Thesen zum Faschismus

Guten Abend
Also unserer Lehrer hat uns vier Thesen zum Faschismus (Nationalsozialismus) aufgelegt. Leider kamen wir nicht mehr dazu, die genauen Belege zu den einzelnen Thesen aufzuführen.
Darum hab ich es einmal für mich versucht, jedoch mit mässigem Erfolg. Ich wäre sehr dankbar um jede Ergänzung und Richtigstellung.

These 1: Produkt des 1. Weltkrieges
Die „Verlierer“ Staaten konnten sich nicht mit dem Ausgang des Weltkrieges abfinden, nicht Anerkennen der Niederlage – Revisionismus. Zudem hat sicherlich der Versailler Vertrag auch seinen Beitrag geleistet, welche die NSDAP geschickt als Propaganda einzusetzen wusste.

These 2: Männer Ideologien
Das weiss ich nicht…Also ich denk die Frau hatte einfach ihre klare Rolle als Hausfrau und „Kinderproduzierungsmaschine“, andersrum kam der Frau eine grosse Bedeutung während des Krieges zu.
Ich konnte keine führende Stelle ausfindig machen, die von einer Frau belegt war, jedoch denke ich war dies zu jener Zeit auch bei den anderen Regierungssystemen der Fall.

These 3: Weiterführung des 19. Jh-Ismen
Hab ich Probleme obwohl natürlich Grundzüge aus folgenden Ideologien ersichtlich sind: Imperialismus, Sozialdarwinismus, Nationalismus, Militarismus
These 1: Revision des Resultates des 1. Weltkrieges
Dies sehe ich eigentlich eng mit der ersten These. Hier ist sicherlich auch die Dolchstosslegende zu nennen.

These 4: Hat entscheidend den 2. Weltkrieg zu verantworten
Soviel ich weiss, war es Deutschland der den Krieg verursacht haben. Zudem haben sie unzählige male gegen die internationalen Gesetze und Rechte verstossen wie: Angriff auf die Tschechoslowakei, nicht einhalten der Armeebeschränkung.

These 5: Anti-Modern
Also mit der französischen Revolution wurde die Moderne eingeläutet mit neuen Werten wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Demokratie, Gewaltenteilung, Menschenrechte, Verfassung, Liberalismus. Dies alles scheint der Faschismus zu bekämpfen.

Vielen Dank
Gruss Silvio

These I: Im Falle Deutschlands (Nationalsozialismus) und Österreichs (Austro-Faschismus) ist die Ablehnung des Versailler Vertrages und die durch die harschen Bedingungen verursachten (sozialen) Probleme und der gefühlte Verlust der Ehre und des Nationalstolzes und schlußzufolgernde Rachegelüste (Revisionismus) sicherlich richtig, doch wird diese These zum Teil dadurch entkräftet, daß dieser Faschismus auch in osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, Ungarn etc. (also Länder, die am Großen Krieg nicht teilgenommen hatten (vielleicht auch, weil sie noch nicht existierten)) weite Akzeptanz und Verbreitung fand (noch eher als in Deutschland) und schlußendlich aus Italien kam, das zu den Siegermächten des Ersten Weltkrieges gehörte. Die Revisionismus-These läßt sich folglich nur auf Deutschland anwenden.

These II: Frauenemanzipation ist in Europa ein Ding der Nachkriegszeit. Vor und während des Krieges, und insbesondere im Nationalsozialismus, kam der Frau die Rolle einer Hilfskraft des Mannes zu, außerdem war sie die Herrin des Heimes und über die Kinder (also die traditionelle Rolle). Zudem wurde sie allerdings durch die NS-Ideologie zu einer Art Heldin deklariert, die die Vermehrung der eigenen Rasse garantieren sollte und würde. Die massive Beschäftigung von Frauen in der Industrie war niemals vorgesehen und eine vollständige Abkehr von der NS-Frauenideologie, nur hatte man wegen des Arbeitskraftmangels keine andere Wahl.

These III: Imperialismus war Sache des italienischen Faschismus (Mussolini wollte ein Wiederauferstehen des Römischen Reiches) und des japanischen Faschismus (wenn man Japan denn als faschistische Nation beschriebe, was man normalerweise nicht tut, da es doch sehr signifikante Unterschiede, aber auch einige Übereinstimmungen gab) (Pan-Asien), doch nicht so sehr des Nationalsozialismus. Die NS-Ideologie will sich nicht in erster Linie Wohlstand dadurch verschaffen, andere Völker zu unterwerfen, sich weltweit Märkte zu erschließen, etc, was gemeinhin Markenzeichen des traditionellen Imperialismus sind, sondern will dem eigenen Volk Raum zum Leben geben (Lebensraum-Ideologie: Lebensraum Ost (Rußland/Osteuropa)), wobei eine weltweite globalstrategische Führung oder Dominanz bzw. das Streben danach nicht vonnöten sind (anders als im Imperialismus). Sozialdarwinismus ist der natürliche Grundpfeiler des Nationalsozialismus, aber nicht so sehr des herkömmlichen Faschismus, der der religiös anmutenden Philosophie des NS entbehrt.
Nationalismus ist auch nicht treffend, da es nicht mehr darum ging, daß z.B. Deutschland über allen anderen Nationen steht und jeder Mensch, der nicht Deutsch ist, verachtenswert und auszustoßen ist, sondern im NS ging es eher um Rassenideologie, wobei die Nationalität keine Rolle spielte. So sieht der NS die Einwohner Skandinaviens als Ur-Arier und Musterbild der nordischen Rasse an und deswegen noch höherwertiger als der Durchschnittsdeutsche, da eine ähnliche „Rassenvermischung“ wie in Deutschland nicht stattfand (Deutsche haben viele ethnische Einflüsse aus Frankreich, Italien und Osteuropa).
Militarismus war kein Bestandteil des eigentlichen Faschismus/Nationalsozialismus, kam aber mit der notwendigen Aufrüstung und der dazugehörigen Auslese einher.

These IV: Der Zweite Weltkrieg in Europa (in Asien fing der II. WK schon 1936 durch den japanischen Einmarsch in China an und endete etwas später als in Europa, wobei Italien auch schon seit 1936 Krieg führte (Abessinien und (später) Albanien) wurde im September 1939 durch den deutschen Angriff auf Polen ausgelöst. Frankreich und Großbritannien hatten die polnischen Grenzen garantiert und erklärten deswegen Deutschland den Krieg.
Und natürlich sind dem zahllose Verstöße gegen den Versailler Vertrag vorausgegangen, allerdings hatten die Alliierten schon früh verstanden, daß sich die NS-Regierung dieses Vertrages sowieso entledigen würde. Diese Erkenntnis war auch die Grundlage für Verhandlungen und Abkommen, wie der Deutsch-Britische Flottenvertrag, oder das Münchener Abkommen. Die Besetzung des Rheinlandes, Österreichs, der Tschechoslowakei und des Memelgebietes wurden allerdings von den Alliierten toleriert und teilweise sogar durch Verträge festgehalten, weswegen sie als legal angesehen werden können.

These V: Richtig, alle Werte der Aufklärung ersetzt der Faschismus mit den Werten des Volkes und der Nation. Individuelle Freiheiten und Rechte haben zurückzutreten, wenn man der Nation oder der „Volksgemeinschaft“ dienen kann.

Ich hoffe, ich habe einige Anregungen geben können.

Gruß
Lominus Vinda

Hallo!

These I: Im Falle Deutschlands (Nationalsozialismus) und
Österreichs (Austro-Faschismus) ist die Ablehnung des
Versailler Vertrages und die durch die harschen Bedingungen
verursachten (sozialen) Probleme und der gefühlte Verlust der
Ehre und des Nationalstolzes und schlußzufolgernde
Rachegelüste (Revisionismus) sicherlich richtig,

Was den Austrofaschismus betrifft, stimmt das nicht. Der austrofaschistische Ständestaat bestand von 1933 (Selbstausschaltung des Nationalrates) bis 1938 („Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich).
Zwischen dem im Ständestaat verbotenen Nationalsozialismus und dem Austrofaschismus gab es zwar Parallelen, aber auch große Unterschiede, z.B. den politischen Katholizismus. Der Austrofaschismus stand dem italienischen Faschismus unter Mussolini ideologisch näher als dem Nationalsozialismus. Ein direkter Bezug auf den Versailler Vertrag bestand im Austrofaschismus nicht.
Grüße, Peter