'Warum bewerben Sie sich gerade bei uns?'

Hallo allerseits,

ich habe in Kürze ein Bewerbungsgespräch als Ingenieur. Es geht um eine Stelle als Diplomand.

So wie ich informiert bin, wird ziemlich sicher die Frage gestellt, warum ich mich gerade bei diesem Unternehmen beworben habe. Vorab eine wichtige Info zum Unternehmen: Das Unternehmen ist doch recht groß (knapp 10.000 MA weltweit), ist allerdings selbst ein Tochterunternehmen einer noch größeren Mutterfirma. Die beiden sind schon seit mehr als 50 Jahren zusammen (und zwar als 100%ige Tochter).

Und genau hier liegt auch meine Frage: Ich bin während meiner Bewerbungsphase erst über die Mutterfirma auf die Tochter aufmerksam geworden. Die Stelle war nämlich unter dem Namen der Mutterfirma ausgeschrieben und wurde dann intern an die Tochter weitergeleitet. Mit der Mutterfirma kann ich mich sehr gut identifizieren, sie ist im täglichen Leben um mich, hat wichtige Innovationen entwickelt und ich stimme deren Leitsätzen zu. Die Tochterfirma hat ebenfalls viele Stärken, die sich aber nicht so sehr von den Stärken anderer Firmen abheben.

Was soll ich nun auf die Frage, warum ich mich ausgerechnet bei diesem Unternehmen beworben habe, antworten? Soll ich von den Vorzügen der Mutterfirma erzählen? Oder darf ich das auf gar keinen Fall und soll ich die Stärken der Tochterfirma aufzählen? Bei letzterem befürchte ich, dass ich schnell ins Schwafeln gerate (innovativ, beeindruckende Erfolge - das klingt alles irgendwie abgegriffen). Andererseits weiß ich ja nicht, ob das Tochterunternehmen nicht lieber autark dastehen möchte und von meinem Lob über die Mutterfirma denkt: „Sie sind hier aber bei der Tochter“…

Weiß von Euch jemand Rat? Wie seht ihr das? Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

Grüße,
Johannes

P.s.: An die, die sich an meine Frage nach dem passendem Outfit erinnern: Es ist eine Kombination geworden. Und ich fühle mich deutlich wohler mit dem Gedanken, ordentlich gekleidet zu sein. Danke nochmal dafür!

Hallo Johannes!

Soll ich von den Vorzügen der Mutterfirma erzählen? Oder darf ich
das auf gar keinen Fall und soll ich die Stärken der Tochterfirma
aufzählen?

Warum willst Du Dich derart verbiegen und dabei auch noch unglaubwürdigen Unsinn erzählen? Was war denn der tatsächliche Grund für Deine Bewerbung? Das Zeitungsinserat fiel Dir auf, weil Dir der Firmenname etwas sagte? Der Arbeitsplatz liegt in Deiner Region und nicht am anderen Ende der Republik? Dich interessiert das Arbeitsgebiet? Solche Dinge wären glaubwürdig, aber erspare Dir Erzählungen von vermeintlichen Stärken des Unternehmens, die Dir eh keiner abnimmt.

Wenn Dein Gesprächspartner kein unerfahrener Trottel ist, wird er merken, wenn ihm nur eine glatte Fassade geboten wird. Wer mag sowas? Deinen Gesprächspartner wird interessieren, ob Du neben der fachlichen Qualifikation auch menschlich in die Umgebung paßt. Du würdest vermutlich beim Bewerber irgendwas Richtung Hackenschuß vermuten, wenn der Holler-mäßig oder wie bei einem Tendenzbetrieb Unternehmensleitsätze herunterbetet. Sei Du selbst und kein Schauspieler!

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

danke für Deine Antwort. Ich möchte mir auch nicht irgendwelche Vorteile über das Unternehmen ausdenken.

Ich habe während meiner Bewerbungsphase gezielt bei diesem (Mutter-)unternehmen nach einer interessanten Stelle gesucht. Deshalb kann ich das, was ich vorhin geschrieben habe („Identifizieren mit dem Unternehmen“ etc.), auch ehrlich sagen.

Nur - es geht dabei immer um das Mutterunternehmen. Nicht um die eigentliche Tochter. Und auch die Tochter ist vom Namen her bekannt, vielleicht möchte sie sich nicht zuletzt deshalb lieber eigenständig sehen und wäre nicht gerade angetan, wenn ich nun von dem Mutterunternehmen anfange. Ich möchte nicht ins Fettnäpfchen treten.

Aber wenn ich Deine Antwort richtig interpretiere, dann sollte ich bei der Begründung auch nicht zu sehr schwärmen? Auch nicht, wenn’s ehrlich ist?

Viele Grüße,
Johannes

Hallo Johannes,

wolltest Du denn nicht schon immer in genau dieser Branche arbeiten (dann sag das doch auch!)? Gerade als Ingenieur ist das nicht unerheblich! Es kann sein, dass Du mit dieser Stelle schon die Weichen in eine bestimmte Richtung stellst. Nicht, weil es keinen Weg zurück gäbe, sondern weil viele Firmen gern Leute mit einschlägigen Branchenkenntnissen einstellen. So wird ein Autobauer bevorzugt Leute mit Erfahrungen aus der Fahrzeugtechnik einstellen und einen gleich guten Bewerber, der bisher Schwermaschinen konstruiert hat, nicht ganz so gern einstellen. Umgekehrt genauso.

Viele Grüße

Anne

Hi,

Nur - es geht dabei immer um das Mutterunternehmen. Nicht um
die eigentliche Tochter. Und auch die Tochter ist vom Namen
her bekannt, vielleicht möchte sie sich nicht zuletzt deshalb
lieber eigenständig sehen und wäre nicht gerade angetan, wenn
ich nun von dem Mutterunternehmen anfange. Ich möchte nicht
ins Fettnäpfchen treten.

Geh mal davon aus, dass die Tochter eigenständig dastehen will.
Das ist der Normalfall. Die Tochter ist bestimmt eigenständig ISO 9001 (oder strenger) zertifiziert (Normalfall), weshalb sie allein schon deswegen eigenständige Leitsätze haben dürfte.

Aber wenn ich Deine Antwort richtig interpretiere, dann sollte
ich bei der Begründung auch nicht zu sehr schwärmen? Auch
nicht, wenn’s ehrlich ist?

Schwärmen setze ich gleich mit verklärtem Blick.
Abgesehen davon, dass du Gefahr läufst, von der Realität riesig enttäuscht zu werden, wirkst du als Schwärmer nicht gerade so, dass man dir eine professionelle Tätigkeit zutrauen könnte.

Bleib einfach bei den Fakten.

Gruss,

Durchschnitt fällt durch

Warum willst Du Dich derart verbiegen und dabei auch noch
unglaubwürdigen Unsinn erzählen? Was war denn der tatsächliche
Grund für Deine Bewerbung? Das Zeitungsinserat fiel Dir auf,
weil Dir der Firmenname etwas sagte? Der Arbeitsplatz liegt in
Deiner Region und nicht am anderen Ende der Republik? Dich
interessiert das Arbeitsgebiet? Solche Dinge wären
glaubwürdig, aber erspare Dir Erzählungen von vermeintlichen
Stärken des Unternehmens, die Dir eh keiner abnimmt.

Hallo,

das ist denkbar schlechtes Selfmanagement und vermittelt, dass man nur an sich selbst denkt: Sicherer Arbeitsplatz, kurzer Arbeitsweg…

Das vermittelt, dass man bestenfalls Durchschnitt ist.

Die meisten Frage im Vorstellungsgespräch sind rein provokativ. Wie schlagkräftig sind die Antworten, wie gut ist der Bewerber vorbereitet etc. Das ist hier gefragt.

Ehrlichkeit ist hier sicher nicht die erste Wahl.

Gruß

S.J.