenjahr furchtbar weil er total unterfordert war. Die „Babyspiele“ fand er blöd.

nehme ich ihm den Druck, an die Super-Leistungen seiner großen
Schwester rankommen zu müssen,

Du erwähnst in Deinem Text ziemlich oft die Leistungen Deiner Tochter. Es ist ja auch völlig ok, wenn man Stolz ist und darf das auch zeigen. Nur wenn Du das genauso oft zu Hause erwähnst und betonst (vielleicht auch unbewusst), dann darfst Du Dich natürlich nicht wundern. Kinder sind da sehr empfindlich und hören so etwas sofort raus.

Versuch´doch einfach genau auf Deine Wortwahl zu achten und beziehe auch Deine Tochter mit ein. Bei uns jedenfalls war es so:

Der Große hat sich bei der Erledigung der Hausaufgaben einfach den Kleinen geschnappt und mit an den Schreibtisch gesetzt. Sie haben quasi gemeinsam die Hausaufgaben erledigt obwohl der Kleine kaum was verstanden hat. Trotzdem hat es ihm spaß gemacht und fand es toll, dass sein großer Bruder ihn bei einigen Aufgaben etwas gefragt hat.

Es wird auch immer eine Art von Konkurrenz zwischen Geschwisterkindern geben. Ich erkläre den Jungs immer, dass jeder für sich seine Qualitäten hat und nicht jeder Mensch gleich ist.

LG

Liebe Tine,

oh je, ich bin da ein gebranntes Kind - in mehrfacher Hinsicht! Und ich muss im Rückblick immer wieder sagen, dass ich meinen Eltern und den Lehrern dafür ihre Verantwortung nicht nehmen kann.

Unsere Tochter ist sehr gut in der Schule

Schön, aber damit ist sie kein „Überflieger“. Ein Kind, dem eingeredet wird, wie toll es ist, wird irgendwann mit der harten Realität konfrontiert, dass es immer Menschen geben wird, die besser sind.

Ich bin diesbezüglich total sensibel: Ich war bis zur 7. Klasse die Beste, blieb aber in der 9. mit sieben Fünfen und einer Sechs sitzen. Warum? Ich war es nicht gewohnt, mal eine Drei zu schreiben und habe mich verweigert. Resultat: Mein Selbstbewusstsein ging in den Keller und ich musste hart (an mir) arbeiten, um ein gutes Abi zu machen. Übrigens habe ich immer zu hören bekommen, wie fleißig/lieb/toll meine ältere Schwester sei - nicht sehr förderlich!

Dein Sohn: Oh je, meinem ältesten Neffen wurden auch immer solche Sätze entgegen gebracht:

und
auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Da kamen Sprüche von seinen Eltern…„Um den XXXX [der mittlere Sohn] machen wir uns ja überhaupt keine Gedanken - dem steht die Welt offen, aber bei dem Ältesten…!“ Und das in seiner Gegenwart! Ich hätte sie köpfen können! Der Älteste wurde dann übrigens aus der Familie rausgenommen, da er ob des Leistungsdrucks gewalttätig wurde.

Hallo? Dein Sohn ist gerade fünf Jahre alt und wird sofort in einen geschwisterlichen Konkurrenzkampf bezüglich „Leistung“ gepackt?!

Ich kann Dir nur raten, Deinen Sohn in seinen Stärken (und die hat er sicherlich!) zu unterstützen - und den Vergleich zur Schwester einfach wegzulassen!

Seine Angst vor der Schule solltest Du ihm in Unterstützung mit Profis nehmen - wer weiß schon, ob er nicht dann auch „super klasse“ und mit Begeisterung lernt!

Viele Grüße

Kathleen

Wir sagen ihm dann, daß es normal ist, in

der Schule Fehler zu machen (die Kinder lernen ja dort) und
auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Hallo Tine,
mir würde das aber auch nicht gefallen, wenn meine Eltern mir sagen, dass sie von mir nicht die große Leistungen meiner großen Schwester erwarten.
Das würde mich ja ganz ausbremsen.

Kann das sein, dass Leistung und Schule ein großes Thema bei Euch ist?
Machs doch mal anders und stell das in den Vordergrund, was die Kinder sonst noch gut machen (z. B. Hilfsbereitschaft, Freundschaften, Hobbys, Sport usw.)
Meine Mutter hat mir Lust auf die Schule gemacht, in dem sie mir (nicht meiner großen Schwester) viele spannenden Geschichten vorgelesen hat.
Und wenn es ganz besonders spannend war, hat sie aufgehört und es ging erst am nächsten Tag weiter. Ich wollte dann unbedingt lesen lernen.
Nun, das ist bei jedem anders und vielleicht hat dein Sohn die Stärken woanders, wo er in der Schule etwas lernen kann, was ihm Spaß macht.
Z.B. Rechnen lernen, damit man besser bauen kann, andere Maltechniken, zusätzlicher Sportunterricht, viel über Tiere oder Natur, vielleicht ist er ein Tüftler usw.

Hat er nicht Freunde im Kindergarten, die in die gleiche Klasse kommen? Ich habe immer lieber mit meiner Freundin gelernt, dann war ich mit ihr zusammen, wir haben uns prima ergänzt.
Meine größere Schwester war mir immer ein Greuel, weil ich immer den Eindruck hatte, sie würde mehr geliebt und ich könnte es nie sogut wie sie. Aber ich bin dann gerne zur Schule gegangen, weil ich dann die tollen Bücher lesen konnte, die ich bekommen habe. Und ich bin später weiter gekommen als meine tolle große Schwester, nur auf einem ganz anderen Gebiet.
Fröschle

Hi,

ich schließe mich derer an die vermuten, dass das Thema bei eich etwas zu hoch aufgehängt ist und da es bis zur Einschulung ja noch weit ist, würde ich es auch etwas zurückfahren und mal ein paar Tage/Wochen aussetzten.

Vielleicht aber noch en Tipp wie ihr ihm die Angst nehmen könnt. Du schreibst zwar ihr macht keine Übungen aber warum nicht welche mache bei denen er lernt / sieht das er es ja doch schon kann. Rätselhefte (gibt es auch für kleine Kinder mit Labyrinthen und so) , kleine Rechenaufgaben bis 10, seinen Namen oder Oma Opa schreiben, Einkaufen mit selbst bezahlen, etc, etc.?

Unser waren an manchen Tagen verrückt danach Schule zu spielen, nicht unbedingt um zu zeigen was sie schon können oder nicht oder etwas zu lernen, es macht sie einfach ein Stück „größer“ und stärkt das Selbstvertrauen.

Viele Grüße
Me

Hallo!!

Unser Sohn ist jetzt im letzten Kindergartenjahr und seit
gestern kommt die Kooperationslehrerin, welche die von meiner
Tochter so geliebte Klassenlehrerin ist, für 4 Vormittage im
Abstand von einer Woche in den Kindergarten, um die kommenden
Erstklässler kennen zu lernen.

hm, kann es vielleicht auch sein, das dein sohn denkt, das diese Lehrerin IHN eh nicht so mögen kann, wie seine Schwester? Weil Du das so betonst, das deine Tochter diese Lehrerin sooo mag .

Unser Sohn hat schon mehrfach gesagt, er habe „Muffe“ vor der
Schule und Angst vor strengen Lehrern und „wenn ich da einen
Fehler mache???“. Wir sagen ihm dann, daß es normal ist, in
der Schule Fehler zu machen (die Kinder lernen ja dort) und
auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Hm, aber wenn man von vornherein klarmacht, das er eh nicht so gut werden kann wie seine schwester , ist das ziemlich desillusionierend. musste ich auch immer hören, und da gibt man von vornherein auf. Besser wäre es, wenn man die unterschiedlichkeit betont, indem man das darstellt, was er gut kann und auch für die schule gut gebrauchen kann. zb „wir finden das sehr gut, wie toll du fussball spielst, da wolen bestimmt alle mit dir spielen, und auch im sportunterricht wirst du bestimmt gut!!“ statt " so wie deine schwester kannst du gar nicht werden". ihr habt das sicher nicht so gemeint, aber so kommt es leider an.

Nebenbei: Wir machen bisher auch keine „Vorschulübungen“ o.ä.,
weil er bislang kein Interesse zeigt und ich das auch nicht
für notwendig erachte.

es gibt vom klettverlag diverse nette vorschulübungen, wo auf lustige art konzentration geschult wird , schwungübungen uä dabei sind. es wäre sicher gut, wenn er sowas macht, denn dann würde er merken, was er schon kann.

Ich dachte, wenn er die Lehrerin mal selbst kennenlernt und
quasi offiziell Vorschüler wird und erste Erfahrungen macht
wird seine „Muffe“ weniger aber leider scheint das nicht der
Fall zu sein. Er scheint mir deutlich angespannt und
verkrampft wenn es um das Thema Schule geht. Dabei finde ich
es so wichtig, daß er mit einer positiven Einstellung dorthin
geht. Und seine Schwester schwärmt ja auch jeden Tag von der
tollen Schule…

das sit das problem. vielleicht mag er diese lehrerin auch gar nicht , und trtaut sich das nicht zu sagen (vor allem wenn die große schwester die so toll findet). er ist verkrampft, weil auch ihr verkrampft. fragt doch mal im kindergarten nach, wie da seine beteiligung an den vorschulübungen ist, und wie er da mitkommt. vielleicht kann die erzieherin ihn da bestärken?

Was haltet Ihr für einen guten Umgang mit diesem Problem? Wie
nehme ich ihm den Druck, an die Super-Leistungen seiner großen
Schwester rankommen zu müssen, bzw. was kann ich tun, damit er
sich diesen Druck nicht macht?

ich kenne euch nicht, und weiß ja nciht, wie oft ihr da im alltag wie drüber spricht. aber wenn ihr ständig betont, wie gut die schwester ist, udn das er da eh nicht rankommt, wird das schwierig. betont seine stärken, was er besser kann als seine schwester, und wo ihr glaubt, das er gut werden wird in der schule. und was schule so toll macht. lesen lernen, oder werken, oder technikunterricht, ihr kennt ihn da besser, was ihm gefällt.

und : achtet mal darauf, wie seine schwester mit ihm darüber spricht. ärgert sie ihn eventuell? macht sie ihm angst, oder druck?

liebe grüße

brenna

Hallo Plemtau!

und auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Wenn ich das lese, weiß ich das ihr viel zu viel Wert auf die
Leistungen der Schwester gelegt habt und dieses auch
entsprechend
kommuniziert habt.

Wie meinst Du das? Woraus siehst Du, daß wir viel zu viel Wert auf die Leistungen seiner Schwester gelegt haben?
Mit ist es wichtig, (meine) Kinder eben nicht nach ihrer (Schul-)Leistung zu beurteilen. Gleichzeitig freue ich mich natürlich wenn es in der Schule gut klappt und wünsche das auch meinem Sohn.
Aber oft sieht man ja den Balken im eigenen Auge eben nicht oder will die eigenen Fehler nicht sehen. Deshalb bitte ich um Erklärung.

Grüße! Tine

oh je, ich bin da ein gebranntes Kind - in mehrfacher
Hinsicht! Und ich muss im Rückblick immer wieder sagen, dass
ich meinen Eltern und den Lehrern dafür ihre Verantwortung
nicht nehmen kann.

Ja, das ist eben mein Punkt, daß ich sehe, daß Eltern eben so oder so damit umgehen können. Und deshalb mache ich mir Gedanken.

Unsere Tochter ist sehr gut in der Schule

Schön, aber damit ist sie kein „Überflieger“. Ein Kind, dem
eingeredet wird, wie toll es ist, wird irgendwann mit der
harten Realität konfrontiert, dass es immer Menschen geben
wird, die besser sind.

Ich bin diesbezüglich total sensibel: Ich war bis zur 7.
Klasse die Beste, blieb aber in der 9. mit sieben Fünfen und
einer Sechs sitzen. Warum? Ich war es nicht gewohnt, mal eine
Drei zu schreiben und habe mich verweigert. Resultat: Mein
Selbstbewusstsein ging in den Keller und ich musste hart (an
mir) arbeiten, um ein gutes Abi zu machen. Übrigens habe ich
immer zu hören bekommen, wie fleißig/lieb/toll meine ältere
Schwester sei - nicht sehr förderlich!

Darum geht es mir hier nicht. Es geht mir um meinen Sohn.

Dein Sohn: Oh je, meinem ältesten Neffen wurden auch immer
solche Sätze entgegen gebracht:

und
auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Da kamen Sprüche von seinen Eltern…„Um den XXXX [der
mittlere Sohn] machen wir uns ja überhaupt keine Gedanken -
dem steht die Welt offen, aber bei dem Ältesten…!“ Und
das in seiner Gegenwart! Ich hätte sie köpfen können! Der
Älteste wurde dann übrigens aus der Familie rausgenommen, da
er ob des Leistungsdrucks gewalttätig wurde.

Ja, da hast Du sicher recht. Ich werde hier mehr darauf achten, was in seiner Gegenwart diesbezüglich gesprochen wird.

Hallo? Dein Sohn ist gerade fünf Jahre alt und wird sofort in
einen geschwisterlichen Konkurrenzkampf bezüglich „Leistung“
gepackt?!

Ja, genau das mit dem Konkurrenzkampf will ich ja eben nicht. Aber sind Geschwister nicht häufig „Konkurrenten“ (ich bin Einzelkind und weiss darüber nichts aus eigener Erfahrung)?
Mir geht es darum, ihm zu vermitteln, daß er es anders machen darf als seine Schwester und das in Ordnung ist. Und das scheint nicht zu gelingen. Oder kann es nicht gelingen? Oder kommt es mir nur so vor?

Ich kann Dir nur raten, Deinen Sohn in seinen Stärken (und die
hat er sicherlich!) zu unterstützen - und den Vergleich zur
Schwester einfach wegzulassen!

Ja, genau.

Seine Angst vor der Schule solltest Du ihm in Unterstützung
mit Profis nehmen - wer weiß schon, ob er nicht dann auch
„super klasse“ und mit Begeisterung lernt!

Viele Grüße

Kathleen

Vielen Dank für Deine Ideen.

Tine

Hallo Tine,

auch ich denke: Euer Problem ist hausgemacht - auch wenn ihr genau das Gegenteil beabsichtigt hattet. Nun ist Schadensbegrenzung angesagt.

Meine Idee wäre, als erstes damit aufzuhören, die Ängste eures Sohnes als unnötig und überflüssig zu erklären. Stattdessen solltet ihr ihn mit seiner Angst ernst nehmen. Es ist SEINE Angst und sie ist für ihn sehr real und bedrohlich. Dadurch, dass ihr sie wegzuschieben versucht, macht ihr sie aber nicht kleiner.

Sprecht mit ihm darüber, was ihm Angst macht. Und zwar so, dass er auch wirklich spürt, dass euch das interessiert. Heißt: Hört ihm aufmerksam zu und fragt solange nach, bis ihr das Gefühl habt, er hat sich alles von der Seele geredet.

Und dann: Macht KEINE Lösungsvorschläge, gebt KEINE Ratschläge, versucht NICHT, ihn zu beruhigen. Denn das signalisiert wieder nur, dass ihr in Wahrheit seine Angst nicht ernst nehmt. Das dürfte die schwierigste Aufgabe für euch sein :smile:.

Lösungen enstehen auch bei Kindern immer nur aus der Person selbst. Heißt: Fragt ihn, was ihm helfen würde, nicht mehr so viel Angst zu haben. Fragt ihn, was er sich wünscht, wenn er an die Schule denkt. Und wenn er äußert, dass er da am liebsten gar nicht hinmöchte, dann hört mit dem Herzen zu und nicht mit dem Verstand.

Dass er nicht um die Schule rumkommt, weiß er selber, das müsst ihr ihm nicht sagen. Versucht, an seine Gefühle und Bedürfnisse ranzukommen. Er wird solange Angst haben, bis ihr diese erkannt habt. Erst dann wird er bereit und in der Lage sein, sich auch damit zu befassen, was passieren soll, damit es besser wird.

Wenn ihr das schafft, wird es euch auch gelingen, seine Angst zu bearbeiten. Vor allem aber werdet ihr WISSEN und nicht nicht nur - wie bis jetzt - GLAUBEN zu wissen, was ihm eigentlich Kummer macht. Möglicherweise müsst ihr nämlich von einer ganz anderen Seite ran, als ihr jetzt denkt.

Schöne Grüße,
Jule

Gude!

Wir sagen ihm dann, (…)
auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Wie
nehme ich ihm den Druck, an die Super-Leistungen seiner großen
Schwester
rankommen zu müssen

Weißt, du sagst zwar die ganze Zeit, dass es euch nicht um Leistung geht, aber es ist das bestimmende Thema deines ganzen Postings.

Mach mal folgenden Test: Stell dir jetzt nicht einen rosa Elefanten vor!

Und dann sag deinem Sohn, er bräuchte nicht die Leistungen deiner Tochter erreichen.

Ich glaube, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, dass ein Kind einfach nur zur Schule geht, um was zu lernen und nicht, um Leistung zu zeigen. Und genau das spürt auch dein Sohn.

just my 2 cents, hab keine Kinder und kann ja eigentlich nicht mitreden

Gruß, noi

Hallo Jule,

ich glaube, Du hast vollkommen recht:

Möglicherweise müsst ihr nämlich von
einer ganz anderen Seite ran, als ihr jetzt denkt.

Wenn ich einige Postings, die mir so ein „Mein-Kind-muss-das-Beste-und-klügste-sein“-Mutterverhalten unterstellen finde ich mich da - auch nach tiefer Gewissenserforschung - nicht wieder. So sind wir nicht - ich denke, das kann ich wirklich sagen, äh schreiben.
Es kann durchaus sein - und es scheint mir jetzt gerade auch wahrscheinlich - daß ich bisher die falschen Schlüsse gezogen habe und Zusammenhänge hergestellt habe, wo keine sind.
Das eine (wie geht´s der Tochter in der Schule) hat vielleicht gar nichts mit den Bedenken meines Sohnes zu tun. Vielleicht.
Du hast recht - nur er kann wissen, was ihn schreckt. Ich werde ihn fragen und hören was kommt. Und dann nochmal nachdenken.

Ich danke Dir - solche Beiträge bringen wirklich weiter.

LG Tine

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Hallo

Unsere Tochter ist sehr gut in der Schule

Schön, aber damit ist sie kein „Überflieger“.

Darum geht es mir hier nicht. Es geht mir um meinen Sohn.

Trotzdem fand ich es auch auffällig, dass du deine Tochter als Überflieger - wenn auch in Anführungszeichen - bezeichnest, nur weil sie in den ersten beiden Klassen der Grundschulen sehr gute Leistungen zeigt. Viele Überflieger sind in der Grundschule eher unglücklich, weil sie sich da stark unterfordert und gelangweilt fühlen.

Auch wenn es jetzt nicht dein Thema und nur das anonyme Internet ist, würde ich dir raten, mit solchen Begriffen ein wenig vorsichtiger umzugehen. Es macht den Eindruck, als würdest du möglicherweise bei dir selber eine falsche Erwartungshaltung hinsichtlich deiner Tochter hegen, was dann ggf. zu Enttäuschungen in späteren Schuljahren führen kann. Und ob du das willst oder nicht, deine Tochter merkt, wenn du enttäuscht bist.

Viele Grüße

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Hallo Tine

Unser Sohn hat schon mehrfach gesagt, er habe „Muffe“ vor der Schule und Angst vor strengen Lehrern und „wenn ich da einen Fehler mache???“

Spontan würde ich nach deiner Schilderung denken, dass du (oder auch beide Eltern) Angst hast, dass er in der Schule nicht mit seinen Leistungen zufrieden sein könnte, und dass es praktisch deine Angst ist, die er da hat. Kann es sein?

Also, normalerweise vergleichen Geschwister sich eigentlich gar nicht so miteinander. Wenn er ‚nur‘ zweien oder Dreien hat, während seine Schwester im gleichen Schuljahr nur Einsen hatte, das würde er normalerweise einfach so hinnehmen. Vielleicht würde es ihm noch nicht mal auffallen.

Diese Vergleiche kommen wirklich immer von den Erwachsenen.

Viele Grüße

Hallo liebe Wissenden,

und

auch, daß wir nicht die Leistungen seiner großen Schwester von
ihm erwarten.

Warum nicht? Traut ihr es dem Sohn nicht zu? Könnte es sein, dass Eurer Sohn glaubt, er kann gar nicht seiner Schwester in irgendeinem Bereich den Rang ablaufen?

Ich lese in Deinem Posting nicht, dass Du Leistung überbewertest. Ich sehe eher, dass Du glaubst, dass Dein Sohn weniger Leistung bringt als Deine Tochter, was für Dich kein Problem zu sein scheint. Aber vielleicht ist es ein Problem für Deinen Sohn ?

Lutzie

Hallo

Ich nochmal

Unser Sohn hat schon mehrfach gesagt, er habe „Muffe“ vor der Schule und Angst vor strengen Lehrern und „wenn ich da einen Fehler mache???“

Spontan würde ich nach deiner Schilderung denken, dass du (oder auch beide Eltern) Angst hast, dass er in der Schule nicht mit seinen Leistungen zufrieden sein könnte …

Was allerdings auch sein könnte, dass ihm irgendjemand (vielleicht ein anderes Kindergartenkind oder ein älteres Kind) ihm sowas eingeredet hat, dass die Lehrer so extrem streng seien.

Ja, einfach mal zuhören und keine Lösungen anbieten, dass ist bestimmt das Beste.

Viele Grüße

Hallo Tine,

Erfahrungsbericht:
die Konstellation in unserer Familie war ähnlich wie bei euch.

Auch wir haben uns über den erfreulichen Schulstart unserer Tochter sehr gefreut und das war sicher oft Thema beim gemeinsamen Essen usw. Unser Sohn hatte sich damals ebenfalls nicht wirklich auf die Schule gefreut.
Er war weder so kommutitativ wie seine Schwester, noch hatte er Interesse, sich in irgend einer Form ihrergleich in die Klassengemeinschaft einzubringen.

Sie konnte immer gut reden, er nicht. Steilvorlage für die sprachlastige Grundschule.

Unser Sohn hatte die Möglichkeit, sich in der Grundschule durch AGs in diversen „Sportarten“ auszuprobieren, die ihn insbesondere von seiner Schwester abgegrenzt haben.
Und er fand „Schach“, wo er sehr erfolgreich war/ist, und die Schwester sehr aufschaut.

Nimm deinen Sohn, wie er ist. Bestärke ihn, in dem was er kann und möchte.

Liebe Grüße

Hallo,

vorne weg: habe keine Erfahrung - bin selber Einzelkind und habe auch nur eins.

Mein erster Gedanke war aber, warum muss der Junge denn unbedingt die gleiche Lehrerin bekommen. Ich denke ein wenig Abstand würde ihm ganz gut tun und den Druck rausnehmen mit der Schwester verglichen zu werden - auch wenn das niemand tut, so hat er anscheinend die Befürchtung nicht die gleiche Leistung zu bringen.

Viele Grüße

Hai!

Ich danke Dir - solche Beiträge bringen wirklich weiter.

Sie hat dir eine Tür geöffnet die du gerne angenommen hast. Die
vielen Postings bezüglich der mehr als deutlichen Leistungsvorderung
gegenüber deines Sohnes schließt du einfach aus, weil sie nicht
in dein Selbstbild passen.

Sollte die Angst aufgrund des herabwürdigenden Verhaltens deinerseits
sein (bist zwar etwas blöder ist aber nicht schlimm) wird er dir nichts
erzählen.

Der Plem

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