Essen und trinken im Konzert

Bis wann war es üblich in Oper und Konzert zu essen und zu trinken?

Moin Grußlose,

Bis wann war es üblich in Oper und Konzert zu essen und zu
trinken?

wird doch immer noch, wenn auch in den Pausen.
In Freiluftveranstalltungen wird es manchmal auch heute noch während der Musik getan.

Ach ja, wenn Du allgemeine oder unpräzise Fragen stellst, gibt es ebensolche Antworten.

Gandalf

Hallo Gandalf,
Issi meint wohl den Bereich der „klassischen“ Musik und geht wohl von der (recht fragwürdigen) These aus, dass die Musik früher (Feudalzeit) als Unterhaltungsbeigabe zum Festessen gereicht wurde. Da ist natürlich einiges dran, und in den landesüblichen Filmen wird dieses Klischee ja auch kräftig ausgebaut. Aber selbst in der Barockzeit stand die Musik am Hofe in der Regel (jedenfalls wenn es sich um bis heute überlieferte Musik handelte) deutlich vor dem Fressen im Vordergrund.
Vielleicht wäre folgendes für Issi interessant zu wissen: Der Begriff „Konzert“ ist als soziales Ereignis ja erst Produkt der Verbürgerlichung der Kunst. Das, was wir heute unter einem Konzertabend im klassischen Sinne verstehen, entstand erst mit dem Interesse des Bürgertums, Musikabende komerziell auszunutzen (sehen wir mal von den frühen Konzerten in den Kreisen des italienischen Renaissance-Bürgertums ab). „Konzert“ im bürgerlichen Sinne heißt: Eintritt verlangen (das fing damit an, dass man Sitzgelegenheiten gegen Geld vermietete), Stars zu finanzieren, Noten und Programmhefte zu verkaufen und Reklame für Tourneen zu machen. Aber selbst in den „bürgerlichen“ Anfängen war das Saufen und Rauchen während des Musikhörens durchaus nicht immer verpönt.
Die strenge Sittenregel, die heute noch gilt (stell dir Bayreuther Festspiele mit weißwurstmampfenden Zuhörern vor!), dass man Musik hören soll, ohne sich den leiblichen Versuchungen hinzugeben, entwickelte sich erst mit dem idealistischen bürgerlichen Anspruch auf das „Kunstwerk“ (Geniebegriff, Dirigentenkult, Platteneinspielungen ((Walter Benjamin: die „Aura des Kunstwerks“)), VIP-Karten-Eintritt usw.)
Selbst bei unserem Schleswig-Holstein-Festival (wo ich zu Hause bin) wäre es undenkbar, mit der Bratwurst in der Hand den Klavierabend in der Konzertscheune aufzusuchen. Das „gehört sich nicht“, ebenso wenig, wie zwischen den Sätzen einer Sinfonie zu klatschen. Das sind die Regeln, an die wahrscheinlich Issi bei seiner/ihrer Frage gedacht hat. Immerhin muss man heutzutage nicht mehr unbedingt im Abendkleid erscheinen. Wer weiß, vielleicht ist es eines Tages „in“, seine Bratwurst zu Klangen der Waldsteinsonate zu futtern.
Schön wär´s ja.
Gruß,
lynndinn