Baukran bei Windstärke 12

hallo,

ich habe eine weniger physikalische, als vielmehr eine Baupraktische Frage
deshalb stelle ich sie hier rein

Die Stürme der vergangenen Tage richteten ziemlichen Schaden an und rissen riesige Bäume aus der Verankerung.
Nicht nur Nadelbäume mit grosser Angriffsfläche sondern auch (zu der Jahreszeit) kahle Laubbäume.
Einige Fällungen konnte ich selbst beobachten, war erstaunt, mit welcher Gewalt die Strumböen angreifen, schätze, solche Windstärken noch nie gesehen zu haben.
Selbst in geparktem Zustand hatte ich schon Angst, mein Lieferwagen könnte umkippen.

Aber warum blieben alle Baukräne von klein bis gross standhaft? Bei der Gewalt?

Die paar Betonklötze als Gegengewicht können den Kran  - teils bis 50m Höhe - wohl unmöglich halten.
Ein kleinerer Kran (ohne Füherkabine) hier im Umfeld war sogar während der schlimmsten Böen noch aktiv, schwenkte also fleissig hin und her, während die Grösseren sich der Windrichtung hingaben.

Das kann mit den Gegengewichten unmöglich allein erklärt werden.
Werden Baukräne ausser mit den Betongewichten noch zusätzlich im Boden verankert?
Und wenn dann wie eigentlich? Wie tief?

kann doch gar nicht anders sein

oder?

G.

Moin Georg,

2 Sachen kann ich dir beantworten.

  1. Die Gitterkonstruktion ist relativ Winddurchlässig.
  2. Der Drehkranz ist nie fixiert, damit sich der Ausleger immer mit dem Wind drehen kann, um so den geringsten Widerstand zu bilden.

Gruß Detlev

Hallo!

Das ist aber reine Physik, dass der Kran nicht umstürzt.

Der Kran dreht sich in den Wind, der Ausleger steht in windabgewandte Richtung (Lee). Die Angriffsfläche des Windes ist also sehr gering.
Nur das Gitterwerk des Turmes bietet dem Wind Angriffsfläche. Hier entsteht ein Kippmoment, Kran „will“ umkippen. Die Gegengewichte gleichen das Kippmoment aus.
Er kippt nicht.

Am Boden ist der Kran nicht weiter verankert. Er steht auf Schienen oder auf einem 4-beinigen Podest.

Vergisst man das Lösen der Bremse, dann stürzen solche Kräne auch regelmäßig um wenn es stürmisch ist. Er muss am Arbeitsende immer „windfrei“ gestellt werden. Die mechanische oder elektrische Bremse des Drehwerks muss gelöst werden. Ausleger dreht sich dann in den Wind und bietet die Sicherheit gegen Umsturz.

Übrigens, es gibt Anweisungen bis zu welcher Windstärke man noch Kranarbeiten durchführen darf. Das wäre bis 15 m/s ( = ca. 55 km/h). Mit Last und mit dabei festgestellter Bremse kann so ein Kran durchaus schnell umstürzen.
Meist ist schon vorher wegen Pendelns der Last kein sicheres Absetzen der Last möglich.

Besonders hohe Kräne bei Hochhäusern sind Kletterkräne. Deren Gerüst ist mehrfach am Bauwerk verbunden. Nur der Turmausleger dreht sich und hat Gegengewichte.
Auch der Ausleger wird „windfrei“ gestellt und dreht sich selbsttätig in den Wind um geringe Fläche zu bieten.

Vergleiche den Kran mit einem Strommast. Beides haben vergleichbares Gitterwerk was ihn aussteift. Strommast steht aber fest, hat ein massives und tiefes Betonfundament( = Gegengewicht) und Strommasten haben starre Ausleger (Traversen), die die Stromkabel tragen.

Die stürzen durchaus auch um (Eisregen auf Leitung und Sturm).

MfG
duck313