Wie entstehen Betonungsregeln?

Hallo Forum,

ich habe den Betreff bewusst allgemein formuliert, werde aber anhand eines Beispiels aus dem Litauischen erläutern, was mich verwundert. Zunächst das Phänomen:

Präfigierte Verben (ausgenommen ist das Präfix per-) betonen im Präteritum genau dann die Vorsilbe (genauer: die letzte Vorsilbe), wenn folgende vier Bedingungen erfüllt sind:

  1. Die Präteritum-Stammform (3.P.Sg., Pl. oder Dual - sind alle identisch) ist ohne Präfixe zweisilbig, d.h. der Stamm ist einsilbig.

  2. Die Präteritum-Stammform ohne Präfixe betont die erste Silbe kurz oder schleiftönig.

  3. Die Präteritum-Stammform endet auf -ė (es gibt sonst nur die Endung -o).

  4. Die Präsens-Stammform endet auf -a (es gibt noch -o oder -i).

Was mich hieran wundert, ist Regel 4. Wie kann die Präsensform einen Einfluss auf die Betonung des Präteritums ausüben? Und das ohne Ausnahme - es handelt sich also nicht nur um eine Faustregel, bei der irgendwer irgendwann einmal eine Auffälligkeit derjenigen Verben, die den Akzent aufs Präfix ziehen, festgestellt hat, sondern tatsächlich um die Ursache oder zumindest einen Begleitumstand der Akzentrückziehung.

Wen’s interessiert, dem kann ich auch gern erklären, weshalb mich die ersten drei Reglen nicht verwundern. Will ich nur an dieser Stelle nicht tun.

Im Präsens gibt es übrigens auch Akzentrückziehung, und zwar nur bei Verben auf -a oder auf -i; aber die Menge der Verben mit Akzentrückziehung im Präsens ist weder eine Teilmenge derer mit Akzentrückziehung im Präteritum noch umgekehrt.

Wer hat eine Erklärung für solche Regeln?

Liebe Grüße
Immo