Ein Haus für 20.000 Euro?

Hallo,

ich habe gerade die Sendung „unser neues Zuhause“ auf RTL gesehen. Dort wurde in einem Bericht ein Hausboot gezeigt, in welches der Baulaie nur 20.000 Euro investiert hat. Das Haus hat er selbst gebaut - mit Hilfe von ein paar Baubüchern… Die Ausstattung war einfach und das Haus klein, aber es war ein Haus.

Ist so etwas überhaupt möglich? Wenn so etwas vergleichbares auch auf dem Festland möglich wäre, warum sind dann die ganzen Häuser so teuer?
Ich weiß nur, dass eine Bekannte vor ein paar Jahren ein Häuschen in eigenregie gebaut hat, ebenfalls für wenig Geld (wieviel weiß ich nicht).

Über Google wurde ich leider nicht fündig bezüglich Fotos oder Berichten über so günstige Häuser. Auch ein Buchtipp wäre schön.
Wenn das wirklich möglich wäre, könnte man sich ja tatsächlich die Miete sparen und selbst Hand anlegen.

Gruß
Tato

Möglich ist alles…
Hallo Tato,
ich erinnere mich, während meines Studiums einmal einen Vortrag bei den damals benachbarten Architekturstudenten gehört zu haben. Dort präsentierte ein Mann sein Haus, na ja, eher Häuschen, dass er für 5000 DM gebaut hatte.
Das Grundstück gehörte ihm schon und dort stand der Überrest eines Stalls oder ähnliches. Aber alles eher ruinös im Zustand, er hat uns auch Bilder gezeigt. Dann hat er der erstaunten Zuhörerschaft verraten, wie er es gemacht hatte.
Er hat ständig alle möglichen Baustellen in der näheren und weiteren Umgebung abgeklappert und überall, wo er mit seinem Kleinlaster vorbeikam. Dann hat er dort übriggebliebene Baumaterialien entweder gratis oder für wenig Geld oder ´ne Kiste Bier abgestaubt und mitgenommen. Steine, Holz, Zement, alles was halt so anfällt.
Alle Werkzeuge und Maschinen, die er brauchte hat er sich bei Freunden und Bekannten zusammen geliehen. Er mußte allerdings eingestehen, dass sein Freundeskreis erheblich geschrumpft ist.
Und dann hat er halt losgelegt und gebaut und gezimmert und auf die Grundmauern seiner Ruine ein kleines Häuschen gesetzt.
Das ganze hat etwa 4 Jahre gedauert. Das sah alles etwas kunterbunt aus und geheizt hat er, glaube ich, mit einem Holzofen und ob er fließendes Wasser hatte weiß ich nicht mehr. Die gesamte Wohnfläche belief sich in etwa auf 50 m².
Du siehst, es geht alles, die Frage ist nur, ob man es so will.
Schade, ich weiß nicht, wo die Hütte steht, sonst würde ich nach all den Jahren mal vorbeifahren und schauen, ob noch alles steht.
Ich nehme an der Mensch hat ständig daran weitergebaut und vielleicht auch einiges geändert.
Für mich wäre so eine Art von Haus allerdings nichts, davon ab, ich hätte wohl auch keine Lust ewige Jahre an einem Haus zu bauen, das am Ende dann noch ziemlich schräge aussieht.
Wenn man so will, läßt sich auf diese Weise fast das ganze Leben kostenlos bestreiten. Kleidung nur aus dem Rot-Kreuz Container, als Nahrung immer die runtergefallenen Sachen vom Großmarkt und wenn man Fernsehen möchte oder Zeitung lesen, dann klappert man systematisch immer abends alle Freunde und Bekannten ab.
Die Frage ist: Möchte ich so leben???

Gruß,
Frank Scholtysek

Hallo Frank,

ja, es gibt immer wieder solche Berichte, aber leider sehe ich die nur durch Zufall im TV. Es gibt meinen Recherchen nach, keine Informationen und Bilder im Internet.

Das Haus auf dem Wasser sah wirklich nett aus. Es war nicht zusammengewürfelt, nur vielleicht etwas zu klein. Aber es war vom Typ her wie ein Blockbohlenhaus. Es hatte keinen Anschein einer Bruchbude.

Die beschriebene Bekannte hatte auch mit einfachsten Mitteln gebaut. Ich habe mir das Haus mal angesehen. Gut, es war einfach, aber zusammengewürfelt sah es auch nicht aus. Es passt ganz normal in jede spießige Wohnsiedlung.

Ich frage mich nur, wie lange so ein Haus hält und ob da irgendwo ein Nachteil ist. Denn wenn sich Häuser wirklich so günstig (20.000-40.000 Euro) bauen lassen, dann frage ich mich warum das kaum einer macht.

Gruß
Tato

Denn wenn sich Häuser wirklich so
günstig (20.000-40.000 Euro) bauen lassen, dann frage ich mich
warum das kaum einer macht.

Weil viele

  • nicht auf Fundamente verzichten können
  • nicht auf einen Keller verzichten wollen
  • nicht auf eine Zentralheizung verzichten wollen
  • selber nicht bauen können und Handwerker brauchen
  • jemanden bezahlen müssen um ein Baugesuch zu erstellen

Hallo Tato,

habe die Sendung nicht gesehen, vermute aber Folgendes:

1.) Vermutlich beinhalten die 20.000,- EUR nur die Materialkosten, seine Arbeitszeit (und möglicherweise die von Bekannten und Freunden) hat der Besitzer wohl nicht kalkuliert.

2.) Offensichtlich sind keine Kosten für ein Grundstück enthalten. Gebaut werden darf bei uns nur auf erschlossenem Baugrund!

3.) Es handelt sich um ein Hausboot - dadurch entfallen möglicherweise Vorschriften, die bei einem „Haus“ nicht zu umgehen sind (z.B. Anschluß an Wasser und Abwasserversorgung, zum Energieverbrauch und vieles mehr). Ein Haus muss bei uns einigen Anforderungen genügen, die man vür überzogen halten kann, um die man aber keinesfalls herumkommt.

Fazit: Ein Haus für 20.000 EUR werden unsere Behörden mit Sicherheit zu verhindern wissen ;-((.

Die minimalen Materialkosten für ein kleines, bewohnbares und genehmigungsfähiges Haus würde ich in Deutschland auf ca. 40.000 - 50.000 EUR schätzen. Hinzu kommen die Kosten für das Grundstück und viel, viel Arbeit! Für den gleichen Preis findest Du mit etwas Geduld und der nötigen Flexibilität auch ein gebrauchtes, älteres und sicher renovierungsbedürftiges Objekt.

Gruß
Werner

Hallo,

Werner hatte schon ganz Recht, die Vorschriften machen dir Häuser teuer. Das war mit bisher gar nicht so bewusst.
Ein Hersteller für moderne Hausboote hat mir geantwortet. Diese Firma baut auch Festlandhäuser, allerdings nicht für Deutschland. Das Bauzulassungsverfahren in Deutschland ist sehr teuer.
Es ist einfacher - so schreibt er - in einem eigenen großen Gartenteich ein Hausboot schwimmen zu lassen (darf man das denn?). Das ist ja mal wieder typisch für die Bürokratie in diesem Land…

Gruß
Tato