Schalldämmung / undichte Fenster

Halli,

wir wohnen im EG eines alten Mehrfamilien-Mietshauses. Das Haus ist ungef. BJ 1950!
Über uns wohnt eine junge Frau, die die Wohnung noch nicht renoviert hat (Bodenbelag: PVC, uralt und Hartkunststoff-Fliesen).
Frage: Kann es sein, dass die Wohnung nicht gegen Trittschall gedämmt ist?
Die Frau braucht nur ganz normal rumzulaufen (auch ohne Stöckelschuhe-von Möbelrumrückerei mal ganz zu schweigen.) und wir denken, sie läuft vor unserem Sofa auf und ab! Das ist natürlich extremst nervig.
Was kann man dagegen tun unsererseits? Ich meine, gibt´s da was kostengünstiges? Oder MUSS sie bzw. die Vermieterin dafür sorgen, dass es einigermaßen wohnlich ruhig wird?

Außerdem sind in unserer Wohnung die Fenster alles andere als dicht. Wer zahlt das? Fenster gehören doch nicht zu einer Renovierung (die wir gemacht haben)???

Danke für eure Hilfe im Voraus
Anke

Hallo Anke,

Baujahr 1950 ist ein edler Jahrgang - mein Geburtsjahr :smile:
Spaß beiseite: Bei Häusern aus dem Anfang der 50er mußt Du mit Baumängeln aller Art rechnen. Wohnraum war überall knapp und wurde mit der heißen Nadel unter schwierigen Bedingungen billigst erstellt. Hauptsache war ein halbwegs dichtes Dach über dem Kopf. Für Dinge wie Trittschalldämmung, Feuchtigkeitssperren etc. gabs weder Zeit noch Geld. Eine ordentliche Bauaufsicht fand i. d. R. nicht statt oder beschränkte sich darauf, daß in den Neubaugebieten alles schön einheitlich aussah. Es gehörte zur Normalität, daß große Teile des Baumaterials geklaut wurden, oft genug von den dort beschäftigten Handwerkern. Zur Normalität gehörte auch, daß gegen Feierabend kaum noch ein Arbeiter nüchtern war. So besitzen viele 100 Jahre ältere Häuser eine weit solidere Substanz als der 50er-Jahre-Pfusch.

Die heutigen Mieter dieser Häuser können an der schlechten Bausubstanz und deren Folgen nichts ändern. Wenn die im Obergeschoß wohnende Mieterin Teppichboden verlegt, kann dadurch eine leichte Verbesserung erzielt werden, aber eine echte Trittschalldämmung ist das natürlich nicht.

An den zugigen Fenstern kannst Du als Mieter halbwegs dauerhaft auch nichts ändern, das ist Sache des Vermieters. Aber Vorsicht: Die alten Hütten sind geradezu angewiesen auf die windigen Fenster, wo man nur nach genauem Hinsehen einen viel zu dünnen Holzrahmen entdeckt, der flatterig und vermutlich krumm wie ein Flitzbogen ist. Baut man dort dicht schließende Fenster ein, werden viele Häuser zu schimmeligen Höhlen, weil man beim Aufbau der Außenwände für Feinheiten wie thermische Isolation und Berücksichtigung des Taupunktes nichts übrig hatte. Oft sind die Wände dieser Häuser dauernd feucht, was aber weiter nicht auffällt, solange die klapprigen Fenster für Dauerlüftung sorgen. Deshalb sollte sich der Hauseigentümer hüten, einfach nur neue Fenster einbauen zu lassen. Er muß vielmehr zunächst einen Architekten beauftragen, der abklärt, was an Feuchtigkeitssperren, Lüftungsmaßnahmen und thermischer Isolation erforderlich ist. Wird an diesen Stellen nicht gründlich untersucht, nachgedacht und geplant, verschlimmert man den Pfusch der 50er nur.

Ich bekomme das alles gerade brühwarm in den neuen Ländern mit. Es wurden irrwitzige Beträge für neue Fenster ausgegeben. Ständig verteilen Wohnungsgesellschaften in den neuen Ländern Handzettel an ihre Mieter, mit der Aufforderung, endlich ordentlich zu lüften. Zig tausende Mietshäuser verschimmeln nämlich buchstäblich. Nur in seltenen Fällen liegt die Schuld bei den Mietern, weil die wochenlang im eigenen Mief sitzen. Schuld sind die Leute, die zwar in bester Absicht, aber ohne Verstand die Häuser einfach nur pottdicht machten. Die Ursachen des Schimmels mit den Folgen tiefgreifender Bauwerksschäden und Erkrankung vieler Bewohner haben sich noch nicht herumgesprochen. Und so entstehen Schäden in Milliardenhöhe.
Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

erstmal vielen Dank für deine aufschlussreiche (wenn auch etwas deprimierende) Antwort.
Ich glaube, dass die Fenster seit dem Erbauen des Hauses schon ausgetauscht/erneuert worden sind, denn es handelt sich um Fensterrahmen aus Vollkunststoffmaterial (so sagt mein Freund…).
Wenn man die Fenster aufmacht, ein Stück Papier reinsteckt und wieder zu macht, kann man im geschlossenen Zustand das Papier hin und herschieben (blöd zu erklären).
Außerdem geht doch dadurch im Winter ne Menge (Heiz) Energie verloren?!

Die Vermieterin ist auch überhaupt nicht auf dem neuesten Stand, denn sie wohnt mehrere Km entfernt und hat die Wohnungen schon Ewigkeiten nimmer gesehen (nach eigener Aussage)…

Um nochmals auf die Trittschalldämmung zurück zu kommen: Du meinst also, egal was die Frau über uns macht (z.B. Laminat mit Dämmung darunter oder eben Teppich) bringt alles nichts? D.h. wir müssen weiterhin mit ihr „TV hören“ wenn wir schlafen wollen, ihr Getrampel und Möbelrumrückerei ertragen? *ochnö*
Naja, wenigstens das Stöckelschuh-tragen inner Wohnung lässt sie wenigstens auf unsere Bitte hin sein…

Also danke nochmals
anke

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Hallo Anke,

Wenn man die Fenster aufmacht, ein Stück Papier reinsteckt und
wieder zu macht, kann man im geschlossenen Zustand das Papier
hin und herschieben (blöd zu erklären).
Außerdem geht doch dadurch im Winter ne Menge (Heiz) Energie
verloren?!

nein, nicht blöd erklärt, sondern sehr anschaulich. Natürlich geht da viel Heizenergie verloren. Es gibt eben auch bei Fenstern neueren Datums viel Plunder, der nicht besser isoliert, als ein vorgehängter Sack.

egal was die Frau über uns macht (z.B. Laminat
mit Dämmung darunter oder eben Teppich) bringt alles nichts?

Ein bißchen bringts bestimmt, aber es wird hellhörig bleiben. Eine ordentliche Dämmung liegt unter dem Estrich, der seinerseits keine feste Verbindung zu Wänden und Deckenkonstruktion besitzt. Oft gibts aber keinen Estrich und die ganze Deckenkonstruktion besteht aus Balken und direkt draufgenagelten Brettern. Da funktioniert die Decke dann eher als Klangkörper, der jedes Geräusch ins ganze Haus überträgt.

Es bringt wenig, aus der Ferne Mutmaßungen über Abhilfemaßnahmen anzustellen. Ein Architekt muß sich das Haus vom Keller bis zum Dach ansehen und wird dann sagen können, mit welchem Aufwand ein zeitgemäßer Standard herstellbar ist. Das läuft aber i. d. R. auf eine Sanierung hinaus, während der das Gebäude nicht bewohnbar sein wird. Alles andere ist Bastelei mit ungewissem Ergebnis. Die Möglichkeiten und Befugnisse von Mietern werden dabei weit überschritten.

Gruß
Wolfgang

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Hi Wolfgang,

Es gibt eben auch bei
Fenstern neueren Datums viel Plunder, der nicht besser
isoliert, als ein vorgehängter Sack.

ein Freund hatte mal ne Wohnung mit Fenstern die zwar mit Thermopen verglast waren, aber Alurahmen hatten. Nur war die thermische Entkopplung nicht besonders gut gelungen.
Die Ramen waren so kalt, daß man sie in ca. 40 - 50 cm Enrfernung spüren konnte und er hatte stets fließend Wasser, weil sich die Luftfeuchtigkeit natürlich dort niederschlug.

Die Fenster waren gar nicht malso alt. Ca. 10 Jahre

Gandalf

Hallo Anke,

wie Wolfgang schon sagte, auf keinen Fall die Fenster abdichten, Schimmel wäre die Folge. Wenn Du wirklich selbst etwas machen willst, dann brauchst Du eine kontrollierte Be-und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Anschließend kannst Du die Fenster abdichten. Jetzt entsteht kein Schimmel mehr und es geht auch (fast) keine Heizenergie mehr verloren, da moderne Wärmetauscher bis zu 96% der Abwärme zurückgewinnen.

Um eine Trittschalldämmung zu erreichen, müsste der Fußboden der Mieter über dir herausgenommen werden, dann Trittschalldämmung einbauen und neuen Fußboden verlegen. Der Aufwand ist nicht zu groß, aber auch nicht gerade Pinuts.

Gruß
Tilo