Hallo Friedrich,
ich gebs zu, auch ich habe mich über den Vorschlag des DIHT schon lustig gemacht. So, wie der Vorschlag verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen, von Teilen der Presse verbreitet wurde, ist er natürlich nur ein schlechter Witz. Der Vorschlag wird aber durch eine falsche und einfach nur dumme Berichterstattung kaputt gemacht, obwohl eine vernünftige Idee dahinter steckt. Die Forderung nach „500 Stunden umsonst arbeiten“ gibt es nicht. Vielmehr steckt die keineswegs neue Idee dahinter, im Rahmen eines Gesamtpaketes aus Arbeitszeitregelung und Bezahlung zu einem Stundenkonto für jeden Arbeitnehmer zu kommen. Ein durchaus vergleichbares Stundenkonto ist seit mittlerweile 30(!) Jahren für einige Millionen Beschäftigte längst usus. In praktisch allen Gleitzeitregelungen gibt es nämlich ein Stundenkonto von zumeist 20 Stunden, was letztlich dazu führt, daß nicht jede „Überminute“ sofort bezahlt wird, sondern in einer flexiblen Arbeitszeit verrechnet wird. Heute eine Stunde mehr gearbeitet oder verschlafen, wird im nächsten Monat oder wann auch immer bei passender Gelegenheit ausgeglichen.
Ähnliche Elemente wie beim DIHT-Vorschlag gibt es beim VW-Modell 5000 x 5000. Die Wochenarbeitszeit kann dabei 40 Stunden betragen, muß aber nicht. Meistens wird die Arbeitszeit wesentlich kürzer sein. Die Hauptsache ist, der Job wird geschafft. Das ist der Kern der Idee. Ein Unternehmen bekommt die Fähigkeit, Gehälter zu bezahlen nicht dadurch, daß Mitarbeiter eine bestimmte Stundenzahl anwesend sind, sondern einzig dadurch, daß ein bestimmtes Pensum geschafft wird. Wenn etwas schief läuft, irgendwo gibts z. B. qualitätsrelevante Schlamperei, die zeitintensive Nacharbeit erfordert, ist eben für ein paar Tage später Feierabend, bis die Nacharbeit geleistet ist. Der Job muß in vorgegebener Qualität gemacht werden, sonst kann das Unternehmen nicht bestehen. Dafür braucht man eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, die sich z. B. über ein Stundenkonto regeln läßt.
Nicht mehr und nicht weniger ist Kern des Vorschlages, wobei Schmierfinken und Ideologen nur 500 Stunden hören wollten und danach das zu knapp geratene Denkvermögen abschalteten.
Gruß
Wolfgang