Fisch gar - à point
Servus,
je niedriger die Temperatur, desto wichtiger ist, dass der Ofen sie schon hat, wenn man das Gargut hineingibt, und sie dann auch hält.
Vor vielen Jahren, als „Grillen auf dem heißen Stein“ Mode war, hab ich mal so einen Stein geschenkt bekommen, einmal versuchsweise benutzt und dann weggestellt. Vor zwei Jahren, als ich wieder in die Fraktion der Eigenbrötler übergelaufen bin, hab ich dann eher zufällig gemerkt, dass der Stein mitsamt Gestell genau in die zweitunterste Schiene meines Backofens passt. Seit der Siemens damit aufgerüstet ist, bäckt er Brot wie ein großer. Aber um z.B. 80° C nicht bloß auf dem Thermostat anzuzeigen, sondern wirklich zu haben (im Ofen und nicht an dessen Wand gemessen), muss er ungefähr vier Mal auf diese Temperatur aufheizen.
Wann Fisch genau „gar“ ist, ist schon auch eine Geschmackssache. Wenn man ihn „à point“ haben will, was für Lachs als einen eher „trockenen“ Fisch sicher nicht verkehrt ist, reichen 80° C / 45 min für zwei bis drei Pfund wohl aus. Wenn man dann innen hineinschaut und nichts mehr „schlabberig“ ausschaut, sondern alles koaguliert ist, ist er grade mal gar. Er sollte dann mal grade eben von den Gräten lösbar sein. Es gibt aber keine Verpflichtung, den Fisch auf diese Weise am liebsten zu mögen.
Im „Bahnhofsbistro“ im früheren Brotteaux-Bahnhof hab ich Poulet de Bresse in dem Garungsgrad gegessen, der nach Bocuse der ideale ist: Unmittelbar an den Knochen grade noch rötlich. Es ist sicherlich richtig, dass auf diese Weise die Aromen eines Bresse-Giggels am hübschesten herauskommen, nichts ist abgedampft, nichts ist vertrocknet.
Das hindert mich aber persönlich gar nicht, dass ich ebent nicht dem Meilleur Ouvrier nacheifere und mich darum bemühe, diesen idealen Garpunkt in den Griff zu kriegen - wenn ich selber einen Oregano-Zitronen-Knofel-Giggel aus dem Rohr nehme, spannt trotz xmaligem Begießen die Haut, das Fleisch fällt beinah von den Knochen und wenn man einen viel benutzten, entsprechend scharfkantigen Löffel hat, kann man ihn gut ohne Messer essen. Erfreulicher Nebeneffekt: Dann sind auch die Kartoffelscheite gar und haben eine leuchtende Kruste.
Das dürfte einem Profi nicht passieren, weil es in der professionellen Küche eben Regeln gibt, die einzuhalten sind. Aber mir schon, weil ich keine Schiefertafel schreiben muss, auf der „Poulet à la Grecque“ steht. Wer mag, was ich mache, kommt gern wieder an meinen Tisch. Wers nicht mag, lädt mich zu einem guten Profi ein, das hat dann auch was für sich.
Moral: Jede Jeck ess(t) anders.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder