Gesundheit

Mal sehen in wie weit das Argument -der Chefarzt zahlt gleich viel wie die Krankenschwester- jetzt noch gebracht wird.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,322386,00.html

MfG

Hallo Tobi!

Mal sehen in wie weit das Argument -der Chefarzt zahlt gleich
viel wie die Krankenschwester- jetzt noch gebracht wird.

Bevor wir in diesem Land etwas ändern, führen wir erst einmal eine Gerechtigkeitsdebatte. Dabei verrät und begründet niemand, was er unter Gerechtigkeit versteht und nebenbei geht unter, weshalb und mit welcher Zielsetzung eine Veränderung durchgeführt werden soll. Im Fall des Gesundheitswesens kommt hinzu, daß die Vorschläge aus den verschiedenen Ecken dem alten Muster folgen, die Beitragsbasis zu verbreitern. Das geschah jahrzehntelang per Erhöhung der Bemessungsgrenzen und wird jetzt fortgeführt, indem je nach Modell alle oder fast alle Bevölkerungsgruppen herangezogen werden. Das mag vernünftig sein oder auch nicht, jedenfalls vermisse ich Vorschläge zum Eindampfen des gigantischen öffentlich-rechtlich organisierten Verwaltungsapparats ebenso, wie auch Maßnahmen für mehr Kostentransparenz und Eigenverantwortung der Versicherten. Ohne solche Veränderungen vermag ich keine Reform zu erkennen, die zur nachhaltigen Senkung der Kosten führt, sofern dies ein Ziel sein sollte.

Stichwort Gerechtigkeit: Jede Versicherung verteilt das Risiko des Einzelnen auf viele Schultern. Kein Mensch fragt dabei nach Einkommen. Es zählt das zu versichernde Risiko. Alle Menschen sind auf elementare Nahrungsmittel angewiesen, kaufen Waren aller Art und nehmen Dienstleistungen in Anspruch. Noch nie wurde ich beim Bäcker und Friseur nach dem Einkommen gefragt. Die Ware/Dienstleistung hat für alle den gleichen Preis. Nun frage ich mich, weshalb die Mitgliedschaft in der staatlichen Gesundheitsfürsorge nicht einfach einen bestimmten Preis hat. Warum soll das Gesundheitswesen nicht einfach nur der Gesundheit dienen? Warum muß man mit dem Gesundheitswesen Umverteilungsideen verknüpfen?

Die Umverteilung leistet das Steuersystem. Wer über ein hohes Einkommen verfügt, zahlt nicht nur absolut, sondern auch noch prozentual mehr in die Staatskasse ein als der Mensch mit geringerem Einkommen. Es sei dahingestellt, ob zu viel oder zu wenig umverteilt wird. Was immer an Umverteilung beschlossen wird, läßt sich über das Steuersystem gestalten.

Wir könnten die Kosten des Gesundheitswesens nehmen, durch 80 Millionen dividieren (Einwohner Deutschlands) und hätten dann den pro Kopf fälligen Beitrag. Fertig. Zu einfach? Dann wäre noch ein Instrument denkbar, damit jeder Einzelne nur wirklich erforderliche Leistungen in Anspruch nimmt. Ohne das im Detail ausführen zu wollen, halte ich eine ähnliche Regelung wie in der privaten KV mit „Schadenfreiheitsrabatt“ für sinnvoll.

Im Moment leisten wir uns, die Finanzierung der Krankenkassen davon abhängig zu machen, ob Menschen Arbeit haben oder nicht und wieviel sie verdienen. Es scheint niemanden zu kümmern, daß solche Kriterien mit Gesundheit nichts zu tun haben. Nähme man Körperlänge oder Wohnungsgröße als Bemessungskriterium, würde jeder ob dieses Hirnrisses aufschreien. Dann erkläre mir bitte jemand, weshalb der Verdienst ein weniger hirnrissiges Kriterium ist.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

sollte so ein System, wie von Frau Merkel vorgeschlagen, kommen, würde ich nicht PKV-Versicherter sein wollen (bzw. gezwungen werden PKV-Versicherter bleiben zu müssen)…
dann lieber 169 EUR pro Erwachsene + ca. 2% des Einkommens (durch Soli-Zuschlag) statt PKV-Beitrag (250 - 600 EUR pro Person) + ca. 2% des Einkommens. Sollten die PKV-Versicherten bei einem größeren Systemwechsel nicht in die GKV wechseln dürfen, dann gute Nacht für die PKV-Versicherten.

Aber ich glaube, der deutsche Staat hätte etwas davon, wenn dieses Modell (statt ‚Bürgerversicherung‘) eingeführt werden würde (wenn die Beamten ins ‚neue‘ System wechseln dürften)… nämlich keine Kosten mehr für die Beihilfe.

Gruß
Sarah

Tach auch!

Aber ich glaube, der deutsche Staat hätte etwas davon, wenn
dieses Modell (statt ‚Bürgerversicherung‘) eingeführt werden
würde (wenn die Beamten ins ‚neue‘ System wechseln
dürften)… nämlich keine Kosten mehr für die Beihilfe.

Was soll das heissen? Wie und warum sollte man den Beamten die Beihilfe nehmen?
Ausser Frage steht die Notwendigkeit eines grundlegend zu reformierenden Verwaltungsapparats und damit zum Überdenken des Beamtentums.
Man sollte nur nicht vorschnell phrasierend etwas fordern, was jeglicher Grundlage entbehrt!

Es ist nämlich keinesfalls so, dass die Beihilfe einen prozentualen Anteil an den Kosten der PKV übernimmt.
Im Gegenteil: Die Beihilfe leistet im Durchschnitt 70% der real anfallenden Kosten im Krankheits- oder Pflegefall, und lediglich für die Übernahme der restlichen Kosten wird eine PKV heranzgezogen.

Vergessen wir eines nicht:
Es träfe in der Hauptsache vor allem die Pensionäre, denen in Zeiten des Nachkriegswirtschafts-booms ein Hungerlohn unter der Massgabe gezahlt wurde, als Beamte andere Privilegien zu geniessen.
Dass die, über den gesamten Globus verteilten *Helden der freien Marktwirtschaft* ein Unternehmen nach dem anderen vor die Wand fahren und dabei nicht einsichtig genug sind, die Schuld vielleicht auch mal bei sich zu suchen, kann kaum zur Grundlage ungerechter Forderungen gegen die vielleicht ehrbarste Institution unserer Demokratie gemacht werden.

Es ist schlicht und ergreifend eine Sauerei, wenn es zur gesellschaftlichen Methode eskaliert, den Beamten eine weitere finanzielle Last aufzubürden und sie ständig aufs Neue, zum Opferlamm oder Schuldhammel der Nation zu machen.

-Beamte müssen ihre Pensionen versteuern.
-Beamte zahlen als Pensionäre sowohl Kirchensteuer als auch den Solidaritätszuschlag.
-Die Rentenertragswerte des Ehepartners werden bei der jährlichen Einkommenssteuererklärung mitversteuert - eine Frechheit, wenn man bedenkt, wie erfolgreich in Deutschland bislang eine sinnige Quellen- oder Kapitalertragssteuer verhindert wurde.

Weder eine Bürgerversicherung nach dem Muster der CSU, noch ein Pauschalbeitrag, wie ihn die CDU vorschlägt, lassen sich auch bei eingehender Betrachtung kaum ernsthaft als seriöse und gerechte Regelung einer strukturellen Reform der Gesundheitsfinanzen bezeichnen.
Es darf bei allen Reformen nicht kategorisch gelten, dass die Entlastung der Unternehmen oberste Prämisse ist, um sich das, was man dort nicht einnehmen darf, anschliessend von den *streikfreien* Beamten, Arbeitern, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Rentnern zu holen.

Wenn dem Fetten der Gürtel zu eng ist, heisst das noch lange nicht, dass es ihm erlaubt sei, sich weiter die Wampe vollzuschlagen, ohne ein gleichzeitiges Bemühen erkennen zu lassen, wenigstens wie alle anderen auch, *auf ein paar Löcher* mehr abzuspecken!!!

Gruss
Thorsten