Supermärkte in D

Hi!

Passt vielleicht nicht ganz in das Brett „Geschichte“, aber:

Mich würde interessieren, seit wann Supermärkte in Deutschland existieren. Also nicht Kaufhäuser, in denen man von Kleidung über Geräte und Schreibwaren alles bekommt (Kaufhof, Karstadt, KaDeWe), sondern reine Lebensmittel-Supermärkte, wo man mit Korb oder Einkaufswagen an den Regalen vorbei geht und sich selbst bedient (also das Gegenstück zum „Tante-Emma-Laden“, wo man vor einer Bedientheke sagt, was man haben will, und der/die Verkäufer/in alles vor einem auf die Theke stellt).

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich,

das erste Lebensmittelgeschäft mit Selbstbedienung in Deutschland war meines Wissens der Laden am Berliner Tor der Hamburger Konsumgenossenschaft „Produktion“, als Selbstbedienungsgeschäft eröffnet am 30.08.1949.

Die erste große Welle der Umstellung auf Selbstbedienung war in Westdeutschland etwa 1950-1955. Alles Folgende ebenfalls für Westdeutschland:

Lange Zeit war eine Mischung von Bedienung am Ladentisch, Lieferung ins Haus und Selbstbedienung im Lebensmitteleinzelhandel die Regel.

Die endgültige Umstellung, weg vom Einzelunternehmen, fand in der Mitte der 1970er Jahre statt, als einerseits neben Konsum/coop, Edeka, Tengelmann, Kaiser’s und dergleichen die Discounter Aldi, Lidl (…) in größerem Umfang auf den Plan traten und gleichzeitig für die damals noch in ziemlichem Umfang vorhandenen Einzelunternehmen die Personalkosten untragbar wurden.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

und nun die Gegenseite, die ehemalige DDR.
Etste SB-Geschäfte gab es da etwa Ende der 50iger Jahre.
Bei uns im Kreis wurde mit viel Lärm drumherum die erste SB-Verskaufstelle 1960 eröffnet. Allerdings war die von der Größe her alles andere als ein Supermarkt.
Einrichtungen dieser Größenordnung entstanden dann ab Anfang/Mitte der 60iger Jahre (hießen im Osten übrigens Kaufhalle und nicht Supermarkt).
Man muß aber auch besenken, daß es bereits vorher durchaus recht große Verkaufstellen und Kaufhäuser mit großen Lebensmittelabteilungen gab - nur basierten die dann halt nicht auf Selbstbedienung.

Gernot Geyer

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der erste Supermarkt in D
Hallo Heinrich,

ohne die anderen Antworten in Abrede stellen zu wollen…
Der erste Supermarkt nach modernem (heutigen) Verständnis wurde vom USAmerikanischen Konzern „Woolworth“ Anfang der 60-er Jahre in Berlin Tempelhof eröffnet (ich meine den gibt es sogar noch).
Woolworth machte auch jahrelang damit Reklame.
Ich kann mich noch gut erinnern (ich lebte damals in dieser Gegend) und es war eine Sensation - die Leute gingen auch mal nur zum gucken hin (wir, d.h. unsere Familie auch).

Gruss
Ray

Servus Ray,

obwohl wir uns damit ziemlich weit vom Thema „Geschichte“ entfernen:

„Gefühlsmäßig“ hätte ich die gleiche Zeit (+ Provinzzuschlag in den 1960ern mindestens fünf Jahre) angesetzt.

Dass ich mich dann auf das klarer fassbare Kriterium „Selbstbedienung“ beschränkt habe, hängt mit dem Begriff des Supermarktes zusammen: Ist er allein durch seine Fläche definiert (vielleicht > 120…150…200m², die frühen Exemplare waren ja nicht so riesig), oder durch den Quotienten Personal/Fläche, der einen bestimmten Wert unterschreitet, oder eventuell architektonisch dadurch, dass er nicht für das Selbstbedienungskonzept umgebaut, sondern von vornherein dafür gebaut und eingerichtet ist?

Intuitiv kann man wohl auf Anhieb sagen, ob ein Laden ein „Supermarkt“ ist oder nicht. In einem fremden Land sinds etwa die, bei denen ich von vornherein ohne Sprach- und Kulturhemmung reingehe und klarkomme. (@ Gernot: Ging mir übrigens auch in der DDR so; Kaufhalle schien mir viel einfacher zu handhaben als die kleineren HO-Läden, bei denen ich das Gefühl hatte, man müsste irgendwelche Spezialkenntnisse haben, um sie erfolgreich nutzen zu können. Möglicherweise lags einfach an der Beschickung, die eher dem entsprach, was ich aus der BRD gewohnt war).

Aber welches Kriterium unterscheidet den Supermarkt jetzt objektiv von irgendeinem anderen Lebensmittelladen?

Schöne Grüße

MM

hier hilft ein Blick in den Duden
Hi Martin,

„…Su/per/markt (grosses Warenhaus mit Selbstbedienung u. umfangreichem Sortiment)…“

Gruss
Ray

Hi Ray,

diese Definition würde dazu führen, dass fast jeder Supermarkt in der Zeit 1960 bis etwa Ende der 1990er Jahre eine Art Lebenszyklus durchgemacht hat, in dem er durch relativ größere Mitbewerber mit relativ umfangreicherem Sortiment vom Supermarkt zum „normalen“ Laden deklassiert wurde, weil sie keine quantitativen Angaben für groß und umfangreich enthält.

Umgekehrt wirds ganz interessant: Diese Definition, ex post auf die gesamte Entwicklung der Branche angewendet, würde dazu führen, dass bereits ein Colonial-Waaren-Geschäft 1875 im Vergleich zu dem benachbarten Gemüsehändler ein Supermarkt war: Weil er eine bedeutend größere Fläche und ein bedeutend umfangreicheres Sortiment als dieser hatte.

Hab jetzt mal für Spaß den Brockhaus consultirt, der mit einer Quelle aus 1993 letztlich sagt, dass der Begriff nicht definiert ist: Verkaufsfläche mindestens 400m² - was die meisten z.B. griechischen und türkischen Supermärkte durch das Sieb rutschen lässt, und sicherlich auch viele der von uns herausgesuchten historischen Supermärkte aus der Zeit 1950-1970 - und seltsamerweise höchstens 1.000m² (D), 800m² (international) und 1.500m² (Europa). Was darüber kommt, schreibt der Brockhaus nicht.

Schöne Grüße

MM

Hallo !

In Deutschland

Das waren die PX-Läden der amerikanischen Truppen. Von hier ging die Entwicklung dann in die übrige BRD.

mfgConrad

[MOD] ist schon Brett-Thema
Hallo Diskutanten,

hier geht’s ja nicht ausschließlich um politische Geschichte. Supermärkte können z.B. unter alltagsgeschichtlichen (Veränderung des Kaufverhaltens etc.), stadtgeschichtlichen und wirtschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten interessant sein - und sind deshalb natürlich Thema, wenn es nicht um Aldi im Jahre 2005 geht:smile:…sondern eben um die Entstehungsgeschichte und ggf. Folgen.

grüßlis,

barbara [MOD]