Hallo,
vorwegschicken möchte ich, dass ich Immobiliengutachten erstelle und mir im Rahmen meiner Immobilienbewertung noch keine entsprechende Formel über den Weg gelaufen ist.
Eine Faustformel gibt es somit leider nicht. Das Excel-Tool der Stiftung-Warentest ist jedoch gar nicht schlecht gemacht, wenn man mal überschlägig rechnen will. Allerdings beeinhaltet es einige vereinfachende Annahmen und ist deshalb mit Vorsicht zu betrachten!
Es sind vor allem die Eingangsdaten der Vergleichsrechnung, die das Ergebnis extrem beeinflussen (können). Und das sind beim Vergleich Kauf-Miete einfach zu viele und der Betrachtungshorizont ist zu lang (20 bis 30 Jahre sind sicherlich angemessen). In diesem Zeitraum kann viel passieren: Immobilienwertsteigerungen wie sie 40 Jahre in der Bundesrepublik üblich waren kehren sich in Immobilienwertverluste, Steueränderungen bei der Kapitalbesteuerung wirken sich auf das Anlageergebnis des Mieters aus, die Mietwertsteigerungen treten nicht im antizipierten Umfang ein oder der Zinseszinseffekt bei den Mietpreissteigerungen führt zu unrealistischen Annahmen, usw. …
Einfach mal im Tool mit der Mietpreissteigerung und der Wertentwicklung der Immobilie ein bisschen „spielen“ und schon ergeben sich wundersame Vorteile für den Hauseigentümer oder auch lange Amortisationszeiten für selbigen. Zu „interessanten“ Ergebnissen kommt man übrigens, wenn man eine negative Wertentwicklung für die Immobilie annimmt (was durch die Altersabschreibung, die begrenzte Nutzungsdauer und die vorhandene Immobilienmarktsituation der letzten 10 bis 15 Jahre nicht unrealistisch erscheint).
Darüber hinaus sind Nebenfaktoren wie z.B. Wohnortflexibilität des Mieters bei Arbeitsplatzverlagerungen gar nicht rechnerisch zu erfassen (was passiert mit dem Verkaufspreis meiner Immobilie, wenn ich in einer Rezessionsphase oder bei Arbeitsplatzverlust verkaufen muss?).
Also einmal mehr das Fazit: Eine Faustformel gibt es nicht. Am Ende ist es eine „Glaubensfrage“, ob man sich für Miete oder Eigentum entscheidet. Jeder kann es sich - entsprechend seinem Standpunkt - passend rechnen.
Gruß
Robert
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