Hochchinesisch? Verstehen es alle?

In China gibt es ja circa 500 Dialekte.
Sprechen denn alle Chinesen trotzdem das Hochchinesisch oder verstehen Sie es zumindest?
Welches Chinesisch wird denn in China am meisten gesprochen, das Hochchinesisch oder ein anderes?
In welchem Chinesisch wird in den Schulen in China unterrichtet?
In welchem Chinesisch wird die Literatur der chinesischen Schriftsteller verfasst?
Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten.

Moin,

In welchem Chinesisch wird die Literatur der chinesischen
Schriftsteller verfasst?

das ist eigentlich wurscht, denn schriftlich können alle, die die chinesische Schrift lesen können miteinander kommunizieren.
So wie ein Finne, der eine ‚3‘ schreibt, auch für einen Spanier einen verständlichen Ausdruck geschrieben hat, auch wenn sie es gesprochen gegenseitig nicht verstehen würden.

Gandalf

Hi

Naja. Theoretisch.
Es ist richtig, dass das Chinesische eine nicht-phonetische Schrift hat und ein Schriftzeichen die gleiche Grundbedeutung hat unabhängig davon, wie man es in jenem Dialekt (Sprache) ausspricht.

ABER.
Leider gibt es auch in der Schriftsprache Lokaldialekte, diese drücken sich durch obskure Zeichen aus oder durch Zeichen die völlig anders als in der Hochsprache verwendet werden. Das fängt in den Lokalchroniken an und natürlich in den Biji (private Notizen), aber mit fortschreitender Moderne mehren sich diese Schriften, als man nicht mehr alles geschriebene bei Hofe einreichen musste.
Aber auch die an den Hof geschickten Throneingaben enthalten lokale Ausdrücke, welche den Übersetzer in den Wahnsinn treiben.

Und dann kommen da noch so Säcke wie die Kantonesen und erfinden einfach neue Schriftzeichen, die in keinem Wörterbuch zu finden sind und die auch nicht digital dargestellt werden können, grr.
(mittlerweile gibt es ein paar zusätzliche Ressourcen, ätzend ist es trotzdem)

Das gibt es im kleineren Maße natürlich auch in früheren Jahrhunderten, es gibt Lokalvariationen von oft genutzten Zeichen und wie, oben erwähnt, anders benutzte Zeichen die dann irgendwann einen anderen Radikal bekommen und somit im Wörterbuch unauffindbar werden.

Das einzige große Problem in der heutigen Zeit stellt das Kantonesische dar (äääätzend) aber mit der postmodernen Literatur in China ist das Schreiben im Lokaldialekt schon beliebter geworden. Aufgrund der allgemeinen Kompliziertheit dieser Literatur für den nicht-Lokalanwohner spielt sie für die internationale Sinologie allerdings kaum eine Rolle. Man bräuchte wohl eine handvoll Polyglotten um da einen Forschungsstand aufzubauen.

lg
Kate

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Hi

Die Dialekte sind nur politisch Dialekte, eigentlich hat China viele Sprachen die sich ohne Schrift nie verstehen würden.

Theoretisch sprechen alle Chinesischen auch Putonghua, die Hochsprache. Aber das ist nur eine Theorie. Schon im gut zugänglichen Luoyang traf ich viele Leute die einen Übersetzer zwischen Putonghua und Lokaldialekt brauchten. Umso entlegener desto eher wird nur Lokaldialekt gesprochen, davon sind die Bergtäler und „wilde“ Provinzen wie Yunnan natürlich besonders betroffen.

Das Hochchinesische ist eine Art des Mandarin, diese Dialektgruppe (welche viele Unterdialekte hat) ist mAn die größte in China und umspannt so ziemlich den gesamten Norden von Osten nach Westen. Umso weiter man nach Süden geht, desto mehr verschiedene Dialekte gibt es. Das liegt daran, dass der Süden Chinas erst später erobert wurde, lange waren die heutigen Südchinesen für die Urchinesen Wilde, Monster oder Tiere (oder alles gleichzeitig). Trotz der Sinisierungsbemühungen des Qing-Reiches sind einige Gegenden Südchinas bis heute dezidiert unchinesisch.

An den Schulen wird natürlich in Putonghua unterrichtet, mit Ausnahme von Hong Kong, wo viel Wert auf Kantonesisch und Englisch gelegt wird, mehr noch als auf Putonghua.

lg
Kate

Hi,

Naja. Theoretisch

diese Information hab ich zum einen von einer Freundin, die vor ca. 30 Jahren neben ihrem BWL-Studium Wirtschaftschinesisch studierte und in Summe ein Jahr in China lebte und zum anderen von meinen chinesischen Studenten, mit denen ich mich fast täglich herumschlagen muss.
Die kommen aus den unterschiedlichsten Ecken des Reichs der Mitte und irgendwie können die sich gut miteinander unterhalten, mit Schrift sowieso.

Gandalf

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Hi,

Beispiel Shanghai: In Shanghai wird Shanghai hua gesprochen, der Shanghai Dialekt. Der hat mit Mandarin (Hochchinesisch/Putonghua) etwa soviel zu tun wie dänisch mit portugiesisch. Shanghaier nutzen den gerne um „unter sich“ zu bleiben. Wenn z.B. jemand aus Peking mit am Tisch sitzt (wo nur Hochchinesisch mit lokaler Prägung gesprochen wird) versteht der nix. Aber… in Shanghai spricht wirklich jeder auch Hochchinesisch wenn er/sie will, ausser vielleicht Menschen über 80 die es nie gelernt haben. Die Zeichen sind jedoch gleich. D.h. jemand der NUR Shanghai-Dialekt spricht wird chin. Zeichen und deren Bedeutung lesen können. Auch gibt es eine hohe Binnenmigration in China, d.h. überall Menschen die aus anderen Gegenden kommen. So muss man sich einfach auf eine Sprache einigen um miteinander zu kommunizieren. Und das ist dann eben Hochchinesisch.

Wer mit Mandarin nach China fährt wird also nur in absoluten Ausnahmefällen damit nicht weiter kommen, denn es wird immer einen geben der es versteht.

https://www.youtube.com/watch?v=ufyGrWo9muU

Gruss
K

Hi

Wie schön.
Ich bin ausgebildete Sinologin, war auch schon in China, arbeite an einem renommierten sinologischen Institut der zweitbesten Universität Deutschlands und meine Chefin ist Chinesin, ihr Fokusforschungspunkt liegt auf den südwestlichen Ethnien und deren Sinisierung. Mit chinesischen Studenten und Arbeitskollegen muss ich mich auch herumschlagen.
Chinesische Freunde und Bekannte werde ich jetzt nicht aufzählen.

Und nun?

Sollen wir das Lineal rausholen?

Du hast in diesem Post kein einziges Argument hervorgebracht, dass sich Chinesen mittels Schrift und Putonghua verständigen können habe ich nirgendwo bestritten. Vielleicht solltest du den Beitrag komplett Lesen bevor du in den Defensivmodus gehst? Ich hab dir schließlich nichts getan sondern nur Details hinzugefügt.

lg
Kate

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Moin,

Ich bin ausgebildete Sinologin,…

holla, wer ist hier angenagt?!
Ich hab nur meine Quellen genannt und wollte Deine Kompetenz in keiner Weise anzweifeln.
Was ist daran Defensivmodus?!

Kann es sein, daß Du etwas dünnhäutig bist?!

Gandalf

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