Einfach mal was Neues tun...!

Hallo,

bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und stelle einfach mal meine Frage ein.
Bin jetzt 36, arbeite seit einigen Jahren nach meinem zweiten Studium (Sozialwissenschaften) im Sozialen Dienst eines Sozialamtes. Bin hier Stellvertreter der Bereichsleiterin, habe viel im Außendienst zu tun (Hausbesuche bei Behinderten, Pflegebedürftigen, Abhängigkeitskranken / Gespräche in Hilfseinrichtungen). Hat mir alles auch immer Spaß gemacht, konnte mir viel selbst einteilen, organisieren und hatte viel Abwechslung. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Ich finde einfach keinen Spaß mehr an dem, was ich tue. Die Kunden werden immer unzufriedener, undankbarer, fordernder. Erfolgserlebnisse werden immer weniger. Beurteilt wird die Arbeit lediglich nach den Einsparungen. Kurz: Kann mir sehr gut vorstellen, mich von hier zu verabschieden.
Es gibt da auch noch so einen Traum…Vor Jahren hat mir mein Papa mal von einer Lehre abgeraten und mich mehr oder weniger zu einem Studium überredet – Bauwesen. Seit ich denken kann, beschäftige ich mich aber mit Pflanzen. Unter meinen Händen ist jede Pflanze etwas geworden. Habe mit Stecklingen herum experimentiert, verschiedenen Kompost angesetzt und geschaut, wie alles wird, usw… Es ist einfach die lebende Materie, das Werden und Vergehen, auf das man sich einstellen muss, das kreative Kombinieren, das Arbeiten mitten im Grünen, die sichtbaren Resultate dessen, was ich tue – all das fasziniert mich. Das ganze Wachsen, Blühen und Vergehen hab´ ich in mir aufgesogen und hab´ nie wirklich einen Beruf dahinter gesehen. Nun der Traum – einen Kräuterhof aufziehen. Ein Freund von mir betreibt einen in der Nähe von München, er würde nie wieder etwas anderes tun…
Und nun die Fragen: Was haltet ihr von der Idee? Was haltet Ihr davon, etwas ganz Neues zu beginnen, was man noch nie getan hat, einfach, weil man einen Draht dazu hat? Wie kann ich – möglichst nebenberuflich – eine Ausbildung zum Gärtner nachholen? Das Arbeitsamt konnte mir auch nicht wirklich helfen. Ob ich evtl. bei einem Gärtner eine Weile arbeiten könnte – er bringt mir was bei, ich packe mit an?

Na dann, hoffe auf regen Austausch…!

Viele Grüße
Thomas

Hallo,
die Idee finde Ich persönlich gut. Ich bin zwar noch ziemlich jung
(22) aber einige möglichkeiten gibs. Du kannst ja ein fernstudium
im Gärtnerbereich machen z.B bei der ILS, SGD und wie die alle heissen
und dann im Gärtnerbereich eine Nebenberufliche Selbstständigkeit ausüben. Ich habe mich im Bereich Heimtierbedarf selbstständig gemacht möchte später aber auch gerne nochmal Gastronmie lernen und mich in den bereich selbstständig machen. (Unmöglich ist Garnichts)

Mfg Christopher

Business Case
Hallöchen,

also der innovative Typ in mir findet die Idee gut.
Der Pragmatiker in mir stellt jedoch zuerst ein paar Fragen:

  • Wie kommst Du an Kunden? Kennst Du Grossabnehmer (Restaurants, Geschäfte), die Dir das Zeug sofort abnehmen können oder mußt Du möglicherweise eine längere Zeitperiode überbrücken, ohne merkliche Einnahmen zu haben?
    [wenn Du weniger als alles verkaufst, sind das Verkaufsrate V in Prozent]
    [wenn Du keine Kunden hast, brauchst Du einen finanziellen Puffer P - wenn der auf Kredit kommt ist er negativ und es gehen Zinsen Z drauf!]

  • Wie viel musst Du investieren [Basisinvestition B], damit Dein Kräuterhof überhaupt erst mal läuft? z.B.: Hast Du den passenden Platz? Wenn nein: Grundstück pachten oder kaufen? Wo?
    [wenn Du nicht genug vorstrecken kannst, sind Zinsen Z fällig, wenn Du Pacht zahlst, drückt das mächtig auf die laufenden Kosten und es sollte in die Kostenrechnung gleich der Gesamtbetrag für die minimale Laufzeit des Pachtvertrags genommen werden!]

  • Wie sieht die Preiskalkulation aus? Wie viel Verkaufs-Einheiten von was kannst Du in welchem Zeitraum auf welcher Fläche anbauen und wie viel Geld bringt eine Verkaufs-Einheit?
    Wie viel Ausschuss wirst Du haben (unverkäufliche Einheiten, d.h. Pflanzen mit irgendwelchen Krankheiten, Wucherungen, eingehende Setzlinge etc. und nein als Bank glaube ich Dir „keine“ nicht!)
    [X Einheiten pro Jahr * Y Euro pro Einheit = Maximalgewinn MG abzüglich Ausschussrate R]

Das war erst der Anfang.
Bisher sieht unser Modell, auch wenn es nicht vollständig ist, etwa so aus:

Der Gewinn, den Du machen kannst, wäre also G = (MG / (R * V))

Im ersten Jahr hast Du: EBIT = - (B - P - G ) * Z

Da kommen dann noch Umsatz- und Gewerbesteuer sowie Abschreibungen etc. drauf.

Wenn jetzt noch
Jahresausgleich = (B + P + EBIT)

Moin Thomas,

da ich vor einem ähnlichen Weg stehe und ihn hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft auch realisieren werde, kann ich das nachvollziehen und möchte Dich bestärken.

Fehlende Kompetenzen zu erwerben, halte ich nicht wirklich für das größte Problem. Du hast ja selbst schon Vorschläge gemacht. Es wird sicherlich in Deiner Umgebung einen Gärtner geben, der sich über - unentgeltliche - Hilfe sehr freut (im Tausch gegen ein bisschen Fachwissen). Da müsstest Du halt Deinen Jahresurlaub opfern oder auf Teilzeit reduzieren oder am Wochenende oder oder oder.

Vieles kann man sich auch anlesen. ob nun im Internet oder in Fachbüchern. Oder mach Work and Travel… Ferien auf dem Bauernhof…

Parallel solltest Du auch etwas vom Management, Finanzen etc. verstehen - aber das liegt Dir als Verwaltungsmensch u.U. gar nicht fern und man kann für so etwas ja auch Kurse besuchen.

Was die Realisierung des Projekts angeht, würde ich Dir gute Recherche und gute Vorbereitung sowie einen guten Finanzplan raten.

Bevor Du nciht genau ausgelotet hast, ob Dein Projekt Erfolg haben könnte und Du auch einen Plan B in der Tasche hast (was ist, wenn Du von Kräutern allein nicht leben kannst? Was kannst Du zusätzlich tun?), würde ich nicht zur Tat schreiten an Deiner Stelle.

Es kommt ja auch noch drauf an, ob Du für Dein Vorhaben z.B. das Land, Freunde und Familie verlässt. Die Folgen wären ungleich übler, wenn Dein Plan scheitert und du in der Fremde allein hockst.

Es sind einige Punkte zu beachten, damit es entweder gar nicht erst scheitert ODER ein Scheitern Dich zwar u.U. Geld kostet, Dich aber weder finanziell noch moralisch/mental ruiniert.

Ansonsten: Auf zu neuen Ufern! Viel Erfolg dabei

wünscht
Demenzia

Hi Michael,

prima - Deine Ausführungen hab ich mir ausgedruckt und werde mir Dein REchenexempel mal bei unserer Planung zur Brust nehmen…

Danke! Und *chen

Gruß
Demenzia

Hallo, Demenzia,

erstmal Danke für die Reaktion - vielleicht hast Du ja Lust zu schreiben, welchen Weg Du in Zukunft vorhast. Würde mich freuen.

Der Michael hat ja schon in kurze Formeln gebracht, was rein äußerlich alles zu bedenken ist. Klar, solche Überlegungen müssen natürlich auch kommen, wenn es an die Umsetzung geht. Aber ich meine, ein Traum von etwas als Ausgangsposition kann nicht verkehrt sein. Allemal besser als eine Zwangslage, aus der heraus Entscheidungen kommen.

Zu den Gärtnern in der Umgebung werde ich mich mal auf den Weg machen. Vielleicht ergibt sich dort wieder etwas…

Wäre schön, wenn Du mich mal auf dem Laufenden hältst.

Gruß
Tom

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