Hi!
1871 wurde bei der Gründung des deutschen Reiches der Titel
eines Kaiser von Deutschland (wieder-)eingeführt.
Einen „Kaiser von Deutschland“ hat es nie gegeben.
Fängt man bei Karl dem Großen an, so lautete sein offizieller Titel nach der Kaiserkrönung in Rom:
„serenissimus Augustus a deo coronatus magnus, pacificus, imperator romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum“
auf deutsch:
„allergnädigster, erhabener, von Gott gekrönter, großer, Friede bringender Kaiser, der das römische Reich regiert, durch Gottes Barmherzigkeit auch König der Franken und Langobarden“
Otto der Große nannte sich nach seiner Kaiserkröung 962 „Imperator augustus“ in Anlehnung an die römischen Kaiser. Der Bezug auf das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ entstand erst im 12.Jahrhundert.
Seit Maximilian I. (Kaiser 1493) lautete der Titel:
„Von Gottes Gnaden erwählter römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König in Germanien“
1806 legte Franz II. seinen Titel als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder. Er bleibt aber - seit 1804 - Kaiser von Österreich.
Am 18.Januar 1871 wurde in Versailles das neue Kaiserreich ausgerufen. Unmittelbar vor der Proklamation kam es zu einem heftigen Streit zwischen Bismarck und dem preußischen König Wilhelm über den Titel. Wilhelm wollte „Kaiser von Deutschland“ werden. Dies hätte aber staatsrechtliche Konsequenzen gehabt. Ein „Kaiser von Deutschland“ wäre den anderen deutschen Fürsten - insbesondere den Königen von Bayern, Sachsen und Württemberg - weisungsbefugt gewesen, außerdem wäre mit diesem Titel ein Anspruch auf deutschsprachige Gebiete gekoppelt gewesen und ein weiterer Konflikt mit Österreich unausweichlich.
Bismarck setzte sich durch und proklamierte Wilhelm zum „deutschen Kaiser und König von Preußen“. Dieser Titel blieb so bis zur Abdankung Wilhelm II. am 9.11.1918 erhalten.
Also kein „Kaiser von Deutschland“
Grüße
Heinrich