Hallo Jade -
ich empfehle Vorsicht mit solchen Verallgemeinerungen - weder gibt es DEN Amerikaner (U.S.-Amerikaner meinst Du, nehme ich an) noch gibt es DEN Engländer. Das ist nicht nur reine Pingeligkeit, sondern zudem eine der von Dir gesuchten Basiseigenschaften: beide Kulturen sind viel stärker (und ganz besonders in den urbanen Zentren) Mischkulturen und von verschiedensten Subkulturen durchsetzt, als wir das als Deutsche gewohnt sind. Das zumindest haben England und die U.S.A. gemeinsam.
„Schnellebigkeit“ ist sicher keine Eigenschaft, die man vergleichend mit dem Tacho messen kann; vielleicht könnte man sagen, daß diese Eigenschaft in den U.S.A. im Guten wie im Schlechten mehr beschworen wird. Jede Kultur (und ganz besonders jede Medienkultur) interagiert ja mit den Klischeevorstellungen über sie, und so inszenieren sich die Engländer halt oft sehr konservativ, eben weil das Erwartungen entspricht. Sicherlich macht es dabei aber nach wie vor einen Unterschied, daß die Engländer (wie überhaupt alle Briten) eine viel längere Geschichte haben und stets in direkterem Kontakt zu Nachbarländern standen. Die U.S.A. konnten sich - Schmelztiegel, der sie waren und sind - stets etwas separater von anderen entwickeln. Auch scheint mir der ausgeprägte Nationalismus, der dort in Politik und Bildungswesen so betont wird (und uns z.T. lächerlich vorkommt), immer noch die fehlende Verwurzelung in einer eigenen Geschichte über die Mayflower-Zeiten hinaus kompensieren zu wollen [die indianischen Kulturen sind ja offenbar eher folkloristisch erschlossen].
Kurz: ich weiß nicht, ob man die Unterschiede, die man beim Aufenthalt in beiden Ländern subjektiv empfindet, in eine Tabelle „Die sind so und jene sind so“ packen kann, denn beide Kulturen sind vielfältig genug, um allen Schattierungen Platz zu bieten. Wo die U.S.-Amerikaner traditionsverhaftet sind, sind sie es oft extremer, als es irgendwo in Europa noch zu beobachten ist (man denke an manche der rückwärtig gerichteteren religiösen Strömungen). Ohnehin sind in unserer weltweiten medialen Vernetzung die „Volksmentalitäten“ eher im Aussterben begriffen, meine ich, und insofern gleitet das Thema rasch ab in die Stammtischempirie…
Wie sagt man so schön: die U.S.A. und Großbritannien sind durch den Atlantik miteinander verbunden und getrennt durch die Sprache…
Pengoblin