Kaiser und König

Hallo Wissende,

im Zuge der heutigen Wer-wird-Millionär-Frage (Zita) kan bei uns die Frage auf : Warum haben eigentlich einige Länder Könige und andere Länder Kaiser ?

Drei Erklärungen habe ich schon :

  • Kaiser ist ein übergeordneter Begriff. Die letzten deutschen Kaiser waren ja auch gleichzeitig König von Preussen.
  • Übersetzungsfeinheiten : In Japan gibts ja weder König noch Kaiser da gibts den Tenno. Und um das adäquat mit etwas „schrecklich hohem“ zu übersetzen, hat man ihn zum „Kaiser“ gemacht.
  • vielleicht auch jahrhundertelange Traditionen in der entsprechenden Monarchie.

Aber mich befriedigt das noch nicht. Gibts noch mehr Unterschiede ?

Gruss Hans-Jürgen
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Hallo,

  • Übersetzungsfeinheiten : In Japan gibts ja weder König noch
    Kaiser da gibts den Tenno. Und um das adäquat mit etwas
    „schrecklich hohem“ zu übersetzen, hat man ihn zum „Kaiser“
    gemacht.

Bei außereuropäischen Monarchien ist das die richtige Erklärung.

In Europa stammt der Begriff des „Kaisers“ aus der Tradition des römischen Reichs: „Caesar“ -> „Kaesar“ -> „Kaiser“

Der Titel wurde von Karl dem Großen als, nach eigenem Verständnis, legitimen Erben des römischen Reiches übernommen und war dann auch das ganze Mittelalter hindurch die Bezeichnung für das weltliche Oberhaupt der (lateinischen) Christenheit.

Die damit verbundene Macht war natürlich immer mehr im Schwinden begriffen, so daß die Funktion zuletzt ganz auf die Rolle des deutschen Königs reduziert war.

Napoleon hatte den Titel Kaiser angenommen, weil er sich sowohl in der Machtfülle als auch in der Tradition Karls des Großen gesehen hatte. In dem Sinne gab es das 19. Jahrhundert und weite Teile des 20. Jahrhunderts hindurch einen unsäglich Historikerstreit über die „wahre Nationalität“ Karls des Großen (Deutscher oder Franzose?). Analog hatte der deutsche Kaiser sein Amt niederlegt, ohne allerdings auf den Titel (jetzt als Kaiser von Österreich) zu verzichten, so daß es da schon drei Kaiser gab.

Der dritte im Bunde war der russische Zar. Die Russen hatten den Titel „Cae-sar“ -> „Zar“ übernommen, als das oströmische Reich 1453 untergegangen war.

1871 wurde bei der Gründung des deutschen Reiches der Titel eines Kaiser von Deutschland (wieder-)eingeführt. Hierbei hat natürlich auch eine Rolle gespielt, daß es inzwischen eine ganze Reihe Könige in Deutschland gab, der Monarch des Reiches aber einen „höheren“ Titel brauchte.

1918 hatte es dann mit der Inflation europäischer Caesaren schlagartig ein Ende.

viele Grüße,

Ralf

super, danke, dafür ein Sternchen !
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Hi!

1871 wurde bei der Gründung des deutschen Reiches der Titel
eines Kaiser von Deutschland (wieder-)eingeführt.

Einen „Kaiser von Deutschland“ hat es nie gegeben.

Fängt man bei Karl dem Großen an, so lautete sein offizieller Titel nach der Kaiserkrönung in Rom:

„serenissimus Augustus a deo coronatus magnus, pacificus, imperator romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum“

auf deutsch:
„allergnädigster, erhabener, von Gott gekrönter, großer, Friede bringender Kaiser, der das römische Reich regiert, durch Gottes Barmherzigkeit auch König der Franken und Langobarden“

Otto der Große nannte sich nach seiner Kaiserkröung 962 „Imperator augustus“ in Anlehnung an die römischen Kaiser. Der Bezug auf das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ entstand erst im 12.Jahrhundert.

Seit Maximilian I. (Kaiser 1493) lautete der Titel:
„Von Gottes Gnaden erwählter römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König in Germanien“

1806 legte Franz II. seinen Titel als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder. Er bleibt aber - seit 1804 - Kaiser von Österreich.

Am 18.Januar 1871 wurde in Versailles das neue Kaiserreich ausgerufen. Unmittelbar vor der Proklamation kam es zu einem heftigen Streit zwischen Bismarck und dem preußischen König Wilhelm über den Titel. Wilhelm wollte „Kaiser von Deutschland“ werden. Dies hätte aber staatsrechtliche Konsequenzen gehabt. Ein „Kaiser von Deutschland“ wäre den anderen deutschen Fürsten - insbesondere den Königen von Bayern, Sachsen und Württemberg - weisungsbefugt gewesen, außerdem wäre mit diesem Titel ein Anspruch auf deutschsprachige Gebiete gekoppelt gewesen und ein weiterer Konflikt mit Österreich unausweichlich.

Bismarck setzte sich durch und proklamierte Wilhelm zum „deutschen Kaiser und König von Preußen“. Dieser Titel blieb so bis zur Abdankung Wilhelm II. am 9.11.1918 erhalten.

Also kein „Kaiser von Deutschland“

Grüße
Heinrich

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und das sagte Bismarck dazu
Hallo,

Bismarck setzte sich durch und proklamierte Wilhelm zum
„deutschen Kaiser und König von Preußen“. Dieser Titel blieb
so bis zur Abdankung Wilhelm II. am 9.11.1918 erhalten.

Zu dem Gezänk um „Kaiser von Deutschland“ oder „deutscher Kaiser“ meinte Bismarck: „Ich wüßte nichts, was mir mehr Wurst wäre“.
(Da jemand in seinem Stab den lateinischen Begriff für „Wurst“ kannte, hatte er den Satz dann auf Latein gesagt, in der Hoffnung, es würde ein geflügeltes Wort)

viele Grüße,

Ralf

Hallo !

Ein Kaiser ist der König der Könige. Ein Kaiser ist „Vorgesetzter“ anderer Könige. Dabei kann es aber auch sein, dass er Kaiser für ein Reich ist und mehrere Königstitel für mehrere Königreiche selbst besitzt.

Gruß Max