53 und arbeitslos, wie weiter?

Hallo,

ein Verwandter von mir hat viele Jahre lang sein Geschäft -im wahrsten Sinne des Wortes- gemacht und einen Schmuckbetrieb (damals vom eigenen Vater übernommen) als Juwelier mit 4-5 Angestellten gut geführt.

Bereits seit einigen Jahren ist er -nicht minder durch die wirtschaftliche Lage- finanziell (stark) angeschlagen und musste daher eine gewaltige Größenänderung durchmachen. Durch eine gute Beziehung mit einem alten Kunden ist er also in einem viel kleineren Geschäft mit „wesentlich“ niedrigerer Miete untergekommen.

Da dieses auf den Namen seiner Frau eingetragen ist und sie den Betrieb auch führen kann, hat er sich seit Einzug um eine eigene Arbeitsstelle bemüht. Seit den letzten Jahren sucht er außerdem gezielt in Richtung Außendienstmitarbeiter.

Der Vertrieb über das Geschäft deckt fast gar nicht oder gerade mal die Geschäftsmiete ab. Daher muss er zusehen, das nun endlich etwas passiert. Jetzt meine Frage: Welche Möglichkeiten hat er „noch“ in seinem Alter eine Arbeitsstelle zu finden?

Leider ist er nur auf den Bereich Schmuck fixiert, weil dieser nunmal seine ganzen Erfahrungswerte ausmacht (Verkauf/Service etc.). Etwas anderes kommt für ihn daher auch nicht in Frage. Ich möchte ihn sehr gerne bei seiner „Beschäftigungssuche“ unterstützen, aber momentan sehe ich keine Möglichkeiten eine Arbeit in dieser Richtung zu vermitteln.

Gibt es nicht z. B. irgendwelche Um/Schulungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen die vom Arbeitsamt übernommen werden? Oder halt eine Art „Selbsthilfegruppe“ für Arbeitslose über 50, die sich mit den Problemen der aktuellen Marktsituation oder aktuellen Wirtschaftsproblemen auseinandersetzen und darüber diskutieren wie es weitergeht?

Nachdem ich mich bei „wer-weiss-was“ bisher immer gut beraten gefühlt habe, versuche ich mal wieder ein paar Anregungen zu finden.

Gruß,
Oliver

Hallo,

leider ist man bei vielen - aber Gott sei Dank nicht bei allen - Firmen mit 53 Jahren schon abgeschrieben. Ich kenne die Schmuck-Branche jedoch zu wenig, um die allgemeinen Chancen für Deinen Bekannten auch nur abwägen zu können. Nur so viel:

  1. Er sollte natürlich seine Kernkompetenz nutzen - und das scheint ja hier der Schmuck-Bereich zu sein. Es scheint mir wenig empfehlenswert, umzuschulen oder in artfremdes einzusteigen, allerdings ist eine Erhöhung des Kompetenzkapitals - also eine Erweiterung, Vertiefung oder Spezialisierung - unabhängig vom Alter immer empfehlenswert.

  2. Ich möchte nicht in das allgemeine Gejammer über die Institution Arbeitsamt einstimmen (nach dem Motto: die verwalten sich ja doch nur selbst, sind träge, vermitteln veraltete Angebote etc.) Vieles davon entspricht sicher der Realität, aber es kommt immer darauf an, einen guten Draht zu einem Sachbearbeiter zu finden und ihm zu vermitteln, dass man selbst aktiv an der Arbeitsvermittlung interessiert ist. Also: Selbst anrufen, hinfahren, sich engagiert zeigen - dann wird auch der Mensch im AA schneller aktiv und ist davon überzeugt, dass sich sein Einsatz für Deinen Bekannten lohnt. Die Beratungsangebote des Arbeitsamtes würde ich mitnehmen und nutzen.

  3. Selbsthilfegruppe ist ein guter Ansatz. Aber ob Arbeitslose sich gegenseitig ausreichend motivieren können, weiß ich nicht. Was Dir da vor Augen schwebt, klingt mir da zu sehr nach „Quassel- und Selbstbemitleidungsgruppe“. Eine vernünftige Alternative wäre vielleicht die Gründung eines Erfolgsteams: http://www.zeitzuleben.de/inhalte/pe/ziele/erfolgste…

  4. Dein Bekannter sollte, da offensichtlich schwer vermittelbar, möglicherweise einen erenuten, aber anderen Weg in die Selbständigkeit erwägen. Er sollte sich beim Arbeitsamt mal nach der Möglichkeit der Gewährung von Überbrückungsgeld erkundigen. Darlehen von Banken kann er sich wohl abschminken - aber man kann ja auch klein anfangen. Für das Überbrückungsgeld muß er sich allerdings die Mühe machen, einen ordentlichen Geschäftsplan aufzusetzen. Dazu sollte er sich ohnehin zwecks Beratung an die IHK wenden.

So, vielleicht hilft Dir ja einiges davon,

Gruss

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Hallo,

hat er schonmal versucht seinen Umsatz per Internet zu erhöhen? Bei Ebay wird doch genug Schmuck etc. verkauft. Ob das was für ihn ist hängt natürlich davon ab, ob er ein wenig mit einem PC umgehen kann. Ok, bei Ebay wird nicht unbedingt exclusives Zeug verkauft und man macht nicht unbedingt einen Reibach, wäre aber vielleicht eine Überlegung wert. Man braucht keine eigene Homepage, aber man erweitert seine Kundschaft. Verät man den Ebay-Kunden seine wahre Identität nicht, so ist auch keine Imageschaden für das renomierte (?) Ladengeschäft zu erwarten. So könnte er, als eigener Chef, sein Geschäft erweitert weiterführen. Außerdem denke ich, daß man da sicher auch einiges „schwarz“ verdienen kann. Ist zwar kein Kavaliersdelikt, aber wenn es um die Existenz geht…

MfG
Stephan

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