Hallo,
ein Gebäude-Baujahr in den 50ern läßt Schlimmes befürchten. Es war eine vom Mangel nicht nur an Baumaterial gekennzeichnete Zeit. Es wurde dringend Wohnraum gebraucht für Ausgebombte, die bis dahin in Behelfsheimen lebten und für ungezählte Flüchtlinge aus dem Osten des erst wenige Jahre vorher untergegangenen 1000-jährigen Reiches. Wenn es eines der zahlreichen, damals gebauten Siedlungshäuser ist, mußt Du froh sein, wenn außer Kalk überhaupt irgendwo Zement verwendet wurde. Es verschwand nämlich buchstäblich alles. Es war zwar alles akribisch vorgeschrieben, von der Form der Dachpfannen bis zur Farbe der hauchdünnen Fensterrahmen (alles immer schön einheitlich), aber um Qualität, thermische Isolierung oder Feuchtigkeitssperren hat sich wirklich niemand gekümmert. Hinzu kam unglaublich viel alkoholbedingter Pfusch. Es ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte, daß man damals kaum einen nüchternen Bauarbeiter angetroffen hat. Das schicke ich nur voraus, um zu verdeutlichen, daß Du an einem Haus des Baujahres '53 nichts vermeintlich Selbstverständliches voraussetzen darfst.
Unabhängig von der Bauart des Hauses gilt: Erreichbare Kellerwände sind von außen mit einer Feuchtigkeitssperre zu versehen. Will sagen: Aufgraben, reinigen, Putzschäden reparieren, mehrlagiger Bitumenanstrich. Leider ist das keine Maßnahme gegen von unten drückendes Wasser. Man kann natürlich auch nachträglich eine Sperrschicht aus nichtrostendem Stahlblech in die Wand einbauen, aber das ist richtig viel Arbeit. Trotzdem wird das Wasser noch durch die undichte Kellersohle drücken. Sofern Du das Wasser irgendwie loswerden kannst (weit genug weg), hilft eine Ringdrainage rund um das Haus. Alles tief genug in Kies verlegt und bis oben hin mit Kies verfüllt. Die ach so beliebte Bepflanzung direkt am Haus muß dabei dran glauben und darf auch nie wieder dort hin.
Du erreichst aber wegen der Teilunterkellerung Deines Hauses nicht alle Wände. Ich rate Dir dringend davon ab, das Haus zu untergraben. Wenn man es sauber abfängt, geht auch das, aber es ist richtig viel Aufwand und dabei muß jemand wirklich wissen, was er treibt, sonst stürzt Dir die Bude ein. Es gibt aber eine Alternative. Dabei werden die von außen nicht erreichbaren Mauern wasserundurchlässig gemacht, indem eine aushärtende Flüssigkeit injiziert wird. Unter „Verkieselung“ ist das ein marktgängiges Verfahren, das z. B. die Franchisekette Isotec (http://www.isotec.de) anbietet. Dafür wird die Mauer in kurzen Abständen von innen wie ein schweizer Käse angebohrt. Auf die Bohrungen werden Behälter mit der Verkieselungsflüssigkeit gesetzt, die langsam ins Mauerwerk einsickert und dort aushärtet. Auf diese Weise wird die von außen nicht zugängliche Kellerwand wasserundurchlässig.
Ich empfehle Dir also eine Kombination der genannten Möglichkeiten: Erreichbare Kellerwände wie beschrieben aufbuddeln und von außen abdichten, nicht erreichbare Wände von innen verkieseln. Um das Gebäude eine Ringdrainage legen und diese bis oben hin mit Kies auffüllen. Das Drainagewasser möglichst weit weg führen.
Auch wenn Du die nicht unterkellerten Teile des Hauses nicht untergräbst, bleibt die Buddelei dort gefährlich. Grabe nur abschnittsweise, vielleicht 3 m, und stütze den Graben ab, damit das Erdreich unter dem Haus nicht nachrutscht. Besorge Dir von einem Tiefbauer oder von einer Kabelverlegefirma das Material, um einen Graben seitlich abzustützen. Die anschließende Kiesverfüllung muß ordentlich verdichtet werden. Feststampfen mit den Füßen reicht nicht!
Ha, ich weiß, wie Du Deinen nächsten Urlaub verbringst! )
Gruß
Wolfgang